Pascow, Prinzessin Halts Maul, 06.12.2013 in Köln, Limes - Bericht von Fö
Pascow, Prinzessin Halts Maul, 06.12.2013 in Köln
Ich weiß grad nicht wie ich obige Ausführungen anständig beenden soll, also wechseln wir mal das Thema. Erste Band heute: PRINZESSIN HALTS MAUL, die sympathischen Wirbelwinde aus irgendwo ein paar Stunden weiter südlich von Köln. Das Limes hat sich schon ganz gut gefüllt - allzu viel passt hier ja eh nicht rein - nur vor der Bühne der übliche Respekts-Halbkreis.
Sorry dass meine Fotos heute mal wieder nicht allzu viel hergeben - meine Kamera ist nach mittlerweile 5 Jahren Dauerbetrieb am Ende ihrer Leistungsfähigkeit und macht insofern Probleme, als dass der Blitz nicht auslösen will. Wodurch ich einen Großteil des Konzertes damit beschäftigt bin, der Kamera durch gelegentliches Streicheln und gut Zureden Manieren beizubringen. Was mir dann eigentlich auch wieder zuwider ist, weil ich Leute, denen Fotografieren bei Konzerten wichtiger ist als das eigene Konzerterlebnis, ja eigentlich zutiefst verachte. Naja.
Irgendwann geht's dann aber doch! Also auch endlich mal ein hochamtliches Foto von Measy nach seiner Schönheitsoperation. Der Gute hatte sich ja, als er hörte, dass der Style-Sheriff ins Saarland kommt, akut in die Schönheitsklinik "Zur goldenen Nase" einweisen lassen, mit dem Resultat, dass der Style-Sheriff ihn gar nicht erst zu Gesicht bekam, weil die OP-Folgen sich doch als schwerwiegender herausstellten als gedacht. Die Folge waren auch abgesagte Konzerte, also nichts das man so auf die leichte Nase nehmen sollte. Aber hat sich ja gelohnt. Zum Vergleich: Im Hintergrund ein Foto von Measy vor der OP.
Musikalisch die übliche Kiste Punkrock-Hardcore-mit-deutschen-Texten. Darunter auch einige Lieder die ich noch nicht kannte, die aber auch ganz geil kommen. Ich meine eine leichte Stilverdichtung festzustellen, da wird nicht fortwährend gebölkt und gebrettert, ein paar Passagen lassen die Musik auch mal einfach so treiben. Was dem Gesamtkonzept ganz gut zu Gesicht steht. Und auch irgendwie verhindert, dass jeder Song gleich klingt.
Was auch nicht fehlen darf: Die üblichen Coversongs von Black Flag, Bubonix und Trend. Muss ich jetzt nicht unbedingt haben, aber ein paar Leute freuen sich dann doch drüber. Apropos: Prinzessin Halts Maul haben ja kürzlich ne Split mit Conmoto aufgenommen, auf der Trend und Bubonix gewürdigt werden. Keine Ahnung ob die schon raus ist, fällt mir nur grad jetzt beim Schreiben auf dass da ja was war, weswegen ich den Gang an den Merchstand nicht erst unternommen habe. Zumindest hat sich das Ding ja eigentlich lange genug hingezogen, sollte also langsam mal erhältlich sein.
Wie auch immer. Ordentlicher Auftritt der Prinzessin, die Zuschauer stehen mittlerweile auch etwas näher am Bühnenrand, hier und da wird sogar getanzt und mitgesungen, an anderer Stelle lieber Schnäpse gefegt (sieht man hier ganz schön), also alles gut soweit. Der Auftritt hat mich zwar nicht komplett aus den Latschen gekippt, kurzweilig wars aber doch.
Anschließend wartet alles gebannt auf die vier tapferen Schneiderlein mit Namen PASCOW. Wir dürfen uns mal wieder gewiss sein, heute alles andere als ne routinierte Standard-Show serviert bekommen, so funktioniert das im Hause Pascow einfach nicht. Das mit der Routine kriegen sie ja nicht einmal beim Einräumen des Tourbusses hin, so musste Alex beim Ankommen feststellen, dass seine geliebte Gitarre nicht den Weg ins Tetris-System der Ladefläche gefunden hat. Und jetzt dürfen wir alle ganz dankbar sein, dass das Konzert NICHT abgesagt wurde, weil nämlich die vermisste Gitarre flugs per Privatkurier nachgeliefert wurde. Mal eben lockere 6 Stunden Stau-geprägte Fahrt, um ne Gitarre vorbei zu bringen. Respekt!
Pascow starten, alles brennt. Schon vorab beim Soundcheck fliegen mehr Arme durch den Raum als bei nem handelsüblichen Amateur-Zombie-Splatter-Film. Tja, eigentlich keine Frage dass heute wieder ordentlich abgeräumt wird. Hier im Blickfeld: Alex, ohne Gitarre, dafür auf Armen, der Arme, dabei wollte er doch eigentlich nur sein Mikro in die Menge halten damit alle fein "The strongest of the strange" reinbölken können, aber, naja, man kennt das, unter anderem von Amateuer-Zombie-Splatter-Filmen: Kaum habense den kleinen Finger, wollense den ganzen Körper.
