Far From Finished, 25.05.2013 in Düsseldorf, Pitcher - Bericht von Fö
Far From Finished, 25.05.2013 in Düsseldorf
Am besten in eine Stadt, die mit Fußball nix am Hut hat. Letzte empirische Untersuchungen ergaben, dass sich Düsseldorf da ganz gut anbietet. Die Rechnung haben Schlossi und ich natürlich ohne das Schicksal gemacht: In Düsseldorf ist heute Japan-Tag. Die ganze Stadt überbevölkert von Menschen, die gerne Japaner wären, und sich deshalb in bunte Kostüme quetschen. Quasi wie Karneval, nur mit weniger Idioten (die sitzen ja bekanntlich vorm Fernsehgerät). Aber wir kommen recht unbehelligt (nur ein Junggesellenabschied im Zug - guter Schnitt!) in Dödeldorf an, latschen ebenso unbehelligt zum Pitcher und können beim gemeinschaftlichen Kiosk-Bier sogar noch feststellen, dass man Fußball heutzutage mit Ritterrüstungen spielt. Quasi wie Karneval, nur mit mehr Idioten. Schnipps Schnipps.
Achja, was ist heute überhaupt im Pitcher? FAR FROM FINISHED spielen! Sie starteten vor etwa einem Monat hier ihre Europa-Tour, und nun finalisieren sie sie hier. Das ganze Leben ist ein Kreis und das Runde muss ins Eckige. Der Pitcher selbst ist so ne Rocker-Kneipe die ich bisher gekonnt ignorieren konnte. Gibt ja auch son paar nicht gerade sympathische Storys über den Laden, von übereifrigen und gewaltbereiten Türstehern und sowas - aber heute scheint alles friedlich zu sein. Der Türsteher macht sogar Scherze.
Die Schwerstarbeit überlasse ich heute Praktikantin Schlossi. Also, die Fummelei mit die Kamera und so. Ganz autodidaktisch beäugt sie anfangs kritisch die Knöppe des Geräts, um am Ende der Show freudenstrahlend zu verkünden, jetzt zu wissen, was für Einstellungen sie bei Konzerten benötigt. Geil! Wir werden immer professioneller!
Achja, Musik. Far From Finished. Ohne Vorband, vermutlich weil um 22 Uhr Schluss mit Livemusik sein muss. Konzert startet so ungefähr 70 Minuten vorher. Mangels Vorband-Aufwärmprogramm brauchen die Anwesenden anfangs noch ein wenig, sich auf die Band einzulassen. Und überhaupt: Es ist zwar ganz angenehm gefüllt, aber bei der (geringen) Größe des Ladens und dem Bekanntheitsgrad der Band hätte ich mit mehr gerechnet. Keine Ahnung ob da jetzt Fußball, Japan oder der mit 15 Euro doch recht hohe Eintrittspreis dran schuld war.
Hier direkt mal ein Schlagzeugerfoto. Scheint gut gelaunt zu sein, der Mann. Überhaupt macht die Band auch nach einem Monat Tourleben noch nen durchaus fitten Eindruck. Auch wenn sich hier und da mal verspielt wird, aber, äh, merkt ja keiner.
Ist vielleicht sogar Absicht. Viele Songs klingen nämlich live deutlich anders als von Platte. Sowas mag ich ja eigentlich, aber heute wünsche ich mir doch manchmal den klaren und kräftigen Sound der Alben, gerade die melodiösen Parts gehen live etwas unter. Dafür variiert Sänger Steve öfter mal im Gesang.
Unterstützung aus dem Publikum! Die zarten Stimmen der anwesenden Damenwelt bereichern den Sound ungemein und bieten einen herrlichen Kontrast zum rauen Timbre des charismatischen Frontmanns. Abgesehen von den hier abgelichteten Besuchern hält sich das Publikum aber doch eher bedeckt, als hätten sie noch mit dem Kater vom Vortag zu kämpfen - schade. Bei Far From Finished erwarte ich doch eigentlich ne pogende, fingerpointende Pöbel-Masse. Anfang des Monats beim Ex-Fest hat das mehr Spaß gemacht...
Setlistenfoto! Es ist gut, eine professionelle Fotografin an seiner Seite zu wissen. Sie fängt perfekt die Stimmung ein, die diese formschöne Setlist vermitteln soll, ohne sich dabei zu sehr auf die Details zu konzentrieren, die für den gewieften Konzertgänger doch eher Nebensache sind: Nämlich die gespielten Songs.
Die Auswahl ist aber durchweg zufriedenstellend. Guter Schnitt quer durch den Backkatalog. Erste Euphorie-Stürme im Publikum bei "Roses and Razorblades", wird später noch getoppt bei "The Bastard's Way", "21 Guns" oder meinem Highlight des Abends, "Living in the fall out". Ein Mädel im Publikum wünscht sich "one Lifetime" - der Bassist kommentiert das damit, dass sie ungefähr genauso lange brauchen würden, den Song zu spielen. Aha!
Ansonsten bedankt sich die Band fleißig beim Pitcher und bei den Besuchern, stellt fest dass sie das mit einen-Club-zweimal-bespielen noch nie gemacht haben und kündigen an, das noch toppen zu wollen. Also, zukünftige Resident-Band, alle zwei Wochen im Pitcher: Far From Finished! Haha!
Neues Material gibt's auch zu hören. Einen Song kenne ich nicht mal, von der aktuellen EP gibt's "Mother Mercy" zu hören - starker Song, kennt hier aber keiner. Auf der nächsten Tour gibt's dann hoffentlich auch ein neues Album im Gepäck.
Zwischendurch fragt die Band auch mal, wie denn der Stand bei diesem Soccer-Spiel ist. Kann ihnen zunächst keiner beantworten. Sehr gut. Wozu auch Interesse heucheln.
Am Schluss wird Merchandiser Tom nach vorne gebeten, der daraufhin ein paar Runden auf Köpfen und Händen der Anwesenden drehen darf - und das macht er auch begeistert. Besonders schön: Das Gesicht von dem Typen da mittig hinter ihm.
"A Destination Nowhere" am Schluss holt noch mal alle Kraftreserven aus den müden Knochen, die Zugaberufe kommen auch recht kräftig aus den anwesenden Kehlen, aber, wie erwähnt, man muss sich an die Zeiten halten. Also noch 3 Songs Zugabe und schon is' finished.
Fazit: Starkes Konzert einer durchweg geilen Band. Sound hätte etwas differenzierter sein können, das Publikum etwas weniger zurückhaltend - aber insgesamt ein klares Plus. Dieses Foto wurde übrigens aus der Tür zum Herrenklo geschossen. Schlossi bat mich, diese Info unbedingt in den Bericht aufzunehmen.
Und nu? Es ist noch relativ früh, die Heimreise nach Doofmund klingt wegen Angst vor Menschenmassen nicht wirklich verlockend, in Düsseldorf bleiben aber ebenso wenig - also reisen wir weiter nach Essen, wo Rat City Riot heute im Südrock aufspielen. Bericht dazu hier!