Matula, Spandau, Favorit Parker, 05.04.2014 in Dortmund, Nordpol - Bericht von Fö
Matula, 05.04.2014 in Dortmund
Veranstaltungs-Marathon startet. Innerhalb von 7 Tagen veranstalte ich nun 3 Konzerte in 3 verschiedenen Läden mit insgesamt 17 Bands. Ganz okayer Schnitt, würd ich sagen. Is prima, damit sich son bisschen Routine einspielt: die eintreffenden Bands mit nem Zunicken und Blick auf die Armbanduhr begrüßen, direkt auf die Bühne zum Soundcheck hetzen, als Essen gibt's warme Reiswaffeln, die Auftritte werden runter geprügelt und nach der Hälfte abgebrochen, dann zähl ich die Tageseinnahmen, drück den Bands gönnerhaft nen Zehner in die Hand und verpiss mich in die Karibik. Soweit der Plan.
Klappt natürlich nicht ganz so, beginnend damit dass die Bands teilweise schon vor der ausgemachten Zeit da sind! Und Routine ist das sowieso alles nicht, macht alles nach wie vor viel Spaß, besonders wenn um einen rum so viele herzensgute Menschen sind, hach, ein Traum!
Heute in der Konzertreihe "Große Bands in kleinen Läden": Matula im Nordpol. Mit dabei die alten Leidens- und Freudensgenossen von Spandau und Favorit Parker, find ich persönlich ja mehr als amtlich, aber ich hab gut reden, ich hab's ja auch zusammen gestellt. Harhar. Gefällt aber offensichtlich auch anderen Leuten: Die vorsorglich eingerichtete Reservierungsliste ist ruckzuck gefüllt, was mir erste kleine Stressfalten beschert: Was, wenn jetzt am Konzertabend plötzlich 200 Leute vor der Tür randalieren, weil keiner mehr reinkommt? Aber nö, so viel schonmal vorweg: Es kamen genau so viele Leute, wie kommen sollten, nicht eingelöste Reservierungsplätze konnten perfekt ausgefüllt werden durch die Mutigen, die sich ohne Reservierung auf den Weg gemacht hatten, so dass wir im Endeffekt auf den Punkt genau so viele Leute im Laden hatten, wie wir reinlassen dürfen, ohne dass jemand vor der Tür bleiben musste. Sehr geil! So macht das echt Spaß. Noch dazu ein sehr zufriedenes und dankbares Publikum, soweit ich das mitbekommen habe. Juhu.
Erste Band: FAVORIT PARKER! Wir müssen schon um 19:30 starten damit das pünktliche Ende gewährleistet ist, etwas schade, aber der Nordpol füllt sich rasant und die zum Teilen aus Barcelona und Berlin angereiste Band überzeugt bei ihrer ersten gemeinsamen Probe seit keineahnungwann.
Indie-Post-Punk, oder wir auch immer man sagt, ist ja auch egal, Schubladen sind doof, Favorit Parker schaffen irgendwie ganz gut die Mischung aus druckvollem Sound und unauffälliger Melancholie. Erinnert mich heute irgendwie total an Tribute To Nothing, nur eben auf deutsch, gutes Ding. Ohrwurm-Hits heute: "Jahrfünft" und "Elcano". Wahnsinn.
Sänger Dominik wohnt ja mittlerweile in Berlin und erzählt noch, wie diese ganze Mobilitätsabhängigkeit dazu geführt haben, dass nun auch zwei Songs mit nur einer Gitarre entstanden sind. Sieht man hier, oder auch nicht. Einer davon findet sich auch auf der Split mit Torpedo Holiday, die heute in DIY-Verpackung an den Mann gebracht wird und hier zum freien Verzehr auf die Welt wartet.
Der Blick von weiter hinten auf Hinterköpfe von Menschen, die sich Favorit Parker anschauen. Läuft. Kam gut an, glaube ich. Währenddessen können wir die Kasse schließen, alle drinnen die drinnen sein wollen, und davon haben auch noch viele von den vorgeschlagenen 5-7 Euro Eintritt die obere Grenze anvisiert und teilweise überschritten, vielen Dank dafür. Das zeigt doch, dass solche Veranstaltungen gut angenommen werden.
Nächste Band: Die alten Herren von SPANDAU aus Hamburg. Seit nunmehr fast 12 Jahren kennen wir uns nun schon, unsere Wege kreuzen sich regelmäßig und es ist immer sehr herzlich, so auch heute. Richtig schön familiär. Wunderbar. Nicht dass ich jetzt sonderlich harmoniebedürftig wäre, aber so macht es den Abend tatsächlich noch etwas besonderer, als er ohnehin schon ist. So für mich.
