Erhaltet den Hawerkamp: Jaya the Cat, Musikapparillo, No Talent Necessary, 29.05.2013 in Münster, Hawerkamp - Bericht von Gerdistan
Erhaltet den Hawerkamp, 29.05.2013 in Münster
Vorher wird aber in unserem Wohnzimmer noch etwas getagt, der Rote war einkaufen und dabei mal wieder einen guten Riecher bewiesen. Nachdem einiges von der Liste vernichtet wurde, auf zum Hawerkamp. Unterwegs an allen Sparkassen vorbeigefahren, dumm, aber ich habe noch meinen Notfallzehner, den ich immer dabei habe, falls ich an der Mensakasse mal pleite sein sollte. Muss der halt heute dran glauben.
Draußen angekommen gibt es keine Schlangen am Einlass, Bier austrinken, rein. Im Außengelände vor der Sputnikhalle spielt eine Band irgendwas auf Gitarren, Musiker und Instrumente sind mit Neonklebeband beklebt und erinnern mich auf unangenehme Art und Weise an Deichkind. Weg hier. Später fand ich heraus, dass es wohl die Band "Inozit" aus Aachen war. Das Bild zeigt übrigens etwas anderes.
Dann kriegen wir drinnen noch die letzten Takte von "Musikapparillo" mit, die sich dem plattdeutschen Rock verschrieben haben. Wenn sich eine Band schlicht und ergreifend als "Rock" bezeichnet, suche ich meistens schnell das Weite, das hier kann sich allerdings sehen lassen, auch wenn ich von dem plattdeutschen Anteil leider nichts mehr mitbekommen habe.
Eine kurze Umbaupause später geht es dann los mit Jaya The Cat. Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein... jau. Die Band sollte sich ja mittlerweile eine hinreichend große Bekanntheit erspielt haben, u.a. durch drei Auftritte in Folge in drei Jahren des Lieblingsfestivals aller Ruhrgebietspunker.
Die Band tritt in der klassischen Gitarre-Schlagzeug-Bass-Gesang-Besetzung auf, ergänzt durch einen Keyboarder. Hier stand etwas total geistreiches, bis die Bierschinkenberichteschreibsoftware es durch eine Zugriffsverletzung oder sowas mit dem Text aus dem Feld davor überschrieben hat. Sehr ärgerlich. Ich glaube, es hatte mit dem Umzug der Band von Boston nach Amsterdam und den damit verbundenen Klischees zu tun.
Ich nenne die Musikrichtung meistens schlicht Reggaepunk, weil es das am besten trifft. Je nach Song ist es manchmal mehr Reggae oder mehr Punk.
Ich habe übrigens in weiser Voraussicht, wo dieser Abend enden wird, direkt meine alte, kleine, miese Kamera eingepackt. Deshalb sind die Fotos auch nicht so gut.
Ich habe übrigens in weiser Voraussicht, wo dieser Abend enden wird, direkt meine alte, kleine, miese Kamera eingepackt. Deshalb sind die Fotos auch nicht so gut.
Mit seinem breiten, weißen Bart erinnert mich Sänger Geoff an den Anführer einer Gruppe Orang-Utans, ich weiß auch nicht genau wieso. Die Band gibt es immerhin schon seit 2000, da kann man mal ein paar graue Haare kriegen.
Die Halle ist übrigens recht gut gefüllt, was vermutlich am niedrigen Eintrittspreis lag, als die Band hier letztes Jahr für 15 € gespielt hat, war bestimmt weniger los - ich jedenfalls habe die mir zustehenden Raummeter freigelassen. Die Band ist aber gut drauf, sie spielen alte ("Are you with me?") und neuere ("Thank you Reggae"), langsame ("Closing Time") und schnellere ("Twist the cap") Stücke. Das Publikum wiegt sich sanft im Takt.
Meine zwei Favoriten "The Bottle Left Me" und "Lovesong for Drunks" vermisse ich leider wie so oft und auch insgesamt kommt mein favorisiertes (vermutlich, weil punklastigstes) Album "First Beer Of A New Day" etwas zu kurz. Naja, kann man nix machen, macht trotzdem Spaß. "When I said I love you, well I must have been drunk..."
