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Old Styles Best, Kein Hass da, 21.09.2012 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö

Old Styles Best, Kein Hass da, 21.09.2012 in Dortmund

Uns ist da was in den Schoß gefallen: Einen Freitag Abend im FZW gilt es zu füllen mit musikalischen Exklusivitäten. Hm, nagut. Das Dreamteam Rodger & Fö steckt die Köpfe zusammen und kurze Zeit später können wir der Weltöffentlichkeit unser Programm für den Abend präsentieren: KEIN HASS DA und OLD STYLES BEST schicken wir auf die Bretter. Zwei Coverbands, wie der mündige Leser weiß - Chefgrafiker Chris entwickelt noch das Motto für den Abend: "Punk under Cover". Ein schöner Titel. Etwas unschön hingegen: Vielleicht wäre die Bezeichnung "halber Abend" treffender - um 22 Uhr muss Schluss sein mit unserem Krach. Deswegen sorry an alle, die gedacht haben, dass mit "Beginn pünktlich 20 Uhr und Ende pünktlich 22 Uhr" sowas gemeint ist wie "Beginn irgendwann nach 22 Uhr". Dat Leben is halt kein AZ...
Damit wären wir wieder mitten drin in etwas, das man ja eigentlich nicht macht: Nen Bericht über eigene Veranstaltungen schreiben. Wie immer gelobe ich, mich dabei kurz zu halten. Nachdem wir um 19:55 noch etwas ratlos da stehen wegen oben beschriebener Problematik und Besucherzahlen knapp überm Minusbereich, bildet sich um 19:57 plötzlich ne Schlange am Einlass und als OLD STYLES BEST um 20:01 starten, stehen tatsächlich schon gut Leute vor der Bühne!
Old Styles Best. The only living punkrock jukebox since 1999, verspricht die Ankündigung. Punkrock-Cover mit Inbrunst. Best-Of-Hits der 80er und 90er, angefangen mit "New Rose" von The Damned über Slimes "Linke Spießer" bis hin zu Gluecifers "I Got A War" und Abwärts' "Computerstaat" - große Hitdichte! Auch recht hardcore-lastig mit 7 Seconds, Agnostic Front, Cro-Mags und sowat. Schon weniger meine Musik, live trotzdem geil.
Die Band zieht ihr Programm schön straight durch, gespickt mit gelegentlichen Anekdoten aus der Welt der Originalinterpreten - ansonsten herrscht auf der Bühne pure Energie. Viel Bewegung (der Platz will ja genutzt werden), hier und da auch mal Interaktion mit den Zwischenrufern aus dem Publikum, breites Grinsen und breite Beine.
Zwei Sänger kann sich die Band leisten, die schön abwechselnd oder auch mal gemeinsam ihre Stimmen erschallen lassen. Zuschauer etwas bedeckt (20 Uhr halt), aber die erhobenen Punkrockfinger lassen trotzdem nicht lange auf sich warten. Und wenn "California über alles" oder die "Bro Hymn" erklingt, kann sich eh keiner mehr halten.
Insgesamt: Super. Band gut drauf und ihren ersten Auftritt im neuen FZW blendend überstanden. Gegen diesen Respekts-Halbkreis vor der Bühne kann man wohl eh wenig ausrichten, aber dafür schien am Tresen gut Betrieb zu sein. Höhö.
Nächste Band: KEIN HASS DA! Nochmal Coversongs, diesmal spezifischer: Die BAD BRAINS werden gehuldigt. Am Gesang der ehemalige APPD-Chefideologe, passionierte Comicsammler und notorische Frühaufsteher Karl Nagel. Bei "Kein Hass Da" auch für die Texte zuständig: Die Songs werden nämlich nicht originalgetreu wieder gegeben, sondern eben in heimischer Sprache.
Optisch auch ganz tief in die Klamottenkiste gegriffen: Toshi, Rotter, Olli und Karl wagen sich mit Anzug und Krawatte auf die Bühne. Man will anscheinend den Punks, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben in den Nobelschuppen FZW trauen, ja auch was fürs Geld bieten können. Es beginnt ein kleiner Wettbewerb, wer es am Längsten in den schwitzigen Klamotten aushält...
Ja, Musik! Bad Brains halt. Eine Band, die bis heute nicht wirklich Nachahmer gefunden hat, dafür war ihr Mix wohl etwas zu eigen und innovativ. Hardcore-Punk und Reggae gemischt klingt für viele nach krudem Experiment, für die Bad Brains wohl eher Lebenseinstellung. Und durchaus kombinierbar. Ein paar Songs brettern so richtig nach vorne, andere im smoothen Jamaica-Style und wiederum andere irgendwo dazwischen.
Und dazu Karl Nagel! Als Frontmann ne imposante Figur, besonders wenn er mal aus seiner stilvollen Rolle herausbricht, sich auf dem Boden wälzt oder ins Publikum springt. Und auch gesangstechnisch kommt da gut was raus, erwartet man irgendwie gar nicht wirklich wenn man seine Vergangenheit als vielversprechender Politiker im Hinterkopf hat.
Ich muss ja zugeben, von den Bad Brains nicht wirklich Musik zu kennen - das war halt irgendwie vor meiner Zeit. Außer vielleicht das 2007er Album "Build A Nation", aber davon gab's heute erwartungsgemäß nichts zu hören. Dafür kann ich mich aber auch etwas unvoreingenommener an den Hörgenuss wagen - bei den "Kennern" im Publikum beobachte ich immer wieder, dass sie eigentlich stumm mitsingen, aber den Mund nicht öffnen können weil sie eben nur die englischen Texte kennen. Witzig.
Das Konzert selbst und der Vortrag unserer Hamburger Protagonisten: Echt fesselnd, für meinen Geschmack aber irgendwie doch etwas zuviel reine Reggae-Sachen, die der Sache einfach zuviel Tempo nahmen. Mögen die Bad-Brains-Fans anders gesehen haben. Vielleicht bin ich, was sowas betrifft, doch etwas zu sehr der verkopfte Spießer. Hähä.
Aber insgesamt: echt geiles Konzert! Und so wirklich kriege ich selbst nicht mit, wie die Zeit dahinfließt, zumal erst ab so ungefähr der zweiten Hälfte auch genug Funken durch den Raum fliegen, um den einen oder anderen zu Begeisterungsstürmen zu verleiten, so dass die letzten paar Lieder eigentlich auch das beste am gesamten Auftritt waren. Ganz nach dem Motto: "Wir haben schon 10 Uhr? Dann lassen wir die Reggae-Stücke weg" - yeah, ganz nach meinem Geschmack!
Fazit: Kein Hass Da hätten durchaus noch ne Zugabe vertragen können, leider ist unser Zeitplan knallhart. Sorry dafür! Egal, zwei echt gute Bands gab's heute noch zu bestaunen, über 70 zahlende Gäste (genauer gesagt 71) übertrafen zwar nicht die Hoffnungen, aber immerhin die Erwartungen - und die beteiligten bitten darum, son Spektakel doch nochmal zu wiederholen. Na, das freut mich doch zu hören!
Da fällt mir ein: Ich wollte eigentlich noch in den Bericht einfließen lassen, dass die originalen BAD BRAINS im nächsten Jahr auf dem Ruhrpott Rodeo spielen werden. So, eingeflossen. Tschüß!

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