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Youth-Brigade Festival: The Rival Bid, Forever Young Viktoria, Der gierige Diktator, Angry White Elephant, Aye Aye Goodbye, Church of Cycology, Nothing but Rascals,..., 29.06.2013 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö

Youth-Brigade Festival, 29.06.2013 in Dortmund

Heute in der Zeitung, im Automobil-Teil: Ein Zitat von Campino, Sänger der Toten Hosen. Und zwar, räusperräusper: "Wir spielen so, wie wir Auto fahren: Nicht besonders gut, aber immer so schnell wie möglich". Keine Ahnung WANN er das gesagt hat, aber witzig fand ich das schon. Vermutlich wurde das Zitat nur aus dem Zusammenhang gerissen und eigentlich wollte er sich nur wieder als Gutmensch profilieren und eigentlich zum Ausdruck bringen, dass mit 50 über die Landesstraßen juckeln total gut für die Umweltbilanz ist.
Wat solls. Wie finde ich denn jetzt die Überleitung zum eigentlichen Thema? Achja: Ich bin ganz froh, dass die diesjährige Youth Brigade doch ne ganze Stange an Bands der schnelleren Gangart zu bieten hat, ohne dass die Vielfältigkeit da groß drunter zu leiden hat. Ganze 27 junge Bands spielen heute. Bei dem Angebot fragt man sich doch, warum die Leute immer noch zu den Toten Hosen gehen. Oder, heutige Konkurrenz in der Dortmunder Westfalenhalle: Mia - aber die können mir, von mir aus, gestohlen bleiben.
Statten wir lieber der sympathischeren Konkurrenz einen Besuch ab: Beim FZW um die Ecke hat der Blackplastic-Plattenladen seine Pforten neu aufgeschlagen und eröffnet heute bei Grillwurst und Bier. Ein Plattenladen ganz nach meinem Geschmack: Weil es hier nichts gibt, das mich interessiert, gebe ich auch kein Geld aus. Praktisch! Harhar, nee, ihr wisst schon, support your local Plattendealer und so. Anlässlich der Eröffnung gibt's ein paar Instore-Gigs. Zum Beispiel von ihm hier, HANS BLÜCHER, Akustikbarde aus der Nordstadt.
Der spielt einen Song, der spontan zuvor geschrieben wurde, aus Satzfetzen die von den Eröffnungsbesuchern auf diese Pappschilder geschrieben wurde, die Plattenladenscheffsouffleuse Lukas hier dem Künstler entgegen hält. Dazu sollen wir alle mitsingen, der Refrain lautet "Black! Plastic!" - total eingängig. Aber Makkes beigesteuerter Reim "Gras" auf "Spaß" wird irgendwie verschluckt. Ebenso wie "doof" auf "Hof". Ich glaube, der Künstler mag keine Reime.
Anschließend der Künstler, den wir eigentlich sehen wollten: JULIUS, sonst Sänger der kürzlich dezimierten TRAVELS & TRUNKS, heute mit seinem zweiten Solo-Auftritt. Kann was. Gute Stimme. Beherrscht die leisen und die lauten Töne. Letztere liegen mir mehr, aber das U10-Publikum fordert die leisen. Mist. Musik: Naja, erinnert allein durch den Gesang natürlich an seine Hauptband und damit unweigerlich an Bruce Springsteen, Gaslight Anthem oder deren Frontnudel Brian Fallon. Oder wahlweise an beliebige Männer mit Vollbart und Akustikgitarre.
Passend zum Motto des Tages, handeln die Lieder unter anderem von Musik. Das ist nett. Singen kann er, spielen auch, und die Songs können auch wat - von daher alles top. Ich erkenne einige Lieder seiner Hauptband wieder ("Troubles", "The very last one of a kind"), keine Ahnung ob auch eigenes Zeug dabei war, aber is ja auch latte. Allzu lange dauert der Auftritt nicht - aber trotzdem verpassen wir dadurch den Auftakt der Youth-Brigade und insbesondere die Dead Koys, die ich mir eigentlich fett im Plan markiert hatte - aber nunja, kommt ja noch genug anderes.