Bei der Zugabe noch mal kurz Stagediven, dann hat sich das auch - gute 75 Minuten haben die gespielt, da kann man nicht meckern. Gut angetüdelt geht es nach draußen an die frische Luft, das Rauchverbot wird nicht konsequent eingehalten, aber besser als sonst ist die Luft schon.
Draußen haben dann No Talent Necessary gerade angefangen. Die spielen hier auch häufiger. Glaub ich. Letztes Jahr war ich leider in Kopenhagen, als das EDH-Festival stattfand, aber im Jahr davor mit Chuck Ragan auf der Hauptbühne, haben sie auch schon draußen gespielt.
Gute Lightshow auch. Die Musik ist so Punk, da wird nicht das Rad neu erfunden, aber auch nichts falsch gemacht. Geht nach vorne. Könnte natürlich etwas schneller sein, aber irgendwas ist ja immer.
Was hängen bleibt, sind dann wie so oft aber nur die Coversongs. Was nicht heißen soll, dass das eigene Zeug schlecht ist. Gespielt wurden u.a. "Beautiful" von Christina Aguilera, "International You Day" von No Use, was von den Kassierern und natürlich auch was von David Hasselhoff.
Hier hat Hans was fallen lassen und ich hab ihr mit dem Blitz geholfen, es zu finden. So kanns gehen. Die Band verteilt Alkohol als Publikum, aber es ist Eierlikör. So kanns gehen.
Das Kassierer-Cover war "Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist", dazu durften dann ein paar Freiwillige in Viererteams gegeneinander Fässchen-Wettsaufen. Keine Ahnung mehr, wer gewonnen hat, das ist irgendwie auch nicht mehr so zentral beachtet worden.
Gastsänger gab es natürlich auch, da wird, wie man sieht, sogar die Konfettikanone rausgeholt. Der Gast müsste, wenn ich mich recht entsinne, der Sänger der legendären Arbeiterpunkband ABSORBOR sein, der jetzt unter dem Namen Neon Bone so ein Einmannprojekt durchzieht.
Ich fand Absorbor besser, aber muss ja jeder selbst wissen. Ich glaube, der Ansage entnommen zu haben, dass er auch mal Mitglied bei NTN war, oder so, keine Ahnung, irgendwas muss er mit denen ja zu tun haben, sonst würden die ihn nicht singen lassen. Die "Pants-Down Polonaise" habe ich (leider? zum Glück?) wohl verpasst.
Pyroshow! Die Scorpions wären stolz. Passend zu den Scorpions wird eine andere Mauerfall-Hymne gecovert: Looking for Freedom von The Hoff. Nach ca. 20 Anrufen schaffen die Versackten es, uns zu finden. Die Beschreibung "ganz vorne bei der Band, die spielt" war wohl zu unpräzise.
Es ist frisch draußen, da kann man mal nen Schal anziehen, insbesondere wenn es so ein schöner ist, wie der hier. Die Außentemperaturen sind nicht besonders hoch, aber es ist ja inzwischen auch halb zwei durch und immerhin regnet es nicht. Nach etwas über ner Stunde ist Schicht im Schacht.
Jetzt noch die halbe Nacht in überfüllten Clubs bei fragwürdiger Musik abzuhotten ist nicht mein Ziel, also verabschiede ich mich und schwinge mich aufs Rad und fahre die anderthalb Kilometer in Windeseile nach Hause, mittlerweile stehen die Leute in riesigen Schlangen vor dem Gelände (man geht grundsätzlich nicht mehr raus im Hellen). Im Wohnzimmer liegen neben einer Schnapsleiche aka Mitbewohner überall Lauchzwiebeln rum. In der ARD läuft "Führer Ex", gucke ich mir noch ne Stunde von an, bevor ich ins Bett falle. Bis zum nächsten Mal,
euer Gerd
euer Gerd