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Mülheim Asozial, F*cking Angry, Lambs, 25.01.2014 in Recklinghausen, AKZ - Bericht von Fö

Mülheim Asozial, 25.01.2014 in Recklinghausen

Recklinghausen, war ich ja nu auch lange nicht mehr. Alternativen am heutigen Tage sind auch nicht gerade rar, aber das AKZ gewinnt haushoch nach Punkten in der Kategorie "großer Anteil an bekannten Gesichtern vorzufinden" und ist, dank des pünktlichen Endes, auch vom zeitlichen Faktor her überschaubar. Was nicht mehr so ganz zutrifft, wenn man sich der auf 90 Minuten angelegten Pommesgabeln-Büdchentour anschließt, was ich demzufolge auch nicht mache und dadurch leider verpasse, wie sich die Teilnehmer mutmaßlich ins Delirium schießen. Schade aber auch. Am AKZ angekommen macht sich bemerkbar, dass nicht nur gewisse Protagonisten gut voll sind, auch der Laden selbst hat gut Besucher zu verzeichnen, sogar eine Schlange am Einlass, womit ich aber nicht das Reptil meine, wir sind ja nicht auf Safari, und wenn hier schon Tiere zugegen sind, dann sind das Lämmer. Ey, die Lämmer!
Zunächst aber geht es kurz vor 8 los mit F*CKING ANGRY. Der Name ist mir schonmal hier und da begegnet, ist ja auch recht einprägsam. Nun also auch mal live. Hardcore, Punk, 4 Leute, Bonn. Texte mal deutsch mal englisch. Knallt ganz gut.
Genauer kategorisieren würde ich das wohl als Oldschool-Hardcore, aber diese Schublade wird uns eh durch einen gleichnamigen Song ins Hirn gehämmert. Was mir außerordentlich gut gefällt: Die ballern nicht nur stumpf drauflos, die Songs haben wirklich sowas wie Wiedererkennungswert und Abwechslungsreichtum - etwas, was ich bei den Unmengen aktiver Hardcore-Punk-Bands heutzutage vermisse.
Zu kämpfen haben sie anscheinend mit schlechter Luft oder extremer Verausgabung, zumindest weist die Sängerin des Öfteren darauf hin, dass sie atmen müsse - was ja ein Grundbedürfnis ist und demzufolge hat hier keiner was dagegen. Wir teilen unsere Luft ja gerne. Abgesehen von der Schnappatmung hat die Band aber gut Spaß an der Sache.
Find ich auch gut. Man muss ja als Hardcore-Band, nur weil man zufällig total "angry" ist, nicht immer mit todesernster Miene und runtergezogenen Mundwinkeln agieren, F*cking Angry verbreiten tatsächlich Spaß. Gute Band, gerne wieder. Ihr könnt ja mal auf Konserve gucken und hören, oder live bespielsweise am 28.3. in Schwerte mit Luvdump. Werbung Ende.
Nächste Band: LAMBS aus Köln, vielleicht sogar aus Mülheim, wer weiß das schon so genau. Nicht ganz so wütende Musik, aber dafür fließt hier Blut, und zwar den Bass runter. Punk mit Emo- und Hardcore-Touch, schon wieder deutsche und auch englische Texte. Ich fühle mich angenehm an Kobayashi erinnert, nur mit etwas weniger Druck.
20:47. Ich bekomme eine SMS von Ulf: "Der Schlagzeuger sieht aus wie 14". Ulf steht geschätzt einige Meter hinter mir, meint aber später, wenn er extra nach vorne gelaufen wäre um mir das zu sagen, hätte er bestimmt wieder vergessen, was er eigentlich sagen wollte. A propos Ulf: Der war ja kürzlich bei der Rilrec-Radioshow zu Gast und hat ein paar neue Hits performt. Ulf, hier kannste dich hören: http://i.mixcloud.com/CF9X9o