Szenewechsel: FZW, Youth-Brigade Live-Music-Festival (das Plattenladen-Gedönse in nen eigenen Bericht zu packen war mir dann doch zu umständlich). Wir betreten die schmucken Hallen, da legen gerade im Bar-Bereich DER GIERIGE DIKTATOR los. Ey, gail gail gail! Bester Bandname des Tages. Protagonisten, die man sonst aus dem Bierlachen-Moshpit im Schwerter Rattenloch kennt. Neue Band, heute erster Auftritt - sieht man mal ab von der gestrigen halb-öffentlichen Probe.
Total super. Durchweg. Da steht der Spaß im Vordergrund. Iros wackeln, Getränke werden umhergereicht und vernichtet, Deutschpunk-Pogo-Getaumel deluxe. Härrlisch! Dazu wird noch gecovert: Pipi-Langstrumpf-Song mit dem Volxverdummungs-Sänger als Gast, danach gabs noch "Freude schöner Götterfunken" mit nem Text, der irgendwas mit "Delirium" enthielt. Da sage nochmal einer, Punk wäre tot. Dat hier riecht sogar ganz passabel. Nach Bier.
Eine Ode an den Schwerter Holzpfosten-Fußballverein geht auch noch raus. Und breites Gepoge in den vorderen Reihen. Das war schön. Frischer, unterhaltsamer Deutschpunk ohne verkrampftes wir-würden-gerne-­so-und-so-sein. Nach gut 15 Minuten ist der Auftritt aber schon zuende. Mehr Programm hamse nicht. Ob das wohl ganz stark war?!
Gucken was sonst so geht. Bei "So oder so" im Club schrecken mich schon wenige Töne dermaßen ab, dass ich nicht einmal ein Foto hinkriege. Also lieber in die Halle: HYSTERIX AND HIS T-REX ist auch mal wieder ein Bandname, wie er im Buche steht. Wenn auch zugegebenermaßen einer, bei dem man nicht unbedingt viel erwartet. Ich zumindest nicht. Umso überraschter bin ich, wie druckvoll die Band daher kommt.
Musik, tja, wie beschreibt man das. Als würden die Foo Fighters sich mit Sepultura paaren und eine Progrock-Band gründen, wobei das Ergebnis dann mehr nach Crossover-Metal klingt. Also irgendwie ziemlich viel drin - aber auch viel dran. Was die da an den Instrumenten zaubern, ist durchaus beeindruckend - und das Organ des Sängers überzeugt ebenso.
Zwischendurch wird noch bei einem vorbeikommendem Spielmannszug die Köppe von den Leibern gerissen und die Trommeln geklaut. Damit ausgerüstet, sorgt der Sänger für ein bisschen zusätzliche Bumm-Bumm-Percussion - und verstärkt den Eindruck der vielseitigen Einflüsse. Geil. Auf Dauer wird's mir aber doch etwas zu sehr nicht-ganz-so-­meine-Musik, aber für 20 Minuten kann man sich das ruhigen Gewissens angucken, ohne bleibende Schäden davon zu tragen.
Ab zur Belustigungs-Stage. So nenne ich mal das hier draußen, da gibt's viel zu gucken. Verschiedene Grüppchen lungern rum und teilen Getränke und Gespräche. Spontanerweise lassen sich auch hier musikalische Darbietungen antreffen: Nämlich in Form von Akustikgitarren. Nervt mich dann eher, aber egal. Zukünftiges Postkartenmotiv der "Bunten Stadt Dortmund": ein paar Punks besetzen das Dach des Wärterhäuschens gegenüber. Ker, is dat schön. Szenenapplaus, als sie versuchen, wieder runter zu klettern.
Wieder rein. Club-Bühne: CHURCH OF CYCOLOGY! Kommen, wenn ich das in meinen Synapsen richtig gespeichert habe, aus Wuppertal - also nicht mehr so ganz lokal und vielleicht sogar mit der weitesten Anreise heute. Musik: Geht klar. Hardcore-Punkrock, härtere Gangart, so die Form von HC-Punk die nach "Crewshouts" und sonem Gedöns, äh, schreit. Ist nicht ganz meine bevorzugte Spielart wegen dem Prollo-Bollo-Faktor, aber ich bin ja tolerant.
