Rockstage: Deafening Silence, She Said Battlecat, Tumulus, Immortal Scorn, 10.05.2014 in Dortmund, JZ Scharnhorst - Bericht von Fö
Rockstage Dortmund 10.05.2014
Diesmal scheint es sogar sowas wie ein Konzept zu geben was die Bandauswahl betrifft. Find ich einerseits schade, schließlich war es gerade die musikalische Vielfalt, die bei der Rockstage immer mal wieder für Überraschungen sorgen konnte, andererseits sagt den meisten eine insgesamt "stimmige" musikalische Ausrichtung doch mehr zu. Und wenn das mal die härteren Gangarten sind, will ich da auch nicht meckern. Wobei, mir ist das ja eigentlich zu viel Metal.
Ich fang mal an, ganz klassisch, indem ich euch den Flyer zeige. Das Muster im Hintergrund findet sich übrigens auch auf meiner Kellertreppe. Aber das nur nebenbei.
Erste Band: IMMORTAL SCORN. Auch wenn wir mehrere Anläufe brauchen, bis wir den Namen der Band aus den Ansagen des Sängers heraus filtern können. Die erste Ansage wird noch lupenrein gegrowlt (das wirkt so unglaublich peinlich, ich hoffe doch das war ironisch gemeint...), die weiteren Ansagen lupenrein, äh, genuschelt. Immerhin erfahren wir, dass sie gestern in Mülheim gespielt haben und heute nicht die fittesten sind.
Fit sind sie zumindest an ihren Instrumenten, muss ich ja mal attestieren. Das ist das schöne an Metal: Die meisten Musiker, die sich für dieses Genre entscheiden, müssen doch zumindest einiges an Spieltechnik vorweisen können. Deswegen find ich Metal live eigentlich immer ganz unterhaltsam, wenn die Musik mir nix gibt kann ich mir ja immer noch anschauen wie die Finger der Gitarristen übers Griffbrett rasen.
Ich hab keine Ahnung wie das mit den Unterklassifizieren der verschiedenen Metal-Arten so aussieht, die Band selbst bezeichnet sich als "Old School Death Metal", was wohl passt, obwohl mir nicht bewusst war, dass es da mehrere Schulen gibt. Böser Gesang, Midtempo-Riffs mit gelegentlichen Geschwindigkeitszusätzen, ach joah, doch, kann man sich anhören.
Mir fehlt es da lediglich etwas an Melodie, aber wat solls, kann ja nicht alles Pop sein. Ein Song wird uns sogar als "zum tanzen" vorgestellt, was aber, außer einem einsamen Violent Dancer, niemand macht. Nebenbei bekommen wir heute auch noch einen Tanzkurs im Violent Dancing mit: Ein junger Wirbelwind zeigt seinen Freunden, was er so an krassen Moves drauf hat, während die anscheinend eher den klassischen Pogo bevorzugen. Es gibt ja tatsächlich Sachen die peinlicher sind als gegrowlte Ansagen...
Nächste Band: DEAFENING SILENCE. Die haben sogar ein Bühnen-Banner - schade nur, dass die Schrift so dermaßen ver-runt ist, dass man den Namen nicht wirklich lesen kann. Gut, dass es Flyer gibt - sonst wüssten wir gar nicht, wer heute so spielt. Deafening Silence haben einige Zeit nicht mehr gespielt, wie sie erzählen. Zunächst mal fällt der zwischen den Songs etwas zu aufgedrehte Sänger ins Auge (oder Ohr).
Ich wär ja für Redeverbot. Aber auf mich hört ja keiner. Wenn doch, würd ich auch direkt Musikverbot erteilen. Klar, auch hier wieder fähige Musiker, aber das gewählte Genre ist das musikalische Äquivalent zu gegrowlten Ansagen und Violent Dancing: Metalcore. Ürgs. Schön dicke Hose, prolliges Gebrülle, Doublebass und was man halt so braucht (zum Beispiel ein Case auf der Bühne, damit der Sänger da immer draufspringen kann). Tut mir leid, aber da kann ich einfach nichts mit anfangen.
Der Bandname ist ebenso originell. Facebook findet mal eben 10 Profile von Bands, die so heißen. Vermutlich machen die auch noch alle hörbarere Musik als das, was die Jungs hier fabrizieren. Metalcore ey, wer auch immer diesen Musikstil erfunden hat, der muss entweder strunzenvoll gewesen sein oder er meinte es bloß als Witz. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Es folgt: TUMULUS. Oder auch die eigentliche Überraschung des Abends. Zwar auch nicht wirklich hundertprozentig meine Musik, aber ganz ordentlich dargeboten. Insbesondere was der Gitarrist da immer wieder so ganz nebenbei aus seinem Instrument zaubert, stark. Und der Gesang, oft ja einfach das Aushängeschild einer Band, kann hier auch was.
Hier ist es mal ne Frau, die für den Gesang sorgt. Und das erfreulicherweise nicht, wie oft im Metal üblich, in Richtung Opern-Geheule, sondern ein ganz ordentlicher Wechsel zwischen Growlen und rockig-erdigem Gesang. Ist zumindest nichts, bei dem man spontan den Drang bekommt, die Flucht zu ergreifen.
Die Musik kommt auch noch ziemlich abwechslungsreich daher, schnelle und eher langsamere Parts wechseln sich ab, kann man sich angucken. Bloß auf Dauer kann ich mir das nicht geben, dazu ist das doch zu wenig mein präferierter Musikstil. So für zwischendurch ganz amtlich.
Achja, Publikum. Wie erwartet platzt der Laden nicht gerade aus allen Nähten, aber es haben doch ein paar Leute den Weg gefunden. Die meisten halten sich aber eher bedeckt und besetzen die Tische im hinteren Bereich des Saals. Trick fürs nächste mal: Einfach "reserviert"-Schilder auf die Tische packen, dann traut sich da keiner hin und alle müssen zwangsläufig nach vorne und die Band begucken.
Nächste Band: SHE SAID BATTLECAT. Einzige Band heute, die ich vorher schonmal zu Gesicht bekommen hatte, nämlich beim Bunt statt Braun Festival. Also weiß ich auch, was mich bei denen erwartet: so, äh, wie sacht man, Emocore. Auch nicht unbedingt mein favorisierter Musikstil, aber den werd ich heute Abend eh nicht mehr kriegen.
Zunächst mal fällt eh was anderes auf: Wie professionell die Band ist. Mit In-Ear-Monitoring und so 'nem Kram, aber auch mit ner stimmigen Bühnenpräsenz. Denen merkt man tatsächlich die Erfahrung an, obwohl sie nun auch schon einige Monate nicht mehr auf ner Bühne gestanden haben.
Also gibt's viel Action. Kommt schonmal gut. Die Ansagen wirken auch nicht aufgesetzt sondern stützen tatsächlich das Konzert, anstatt die unangenehme Stille hervor zu rufen - die kommt erst, als Daniel nen Witz erzählt. Ging ungefähr so: "Wie nennt man das, wenn es bei nem Konzert kein Catering gibt? - Phantomspeisung". Ich glaube, außer Künne hat keiner gelacht.