Grim Goat, Idle Class, Under Hoods, Camp Late, 31.10.2012 in Münster, Baracke - Bericht von Gerdistan
Grim Goat, 31.10.2012 in Münster
Vorher in der Mensa noch n bisschen Guerilla-Marketing betrieben. Plakate in schäbigen Punkrockschuppen aufhängen kann ja jeder. Die Wahl meiner Begleitung für den heutigen Abend fällt auf meinen fruchtigen Freund Frank, ein ganz sinnvoller Entschluss, wie sich bald herausstellt.
Als wir ankommen, spielt die erste Band schon, also schnell Bier austrinken und rein. Camp Late aus, ja woher eigentlich? Man findet im Internet null komma keine Informationen zu dieser Formation. Ist wohl was ganz neues und vielleicht das erste Konzert? Man (ich) weiß es nicht.
Auf den Blitzlichtfotos kann ich jetzt auch erkennen, dass die sich anlässlich des Datums ganz gut mit Kunstblut eingeschmiert haben - im Schummerlicht auf der Barackenbühne kam das nicht so gut zur Geltung.
Die Band möchte jedenfalls nicht gerne in Schubladen gesteckt werden, aber wenn, dann doch eher in die Post-Punk-Schublade. Frank sagt, dass es klingt wie At The Drive-In, und die machen ja schließlich Post-Hardcore, aber jeder so wie er mag. Ich kann dazu ohnehin nichts beitragen, das ist hier einfach nicht meine Tasse Tee.
Frank hingegen ist hin und weg, insbesondere ob des Schlagzeugspiels, und faselt irgendwas von Triolen und solchen Sachen. Ich muss zugeben, was der Drummer hier so locker runtertrommelt, würde bei fast allen Bands meiner Musiksammlung schon als Solo durchgehen.
Jau, handwerklich durchaus auf hohem Niveau, mir zu technisch, zu wenig Gerotze. Frank gehört aber zur Zielgruppe und die ist ganz offensichtlich begeistert. Das ist doch schön.
Zum Schluss gibts noch mal ein richtig krasses Schlagzeugsolo, während die Saiteninstrumentalisten schon ihre Geräte abbauen. Da holt der Kollege nochmal alles aus sich raus, dabei sah der eigentlich ganz unscheinbar aus. Krasser Typ, macht den Auftritt dann doch auch für mich noch sehenswert.
So, raus, das drölfte Bierchen köpfen. Die Temperaturen sind seit kurzem mal wieder über der 10°C-Marke, das muss man doch gebührend feiern, indem man draußen vor der Baracke rumhängt und nicht drinnen. Nebenan wird Kontrabassunterricht gegeben.
Kurze Zeit später kommt von drinnen aber wieder Krach und wir machen uns natürlich sofort wieder vor der Bühne breit. Da steht jetzt nämlich der Zauberer aus dem Video zu "Call of the Wintermoon" von Immortal, falls das jemand kennt. Der singt jetzt allerdings bei einer kleinen Hardcorekapelle aus der Nähe von Greven.
Greven ist übrigens einer der vielen Spitznamen von Varg Vikernes, aber genug mit dem ganzen Black Metal-Gefasel. Die Band heißt Under Hoods und besteht zum Teil aus Leuten, die vor ein paar Wochen schon mit Snareset auf den Bühnenbrettern der Baracke standen. Und sie machen gar keinen Black Metal!
Sondern einfach nur Hardcore. Schön aufs Fressbrett. Ein kurzweiliger Spaß. Kurz sind auch die Sätze unter diesem Bild.
Dieses Reißverschlusskostüm sieht man sogar bei mehreren Personen. Man schwitzt darunter wahrscheinlich auch nicht so heftig wie die Kollegen im Gorilla- und Gespensteroutfit, jene beiden und der Sänger entledigen sich wohl aus transpirativen Gründen noch während des Konzertes ihrer Verkleidungen.
Drummerfoto. Spielt sein Zeug auch ganz vortrefflich, auch wenn es nicht so komplex ist wie bei der ersten Band. Triolen gibts aber auch, sagt Frank! Ein Glück, man stelle sich nur vor, was ohne die Triolen passiert wäre.
Die zwei Kollegen sind entweder mitgereiste Fans oder generell sehr hardcorebegeistert, sie üben sich jedenfalls vor der Bühne in dem, was man so Violent Dancing nennt. Da sie aber nur zu zweit sind und der Halbkreis recht groß ist, wird dabei niemand verletzt.
Musikalisch ist das ganze vollkommen ausgereift und wird fehlerfrei runtergezockt, das Sahnehäubchen ist dabei aber die Stimme des Sängers. Obwohl der Typ noch recht grün hinter den Ohren scheint, arbeitet er da mit einem Organ, das sich nicht hinter einschlägig bekannten Szenegrößen verstecken muss.
"Take the Night Off" von Sick of it All wird sehr nah am Original gecovert. Geiler Song, gute Show, das macht Spaß, das guck ich mir gerne an. Nach ner halben Stunde ist aber schon wieder Schluss.
Es ist noch nicht mal 22 Uhr und wir müssen feststellen, dass wir doch schon ziemlich gut beisammen sind. Egal, nächste Band!
