Rockstage: 20 Prozent auf Alles, Higher Bubu, Fabian und das Stromorchester, Jumble Of Noise, 23.03.2013 in Dortmund, Blue Notez Club - Bericht von Fö
Rockstage Dortmund am 23.03.2013
Heute 4 Bands für 4 Euro plus Spende. Und mal wieder im Blue Notez Club. Nobel hergerichteter Schulkeller, in dem sonst ausverkaufte Blues-Konzerte stattfinden. Sieht alles ganz schick (Verzeihung, hier sagt man bestimmt "chic") aus. Und es gibt gratis Salzstangen. Aber Teppichboden und Tische vor der Bühne sehe ich sonst selten auf den von mir frequentierten Veranstaltungen.
Erste Band: JUMBLE OF NOISE. Rock gepaart mit Punkrock, Skatecore und Folkska, würde ich mal grob sagen. Keine originelle, aber immerhin ansprechende Mischung. Anfangs noch ein wenig stock-steif, wird der Auftritt gen Ende hin etwas lockerer. Oder mich hat einfach das penetrante Grinsen des Sängers in seinen Bann gezogen.
Alleinstellungsmerkmal: Musik mit Querflöte. An dieser Stelle löst sich reflexartig mein innerer Geist, reist mit einem Affenzahn die Treppe hoch und raus in die kalte Nachtluft. Aber, nunja, der Körper steht noch im Blue Notez (der wusste das mit der kalten Nachtluft nämlich ganz instinktiv), und so muss der Geist reumütig wieder den Rückweg antreten, zurück in den Körper und diesem Rock-mit-Querflöte lauschen.
Nunja. Es sind nicht Jethro Tull, sag ich mal so. Aber das eigentlich erstaunliche an der Querflöten-Begleitung ist, dass wenn sie ertönt, der Rest der Musik plötzlich so schrammelig nach Schülerband klingt. Hm. Nettes Experiment, das mit dem Alleinstellungsmerkmal, aber die Lieder ohne Querflöte gehen mir dann doch etwas mehr in die Beine.
Also. Zum Auftakt ganz gut, aber ausbaufähig. Relativ abwechslungsreiche Lieder, das Tempo hätte für meinen Geschmack noch ein wenig angehoben werden können und vieles wirkt, als hätte die Band heute ihren ersten Auftritt - und dabei gibt es sie bereits einige Jahre. Nunja. Erstmal ein Bier. Für die Statistik: das kostet hier 2 Euro und falls man zufällig lebergeschädigt oder Autofahrer (oder beides) ist, kann man auch alkoholfreies Krombacher bekommen.
Danach: FABIAN UND DAS STROMORCHESTER OHNE STROMORCHESTER. Also, eigentlich nur Fabian alleine mit Stromgitarre. Das hatten wir schonmal vor einiger Zeit bei der Rockstage, damals im FZW, nun also mal in neuer Location. Aber auch sonst hat sich einiges geändert: Fabian sitzt lieber anstatt zu stehen, und er wechselt konsequent nach jedem Song die Gitarre.
Hm. Hatte ich irgendwie unterhaltsamer in Erinnerung, auch wenn's mich damals schon nicht gekickt hat. Was er da so an Effekten, Slide-Gedöns und Gefidel aus seinen Gitarren rausholt, ist schon ziemlich spannend - aber die Lieder sagen mir einfach nicht zu. Selbst die mutmaßliche Hitsingle "Die Welt ist beschissen" hatte ich witziger in Erinnung, die wird heute eher weinerlich vorgetragen. Vielleicht hat der Gute ja einfach nen schlechten Tag.
Also schwenken wir zur nächsten Band. HIGHER BUBU. Auch die waren schonmal im FZW zugegen - und hatten mich da schon überzeugt. Obwohl die Musiksparte eher selten auf meinem Plattenteller landet. Funk-Rock, oder so.
Neuigkeit hier: Die Sängerin ist augenscheinlich nicht mehr dabei. Ich hatte ja die leise Hoffnung, dass stattdessen DER WOLF ihre Gesangsparts übernimmt, aber er hält sich doch eher bedeckt: Den Großteil des Auftrittes neben der Bühne, und nur zwischendurch latscht er mal für ne Ansage oder für ein paar "oho, yeah, uh, yo!" ans Mikro.
