Bambix, Rasender Stillstand, 24.08.2012 in Essen, Panic Room - Bericht von Schlossi
Bambix, 24.08.2012 in Essen
Ich hasse Schulbücher. Ich hasse es, wenn Eltern nicht wissen, in welche Klasse ihre Blagen gehen und ich hasse Schulen, die unfähig sind eine dreizehnstellige Nummer korrekt auf ein Stück Papier zu drucken. Was das jetzt mit dem heutigen Konzert zu tun hat? Nix. Ich musste das einfach mal sagen und irgendwie muß ich den Bericht schließlich einleiten. Hatte ja ein wenig Bedenken, dass wir auf der Fahrt von Dortmund nach Essen entweder von Fußballfans, Nazis oder der Polizei belästigt werden, aber außer der milchtrinkenden Rockergang mit selbstgehäkeltem Kopfschmuck und den drei Leerguttechnikern keine besonderen Vorkommnisse. Also nutze ich die Zeit, frage Fö, was denn Rasender Stillstand für Musik machen und er faselt was von experimentellem Punkrock, bisschen düster, hatten mal ein Cello dabei, mittlerweile aber nicht mehr und deshalb klingt es jetzt straighter. Aha. Immer wenn ich das Wort "experimentell" höre, bekomme ich Angst. Dann muß ich an entrückte Hippietypen denken, die ihre Gitarre unterm Kinn hängen haben, an zig Effektgeräte angeschlossen sind und ihrem Instrument seltsam schwebende Töne entlocken und das über einen Zeitraum von mindestens zwei Stunden. Ein ähnlich ungutes Gefühl löst bei mir sonst höchstens noch das Wort "progressiv" aus. Aber gut, gleich danach spielen Bambix, da kann ich mich dann wieder erholen, also lasse ich mich mal auf das Wagnis Rasender Stillstand ein.
Mit respektvollem Abstand trete ich vor die Bühne, bereit mich meiner Angst zu stellen. Tja, die muß ich aber wohl wann anders bekämpfen, denn die befürchtete Instrumentenwichserei bleibt aus. Stattdessen bin ich erstmal positiv überrascht.
Die beiden Gitarrist_innen wechseln sich mit dem Gesang ab, wobei die Sängerin live eine wirklich tolle Stimme hat, aber auch ihr männliches Pendant muß sich nicht verstecken. Bei Titeln wie "Veil of secrecy", "90-60-90" oder "Entartet" würd ich auch fast mal behaupten, dass es inhaltlich um etwas mehr als saufen, vögeln und Party machen geht. Da ich von den Texten allerdings akustisch nicht ganz so viel verstehe, bleibt das natürlich nur eine Vermutung.
Andererseits versteh ich bei"Beautiful Job" immer was von Blow Job. Vielleicht hab ich aber auch wat anne Ohren. A propos Ohren: Extrem experimentell klingt das Ganze für meine Ohren glücklicherweise nicht, erinnert mich eher an so 80er Punk/Darkwave Zeug, um mit Mark Zuckerberg zu sprechen: gefällt mir.
Beim restlichen Publikum scheint es auch ganz gut anzukommen, es wird sogar nach einer Zugabe verlangt.
Übrigens: scharfe Gitarre! Völlig unterrepräsentiert, dieses Modell. Ich finde, jede Band sollte mindestens eine Flying-V dabei haben. So. In der Pause noch fix über Zombiefilme und Helge Schneider als Inspirationsquelle diskutiert, dann kann es auch schon weitergehen.
Mit Bambix. Die haben offenbar ein neues Bandmitglied in Form einer lustigen Plüschschlange. Hier im Bild sehr schön zu sehen, wie sie sich um den Mikrofonständer des Bassisten windet.
Gespielt werden noch mehr Hits als letztes Mal in Oberhausen, was entweder daran liegen könnte, dass mein Erinnerungsvermögen auf Grund diverser kleiner Biere etwas getrübt ist oder, und das halte ich für wahrscheinlicher, daran, dass ich einfach mehr von den älteren Sachen kenne.
Und von denen gibt es heute reichlich: "Annie", "Andre", "Kain&Mabel", "Julie", alle sindse da. Nur "Butch" fehlt. Dafür wird endlich mal wieder der großartige "Summersong" gespielt.
Die Band ist gut drauf, vor der Bühne tanzen Hippies und Nerds mit riesigen Brillen eine Mischung aus Ringelreihen und Gabber und die Leute vor, neben und hinter mir sehen auch alle ganz glücklich aus. Okay, kommt auf diesem Foto jetzt vielleicht nicht so zur Geltung, aber passt schon.
Hin und wieder wird das Publikum auch zu so Mitklatschaktionen animiert, allerdings eher semi-erfolgreich. Bei "Bottle" singen dann aber alle fein mit.
Schlagzeuger "Karlheinz" darf zwischendurch auch noch was zum besten geben. Für's Protokoll: Fö, das ist schon das zweite Schlagzeugerfoto! Bitte nicht übertreiben.
Nach der zweiten Zugabe lässt der tobende Pogomob die Band dann endlich von der Bühne. Gelungener Abend!
Hier links im Bild nochmal Schlange. Die kann übrigens auch fliegen. Ja, wirklich. Wir machen jetzt im Billiardschuppen an der Ecke noch tierisch einen drauf! Billard ist ja so ähnlich wie kickern, nur mit mehr Bällen. In diesem Sinne: Cheerio!
Liebes Schlossi: Das du von Bällen keine Ahnung hast ist mir ja durchaus bekannt, allerdings heißen die Dinger beim Billard Kugeln...
snitch
29.08.2012 11:51
@Autor_in: "Beautiful Job"?! Also, ich hab aber auch die ganze Zeit das komische Slangwort da verstanden.
Vielleicht ist der Song ja ne Art Attitüdendetektor. Wer "Beautiful Job" versteht, ist pc, und der dreckige Rest Sexist_innen. Ohje...
DIE schlossi
29.08.2012 14:41
kiki, du kleingeistiger kneipensportler! dass du mich hier maßregelst, ob meiner unkenntnis von bällen und kugeln, obwohl du selbst nicht in der lage bist eine buchhandlung von einer bücherei zu unterscheiden, lasse ich mir ja noch gefallen. aaaber, dass du mich hier verdinglichst, nee, DAS geht gar nicht! ich will sofort die bierschinken-gleichstellungsbeauftragte sprechen!!!
@snitch: vielleicht kann man sich durch den gender-gap ja reinwaschen, ich mein "sexist_innen" ist ja eigentlich schon wieder pc, oder?
Coco
29.08.2012 17:20
Wer ist denn die "bierschinken-Gleichstellungsbeauftragte" ? Kisten? *kicher* ...
Coco
29.08.2012 17:25
Wollte sagen: Kirsten
[Jetzt hab ichs verkackt und es ist gar nicht mehr so lustig, menno...]
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