Chefdenker, Manege frei, 15.09.2012 in Schwerte, Rattenloch - Bericht von Fö
Chefdenker, 15.09.2012 in Schwerte
Rein, Hallo sagen, Bi-Ba-Band bestaunen: MANEGE FREI spielen schon. Mit denen haben wir auch schonmal gespielt, letztes Jahr im Rattenloch. Damals sah ich immerhin die ersten zwei Lieder der Band, heute dann die letzten beiden. Das macht dann insgesamt immerhin fast nen kompletten Auftritt (oder nen halben. Drittel. Viertel. Man sage mir, wie viele Lieder die Band hat), den ich von der Band gesehen habe. Juhu!
Prolliger Deutschpunk aus Hagen. Aber selbstverständlich positiv-besetztes Prollotum. Zeigt sich darin, dass die Band echt verdammt Spaß auf der Bühne hat, das Publikum (gar nicht mal so dürftig!) feiert schön mit und alle sind glücklich. Fein. Ist ja auch nicht das erste Mal für die Jungs, dass sie auf dieser Bühne stehen. Musik, hm, Stumpf ist Trumpf, oder so. Ich glaub, ein Coversong war noch dabei, den ich nicht erkannt hab. Klang nach GG Allin. Hähä.
Ach, ein Foto von der Truppe kann noch! Zu wenig vom Auftritt mitbekommen, um da wirklich ausgiebig was von sagen zu können. Vielleicht beim nächsten Mal. Harhar!
Dann CHEFDENKER! Bei denen muss man ja immer Glück haben: Entweder sie legen nen total geilen Auftritt hin, spielen schön sauber und verzaubern das Publikum von Anfang bis Ende - oder sie sind so besoffen, dass die Show irgendwie im Klamauk erstickt. Aber es halten sich ja hartnäckig die Gerüchte, dass sie in letzter Zeit wieder durchweg gelungene Gigs hingelegt haben - wir sind gespannt. Mir schwant Übles, als ich eine Couch auf der Bühne entdecke.
Die Damen und Herren auf der Couch werden als der neue Chefdenker-Background-Chor vorgestellt. Akribisch wird beim Soundcheck darauf geachtet, dass der Chor auch genug aus den Monitorboxen mitkriegt. Ach, und eine herzergreifende Rede von Klute gabs auch noch: "Ihr dürft nach dem Konzert alle hier pennen! Das habe ich gerade abgeklärt - mit mir selbst! Denn...ich bin der Veranstalter! Haha!". Claus schickt ihn runter, er würde das Konzert stören, die Bühne gehöre alleine dem Chefdenker-Begleitchor. Zustimmende Rufe aus dem Publikum.
Konzert beginnt! Ach, geil! Ich bin frohen Mutes, nach wenigen Minuten ist mir klar: Dat hier ist definitiv die Kategorie geiles-Chefdenker-Konzert! Die ersten 3-4 Lieder werden gekonnt ohne viel Pausen und Albernheiten runtergezockt, so dass die schon in ordentlicher Stückzahl erhobenen Punkrockfinger gar nicht erst zur Ruhe kommen. Und gar nicht erst auf die Idee kommen, irgendwie im Popoloch rumzustochern oder dergleichen Fisimatenten.
Ach, kann mir nicht helfen, ich bin mal wieder im Chefdenker-Fieber! Schön heitere Mitgröl-Action, vor der Bühne ein Meer aus Glasscherben, Bierspritzern und taumelnden Körpern. Da würde vermutlich jeder "vernünftige" Mensch die Flucht ergreifen, aber hier bedeutet das tatsächlich nur eines: Spaß Spaß Spaß! Juchhei!
Gelungene Songauswahl. Würde fast sagen, alle Platten gleichermaßen gewürdigt. Mittlerweile bin ich ja übrigens wieder dazu über gegangen, die "16 Ventile in Gold" als beste Chefdenker-Platte zu sehen - und ich werde nicht enttäuscht! "Solange die Erde sich dreht", "Facetten der Liebe", "Der Mann mit dem Hut" oder das unerreichbare "Meine Heimat die Erde" - ach ey, Jungs, geil ey. Geile Scheiße, ey!
