The Toten Crackhuren im Kofferraum, 18.01.2013 in Duisburg, High5Club - Bericht von Fö
The Toten Crackhuren im Kofferraum, 18.01.2013 in Duisburg
Anreise: stilgerecht im ICE, dank Zugausfall-Gedöns. Beinfreiheit im Zug, dass ich das nochmal erleben darf! Und dann auch noch trotz Wanderstiefel! Meine heutige attraktive Begleitung Alexej säuft, ebenfalls stilgerecht, massig Dosenbier. Und wir fragen uns, ob es auch im ICE Pfandsammler gibt.
High5Club. Die Front offenbart weitgehende Bestätigungen meiner Vorurteile. Glastüren, bullige Türsteher, protzige Aufmachung. Immerhin etwas cineastischer Charme, scheint wohl ein altes Kino zu sein. Heute anscheinend mit 3D-Aufschlag: Eintritt mal eben flockige 12 Euro (für uns zugegebenermaßen nicht, aber halt für den normalen Pöbel). Also, nee, nicht meine Welt. Ich will gammelige 5-Euro-Schuppen mit Billigbier und ranzigen Schrammel-Bands. Die Crackhuren spielen anscheinend in ner anderen Liga.
Naja, äh, zu Recht natürlich! Sind ja eher ne Liga für sich! Bunt, laut, frech (das Wort "frech" in Bezug auf musikalische Darbietungen mit hohem Frauenanteil wurde auf der internationalen Journalismus-Konferenz 2010 zur absoluten Unerlässlichkeit erklärt, auf das Nicht-Verwenden stehen erhebliche Sanktionen - also verzeiht mir, wenn es abgedroschen klingt). Also alles super!
Außerdem ist heute Trauuung. Pedo-Priester Roischi erklärt die schönen Frontfiguren zu Frau und Männern. Luise Fuckface präsentiert stolz ihre Schwangerschaft (scheint im Trend zu liegen), aber leider wird heute kein neues Sternburg-Bier geboren. Schade aber auch.
Das allerbeste am gesamten Auftritt: Der unsägliche, hässliche, ekelhafte, nervige, miese, bodenlose, miserable, lausige, abstoßende, scheußliche, erbärmliche, widerliche, grässliche, schändliche, drittklassige (beliebige weitere abwertende Ausdrücke hier einfügen) Song "Hartz Christmas" wurde nicht gespielt. Das freut mich und gibt mir den Glauben an das Gute im Menschen zurück.
Dafür zig neue Songs, die mir Freudentränen in die Augen schießen lassen und die Vorfreude aufs mittlerweile schon ziemlich lange angekündigte neue Album ins Unermessliche steigen lässt. Texte, die das Leben (also, "Mitten im Leben") schreibt. In Erinnerung geblieben ist mir "Geniale Asoziale" - was für ein Hit! Oder irgendwas mit Balaton. Ansonsten die übliche Mischung aus Nonsense, Hartz 4 und ganz viel Liebe.
Show: wie immer vom Feinsten. Ausgefeilte Choreographien, Püschel, Konfetti und die berüchtigten Wasserpistolen - die heute spektakulärerweise gefüllt sind mit: Wasser. Was soll dat denn? Damit seid ihr aber mal endgültig im angepassten Mainstream angelangt, liebe Crackhuren!
Bisschen Publikumsinteraktion mit dazu. Justin Bieber wird auf die Bühne geholt und darf "Süße Boyz" mitträllern, der Brautstrauß wird ins Publikum geworfen (und sich darum geprügelt), Mäusepisse in gierige Mäuler verteilt und was halt sonst so zu ner zünftigen Crackhuren-Show gehört. Es hagelt Hits (Katzenfleisch, wir hassen Sport, Alles Lüge, Ronny & Clyde, Bambi) aber mindestens ebenso viele neue Stücke. Top.
Die Herren der Schöpfung. Heute eher im Hintergrund. So sehr im Hintergrund, dass es wohl nicht groß stört, wenn sich auf das obligatorische Schlagzeugerfoto auch noch die anderen beiden adretten Gestalten geschlichen haben.
Nura will auch nur das eine: Stagediven. Auch wenn Lulu zunächst "auf Toilette" versteht. Klingt ja auch fast gleich. Kann ja mal passieren.
Schluss, Zugabe. Ich und mein Pony. Die Band hat sich wahrscheinlich noch so gedacht: "Oh, die haben 12 Euro Eintritt gezahlt, da müssen wir denen doch was bieten - bringen wir einfach jede Menge Papiermüll mit!" - also regnet es Schnipsel, Konfetti und Daunenkissen. Immer raus mit dem Scheiß!
Noch einmal winken zum Abschied. Anschließend: Aftershowparty mit DJ, äh, keine Ahnung wie der hieß und keinen Bock nachzugucken. Er hatte ne Clownsmaske auf und die Musik war gar nicht mal sooo scheiße. Ein wenig bleiben wir noch, Alexej kippt sich ein Bier nach dem anderen rein, irgendwann weg.