Rasta Knast, Kreftich, 27.09.2013 in Düsseldorf, The Tube - Bericht von Fö
Rasta Knast, 27.09.2013 in Düsseldorf
Damit ich mich nicht verlaufe oder von lautstarken Junggesellenabschieden (heute mal im Ledertrachten-Outfit, ker wat originell!) heimlich mit dem Bräutigam ausgetauscht werde, begleitet mich Nat zielsicher durch die Massen an Menschen, denen man eigentlich mal ebenso zielsicher wat auf den Kopp dropp geben sollte - aber wir sind ja friedliche Menschen.
Am Tube angekommen, stelle ich erfreut fest, dass man auch hier kaum 1-2 Meter gehen kann, ohne ein bekanntes Gesicht zu treffen. Schon toll. Sö und Alexej sind beispielsweise da und haben schon sehnsüchtig gewartet - dafür laufe ich auch direkt an ihnen vorbei. Weiterhin stelle ich fest, dass ich zwar die erste Band "Vollkommen egal" planmäßig verpasst habe, die zweite Band "Kreftich" aber noch am Spielen dran ist. Hilft ja nix, geh ich doch mal für meine 2-3 Pflichtfotos nach vorne.
Zunächst mal: So gut hatte ich die gar nicht in Erinnerung! Hoppla! Deutschpunk, gar nicht so teenielastig wie erwartet (naja, die Band ist ja mittlerweile auch schon wat älter), und die T-Shirts der Bandmitglieder geben schon ne ziemlich starke Linie vor: Knochenfabrik, Nofx und Tagtraum - ja, da geh ich mit d'accord. Mir geht das Herz auf, als von letzteren auch noch ein Song gecovert wird. "Halt mich fest", uiui. Tagtraum würde ich ja fast als eine der wichtigsten Bands in meinem Leben bezeichnen, und kein Coversong wird ihnen jemals gerecht werden, aber ich freue mich.
Zumal beim darauf folgenden Lied auch noch irgendwas von "Tagtraum auf den Ohren" gesungen wird, Daumen hoch. Unmöglich, jetzt noch irgendwas Schlechtes über die Band zu sagen. Dafür bleibt aber eh nicht mehr viel Raum, wie sich zwischen den Zeilen herauslesen lässt, ist man schon fast am Ende des Sets angelangt. Hoppla, dabei hatte ich in Erinnerung, dass Kreftich normalerweise nicht unter 4 Stunden von der Bühne gehen.
Bleibt festzuhalten: Erstens, wenn Kreftich wenig Spielzeit haben, sind sie deutlich besser. Und zweitens, wenn sie Tagtraum covern, überzeugen sie sogar mich. Leider machen sie allen meinen positiven Willen kaputt, als gen Ende David Hasselhoff gecovert wird. Naja, klar, da war mit zu rechnen, und dafür stürmen auch direkt die vielen Jungpunx in den eifrigen Pogopit, aber will die Band wirklich, dass der letzte Eindruck, den man von ihnen in Erinnerung behält, ein "Looking for Freedom"-Cover ist? Egal. Aus aktuellem Anlass geht das natürlich klar, schließlich wurde David Hasselhoff letzten Sonntag als Weltvereinigungskanzler wiedergewählt. Da kann man schonmal euphorisch werden.
Weiter mit Rasta Knast! Mittlerweile mit erstaunlich fester Besetzung gesegnet (der "neue" Schlagzeuger ist ja auch schon 3 Jahre dabei) und live immer wieder ein Garant für fleißiges Mitgröl-Getümmel. Ich kann ja gar nicht mehr zählen, wie oft ich die Band schon live gesehen habe und wie oft ich im anschließenden Konzertbericht betont habe, wie gut das mal wieder war.
Auch heute. Das Tube ist gut gefüllt, die Anwesenden auch, die Hits prasseln auf uns ein. Einer mehr oder weniger, Blaufeuer, Trug, Katze beißt in Draht, Revolution gegen das Volk, Blut Tod & Tränen und so weiter und so fort. Auch die neuen Songs zünden gut, die ganz großen Feuerwerke sind aber nach wie vor die älteren Klassiker.
Eifriges Getümmel im Publikum. Ich weiß nicht, ob's an der Altstadt liegt - aber irgendwie trifft man hier auch immer wieder auf Konzertbesucher, die außer einem extremen Betrunkenheitsgrad (da hab ich ja absolut nix gegen) auch noch nen großen Hang zur Prolligkeit aufweisen. Das kann dann schon manchmal nerven. Aber auf meinem kleinen Plätzken hinten in der Ecke bleibe ich weitestgehend unberührt. Die Jungpunker weichen sogar respektvoll zurück, als ich mit dezentem Kopfschütteln zu verstehen gebe, nicht am munteren Pogoreigen teilhaben zu wollen.
Wäre manchmal schön, wenn sie auch vorm Mikrofonständer so respektvoll zurückweichen würden. Der fliegt mitunter fleißig über die Bühne oder macht Anstalten, die Protagonisten auf der Bühne um ein paar Zähne zu erleichtern. Rasta Knast, ganz alte Profis, schaffen es aber immer rechtzeitig, auszuweichen.
Kein Wunder, dass bei soviel Hochleistungssport der gefährlichste Platz, nämlich mittig der Bühne, eifrig unter den drei Sängern getauscht wird. Höhö. Ansonsten - toll! Geiles Konzert, mal wieder, aber ohne irgendwelche Besonderheiten.
Außer ner Ansage von Atti, die irgendwas mit "Köln" zu tun haben sollte, deren genaue Aussage ich aber irgendwie nicht mitgekriegt habe. Eventuell der Tatsache zu verschulden, dass Atti sich anfangs überhaupt nicht getraut hat, das Wort "Köln" zu erwähnen. Vielleicht hatte es auch gar nichts mit "Köln" zu tun und er wollte nur, als Akt der Provokation, das Wort irgendwie unterbringen. Mysteriös. Aber während ich noch drüber nachdenke, was er denn nun meinte, wird auch schon das nächste Lied gespielt.
Gen Ende mehren sich die Klassiker, begeistertes Zeigefinger-Gepöbel überall. Mit Blick auf die Uhr wird darum gebeten, sich die Zugabe-Rufe einfach nur mental vorzustellen, um Zeit zu sparen. Klappt. Und trotzdem kam mir der Auftritt ziemlich kurz vor - dat war ja nichtmal ne Stunde, oder? Hatte ja gehofft, heute etwas mehr zu hören zu bekommen, nachdem ich die Band zuletzt nur auf Festivals gesehen habe - andererseits, besser kurz und knackig, als lang und ihr wisst schon.
Ende pünktlich 24 Uhr. Tolles Konzert von Rasta Knast, wirklich immer ein Genuss! Bald wieder in der Gegend, am 12.10. in Vorde und am 13.12. in Duisburg, man kommt halt einfach nicht dran vorbei. Jau. Mademoiselle Sö muss morgen früh raus und scharrt schon mit den Hufen, ihr Auto wartet, also ab auf den Heimweg!