Gewonnen haben sie trotzdem, nämlich weil der Bassist erstens nen total schönen Bart hat, zweitens son Oldschool-Bandana trägt, und drittens, haltet euch fest, giftgrün fluoreszierende Saiten nutzt! Sachen gibt's! Wie die Musik sonst so war, weiß ich gar nicht mehr, musste ja schließlich auf die Basssaiten glotzen. Haha!
Nee, Spaß, war musikalisch sogar das, was mir bis jetzt am Ehesten lag am heutigen Tage. Aber waren ja auch erst drei Bands. Von daher Daumen hoch für die Cyco-Jünger.
Nächste Band. Also, nicht direkt die nächste, aber die anderen beiden Bühnen interessieren mich gerade mäßig, weshalb wir uns nach ner kurzen Passivraucher-Pause wieder im Club einfinden für AYE AYE GOODBYE. Oder "Felix' Band", wie die Fans liebevoll sagen. Die Fans sagen auch liebevoll, die seien ganz gut. Die Genre-Einordnung in der Ankündigung verspricht gähnende Langeweile: "Math-Pop-Emo-Post-Punk". Wer von beiden hat Recht? Und wer hat das "Punk" in die Beschreibung gepackt?
Heute Releaseparty für die neue EP "I Will Never Make Promises, I Promise". Diese wird komplett chronologisch durchgespielt und anschließend vertickt. Wie ein Livemitschnitt, nur anders. Oh, ich wollte ja was zur Musik sagen. Hm. Tja. Viel Gefrickel. Recht wenig Gesangspassagen. Sperrig, aber hörbar. Als würden Jimmy Eat World ne Progrockband gründen. Das hat dann mal ganz eingängige Momente, lässt aber kurz darauf wieder meine Musikbanausen-Synapsen platzen.
Allzu viel kann ich dem nicht abgewinnen. Zeigt aber trotzdem mal wieder, wie hoch die musikalische Qualität doch ist, die heute geboten wird. Da gerät die Bezeichnung "Newcomer-Contest", die einige als Beschreibung der heutigen Veranstaltung in den Raum werfen, ja direkt zur Beleidung. Erstens sind hier durchaus erfahrene Bands zugegen, und zweitens: Das hier ist kein Wettbewerb, verdammt! Wettbewerbe sind SCHEISSE!
Raus aus dem Club, ab an die Bar. Also, vor die Bar-Bühne. PACIFIC PLUM spielen hier und entpuppen sich als "Rhythmus"-Fraktion vom gierigen Diktator. Waren die nicht, als ich die vorn paar Monaten im Subrosa gesehen hab, noch dezent anders besetzt? Hm. Damals fand ichs sogar gut. Heute weniger.
Also lieber gucken, was in der Halle so geht. REFUSE YOUR HEROES dürften das sein. Metalcore. Wie er im Buche steht. Und wie er im selben Moment wieder aus dem Kopf raus ist, in dem die Töne ins Ohr dringen. Mit anderen Worten: Ich kann mich absolut Null an den Auftritt erinnern, also war da wohl auch nix was ich irgendwie für so erachtenswert befunden habe dass ich es mir merken musste. Mag an der Musikrichtung liegen. Nichts gegen Metal und nichts gegen Hardcore - aber Metalcore? Nix für mich.
Wieder in den Club. Nächste Band: SWAP! (mit Ausrufezeichen). Timm schlägt vor, dass das bestimmt die Anfangsbuchstaben der Bandmitglieder sind. Sören, Willibald, Adelbert und Petrus. Drummer Petrus hat optisch schonmal gewonnen, leider sieht man ihn hier auf dem Foto so schlecht: Zebrafell-Hose und Jeansweste mit gefährlichen Pyramiden-Nieten. Voll böse! Musik: Pop-Rock, deutsche Texte. Als Besonderheit: Mit Violine.
