Mann kackt sich in die Hose, Sad Neutrino Bitches, 11.12.2013 in Siegburg, SJZ - Bericht von Fö
Mann kackt sich in die Hose, 11.12.2013 in Siegburg
SJZ Siegburg, bunter und vor Wandbemalungen und -beklebungen strotzender Laden im Innenhof einer ehemaligen Schule. Ist hier erst seit anderthalb Jahren situiert, vorher war es knapp 20 Jahre an anderer Stelle. Was wohl heißt, dass sich die Anwohner erst an die betrunkene pöbelnde Meute gewöhnen müssen, die jetzt regelmäßig vor ihrer Tür rumasselt. Beziehungsweise muss ihnen erstmal gesagt werden, dass besagte Meute eigentlich der örtliche Karnevalsverein ist mit den komischen Bunthaarigen vom SJZ nix zu tun hat.
Den Auftakt machen die SAD NEUTRINO BITCHES aus Jena. 3 Typen, die so ne Art Garagepunk machen, mit Hang zum trashigen Sound. Gewöhnungsbedürftig der Gesang: So ungefähr 83 Oktaven oberhalb von dem, was eine "normale" Stimme so von sich gibt. Dadurch bekommt die Musik noch eine gewisse Hektik verliehen, wie der Road Runner mit Stromgitarre.
Konzert auch sonst ganz unterhaltsam. Zwischendurch wird noch vorgeschlagen, Siegburg doch lieber in Bonn umzubenennen, weil ja eh nur Bonner hier sind, was das Publikum teils erheitert und teils erbost aufnimmt. Zudem fällt in jeder zweiten Ansage der Name "Mann kackt sich in die Hose". Ich glaub da hat sich wer verliebt. Der Name der eigenen Band fällt da deutlich seltener.
Dieser Auftritt wäre nicht möglich gewesen ohne: Aspirin Complex. Anscheinend hat die lustige Dreierbande das vergangene Wochenende gerade so überlebt und ist entsprechend angeschlagen. Keine Ahnung was die sich alles an Medikamenten reingepfiffen haben, aber es scheint zu helfen.
Publikum soweit durchaus angetan. Ist nicht gerade brechend voll heute, aber so 20-25 Leute dürften den Weg gefunden haben. Die meisten stehen mitnickend vor der Bühne, erst gen Ende tauen einige auf und stolzieren in einer merkwürdigen Tanztechnik, die irgendwas damit zu tun hat, die Arme in die Luft zu strecken, durch den Raum. Verrückte Siegburger. Bonner. Was auch immer.
Zwei Coversongs werden geboten, bei ersterem (Angry Samoans) gibt's nen gratis-Aufkleber für denjenigen, der den Originalinterpreten errät, und der zweite (The Stooges) wird verschämt in der Zugabe geboten, die selbstverständlich breit gefordert wird.
Soweit zu den "Bitches", wie sie ihre Fans, Freunde und Verächter nennen. Wie zu hören ist, nennt man "Mann kackt sich in die Hose" hinter deren Rücken bereits die "Hosenscheißer". Was eigentlich ein schönes Tourmotto ist: "Bitches & Hosenscheißer". Aber man hat sich stattdessen für "Verbimmelte Kacke" entschieden, was auch schön klingt, aber die "Bitches" leider außen vor lässt. Man kann's halt keinem Recht machen.
Wieauchimmer. Bühne frei für die Band der Stunde. MANN KACKT SICH IN DIE HOSE. Es wird lauter, schneller, rotziger. Außerdem sind die Hosen enger. Gespielt wird das komplette Debütalbum "Karibik". Kommen auch direkt Sommergefühle auf. Die Platte ist ja mittlerweile so gut wie ausverkauft, 10 Restexemplare hat die Band noch auf Tour dabei, Nachpressung soll folgen. Man könnte quasi sagen, dass die das mit dem Ausverkauf ziemlich ernst nehmen.
Der heutige Auftritt steht unter dem großen Banner des Fußballs. Vortrefflich stellt Maz die aktuelle Situation "seines" Vereins überspitzt-ironisiert dar und schafft es, sämtliche Themen auf den Verein zu projizieren, was vom Publikum wohlwollend-belustigt aufgenommen wird. Nur ich kann nicht so ganz lachen, weiß ich doch schließlich, dass Maz das alles überhaupt nicht ironisch meint und TATSÄCHLICH so ein Über-Fan ist. Was ein kranker Typ.
Alles geil. Ich fühle mich bestens unterhalten. Noch nen Schuss mehr als kürzlich im Nordpol, warum auch immer. Vielleicht weil Fußball halt einfach die Massen begeistert. Wie sagte schon Aristoteles: Einem kackenden Mann schaut man nicht in die Hose.
Zum Publikum! Es gibt sogar einen Turnverein, der ein wenig ins Rudern gerät, als das Ende des Auftrittes angekündigt wird und sie noch gar nicht all ihre Moves präsentiert haben. Zuvor gab es noch wirklich unterhaltsame Action mit einem Zollstock sowie diverse Ausfälle der groben Motorik. Also so wirklich grob, die Ausfälle hatten einen Radius von geschätzt 5 Metern.
Bemerkenswert kurzer Auftritt, was daran liegt, dass das Songmaterial einfach nicht mehr her gibt. Und konsequent wie die Hosenscheißer eben so sind, wird auch direkt klar gestellt, dass man auf Zugabe nicht zu hoffen braucht. Löblich. Aber sie hätten doch als Bonus wenigstens noch Miley Cyrus covern können.