Der Auftritt soweit ganz nett. Gegen Hitze und Schnappatmung schützt sich der Sänger mittels Pullover und Wuschelhaaren, oder vielleicht hilft es ihm einfach, seine Runden vor der Bühne abzulaufen und nicht im gleißenden Rampenlicht. Da hat ja jeder so seine Tricks und Kniffe.
Jau. So insgesamt ganz guter Auftritt, hat mich nicht total mitgerissen, dazu blieb irgendwie einfach zu wenig hängen, aber wer auf Musik der Marke "haben schonmal Turbostaat gehört und machen trotzdem ihr Ding" steht, kann ja mal reinhören. Zum Beispiel hier
Kurz Pause und dann bricht los, was man gemeinhin die Hölle nennt, womit wohl auch ach klar wäre was die Vorstufe zur Hölle ist: Umbaupause. Höhö. Ähm, ja. Die gefühlt 800 Besucher (oder sagen wir 150, ich bin schlecht im Schätzen) zwängen sich fleißig vor die Bühne, unglaublich was hier los ist. Was los ist: MÜLHEIM ASOZIAL!
Das kommt echt ran an das letzte Mal als ich die Band sah, damals in beinahe heimatlichen Gefilden im ausverkauften Aether. Allerdings dachte ich damals noch "ja klar, Heimvorteil und so", aber der Hype scheint tatsächlich groß genug zu sein um auch auf so Metropolen wie Recklinghausen (bei Herne) über zu schwappen.
Die Zuschauer brüllen vom ersten Ton an fleißig mit und schubsen sich die Schnappatmung aus dem Leib. Geht los mit "Wir sind MA" und zieht sich weiter durch die üblichen Über-Hits dieser Ausnahme-Deutschpunkband. "Bullen Pisse", "Bier gegen Bullen und Deutschland", "Mülheim bleibt dreckig" (geht heute raus ans AZ Mülheim/Ruhr), "Pommes rot weiß" (geht heute raus an Erika/Ruhr), "Revolution" und und und. Herrlich!
Darf auch nicht fehlen: der "Sound der Straße", die Battlerap-Hymne der asozialen Mülheimer. Diesmal funktioniert sogar das Playback. Da lassen mal alle ihre Hiphop-Skillz raus. Fehlen eigentlich nur noch die Breakdancer im Publikum. "Sound der Straße" hat es übrigens nur ganz knapp nicht in meine Jahresrückblick-2013-Bestersong-Auswahl geschafft, weil, da stand schon was anderes. Trotzdem Riesenhit. Die Mitmach-Aktion "Ich sag 'scheiß', ihr sagt 'Fußball'" funktioniert erstaunlich gut und spricht mir aus der Seele.
Dass man es als Band geschafft hat, weiß man dann, wenn es Leute gibt die sie scheiße finden weil der Hype zu groß ist. Solcherlei Stimmen habe ich kürzlich bezüglich Mülheim Asozial gehört, was die Band selbstredend auf die nächste Stufe des Deutschpunk-Olymp stellt. Punkrock, geil!
Bisschen Streetcredibility wird dadurch zurück erlangt, dass Leute am Bühnenrand sitzen und rumasseln. Auch wieder unentbehrlich für den Deutschpunk-Olymp. Ey, die Punker!
Die Band freut sich auch über die Resonanz, bedankt sich auch hier und da, lobt die Leistung der anderen Bands und provoziert einige "Halts Maul und spiel"-Rufe. Letztere sind aber auch wirklich herrlich unoriginell. Der Gitarrist klärt später auf, dass sie zwar weniger labern können, deswegen aber trotzdem nicht mehr Musik spielen würden, sondern einfach mal nichts machen. Klingt einleuchtend.
Zugaben sind Rockstarscheiße und überflüssig, trotzdem noch weitere Hits am Schluss. "Bullen raus" ist ein neuer Song mit origineller Thematik, "Bomben auf den Rheinauhafen" geht raus an den Rheinauhafen (ach!) und "Ey die Hunde" an Leute, die ihre Pferde mit zu Konzerten nehmen. Logisch. Dann aber auch Ende. Palaver hier und da, dann ab nach Hause. Schön wars. Arbeit hat man besser keine.

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