Sänger Willibald motiviert immer wieder die Massen: "Hey, seid ihr noch da?" und son Kram. Fremdscham deluxe. So weit kann ich gar nicht mit den Augen rollen! "Mit dem nächsten Lied zeigen wir, dass man auch in 30 Minuten eine totale Party feiern kann!" - Aahhh! Das Lied nennt sich dann auch noch "Partygeneration". HILFE!!! Der Refrain ist einfaches Abzählen einstelliger Zahlen und wir sollen doch alle mitmachen, juhu, "hey, das könnt ihr doch!" - schlimmer als jeder Horrorfilm. E-kel-haft! Kann ich mir nur son paar Sekunden lang geben, danach laufe ich heulend raus.
Auf der Hallenbühne: PAIN IN THE BRAIN! Mir eigentlich nur vom Namen her ein Begriff - aber hey, das kann was. Schöner Haudrauf-Metal, so die Thrash-Ecke, echt geil. Souverän runtergezockt (geile Gitarrenarbeit - von beiden!) und das mit nem Lächeln im Gesicht, will heißen, mit Spielspaß statt überheblichem Gehabe.
Sänger Max führt galant durchs Programm. Seine Ansagen drehen sich größtenteils halbironisch darum, dass sich die Massen vor der Bühne nicht gerade stauen. Tja, hm. Is jetzt nichts, was man den Leuten, die hier sind, vorwerfen kann. Ne Halle zu füllen, die normalerweise für über 1000 Besucher ausgelegt ist, ist ja auch nicht einfach. Die Band selbst schafft das Agieren auf großer Bühne aber ganz gut.
Und anschließend wieder in den Club. Der ist größenmäßig echt angenehmer. Es spielen: NOTHING BUT RASCALS. Ich muss zugeben, mich bisher nie groß mit der Band auseinander gesetzt zu haben, obwohl man den Namen ja öfter mal liest und hört. Hatte das grob unter "naja, Indie halt" eingeordnet - und was soll ich sagen, es ist zwar "Indie", aber gar nicht unbedingt so "naja"!
Puuuh! Extra nach oben gelatscht für die Rundum-Perspektive dieses Fotos - um euch zu zeigen, was die Besonderheit dieser Band ist: Sie haben drei Gitarren! Ich hab von sowas ja keine Ahnung und weiß nicht, ob die dritte Gitarre nun wirklich den Extra-Kick bringt, aber hier glaube ich das mal. Die Musik des Fünfers kommt ziemlich verspielt aber zugleich virtuos und zackig auf den Punkt daher. Schafft auch nicht jeder.
Hat manchmal auch so melancholische 90er-Emo-Elemente, zwischendurch hat's was von den Shout Out Louds - passt. Kann man sich geben. Auf Dauer wird mir das aber doch irgendwann zu eintönig. Mag am eng gepackten Programm des heutigen Tages liegen: Bei so viel Angebot ist die Aufmerksamkeitsspanne irgendwann halt einfach im Keller.
Wieder in die Halle. Melodic Death Metal von IN WEAK LIGHTS. Uiuiui. Richtig schönes (oder böses?) Brachial-Gebölke, die beiden Gitarristen fideln sich amtlich einen runter. Fehlen tut ein Bassist, weil ihr "Session-Bassist" (schön, wie hier mit Profi-Begriffen um sich geworfen wird) heute nicht kann und sie sowieso nen neuen festen Bassisten suchen. Ich will mich gerade melden, da fällt mir ein, dass ich ja eh keine Zeit hab.
Mit ner Flying V hat man eh gewonnen. Und wenn man beim Solo-Runterzocken konstant den Headbanger macht, sowieso. Ich glaube, Kiki hats auch gefallen (der fragte mich den ganzen Tag über, wann denn endlich die Death Metal Band spielt). Daumen hoch.
Sooo, und nu? Mal kurz rüber in den Bar-Bereich. MORITZ GADOMSKI & BAND. Singer/Songwriter. Nix, was ich mir lange geben kann, aber der hier macht seinen Job echt gut. Zumindest schafft er es, bei all den seichten Texten niemals den schmalen Grat zur Peinlichkeit zu überschreiten, und das rechne ich ihm hoch an. Schöne Stimme noch dazu. Erinnert mich an irgendwen, ich weiß nur nicht wen (klassischer Satz inkompetenter Schreiberlinge. Geil!)...
