Christmas, Bronson Norris, 09.10.2012 in Essen, Panic Room - Bericht von Fö
Christmas, Bronson Norris, 09.10.2012 in Essen
Beginn heute, für Panic-Room-Verhältnisse, früh - wegen nachfolgendem Jamsession-Gedöns. Gegen 20:30 betreten BRONSON NORRIS die Bühne im Hinterraum. Sie entschuldigen sich direkt zu Beginn dafür, nicht "Punkrock" zu spielen, wie auf irgendnem Flyer angekündigt - sondern Poppunk. Das nenn ich mal erstaunlich ehrlich!
Sind aber sogar ziemlich vielseitig. Teilweise die Skatepunk-Ecke à la No Use For A Name, aber irgendwie mit nem Schuss soliden Hardrock, anderes Material hat nen leichten Alternative-Einschlag. Insgesamt doch ziemlich 90er-orientiert. Der Gesang erinnert, auch wenn der Sänger heute erkältet ist, an Duncan Redmonds/Snuff.
Alles ganz cool. Sonderlich große Highlights hat der Auftritt nicht zu bieten, das Publikum hält sich auch eher bedeckt. Halt etwas, das man grob als "grundsolide" betiteln könnte. Geht gut rein, amtlicher Sound und fähige Musiker, melodiöse mehrstimmige Refrains. Schöne Zutaten.
Oh, schrieb ich gerade "ohne große Highlights"? Am Ende covert man noch "Get It On" von Turbonegro und der Bassist fordert das Publikum, mit Blick auf die vielen anwesenden Kuttenträger, dazu auf, doch auch mal mitzusingen. Ich muss ja zugeben: Genau wegen dieser Aufforderung hatte ich da keinen Bock drauf. Gesunde Anti-Haltung. Ne Zugabe wird nach einiger Diskussion auch noch gegeben, ein weiterer Coversong: "Umbrella" von weiß grad nicht und kein Bock zu recherchieren. Als Coverstück aber ertragbar.
Anschließend: Die heiteren Satanik-Rocker von CHRISTMAS! Jetzt wird's dreckig. Zu hören gibt's schäbigen Punkrock-Rock'n'Roll-Krams, bisschen Straße is auch mit dabei, und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass privat auch ab und zu Turbonegro gehört wird. Gibt ja auch Verbandelungen mit der Turbojugend Hotweiler, so munkelt man.
Was mir sofort ins Auge und vor die Füße fällt, ist ausnahmsweise mal nicht die scharfe Bassistin, sondern ihr frischgebackener Ehegatte und Christmas-Frontsau Max Mötherfucker. Was ein Derwisch! Jeder Zentimeter vor, auf und hinter der Bühne wird akribisch abgelaufen, gestampft und gekugelt, nebenbei schleudert er den Mikroständer umher dass ich Angst kriege, der komplette Laden wäre gleich dem Erdboden gleich gemacht.
Bleibt aber alles heile, glaube ich. Show schonmal geil. Musik kann auch was, mir sagen die Gitarrenarbeiten ziemlich zu. Und, mal wieder was fürs Auge: Diese seitlichen Bühnenaufsteller. Pentagramm-Totalitarismus. Witzig. Als ob es nicht schon blasphemisch genug wäre, sich überhaupt "Christmas" zu nennen.
Mir wurde da ne Legende zugetragen, bezüglich der Bandnamenswahl: "Weihnachten mag halt jeder!". Dat is ne schöne Begründung. So auf der Humor-Welle hat die Band schonmal gewonnen. Achja, a propos Humor! Obacht! Super witzig! Einige Stunden vorm Auftritt, Ilona ruft an: "Die Band heute Abend, ist dat die von Jack Black?"
Ja, und das hier ist der Typ, den Ilona fälschlicherweise auf dem Bandfoto dank kleinem Handy-Display für Jack Black gehalten hat. Ker, verblüffende Ähnlichkeit. Oder meinte sie Roy Black? Egal, Humorschiene Ende.
Ich erwähnte es schon am Rande. Die Turbojugend-Fraktion represented heute auch und so gerät das Turboneger-Cover "I got Erection" zu nem kleinen Siegeszug. Gespickt mit einigen Strophen der deutschen Version und mit so einigen Kuttenträgern, die bereitwillig ihr "Whohoho" ins Mikro brüllen, sobald ihnen dies vor die Fresse gehalten wird. Da bekommt man fast glänzende Augen. Zweiter November Dortmund, ihr wisst Bescheid!
Eigene Stücke von Christmas hören auf Titel wie "Suicide Girls", "Killer in love", "Skate City" oder meinem heutigen Tages-Ohrwurm "No More Tears". Erhältlich auch auf vinylen Tonträgern, bei deren Aufmachung man mal wieder glänzende Augen bekommt. Wie die Holzbox zur "Satanic Rock"-EP oder die als Picture erschienene Split mit Bronson Norris. Schon schön.
Musikalischer Abschluss am Ende: "Satanic Rock", wohl ein Selbstbeweihräucherungs-Stück. Kamman machen. Schlimm wird's dann anschließend, als die Meute ne Zugabe will, Christmas aber nach eigener Aussage schon alles gespielt haben, was sie können. Jens wünscht sich "den letzten Song nochmal". Man muss es wohl wieder mit dem Christmas-Humor auffassen, dass diesem Wunsch dann noch tatsächlich Folge geleistet wird.
Jawoll, soviel dazu! Anschließend: Nach Hause, bevor wir noch was von der Jam-Session mitkriegen. Gelungene Show von Christmas und Bronson Norris. Weitere Tourdaten findet ihr hier und der hiesigen Leserschaft sei der 16.2.2013 ans Herz gelegt, Christmas gemeinsam mit den wunderbaren Rasender Stillstand und den hier nicht näher umschriebenen (da sie heute nicht represented haben) Atropin. Jawoll!