Die Toten Hosen, Kopek, 22.5.2013 in Augsburg, Schwabenhalle - Bericht von Kabl
Die Toten Hosen, 22.5.2013 in Augsburg
Wir kommen früh an. Parkgebühr 4 Euro, Karte kostete 38 Euro. Wir müssen vor dem Einlass anstehen. So 10 Minuten. Geht. Dann drinnen. Bierchen (0,4 Liter): 4 Euro. Geht nicht.
Irgendwann wettert dann (nach einer Ankündigung von Campino) die Vorband "Kopek" los. Die Schwabenhalle macht ihrem Ruf wieder alle Ehre: Die Akustik ist unter aller Sau. So nach 2 Minuten des ersten Liedes erkenne ich annähernd einen Rhythmus.
Kopek kommen aus Irland und sind so unspektakulär, dass ich da eigentlich nichts weiter zu schreiben kann. Powerrock/Punkrock ohne irgendeine Eigenständigkeit. Da blieb gar nix hängen, sorry.
Pünktlich um 21 Uhr betreten die Toten Hosen die Bühne. Mit größtenteils neuen Songs wird das Konzert eingeleitet. Die Akustik ist minimal besser geworden, bleibt aber auf relativ durchwachsenem Niveau.
Ab jetzt werde ich (das bietet sich sehr herrlich an) ab und zu einen Vergleich zu Ärzte-Konzerten machen. Die Bands sind ja doch irgendwie vergleichbar. Pluspunkt für die Ärzte: Sie verwechseln ein Konzert nicht mit einem Fußballstadion. Die ersten 2 Ansagen zum Abstieg der Düsseldorfer Mannschaft sind noch ganz nett, aber nach 5-6 Anspielungen auf FCA und Fortuna nervt mich das.
Pluspunkt für die Toten Hosen: Sie covern tatsächlich "Schrei nach Liebe" und kündigen dies so sympathisch und ironisch an, dass man sehr schmunzeln muss. Komisch nur, dass "Schrei nach Liebe" nahezu am besten von allen Songs beim Publikum ankommt.
Weiterer Pluspunkt für die Hosen: Recht gute Songauswahl. Ein anderer Anwesender meint zwar "zu viele Balladen", ich finds jedoch recht ausgewogen. Ist zugegebenermaßen schon ziemlich schwer, aus 30 Jahren Bandgeschichte ein ausgewogenes Programm darzubieten, wenn man auch noch das neue Album promoten muss.
Highlights waren für mich "Paradies" (mit Gastsänger aus dem Publikum), "Liebeslied", "Wünsch dir was", "Bonny und Clyde" sowie "Pushed Again". Auch das Slade-Cover "Far Far Away" kann was!
Objektiv gesehen der absolute Tiefpunkt war "Vogelfrei" vom neuen Album. Da regte sich nichts im sonst sehr feierwütigen Publikum. Subjektiv gesehen war der Wiesn-Schlager der Tiefpunkt. Ich kann es leider nicht mehr hören, trotz Konfetti-Kanonen.
Pluspunkt für die Ärzte: Sie spielten ihren Nervhit "Männer sind Schweine" (mit einigen Ausnahmen) nur auf der Tour zum entsprechenden Album. Ob auch die Hosen diesen Pluspunkt einheimsen werden wird sich zeigen.
Weiterer Pluspunkt für die Hosen: Sie stänkern penetrant die Fußballfans des FCA an und sogar "Bayern" zum Ende des Sets macht tierischen Spaß. Ein bisschen Punk ist das dann doch noch, diese Provokation, auf die geschätzt der halbe Saal sogar noch anspringt.
Minuspunkt für Ärzte und Hosen: Ich habe keinen Bock auf dieses "alle setzen sich hin und stehen dann wieder auf"-Spiel. Es ist einfach ausgelutscht. Lasst euch doch bitte mal was neues einfallen, auch wenns hier wenigstens zum Lied "Steh auf wenn du am Boden bist" gepasst hat. Ich gähne.
Minuspunkt für die Hosen: Nach gut 2 Stunden ist Schluss. Die Ärzte halten fast die Hälfte der Spielzeit länger durch. Somit kommen wir zum Fazit: Unentschieden. Beide Bands haben ihre Berechtigung und haben ihre Vor- und Nachteile. So ähnlich wie bei BVB gegen Bayern. Wenn ein Campino ständig auf sportlichen Wettbewerb anspielt, darf ich das auch.
Hier noch ein geiles Bild von einem Bagger. Wir beobachten einen Bauarbeiter, der nur rumsteht und sich von der Maloche drückt. Ich raste fast aus vor Spannung, als er die Arbeitshandschuhe auszieht. Er kratzt sich am Ohr und zieht sie wieder an.
Dann läuft der Bauarbeiter zum Auto. Ich kriege vor Aufregung feuchte Hände - was wird er holen? Nach ca. 2 Minuten kommt er zurück. Mit leeren Händen.
So geht das eine halbe Stunde. Ein Bauarbeiter tut beschäftigt, aber macht keinen Finger krumm. Ein Kollege kommt mit einem Meterstab. Wird er ihn dem Drückeberger in die Hand geben? Ich halte diese Spannung nicht aus. Nein: Er fährt 2 Glieder aus und wuchtet ihn mit einem höhnischen Grinzen auf das Hinterteil des anderen. So muss es auf dem Bau zugehen! An Tagen wie diesen zumindest.