Warum ich "ihn" hier die ganze Zeit als "er" beschreibe, obwohl er doch "& Band" ist - macht er selbst auch so. "ICH hab meine CD dabei", "wenn euch MEINE Musik gefällt" und so weiter, so schlängelt er sich durch die Ansagen. Finde ich ein klein wenig befremdlich, aber wahrscheinlich war ich einfach grad nicht im Raum, als er seine Begleitmusiker gelobt hat. Kommt jedenfalls, obwohls nur Keyboard und ein Schlagzeug mit Spültuch-Dämmung ist, ganz gut - besser als wenns nur Akustikgitarre wäre. Wage ich mal zu behaupten.
Mal wieder wechseln (ich erwähnte ja die kurze Aufmerksamkeitsspanne zur späteren Stunde) in den Club. CLARK CAN'T ist ein selten dämlicher Bandname, aber meine anfänglichen Vourteile werden sehr schnell besänftigt als ich diesen "yes we can't"-Banner seitlich der Bühne entdecke. Das ist dann schon wieder, dank der humorigen Konsequenz, witzig. Musik: Pop-Punk. Zum Glück nicht die Schmacht-Variante dieses breitgefächerten Musikgenres, aber leider auch nicht die garagige Bubblegum-Version - eher irgendwas dazwischen.
Also mit Betonung auf Melodie und ordentliches Abliefern, was ihnen durchaus gelingt. Pluspunkt für das Shirt des Bassisten. Ich bin allerdings etwas irritiert, dass er keine Beine hat. Nur Strümpfe. Insgesamt gesehen ein überzeugender Auftritt der (laut Bandcamp) Aachen-Düsseldorf-­Emsdetten-Köln-­Münsteraner Band, zumindest für die paar Minuten, die ich dem Auftritt beiwohne.
Rüber zur großen Bühne, ANGRY WHITE ELEPHANT spielen schon. An der Band kommt in Dortmund ja eh keiner vorbei, kein Wunder dass sie die zeitlich wohl günstigste Position im heutigen Programm erwischt haben. Hamse sich ja auch verdient. Naja, dafür halt große Halle, aber die dreistellige Zuschauerzahl knacken sie trotzdem.
Musik: Crossover-Kram. Heute mal mit besonderem Special: Am Turntable werden von ihm hier Platten malträtiert. Gar nicht mal so schlecht, das gibt den Liedern noch nen zusätzlichen Kick. Und noch mehr 90er Flair als ohnehin schon. Könnense ruhig beibehalten. Scratchediscratch.
Dafür komm ich nicht auf das Publikum klar, zumindest Teile davon. Das absolut Lächerlichste, was man heutzutage auf Konzerten erleben kann (toppt sogar Mitklatsch-Aktionen und Lieder, die "Partygeneration" heißen): Violent Dancing. Boah, sieht das behämmert aus. Hauptsache dicke Hose Karate-Tritte verteilen. Sieht nicht nur scheiße aus, versaut mir auch den Auftritt. Wie soll ich mir denn ne Band angucken wenn ich jeden Moment nen Schuh im Ohr haben könnte? Nix gegen anständigen Pogo, aber diese Abart gehört verbannt.
Noch besser: Sperrt die Hampelmänner in einen Käfig mit der nächsten Kombo. MIAMI YACINE machen Klischee-Rap mit Texten über Fotzen, Bitches und darüber wie geil und derbe hart die Protagonisten sind. Und sie beherrschen so tolle Schimpfwörter wie "gay" und "schwul". Puh. Ich muss passen, ich finde die Ironie einfach nicht.
Also schnell in den Club, wo STEREOVIEW spielen. Pop-Punk, würde ich mal so grob sagen. Deutsche Texte. Hat teilweise was von den Wohlstandskindern, also den eher späteren. Ganz okay, mir aber teilweise zu viel Gesäusel. Erwischt mich außerdem mal wieder in ner Phase, in der ich nicht wirklich aufnahmefähig bin - also kann ich nicht wirklich mit mehr Details zu dieser Band glänzen.