Okay, ab und zu wird auch mal geräppt. Aber eigentlich sollte man diese Band nicht allzu sehr auf DER WOLF reduzieren, oder seinem Engagement erhöhte Aufmerksamkeit widmen, schließlich kann die Musik auch sonst einiges. Dass ich DER WOLF groß schreibe, liegt lediglich daran, dass meine Tastatur kaputt ist und dient nicht dazu, eure Sensationsgier zu befriedigen. Ich versuch's nochmal: DER WOLF. Mist, klappt nicht.
Also. HIGHER BUBU heißt die Band. Ein Name, der mir so sehr im Auge brennt, dass ich versucht bin, ihn absichtlich ziemlich klein zu schreiben. Erfahrene und gut gelaunte Musiker mit ner ziemlich lebhaften Mischung aus Rock, Funk, Hiphop und auch ein wenig Ska. Oder auch "Dortfunk", wie ein Stück heißt das sich auf Dortmund beziehen soll - wie, äh, der Räpper der Band erklärt.
Ansonsten recht eingängiger Gesang (außer bei einem gänzlich instrumentalen Song), ansprechende Musik, geht in die Beine oder verlockt zumindest zum Mitwippen. Sehr kurzweilig, und als die Band nach ner halben Stunde Spielzeit bekannt gibt, nur ne halbe Stunde Spielzeit zu haben, bin ich dann doch überrascht, dass besagte halbe Stunde schon vorbei sein soll.
Nächste Band: ZWANZIG PROZENT AUF ALLES! Bei dem Namen kann man nun echt nicht anders als den groß zu schreiben. Jungejunge, liebe Rockstage-Leute, wen habt ihr euch da denn geladen? Was ne abgefahrene Band! Und ich bin mir immer noch nicht sicher, wieviel davon jetzt ernst gemeint war. Musik: Tja. Deutschsprachiger Hardrock? Peter Maffay meets Black Sabbath? Kann man nicht beschreiben, muss man erlebt haben.
Definitiv keine Musik, die ich mir zuhause im stillen Kämmerlein (das dann gar nicht mehr so still wäre) anhören würde, alleine schon wegen dem Übermaß an "Rock", aber eher noch wegen den Texten, die, auch wenn ich nicht viel verstanden habe, mir eher weniger zusagten. Da war "zehn Freunde gegen einen", das offensichtlich von Onanie handelte, noch das Harmloseste. Nee, hier geht's um was anderes: Um die Optik und - natürlich - die Show.
Zuallererst der Sänger. Hat Iggy Pop vermutlich nicht nur auf dem Shirt stehen, sondern auch mit Strohhalm ins Hirn aufgesogen. Fegt über die Bühne als wäre er das außereheliche Kind von Mick Jagger und Prince - mit der Figur eines späten Elvis Presley. Ob Satire oder nicht, das ist echt mal unterhaltsam.
Jede Menge Show-Gimmicks gibt's auch noch dazu. Pyro-Effekte. Leuchtstangen. Konfetti-Regen. Und der Sänger wird nicht müde, uns zu erzählen, was für ein geiles Publikum wir doch wären, oder nochmal zu erwähnen, wo wir uns hier befinden. "Heey, Blue Nootezzz!", das klingelt mir immer noch im Ohr. Dass er nicht "Hey, Germany" gebrüllt hat, ist da noch das höchste der Gefühle.
Konfetti-Kanonen, da lässt man sich nicht lumpen. Musik auch durchaus okay, zumindest wissen die Herren, was sie da tun. Trotz lustiger Verkleidung. Zum Ende hin, als die fünfte Konfetti-Kanone rausgeholt wird und auch zum zweiten Mal die Pyroshow-Leuchtfackeln die Luft verpesten, wird mir das dann doch zu eintönig. Mit viel Alkohol bestimmt super zu ertragen: Immer einen heben, wenn der Sänger "Hey, Blue Notez" sagt.
Das von Higher Bubu gestreute Gerücht, die Bands hätten hier nur eine Spielzeit von ner halben Stunde, wird auch direkt mal gebrochen. oder galt das etwa nicht für die letzte Band? Finde ich offen gestanden etwas ungerecht den anderen Bands gegenüber, schließlich soll hier alles gleichberechtigt ablaufen - aber andererseits, wenn jemand ne längere Show verdient hat, dann wohl auch die mit der größten Show...
Witzig, ey. 20 Prozent auf alles. Oh, jetzt hab ich's ausversehen klein geschrieben. No Offense. Ne Band, bei der man beständig zwischen Augenrollen und Abfeiern wechselt, großes Tennis! Mit sowas hätte ich hier heute echt nicht gerechnet. Geil. So, Auftritt vorbei, nu aber nach Hause. Hey, Blue Notez!