The Baboon Show, 18.04.2013 in Prag (CZ), Popocafepetl - Bericht von Fö
The Baboon Show, 18.04.2013 in Prag
Ankunft Mittwoch am späten Abend. Wir beziehen unser Hostel. "Le Papillon" liegt ziemlich zentral und ist ziemlich preiswert. Empfiehlt sich für Leute, die kein Problem damit haben, dass der Hinweis, in Rücksichtnahme auf die eigene Sicherheit nachts ja nicht die Tür zu öffnen so laut auch geklingelt und geklopft wird, durchaus ernst zu nehmen ist - zwei Nächte verbringen wir hier, und in beiden hält uns permanentes Geklingel bei Laune.
Aber das kommt ja noch! Zunächst mal heißt es für uns, die Stadt zu erkunden - praktischerweise ist es bereits dunkel, es sind relativ wenig Touristen unterwegs und die Sehenswürdigkeiten bei Nacht dadurch noch um einiges attraktiver. Aber diese Information behaltet ihr bitte für euch, sonst wimmelt es hier auch bald nachts von Touris. Eventuelle Analogien zur Gentrifizierungs-Debatte sind rein zufällig.
Wir schauen uns das Altstadtviertel rund um die Prager Burg an, nur die Burg selbst können wir nicht wirklich ausfindig machen - was, wie wir später erfahren, daran liegen könnte, dass deren Beleuchtung irgendwann ausgeschaltet wird. Anscheinend tut man hier schon sein bestes, um Late-Night-Touristen doch bloß in ihren hippen Saufkneipen zu belassen.
Coco führt uns in eine Bar, die Mittwochs ihre Cocktails den Frauen zum halben Preis anbietet, wir beobachten Polizisten beim Suppe löffeln und Wachmänner beim Hand-in-Hand-Schlendern, und wir stoßen auf Anregungen für die nächste Prag-Reise. So weit, so spektakulär
Der nächste Tag! Im Hostel gibt's gratis Kaffee, Tee und auf Wunsch Cornflakes, wir decken uns im nahe gelegenen Supermarkt ein und halten beschauliche Frühstücks-Audienz im Park um die Ecke. Hier gibt's Menschen, Hunde - und Vögel. Einer davon garniert mein frisch belegtes Baguette mit einem Topping der ganz besonderen Art.
Weiter im Programm. Die Moldau durchzieht Prag, und inmitten dieser laden ein paar kleine Inseln zum Verweilen ein. Ein Tipp von Felix war, die nördlich der Innenstadt gelegene aufzusuchen, solle sich dort doch ein netter Skatepark samt preiswerter Bar befinden. Der will sich zunächst nicht finden lassen, aber am Wasser verweilen kann man trotzdem.
Bereits im Rückweg begriffen, riskieren wir noch kurz nen Blick über nen Zaun und entdecken dort besagten Mystic Skatepark. Na dann! Skaten können wir alle nicht, allzu viele Rollbrettfahrer lassen sich trotz des guten Wetters auch nicht blicken, aber nachdem man uns mit einem "are you lost?" begrüßt hat, bekommen wir sogar das sehnlichst erwartete Bier.
Anschließend leiten wir den Abend ein mit einem vegetarischen Essen im "Gopal". Schmackhaftes Tagesmenü mit Nachschlag so viel man will (zumindest theoretisch, der Teller ist eigentlich voll genug). Mir hätte da lediglich ein Steak gefehlt, aber das sage ich nicht laut. Stattdessen gibt es gefärbtes Wasser dazu. Soll wohl Eistee sein. Achso.
Ein Verdauungsspaziergang später sitzen wir im PopoCafePetl, wo es heute für schmalen Eintritt (100 Kronen sind etwa 4 Euro) eine schwedische Band zu bestaunen gibt. Schöner kleiner Kellerclub, der sich die Räumlichkeiten mit einem Weinkeller teilt und sich nach und nach mit Gesocks aller Art füllt.
Schließlich der Grund, warum man auch mal in ein Flugzeug steigen kann: THE BABOON SHOW! Der Laden ist mittlerweile proppevoll, die Stolperfallen (vor der Bühne ist etwa 1 Meter breit Platz, danach steigen Treppenstufen nach oben - erinnert ans Leiwener Monopol) werden noch kritisch beäugt, aber nachdem das Intro verklungen ist und mit "Lose Your Head" gestartet wird, kommt Bewegung in die Massen.
