Love A, Koeter, 09.03.2013 in Düsseldorf, Linkes Zentrum - Bericht von Fö
Love A, 09.03.2013 in Düsseldorf
Derart künstlerisch-ästhetisch auf Vordermann getrimmt, können wir ruhigen Gewissens weiter zum Suffkonzert im Hinterhof. Die Schnapsdrosseln von Love A werden heute eröffnet durch die Kuschelhunde von KOETER. Indie mit son bisschen Gefissel und Punk-Roots, von daher ganz gut zur anderen Band des Abends passend. Beim ersten Song denke ich zunächst, dass uns da ein "Teenage Kicks"-Cover vor den Latz geknallt wird, aber Pustekuchen. Dabei hatte ich mir schon so nen Satz zurecht gelegt, dass Koeter doch viel zu elitär sind, um Coversongs zu spielen.
Also dann doch eigene Sachen. Viel Neues dabei, wobei man "neu" auch in Anführungsstriche setzen könnte, habe ich doch eigentlich keine Ahnung, wie alt die Songs sind. Definieren wir "neu" um in "Lieder, die nicht auf der selftitled-EP von 2011 waren". So ist das dann hoffentlich hundertprozentig korrekt. Man muss ja heutzutage aufpassen, was man so sagt. Bevor ich da jetz nen Shitstorm aufgebrachter Koeter-Fans bekomme, die mir vorwerfen, der Undertones-Ripoff sei schon Mai letzten Jahres im Jugendzentrum Zur Blauen Eule in Dödeldorf-Hintertupfingen als zweiter Song der Zugabe in einer exklusiven Akustik-Variante aufgeführt worden, weil damals ein Bier der Marke Schlammbräu Premium (4,9%) über das Mischpult gelaufen war.
Achja, und außerdem sei es gar kein Undertones-Ripoff und ich habe ja keine Ahnung von Musik. Die letzte Behauptung ist übrigens unabdinglich für jeden Shitstorm. Egal, äh, was wollte ich eigentlich sagen? Michi hat sich rasiert. Oder, naja, um hundertprozentig korrekt zu bleiben, der Bart ist ab. Er kann ja auch ausgefallen oder verbrannt sein, oder jemand anders hat ihn rasiert. Is ja auch schwer mit nem Rauschebart rumzulaufen, der ja bekanntlich identitätsstiftendes Merkmal einer martialisch orientierten Macker-Mentalität ist. Verdammt, jetzt bin ich schon wieder vom Thema abgewichen.
Dafür entschuldige ich mich hiermit bei meiner Leserschaft. Denn selbstverständlich habt ihr ein Anrecht darauf, dass sich in unseren Konzertberichten ausschließlich mit der Musik auseinander gesetzt wird und nicht mit dem öden Drumherum. Als Entschädigung werde ich beim Karnevals-Kostümverleih Kunterbunt (verdammt, KKK-Abkürzungen sollte ich unterlassen) Schnurrbärte bestellen und mit dem Überweisungsbetreff "Kalle fliegt auf der rosa Wolke" bezahlen. Im Wert von, sagen wir, das was ich heute hier an der Pforte blechen musste. Das beläpperte sich, entschuldigt mich an dieser Stelle, durch das mutige Eingreifen von Love(a)rboy Jörkk auf 0 Euro. Sorry Leute, keine Schnurrbärte umsonst für die Massen.
Bevor ich zum eigentlichen Konzert zurückkomme, sei noch kurz für alle Unwissenden journalistisch und korrekt auf die aktuelle Kontroverse und den vorbildlich-offensiven Umgang der Band Koeter mit dieser hingewiesen. Da. So. Auftritt. Solide. Mir ist das immer noch zu Indie-lastig, aber dass sich der nötige Druck trotzdem entfaltet, attestiert sogar Szene-Experte Ossi mit einem diplomatischen "hätte ich mir schlimmer vorgestellt".
Show-technisch etwas zurückhaltend. Keine Stadionrock-Performance mit TänzerInnen, Konfettiregen und Pyroshow, stattdessen immerhin ein Mülleimer am Ende des Sets. Michis Ansagen beschränken sich heute beinahe zaghaft auf ein gelegentliches Dankeschön oder ein "sind ja nur noch zwei Lieder". Wo bleibt das elitäre Gehabe, verdorri nomma? Unterhaltungsfaktor war auf vergangenen Konzerten irgendwie höher, heute geht das halt einfach mal als "voll okay" durch.