Der Chefdenker-Background-Chor macht seinen Job auch amtlich. Zwischendurch ein wenig Reise nach Jerusalem, immer wieder neue Gesichter auf der Couch, aber auch Konstanten, beispielsweise in Form von Snoopy der geschätzt 80% des Auftrittes im Schlaf verbringt. Guter Mann.
The Kollege. Man hat uns ja nahe gelegt, ihn wegzubomben. Aber wer kann schon dieser knuffigen Visage widerstehen?
Neben dem Background-Chor gibt es heute einen weiteren Gaststar: Er hat keine Arme und keine Beine. Und einen Schädelbasisbruch. Claus erweist sich als Messias ("wie viele Menschen hast du heute schon geheilt?") und leitet eine Not-OP mit Gaffa-Tape ein. Alter Tausendsassa.
Publikum! Mehr als gut gefüllt, das Rattenloch! Viele bekannte Gesichter - und sogar viele, die ich erst wenige Stunden vorher bei besagtem Open Air bereits gesehen habe. Nächstes Mal mieten wir uns alle zusammen nen Reisebus, Leute! Konzerthopping Tours auf Achse! Bereits fest in Planung: Freitag "Punk under Cover" in Dortmund und anschließend rüber ins Rattenloch, wie an dieser Stelle profimäßig abgemacht.
Wo waren wir? Konzert. Achja, Chefdenker. Geiler Gig! Etwas zuviel ist mir dann doch irgendwann das extreme Mitteilungsbedürfnis des Publikums, nicht unbedingt verbal aber durch Anwesenheit auf der Bühne, durch Ausziehen oder durch Schaufensterpuppen durch den Raum schießen.
Wobei, eigentlich sind die ja doch alle ganz putzig. Chefdenker liefern ein verdammt gutes Set ab. Ich kann ja nochmal weiter aufzählen: "Hauptsache der Grill is an", "Kugel durch den Kopf", "Nackte Weiber", "Hitlers Autobahn", "Punkrockkavalier". Ist doch alles geilomat! Gag, Zufall oder Absicht: "Die Welt in 2-3 Minuten" wurde zweimal gespielt. Gag: "Toni Schuhmacher" zu Beginn zur Hälfte als Kolleges Gitarre ausfiel und zum Ende hin mit der zweiten Hälfte, als Claus zur Zugabe nix besseres einfiel.
Achja, zum Ende. Da nimmt dann auch die Band so langsam den Betrunkenheitsgrad des Publikums an, Claus verkackt ein paar Lieder, rettet aber seinen Status als anerkannter Vollblutmusiker, als er "Disco ab 30" durch ein gekonntes Jazz-Intermezzo auf gefühlte 10 Minuten Länge trimmt.
Und wo wir grad bei Länge sind (ach Leute, die Überleitungen heute mal wieder, herrlich): Irgendwann fällt die letzte Windel. Achnee, quatsch, eigentlich wollte ich erwähnen, dass Chefdenker echt lange gespielt haben. 100 Minuten Turbo-Chefdenker-Show. Geiler Scheiß! Selbstverständlich aufgestockt durch "Höllenfeuerlicht", "Fuck off", "Filmriss", "Grüne Haare" und "Toni Schuhmacher", worüber sich nun auch wirklich keiner beschwert.
Im Gegenteil, hier wird gefeiert wie nix Gutes. Boah ey! Geil ey! Das Schwimmbad läuft fast über vor Euphorie. Selbst die Zugabe reicht der heiteren Meute nicht, sie wollen mehr mehr mehr! Echt, schönes Konzert. Ich hatte Spaß. Und, gemessen an den Publikumsreaktionen, der Rest auch. Also: Alles geil.
Anschließend: Kiki schlägt vor, danach doch noch ne Metalparty in der Dortmunder City zu stürmen. Wie das halt so ist (wer schonmal mit ner Band auf Tour war kennt das) ewig lange Diskussionen und Hin- und Her-Überlegerei, - und schließlich entscheiden wir uns, stattdessen einfach im Rattenloch zu bleiben und von der Hightech-Jukebox die Vengaboys zu wünschen. Klappt. Danke, Jukebox!