Love A, 13.04.2013 in Dortmund, Visions-Redaktion - Bericht von Fö
Love A, 13.04.2013 in Dortmund
Aber eigentlich ist ja doch alles Familie und Friede-Freude-Eierkuchen. Ein Münsteraner DIY-Veranstalter macht den Türstopper und die Visions hat Schnittchen vorbereitet. Die Gossenjournalismus-Vereinigung mit Marko von Kopfpunk wird standesgemäß bei Bier vom Kiosk besiegelt, auch sonst einige bekannte Gesichter vor Ort.
Nur die Band kommt, so viel Punk-Credibility sei ihnen zugestanden, zu spät. Standesgemäß wird die Schuld daran (und an eigentlich so ziemlich allem) dem Toursupport Koeter zugeschoben, der sich kurz später in Form von nickenden Köpfen ebenfalls vor die nicht vorhandene Bühne gesellt.
Wobei Koeter-Michi für den ersten Lacher der Veranstaltung sorgt, als er auf Jörkks Angebot, das Publikum dürfe sich was wünschen, mit "Schnaps" antwortet. Also, äh, steigen wir mal langsam ein. Das Büro, in das wir uns heute quetschen, ist etwa 2 Quadratmeter größer als das Unten LinX, in dem Love A vor gut nem Jahr zuletzt in Dortmund gastierten. Man sieht, sie steigern sich.
Bloß waren damals etwa 70 besoffene Pöbelpunker anwesend, während heute knapp 25 Gewinnspiel-Gewinner statt auf das angebotene Freibier lieber auf Saft zurückgreifen und die meiste Bewegung im Raum tatsächlich von Sänger Jörkk ausgeht.
Ein eher ruhiges, aber dafür umso konzentrierteres Publikum stört mich jetzt natürlich auch nicht weiter, ist aber einfach mal ein schöner Kontrast zu den Rahmen, in denen man Love A zuletzt so gesehen hat. Ich versuche, mir vorzustellen, wie die Anwesenden wohl auf nen betrunkenen und pöbelnden Lars mit Nietenhalsband und gefärbten Haaren reagieren würden. Heul doch, Punk!
Die Band lacht lieber. Was ja wohl zeigt, wie viel Spaß ihnen dieses etwas ungewöhnliche Setting bereitet. Die ersten paar Lieder werden quasi durchgehend breit grinsend gespielt, der Rest immerhin vor Nässe triefend.
Setlistenfoto. Heute mal mit der angenehmen Begleiterscheinung, euch mal den dreckigsten Fleck im gesamten Raum zeigen zu können (mal abgesehen von Ulfs Hose). Bier umgekippt. Punk-Credibility und so. Was gespielt wird: Viel. Nix Abgespecktes für den Presse-Showcase-Pflichttermin, sondern das voll verstärkte 50-Minuten-Programm mit allem, wofür Fan-Herz und sonstige Herzen schlagen.
Die "professionelle" Musikpresse kennt ja diese Konzertfotografie-Hürden "professioneller" Bands und Agenturen, wo es immer heißt, man darf nur während der ersten 3 Songs fotografieren - unter anderem, weil man ja sonst sieht wie verschwitzt die perfekten Superstars im Laufe des Auftrittes werden. Ist ja schlecht fürs Image. Ich stell mir grad vor, wie son Vertrag bei Love A aussehen würde: Alle Fotografen verlassen bitte nach 3 Sekunden den Raum. Anders gesagt: Jörkks Transpirations-Pillen beginnen schon früh zu wirken.
Eigentlich ganz okay, son Redaktionszimmer-Konzert am Nachmittag. Alle lauschen andächtig und applaudieren brav, hier und da wird auch brav mitgesungen, man wirft lockere Phrasen in den Raum und gedrängelt wird hier auch nicht. Das freut auch einen minderjährigen Besucher im Raum. Apropos minderjährig: Was hat Jörkk da nochmal über Pipi und Kaka erzählt?
Irgendwann dann Schluss, und zur Zugabe dürfen Wünsche geäußert werden. Wieder mal ne Situation, die der gewöhnliche Punk zum Schießen finden würde: Auf die Frage der Band, ob eher neue oder eher alte Stücke gewünscht werden, fordern tatsächlich mehrere Stimmen die neuen Sachen. Also DAS hab ich nun wirklich lange nicht mehr erlebt. Soviel Harmonie kennt man gar nicht! Sonst immer nur so "äääy, früher wart ihr viel gailer"
Was jetzt nicht heißen soll, dass das neue Album scheiße und die neuen Stücke doof wären. Aber darum geht's eigentlich auch gar nicht, dieses früher-war-alles-besser ist ja eher son Szene-Mantra der Pseudocoolen, von daher ganz erfrischend, dass man dies hier heute nicht antrifft.
Ja, und sonst? Schönes Konzert, kein Bierspritz-Punk-Gepöbel aber mal "was anderes", das darf die Visions gerne öfter mal veranstalten! Nächstes Mal dann bitte mit Abfukk, Fights & Fires und Killing Noise! Und sonst so? Ich hier so voll wichtig, Handy klingelt, Gossenjournalismus kennt kein Wochenende. Die schweißverklatschte Band noch schnell an die Brust drücken und weiter zum nächsten Termin: Bier-Punk-Pogo-Getümmel mit Casanovas Schwule Seite und Frau Mansmann. Yeah!