Bandintern gibt man sich bürokratisch, zumindest wenn es darum geht, auszulotsen, welches Lied als nächstes gespielt wird - wobei man als Zuschauer teilweise das Gefühl hat, einem Konklave beizuwohnen, so lange dauert es teilweise, bis sich die Band geeinigt hat und weißer Rauch in Form neuen Liedgutes empor steigt. Achja: Dieses Bild hier muss mal als Schlagzeugerfoto herhalten. Gibt ja schließlich einen neuen Koeterdrummer. Der guckt etwas verbissen, macht seine Sache aber gut.
Soviel zu Koeter. Waren schonmal mitreißender, hat aber gefallen, schön dass sie spielen durften, tralala, ab zum Tresen, Bierchen ordern.
Näxte Band: LOVE A! Das ist Punk, Cherie! Heute exklusives Vorab-Konzert bevor im nächsten Monat die dicke Tour quer durch die dicke Republik startet. Mit neuem Album "Irgendwie" im Gepäck (Release 12.04.) - übrigens residiert in der Top-Liste der am häufigsten in den Bierschinken-Berichten vorkommenden Wörter (hab ich kürzlich recherchiert!) das Wort "Irgendwie" auf Platz 16, während es "Eigentlich" immerhin auf Platz 28 schaffte. Wir scheinen sehr verunsicherte Schreiberlinge zu sein. Wobei, "Natürlich" ist auf der 15. Und "Bier" auf 11.
Dieses Bild (ich nenne es "verschwurbeltes Dreieck mit einer Ellipse drin") ist eine Hommage an die künstlerischen Fertigkeiten von Gitarrist Stefan W., verantwortlich für Artwork und Corporate Design der Marke "Love A".
Jau, geil. Amtliche gefüllter Hinterhof, die vorderen Reihen eifrig am Feiern, selbst bei den neuen Stücken. Wobei die alten der Marke "Chefkoch", "Braindecoder" oder das unerreichbar großartige "Valentinstag" heute mal auf Stadion-Chöre treffen dürfen. Geil! Neue Stücke hören auf unspektakuläre Namen wie "Kommen & Gehen", "Oder?" oder "Juri" und werden uns hier teilweise als Weltpremieren geboten. Hui.
Leichte motorische Schwankungen auf der Bühne werden korrigiert durche ne Pulle Schnaps, die den Weg von Merchstand zur Bühne beinahe unbeschadet übersteht - zumindest vermute ich mal, dass nicht das durchreichende Publikum schuld an der verblüffend schnell geleerten Flasche ist.
Love A sind durch die harte Schule des Rock'n'Roll gegangen. Lektion 1: Immer vereinnahmend lächeln, wenn eine Kamera auf dich gerichtet ist.
Dabei wollte ich doch eigentlich bildlich festhalten wie Drummer Karl beim Stöckewirbeln immer so schön teilnahmslos zur Seite guckt. Habe ich dann hiermit auch geschafft, durch einen lockeren Schnappschuss aus der Hüfte.
Weiter im Programm. Hüfte schwingen, Zeigefinger raus und 4 jungen Männern beim Vollschwitzen ihrer Bühnenkleidung zuschauen. Gibt doch nichts Schöneres. Heute fällt mir auf, dass sich meine Gedanken bei Love-A-Konzerten recht häufig darum drehen, ob das hier gerade das beste Love-A-Konzert ist, das ich je gesehen habe, aber diese Gedanken aber dann schnell der Erkenntis weichen, dass ich die vergangenen Auftritte doch auch großartig fand.
Also nochmal kurz festgehalten: Offensichtlich vergesse ich immer direkt nach nem Love-A-Konzert, wie gut das eigentlich war, und bin dann beim nächsten Mal umso überraschter. Verwirrend, aber wahrscheinlich eine gute Schutzmethode meines Geistes, um den übermäßigen Besuchen von Love-A-Konzerten weiterhin eine gewisse Spannung abgewinnen zu können.
Der Auftritt heute äußerst kurzweilig, was aber auch damit zusammen hängen könnte, dass er nicht nur weilig, sondern auch kurz war: Dank der am Ende besungenen Nachbarn (die selbstverständlich "Koeter" hören) muss die Livemusik pünktlich um 22 Uhr beendet sein, diesem Zustand fallen die letzten Lieder zum Opfer. Schad, ey.