Und was für eine Party! Die Prager scheinen lange auf diese Band gewartet zu haben, alte wie neue Songs werden durchgehend abgefeiert, alles geil. Luft wie im Pumakäfig. Immerhin sorgt die Hitze dafür, dass wir nicht knietief im Schweiß stehen, selbiger steht eher als Dunst im Raum oder tropft von den Wänden.
Nachdem Cecilia heraus gefunden hat, dass man sich in Tschechien mit "Na zdraví" zuprostet, durchzieht auch dieser Ausruf das eine oder andere Mal den Raum. Die hiesigen Konzertgänger sind übrigens überaus praktisch veranlagt: Biergläser werden nicht krampfhaft in der Hand gehalten bis sie leer getrunken, zu Boden gefallen oder dem Nebenmann an den Kopf gedonnert sind, man stellt sie eher ganz sittlich neben sich auf die Box und greift erst dann danach, wenn einem die Musik mal ne Verschnaufpause gönnt. Vorbildlich.
Bassistin Lisa, wie immer ein Fels im aufbrausenden Ungetüm der Baboon Show. Heute kann sie sich trotzdem das eine oder andere Lächeln nicht verkneifen. Hoffentlich hat das keiner gesehen. Was sollen denn die Leute denken?
Hatte ich schonmal erwähnt, kann man nicht oft genug sagen: The Baboon Show ist echt die einzige Band, bei dem diese Mitklatschnummer tatsächlich mitreißt und nicht irgendwie aufgesetzt wirkt. Einfach weil die Performance so aus einem Guss aber trotzdem alles andere als durchchoreographiert wirkt.
Mittlerweile ist die Band schon knapp 2 Wochen auf Tour - keine Spur von Erschöpfung oder anderen Mangelerscheinungen, auch die schwangere Cecilia kann mühelos mithalten und springt wie eh und je über die Bühne, klettert mit ihren hochhackigen Schuhen mal so eben aufs Schlagzeug und animiert auch das Publikum das eine oder andere Mal zu weiteren Höchstleistungen.
Ob alte Stücke wie "Happy Days", Klassiker wie "This is How Your Story Ends" oder die aktuellen Stücke à la "Eiffel Tower" oder "Fire Over Stockholm City" - knallt alles und wird amtlich abgefeiert. Dass nach dem Konzert gefühlt jeder zweite hier mit der aktuellen LP der Band durch den Laden läuft, spricht wohl auch für sich.
Dezent andere Setlist als noch in Köln und Dortmund, auch wenn ein festes Arsenal an Liedern (hier "Gareth") nicht fehlen darf. Die Single "Dancehall Killers" hingegen fehlt auch heute. Schade, ich mag das Lied - trotz aller Kritik.
Das Publikum feiert. Zumindest vorne im schweißnassen Pit. Was oberhalb der Treppenstufen abgeht, kann ich nicht so beurteilen, habe aber das Gefühl als wär dort vor lauter Menschenmasse deutlich weniger Bewegung möglich als vorne. Da kann man auch mal genüsslich am Bier nuckeln.
Alles Verrückte, sage ich mal. Auch Gitarrist Håkan, hier zu sehen. Der Wahnsinn, von Anfang bis Ende verdammt geile Show, auch die Zugabe mit "Boredom Boredom Go Away" und dem abschließenden "Heidi Heidi Ho Ho" überzeugt, gute Chance um nochmal alles an Reserven rauszuholen.
Niclas (alias Axl Rose) erzählt nach dem Konzert, die letzten Lieder musste er einfach mal komplett ohne Atmen durchspielen - das ging nämlich einfach nicht mehr. Uff!
Alle schweißnass, alle glücklich, tüdeldü! Großartig, da hat sich die Anreise doch gelohnt. Anschließend lungern wir noch ein wenig im Popocafepetl rum, freuen uns über handzahme Bierpreise und autogrammjagende Punker, um schließlich irgendwann den Heimweg anzutreten.
Morgen geht die Reise ja schließlich weiter, die Bahn soll uns nach Rosswein bringen (mehr dazu hier). Aber zunächst mal sorgen wir uns um Straßenrandwildwuchs.