Geboten wird die etwas poppigere Variante der deutschsprachigen Indie-Welle. Die Variante, bei der mir oftmals einfach der zusätzliche Kick fehlt, was Spandau aber gut wieder wettmachen durch die träumerische Grundstimmung in den Songs. Ich brauche allerdings ein paar Lieder, um wieder damit warm zu werden (von Konserve hör ich das zugegebenermaßen eher selten), aber irgendwann zündets.
Auch durch die oft mehrstimmigen Gesänge, gerade in den Refrains, das drückt dann etwas mehr. Oder so kleine poppige Gitarrenpiekereien zwischendurch. Echt schön. Was mir hingegen fehlt: Ein paar mehr ältere Stücke. Aber Bands spielen halt lieber mit ihren jüngeren Babys, muss man auch verstehen.
Dafür Songs von der aktuellen EP "alles macht weiter", wie "Lucky Star" oder "All die anderen". Auch schön: "Gesucht, gesehen, gebrannt", das gibt's ja auch schon ein paar Jahre länger. Ne schöne halbe Stunde Popmusik. Bei der Vorab-Booking-Kommunikation meinte Bernd übrigens "nur ne halbe Stunde? Dann spielen wir eben alles schneller!" - also, offen gestanden, hätte echt schneller sein können. Aber so wars auch gemütlich.
Danach dann endlich: MATULA! Die Band habe ich übrigens erstmalig gesehen vor knapp 10 Jahren in Schwerte, damals spielten sie vor Spandau. Heute also mal andersrum, is doch fair!
Zunächst mal fällt mir auf, dass der Nordpol zwar gut gefüllt ist, aber sich keiner so wirklich eingeengt fühlen muss. Nix mit Massenpanik und Klaustrophobie hier, sehr schön.
Zunächst mal fällt mir auf, dass der Nordpol zwar gut gefüllt ist, aber sich keiner so wirklich eingeengt fühlen muss. Nix mit Massenpanik und Klaustrophobie hier, sehr schön.
Neues Album "Auf allen Festen" im Gepäck. Das Album hatte bei mir übrigens so seine Startschwierigkeiten, läuft aber mittlerweile ziemlich gut rein, und die Stücke kommen auch live gut. Fühlt sich richtig gut an heute, deswegen macht's auch immer wieder Spaß solche Abende auch mal aktiv mitzugestalten. Fabulös.
Mehr hab ich nicht gesehen, war Bier trinken. Laut Beitz enthalten alle Bierschinken-Berichte diesen Satz, also lasse ich das mal so stehen.
Thorben versucht heute mal, mit dem Publikum zu "connecten", ist wichtig wegen der Bodenhaftung und so. Ein Besucher zeigt ihm, wie einfach das geht: Einfach nur kurz die Faust geben. Geil. Wird nur noch getoppt durch die explodierende Faust, danach sind alle happy und derbe connected. Da kann Nokia kacken gehen.
Frage des Abends: Ist das cool oder ist es das nicht, wenn Thees Uhlmann seine Arme in Victory-Manier ausbreitet (Archiv-Foto hier)? Geteilte Meinungen im Publikum. Bevor die Diskussion ausartet, einigt man sich darauf, dass er das früher nie getan hat.
Tolles Konzert, tolle Songs quer aus allen Alben. "Kolumbus", "Yacht", "Agenda s.c.h.", ""Fridtjof Nansen" und so weiter. Von der gratis-Download-EP "Kolumbus" gibt's zusätzlich noch "Den Bach hinunter", auch stark. Irgendwie richtig schön: "Drei Minuten" am Ende des regulären Sets. Hier scheinen auch die Zuschauer mal so richtig aus sich heraus zu kommen. So nach dem Motto "oh, Konzert ist gleich vorbei, ich muss noch kurz ausrasten".
Noch schnell Zugabe. Hit des Abends: "Baumarkt". Fantastisch. Schließlich beendet man das Konzert, exakt 3 Minuten vor angekündigter Schichtimschacht-Zeit (neudeutsch "Curfew), eine Frechheit. Nich mit mir, spontan kürze ich die Bandgage auf die Hälfte
So, und nun? Pünktliches Ende, jetzt wartet Bier. Wir lassen den Abend im Nordpol noch gut ausklingen, Spandau haben frisch duftenden Schnaps mitgebracht, einige Leute fallen sich um die Hälse und andere auf den Boden, und, soweit ich das beurteilen kann, sind alle zufrieden. Juhu. Nach dem Konzert ist vor dem Konzert, deswegen stürz ich mich jetzt in die Vorbereitungen zum Bierschinken eats FZW am Donnerstag und Statues on Fire in Schwerte am Samstag. Man muss ja immer was zu tun haben! Wir sehen uns.