Passivraucherpause und nochmal kurz rüber in die Halle. DIVINE:ZERO nennt sich die Band und zu hören gibt es ziemlich amtlichen Death-Thrash-Metal-Kram, schöne Breitseite, geben wir uns aber auch nicht sonderlich lange. Etwas übertrieben: Die Ansagen, in denen so getan wird, als wäre das hier die True Stage beim Wacken Open Air...
Zurück in den Club. THE RIVAL BID! Ich bin hoch erfreut, wie voll das hier ist - nur direkt vor die Bühne traut sich keiner. Aber ansonsten: bestimmt 200 Leute da, bunt gemischt quer durch alle Altersschichten. Sogar Rentner, die unrhythmisch mitklatschen. Also nicht wundern, wenn ihr The Rival Bid demnächst im Frühstücksfernsehen, Fernsehgarten oder wo auch immer sehen könnt.
Vor zwei Tagen waren sie ja erst in der Westfalenhalle 3a zu bewundern und konnten ihr Können vor 1000 James-Morrison-Fans zeigen. Scheint ihnen durchaus gelungen zu sein. Auf Maurice's Frage, wer denn alles da war, heben sich immerhin 2-3 Arme. Höhö. Ansonsten, ja, The Rival Bid halt. Ich find die ja super. Auch wennse heute aus Versehen kein Keyboard dabei haben - aber dafür fehlt auch diese nervige Stroboskop-Maschine.
Souveräner Auftritt, aber irgendwie auch nichts Besonderes. Die Songs sind trotzdem alle ganz großartige Zucker-Gänsehaut-Stücke. Wat Neues gabs auch zu hören, wenn ich mich richtig entsinne. Trotzdem wünsche ich mir so langsam mal nen Rival-Bid-Auftritt, bei dem die Band total lattenstramm ist und nur Scheiße labert.
Auf den anderen beiden Bühnen ist mittlerweile kein Programm mehr, also wird die Zeit bis zur letzten Band mit Rumlabern überbrückt. Auf FOREVER YOUNG VIKTORIA bin ich aber gespannt. Vorher nicht reingehört, aber die Beschreibung "HC-Punk" klappt immer. Und, äh, ja, geil! So auf Anhieb mal eben das Highlight des Tages! Grob die Schiene 80er Oldschool-Hardcore, ziemlich geil nach vorne dreschend.
Dazu noch ganz geile Gitarrenarbeit (und Gitarristenbeinarbeit), die zusammen mit dem manchmal hart am Limit kratzenden Gesang für ein paar schöne The-Bronx-Momente sorgt. Wow. Wieso kannte ich die Band bisher nicht? Zugegeben, den Namen hab ich schonmal irgendwo gelesen, damit befasst aber nicht. Aber ich dachte bisher auch, der Name sei Forever Young Victoria. Aber Viktoria schreibt sich mit k. Unwichtiges Detail, ich weiß.
Geiler Typ: Der Sänger. Hat nicht nur ein herrlich angepisstes Organ, führt auch zwischen den Songs ganz unterhaltsam durchs Programm. Es kristallisiert sich heraus, dass die Band aus Gelsenkirchen kommt. Das Fußball-Bashing hält sich trotzdem im Rahmen. Rundum starker Auftritt. Kein stumpfes Gebolze, eher noch recht eingängig.
Sogar ein Mini-Megaphon haben sie dabei! Echt mal, gute Band. Entdeckung des Tages (neben "der gierige Diktator" natürlich). Auch hier wieder (wie alle Bands heute, erwähnte ich das schon?) nur ne halbe Stunde Spielzeit, aber mehr machen meine müden Knochen eh nicht mehr mit. Das Publikum hat sich leider ziemlich dezimiert, aber das hindert FYV nicht, ihr Programm mehr als unterhaltsam durchzuziehen.
Und nu? Bierchen trinken, Abbauarbeiten begutachten, mit Simon noch kurz inne Stadt und ab nach Hause. Fazit zur diesjährigen Youth Brigade? Durchweg hohe Qualität und nur wenige Enttäuschungen, dafür umso mehr positive Überraschungen, und das für freien Eintritt. Schön, dass heute so vielen Bands eine Plattform gegeben wurde!

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