Ach, da war ja noch was. Liebe Kamera, lass mich nicht im Stich. Selbstredend bleibt Alex nicht der einzige Stagediver, so dass die gefährlich wackelige Konstruktion am Deckenvorsprung, an der sich zwei Lichtstrahler befinden, mal eben galant den Absprung wagt. Ein paar tapfere Hobbyhandwerker schaffen es zwar inmitten vom Pogogetümmel, die Scheinwerfer wieder einigermaßen dort oben zu platzieren, aber et hilft alles nix, die Dinger müssen ganz weg, bevor noch was passiert. Denkt sich just in diesem Moment auch meine Kamera, weswegen ich weder die entsprechenden Geschehnisse ablichten konnte noch das sich anschließende dunkle Zeitalter.
Aber macht ja nix. Weniger Lichtquellen bedeutet ja auch, dass weniger Hitze produziert wird, oder? Ist heute auch bitter nötig. Sauna mit Bier-Aufguss, ey. Die Setlist ist nur noch ein labberiger Haufen durchtränktes Papier, die Anwesenden schmeißen sich gegenseitig dicke Schweißtropfen entgegen, und wer sich zwischendurch ein kühles Getränk zur Erfrischung ordert, lässt dieses anschließend vor lauter Euphorie einfach mal durch den kompletten Raum spritzen. Entsprechend hohe Luftfeuchtigkeit ist die Folge.
Ah, Kamerablitz geht wieder. Perfekte Gelegenheit, ein paar schweißnasse Rüben abzulichten. Kurzzeitig sind wir fast verunsichert, ob wir es hier tatsächlich mit einer Soliparty zu tun haben oder doch eher mit nem Abrisskonzert, so rücksichtslos wie hier das Interieur (insbesondere Konzertbesucher und Mikrofonständer) umher gewirbelt wird. Aber, soweit ich das beurteilen kann, blieb soweit alles heile. Sieht man mal von ein paar Glasflaschen, Stimmbändern, Lebern, Gehörgängen und Verständen ab.
Was auch nicht ganz funktionierte: Die Do-It-Yourself-Garderobe in Form eines Heizkörpers im vorderen Bereich der Kneipe, auf der sich bereits vor dem Konzert die Kleidungsstücke stapelten und nach dem Konzert eine Schlange von Leuten versuchte, ihre jeweilige Jacke oder ihren Pulli oder was auch immer zu zu ordnen. Wie man hört, wurden auch einige Sachen vertauscht. Wie betrunken muss man eigentlich sein, um aus Versehen ne fremde Jacke mitzunehmen? Das ist ja schon fast auf dem Level Zigarette-am-Filter-anzünden. Höhö.
Schlagzeugerfoto. Kann man ja auch mal wieder machen. Schlagzeuger gehen in der Fotoberichterstattung ja oft etwas unter. Zumal die Bühne im Limes keinen Drumriser vorsieht, also dieses komische Podest was man auf größeren Bühnen mal hat, wodurch sich die Sicht auf Ollo heute auf die Momente reduziert, in denen man zufälligerweise zwischen den anderen Protagonisten durchblicken kann, oder in denen man zufällig an den Rand der Bühne geschubst wird. Ich glaube, Ollo stört der fehlende Drumriser nicht. Denn, ihr wisst ja, warme Luft zieht nach oben. Da unten am Schlagzeug isses bestimmt ganz angenehm kühl. Bestimmt.
Muss ich noch wat zum Konzert schreiben? Wie immer alles vom Feinsten. Der ganze Laden brüllt konsequenterweise alles mit, und wenn mal eben der Mikroständer wieder sonstwo umher fliegt, tut das dem Geräuschpegel auch keinen Abbruch. Fantastische Feierei hier!
Kurz wat Informatives für euch, ihr Ficker: Ein neues Album ist aufgenommen, kommt Anfang des Jahres, zumindest wenn alles glatt läuft und der Labelchef mit dem Vorschuss rausrückt. Harhar. Eine Special Edition von dem Teil ist geplant, nämlich auf Vinyl plus Buch-Beilage, in der zu jedem der 15 Songs ne Kurzgeschichte diverser Autoren enthalten ist - die jeweils lediglich den Titel vorab kannten, nicht aber Text und Thema des Liedes. Spannendes Konzept. Und damit's spannend bleibt, läuft derzeit ne Aktion in deren Rahmen eine letzte Story gesucht wird - zum Titel "Smells Like Twen Spirit". Mehr Infos hier
So, wat noch? Wenn schon das Publikum "Hamburg" alleine anstimmen muss und statt Fledermäuse lieber Maulwürfe übers Land fliegen, ach, ihr wisst ja, "Nach Hause" ist immer noch am Schönsten, aber ohne Zugabe gehn wir nicht nach Haus, und eine ist auch zu wenig, und überhaupt muss noch "Fuck Off" gespielt werden, und wenn überhaupt irgendwas wichtig ist: Don't Stop Believing.
Und nu? Wir bleiben noch ein paar Kaltgetränke, der hiesige DJ haut einen 90er-Kracher nach dem Nächsten raus, es geht zu wie in ner Dorfdisco, und ganz nebenbei wird ein Skandal aufgedeckt: Die anlässlich des Nikolaustages am Eingang verteilten "veganen" Schokoladen-Nikolaus-Überraschungen können Spuren von Milcherzeugnissen enthalten! Mit dieser erschreckenden Erkenntnis möchte ich mich für heute verabschieden. Bis morgen.