AC4, Nations Afire, 30.04.2013 in Münster, Gleis 22 - Bericht von Gerdistan
AC4, 30.04.2013 in Münster
Als wir reinkommen, spielen Nations Afire gerade noch die Zugabe. Jenz hat die vor ein paar Jahren mal in Hannover gesehen und als unnützen Stadionrock abgetan, obwohl hier durchaus namhafte Punkrocker mitspielen (Leute von Rise Against, Ignite und Death by Stereo), muss ich ihm leider recht geben. Nix verpasst.
Dann aber AC4 aus Schweden auf der Bühne. Wer die mal live gesehen hat, wird wissen, wie schwierig es ist, einen Dennis Lyxzén einzufangen. Genialer Frontmann, dem man das Alter kaum anmerkt. Jenz' Bekannte erzählen uns, dass man hauptsächlich Videos zu dem Computerspiel Assassin's Creed 4 findet, wenn man bei Youtube nach AC4 sucht. Lustigerweise trägt dieses Spiel den Namen "AC4: Black Flag". Hähä.
Er hier spielt Bass, weil der Originalbassist, also der, der früher (genau wie der Sänger) bei Refused gespielt hat, mit den Refusedmillionen durchgebrannt ist. Allein das ist auch der Grund, warum AC4 weiter Musik machen. Hat er erzählt. Früher hat er in einer Hardcorekapelle namens DS13 Bass gespielt, die sind mir leider unbekannt.
Er hier spielt seit tausend Jahren in irgendwelchen schwedischen Bands. Der Drummer wurde eine Woche vor Beginn der Tour noch rekrutiert und hat mit 12 in einer Straight-Edge-Band getrommelt, in der ein Zehnjähriger gesungen hat (wie bei einer der neusten Dortmunder Trashcore-Formationen). Interessante Informationen hageln nur so von der Bühne.
Aber auch Musik hagelt es von der Bühne, und zwar unglaublich tight gespielter Oldschool-Hardcore mit plakativen Texten. Setlist ist wahrscheinlich ähnlich wie beim Groezrock, da wurden auch Detonate und Won't Bow Down sehr schnell am Anfang verheizt. Aber auch die restlichen Songs brauchen sich nicht zu verstecken. Selten länger als eine Minute, mit Schrei- und Moshparts und immer voll auf die Zwölf. Wunderschön.
AC4 (was übrigens sowas wie ne Postleitzahl für die Provinz ihrer Heimatstadt Umeå ist) waren vor ziemlich genau drei Jahren schon mal hier, neben Jenz und mir melden sich ungefähr fünf weitere auf die Frage, wer letztes Mal auch da war. In Hamburg waren es wohl nur zwei. Aber sie finden Münster auch wegen der Wiedertäuferkäfige toll. Ob die sich wohl mit der Geschichte jeder Stadt so eingehend beschäftigen, wenn sie da auf Tour sind? Wird morgen in Solingen erzählt, wie klasse Edelstahl ist? Man weiß es nicht.
Früher haben sie Lieder gegen Reagan und Thatcher gesungen, deshalb gibt es jetzt ein Lied über Ölfirmen in Peru zu hören. Über Ölfirmen in Peru haben Millencolin nie ein Lied geschrieben (viele andere Bands allerdings auch nicht, deshalb wundere ich mich, dass das hier erwähnenswert ist). Aber es wurde auch erwähnt, dass wir Germans gerne etwas Value für unsere Deutschmarks kriegen, deshalb wird so viel gelabert - um das Set mit nur 22 Minuten Musik auf 45 Minuten Gesamtzeit strecken zu können.
Diese 45 Minuten vergehen auch wie im Flug, fast das komplette self-titled Debütalbum verheizt und auch vieles von der neuen Platte "Burn The World", die ich mir nach dem Gig für nen Jüttermann (Masematte für 10-Euro-Schein) am Merch einstecke. Jenz muss leider während der Zugabe schon abhauen, um den letzten ICE nach Düsseldorf zu kriegen, dumm gelaufen. Dumm laufen muss ich danach auch, weil ich Jenz zuliebe natürlich nicht mit dem Radl unterwegs war, aber was tut man nicht alles. Die anderen gehen noch in die Rakete, ins absolute Rauchverbot reinsaufen, ich gehe mir noch schnell bei Rewe was zu essen für morgen kaufen und lasse den Abend dann mit einem letzten Pils auf dem Sofa im Kreise meiner Mitbewohner ausklingen. Bis zum nächsten Mal, euer Gerd