Diese vier tapferen Recken sind Grim Goat. NYHC aus Dülmen! Muss man sich mal vorstellen, kann sich kein Mensch vorstellen.
Die haben jetzt ihre erste Langspielplatte auf den Markt geworfen, kann man auch via Bandcamp reinhören, wenn man sich nicht sicher ist, ob man sie kaufen möchte. Wer auf Oldschool-Hardcore im Sinne von Madball oder SoiA steht, wird hier aber auf jeden Fall bedient.
Die Band hat sich nicht die Mühe gemacht, sich zu verkleiden. Ein ärmelloses Bob Marley-Shirt reicht ja auch, und ist auch mal was anderes als immer die gleichen Shirts von anderer Knüppelmusik.
Am Schlagzeug: Heiner. Der Versuch, sich für den Gästelistenplatz mit "Heiner geht noch, Heiner geht noch rein"-Gesängen zu bedanken, hat irgendwie nicht so hingehauen.
Und der Sänger. Gesang kommt auch ordentlich druckvoll aus der Anlage, da hier der Kontrast zum Äußeren der Gesangsperson nicht so crazy ist, wie bei der vorigen Band, fällt das gar nicht so auf. Der Sound ist aber generell auch ziemlich gut heute.
Dieselben Karatekids wie bei der vorherigen Band hauen auch wieder vor der Bühne ihre Gliedmaßen in die Luft.
Um die Gelegenheit des Albumreleases auch gebührend zu zelebrieren, wird Sekt in Piccolöchen ins Publikum verteilt. Der gute "Schloss Königstein"-Sekt! Wuah.
Die Leute von Under Hoods sind auf jeden Fall begeistert davon, wie man in diesem Bild unschwer erkennen kann. Ich finde zwar, dass das Zeug eine widerliche Plörre ist (so wie Sekt allgemein), aber es ist immerhin umsonst.
Ah, ich sehe gerade, am Kunstblut von Camp Late haben sie sich wohl auch ein bisschen bedient. So ganz kommt halt doch keiner an Halloween vorbei.
Der gespenstische Gitarrist von Under Hoods wagt sich auch in den Pit. Der Sänger mischt auch mit und so gelingt es der Meute, den ganzen Barackenhalbkreis zu füllen.
Gespielt wurde fast die komplette neue Scheibe, inklusive einiger Mitsingsongs. Langsam ärgere ich mich, Grim Goat beim letzten Barackengig verpasst zu haben. Aber jemand anders von Bierschinken war ja vor Ort.
Zum Glück ist das kein echtes Blut! Sehr geile Show von Grim Goat, war lange nicht mehr auf ner schönen Hardcoreshow. Wahrscheinlich ja noch mal häufiger hier in der Gegend.
Weiter gehts mit diesen vier Herren hier. Idle Class aus Münster, seh ich jetzt schon zum dritten Mal innerhalb des letzten Halbjahres, wird aber immer schöner.
Schöner Wohoho-Punkrock, da ich mir jetzt auch mal die Platte zu Gemüte geführt habe, erkenne ich auch ein paar Sachen wieder. Ich glaube sogar alle fünf Tracks von der Scheibe.
Die Band hat Spaß, das Publikum geht gut mit. Das ganze Publikum? Nein, Frank steht vor der Tür und führt Fachgespräche.
Wie man hier auch sieht. Auch der andere Gitarrist singt mit, allerdings leicht neben sein Mikrofon. Beim Hören der Platte und auch beim Genuss des Konzertes ist mir aufgefallen, dass die Stellen, bei denen beide gleichzeitig denselben Text singen, irgendwie seltsam klingen.
So als sei der eine Gesang vom anderen um ungefähr ne Viertelsekunde versetzt. Keine Ahnung, ist vielleicht auch Einbildung. Der Drummer trägt ein Shirt von Atlas Losing Grip, da sind die Jungs ja letztens irgendwann nach Kassel gefahren um denen ihr Equipment zu leihen, oder so ähnlich. Starke Aktion jedenfalls.
Umgedrehte Baseballmütze für den 90er Bonus. Der Schnurrbart sieht heute irgendwie etwas weniger ausgeprägt aus, naja, muss man wohl hinnehmen.
Alle am Mitsingen. Zwischenzeitlich wurde auch angekündigt, dass ein Witz von einem Pinguin nicht erzählt wird. Schade, den hätte ich gerne gehört.
So langsam gehen mir die Phrasen und Gemeinplätze aus. Tolles Konzert, immer gerne wieder. Zum Beispiel demnächst als Vorband für Less Than Jake in Bochum.
Jau, lohnenswerter Abend, oder um es mit den Worten von Bierschinken-User Berzerker666 zu sagen: "Baracke immer wieder geil".
Zu Hause angekommen mache ich noch einen Abstecher auf die WG-Party über uns, die nach meinem Abgang aber irgendwann eskaliert. Am nächsten Morgen ist das ganze Treppenhaus voller Kotze. Igitt!
Während des Schreibens dieses Berichtes habe ich übrigens Malcolm in the Middle geguckt und weiß jetzt auch, woher der Name der Band "The Jim Tablowski Experience" kommt. Bis zum nächsten Mal,
euer Gerd
euer Gerd