Freiburg, Radiobastard, Alternativlos, 15.11.2013 in Mülheim, AZ - Bericht von Kiki
Freiburg, 15.11.2013 in Mülheim
Es stehen drei Bands auf dem Programm, wobei ALTERNATIVLOS im Flyer mit Ska-Punk beschrieben werden. Nachtigall, ick hör dir trapsen..
Und recht hatte ich. Eine Schülerband deluxe, heute mit ihrem ersten öffentlichen Auftritt. Selbstverständlich (damit auch alle Klischees bedient werden) ist die komplette Stufe mit anwesend und "feiert" die Band.
Ich feier auch, und zwar meinen guten Musikgeschmack, der Ska-Punk nur noch in ganz speziellen Ausnahmefällen beinhaltet. Kurze Beschreibung der Musik: Monotoner Bass/Schlagzeug-Rhythmus, schwache Gitarren, Trompeten die mehr quietschen als sonst was, dazu Texte über Arbeit, Saufen, Spaß haben....
...mir ist ja auch klar, dass Bands wie Alternativlos irgendwann und irgendwo mal "üben" müssen. Nur warum ausgerechnet heute und im Vorprogramm von zwei so Knallern? Zudem (wer hätte es erraten können) spielt die Band nach ner halben Stunde (als Zugabe quasi) ihre "besten" Stücke noch ein zweites Mal. Das ist zu viel des Guten, ich muss weg...
Sorry Leute, für die schlechte Kritik, aber es war echt ne Zumutung....bitte demnächst wieder in der Aula eurer Schule oder beim örtlichen Nachwuchsbandcontest...wenn sich trotzdem jemand angesprochen fühlt - hier kann man ein Ohr riskieren: http://alternativlos.bandcamp.com/
Kommen wir zur Musik: RADIOBASTARD, ebenfalls aus Gütersloh, zeigen den verbliebenen (leider heute Abend viel zu wenigen) Zuhörern, wie guter Punkrock funktioniert. Schon der Titel ihres Albums "Friede, Freude, Menschenhass" gibt Anlass zur Vermutung, es hier mit netten Typen zu tun zu haben. Allerdings gefiel mir ihr Auftritt live ne Ecke besser als aus der Konserve.
Radiobastard definitiv ein Gewinner des Abends, hättet ihr ne Platte dabei gehabt, hätte ich eine gekauft. So tut es auch der Download (hier: http://radiobastard.bandcamp.com/ ) Lohnt sich, allerdings wie beschrieben, live ne ganze Ecke druckvoller.
Oha, das sieht man in Ostwestfalens AZ's ja nicht so gerne. Obwohl, wir sind da ja im Ruhrpott etwas toleranter. Der Drummer war übrigens eine Maschine. Sehr nett anzuschauen, wie er die Felle verballert. Sonderlob ging heute übrigens an die Fußmaschine (warum auch immer, muss wohl ein Insider gewesen sein).
Musik immer wieder mit geschickten Tempowechseln, mal schön Kniegas, mal wieder eher etwas ruhiger. Kann mich sogar an eine (Fast)- Ballade erinnern.
Zudem gab es endlich mal etwas Bewegung auf der Bühne...und Männer mit Bart sind eh viel fotogener (hat Schlossi mal festgestellt).
Lustig auch die Diskussion um eine Zugabe. Erst kam das Publikum nicht aus dem Quark, dann konnte sich die Band nicht mehr motivieren, bzw. überzeugen lassen. So ging man dann halt nach knapp 30 Minuten Spielzeit ohne Extras auseinander. Etwas schade, aber ich hätte ja auch lauter rufen können...
Und dann, Tatort-Zeit (Saarlandkrimi, Kommissar Deininger :-)) Nein, kleiner Witz, das ist doch der Jonas von FREIBURG.
Aber die Ähnlichkeit ist einfach ein Traum. Nur dass Freiburg natürlich viel unterhaltsamer sind als diese Provinzkrimis. Denn hier gibt es Post-Hardcore mit deutschen Texten, die auch von Turbostaat stammen könnten.
Ich weiß ja nicht warum dieses Schimpfwort "Indie" immer in der Bandbeschreibung vorkommt. Das hier hat nichts mit weinerlichem Alternativrock zu tun. Das ist saugeil! Wie gesagt, Turbostaat werden die Jungs wohl alle im Plattenschrank stehen haben. Allerdings ist das Tempo bei der Mehrzahl der Songs durchaus höher als bei den großen Vorbildern.
Der zweistimmige Gesang (sofern man ihn denn versteht, das Mikro war arg leise) kommt gut an. Zudem ergibt das Zusammenspiel aller Instrumente eine fette Mauer, die dem Publikum entgegenschwappt.
Nun ja, das Shirt ist jetzt keine Überraschung. Immerhin hat er es anbehalten :-) Freiburg gibt es übrigens am 7.12.2013 in Köln als Support von Pascow und eben Turbostaat noch einmal zu genießen. Ist aber schon lange ausverkauft. Ich bin ja mal gespannt, wie sie sich auf einer etwas größeren Bühne schlagen. Fans der Flensburger sollten ruhig mal ein Ohr riskieren.
Als Zugabe nach mal wieder viel zu kurzen 28 Minuten gibt es die beste Coverversion, die ich jemals gehört habe. Natürlich den Song "Freiburg" der schlechtesten Liveband dieses Landes: TOCOTRONIC. Der Text des Songs ist ja schon mal großartig, was bisher gestört hat war die doch arg lahme Vortragsweise des Originals. Freiburg (also jetzt die Band) ändern dies und schreien uns den ganzen Hass, den der Song so wunderbar impliziert, in einer amtlichen Lautstärke und Geschwindigkeit um die Ohren. Ganz fantastisch, warum finde ich diese Version nirgendwo im Internet??