Kotzreiz, 30.03.2014 in Essen, Anyway - Bericht von Fö
Kotzreiz, 30.03.2014 in Essen
Wie zum Beispiel diese Stolpersteine im Fußweg, eigens eingelassen anlässlich der Ernennung von Kotzreiz zu Ehrenhunden von Essen-Frohnhausen. Ja, dann mal ab in die Gosse!
Gosse heißt in diesem Fall der Eingang ins Anyway, wo wir etwa 10 Sekunden vor Eintrudeln der Band den Laden betreten und uns somit ausmalen können, dass es bis zum Beginn offensichtlich noch ein wenig dauert. Immerhin wird zum Soundcheck schon getanzt.
Derweil genießen wir unseren, von der Band so gerne umsungenen, Pfeffi. In diesem Fall handelt es sich dabei um Pfefferminztee, der im Anyway ganz stilvoll auf Silbertablett und mit frisch gefülltem Teesieb serviert wird. Nobel nobel! In unserer neu gestarteten Tee-Test-Reihe liegt das Anyway somit weit vorne. Am Nebentisch wird Pfeffi (der Likör) getrunken und die Herren Musikanten trinken sowieso alles, was sie finden können. Insbesondere Fabi, der alte Schluckspecht.
Zumindest beginnt Chris den Auftritt (so gegen 19:20) mit den Worten, dass die Band sich fühle, wie dieses Geräusch das ein Autoradio macht wenn eine daneben liegende Telefonsendeeinheit (Handy) die Frequenzen überlagert. Ein sehr anschauliches und geradezu schönes Beispiel.
Und wo wir gerade bei schön sind: Hier haben wir den schönsten Akustikbass Berlins, oder vielleicht auch Essen-Frohnhausens. Tatsache, das mit dem Akustik-Gig war keine Lüge. Ich dachte ja bisher, das schreiben die beim Anyway nur so auf den Flyer, damit weniger Publikum kommt.
Ich hätte ja trotzdem gedacht, dass es etwas voller wird. Aber der gemeine Punker guckt halt sonntags lieber im Tatort deutschen Polizisten dabei zu, wie sie für Recht und Ordnung sorgen - muss man auch verstehen. Dafür haben wir das typische Kotzreiz-Publikum halt etwas komprimierter. Die interessierten alten Herren sind ebenso vor Ort wie die schmachtenden jungen Damen und die pöbelnden Betrunkenen. Passt also.
Akustisch heißt auch, dass Kotzreiz aus ihrem breiten Fundus zeitloser Klassiker schonmal nen Großteil wegen Unspielbarkeit streichen. Dafür dürfen wir uns aber Lieder wünschen, klingt auch fair. Weil niemandem irgendwas einfällt, wird ständig "Pfeffi" gewünscht. Zwischendurch ruft auch jemand "Saufen", aber ich hab keine Ahnung ob er damit das Lied meinte - gespielt wurde es jedenfalls.
Gewünscht wird auch "Leinen los", gespielt aber nicht, weil zu schwer. Gewünscht wird auch "Fussball", gespielt aber nicht, weil keinen Bock. Dafür brüllt Chris zwischendurch "Schalke", was einige der Anwesenden erfreut und komplett ironiefrei aufnehmen. Ein eigens für diesen Anlass (und für einen Zwischenrufer) komponiertes Stück namens "Arschloch" kommt auch gut an.
Bauarbeiter stuerb, der Klügere kippt nach, Alte Männer rosten nicht, Montag=Scheisstag, Asi mit Nivoh, solcherlei Liedgut haben uns die munteren Spaßbacken mitgebracht und schmeißen es uns gänzlich akustisch vor die Füße. Das Publikum nimmt es dankbar auf. Zumindest tanzen drei Leute.
Ich hätte ja gedacht, son Akustikgig von Kotzreiz, Ker, dat is ma was Besonderes, kann man doch mal bringen, aber so wirklich übergeil war's nicht. Ganz nett und definitiv besser als Fernsehkommissaren beim Befriedigen des Spießbürgertums zu zu schauen, aber voll verstärkt wäre nun doch deutlich geiler gekommen. Vielleicht lassen sich Kotzreiz bis zum nächsten Akustik-Gig ja lange Haare wachsen und spielen barfuß.
Wie auch immer. Zu guter Letzt noch "Punk bleibt Punk" und "Berlin", und weil keinem irgendwas anderes einfällt, noch ein zweites Mal "Pfeffi Graf", was, wie man merkt, ein Lied ist, das Kotzreiz supigerne spielen. Kurzweiliges Vergnügen, was aber auch daran lag, dass es kurz war. Anschließend aber ab nach Hause, schließlich kommt gleich die Tatort-Wiederholung.