Konrad 48 Fest: Dead Neck, Venturas, Face the Fax, Darko, Money Left To Burn, Save The Embers, Drag Arm Staggin, Rebuke, 19.07.2014 in Hormersdorf, Naturfreundehaus - Bericht von Gerdistan
Konrad 48 Fest, 19.07.2014 in Hormersdorf
Erster Stop: Einkaufen. Sonnenbrille für 2,99€! Dazu noch etwas Aprikosenlikör für 3,99, man gönnt sich ja sonst nichts! Außerdem Äpfel und Pfirsiche, man lebt ja gesund, Bierchen, Flasche Wasser, Rest gibts vor Ort.
So sieht das Gelände ohne Leute aus. Sehr klein und familiär, jeder begrüßt einen hier, ein freundlicher Wanderer zeigt uns sogar einen freien Parkplatz. Hach, ist das alles schön. Die erste Band "NO FUN" haben wir gerade verpasst und treffen noch die Leute, die ihr Equipment zum Auto tragen. Das lag übrigens nur daran, dass es im gesamten Internet keine Information zum Spielplan gab!
Während das erste Helle unsere Kehlen hinunterrinnt, fängt dann die zweite Band an: Save The Embers aus äh, ich glaube Nürnberg. Die machen so modernen Hardcore, klingt etwas wie Comeback Kid, auch schon bevor sie "False Idols Fall" von eben jeder Band gecovert haben. Einige Sympathiepunkte verliert die Band dadurch, dass in mehreren Ansagen betont wird, wie geil ein bestimmtes Energy-Getränk ist. Kriegt ihr Geld dafür oder ist das so ne Art Running Gag?
Zwischen zwei Bands wird immer dieses lustige Spiel ausgepackt, zwei Kontrahenten treten mit einem 0,5-Krug Bier gegeneinander an, bei den Sternen darf man trinken (der Anzahl entsprechend), dann gibts noch so lustige Aktionsfelder wie Bier tauschen, Song raten und den Zonk, bei dem man sich sein eigenes Bier selbst über den Kopf gießen muss und sofort verloren hat. Einsame Spitzenklasse.
Dann geht der große Bandinzest los, manche bleiben stehen, manche nicht, es spielen nun Drag Arm Staggin, die überraschenderweise wohl auch aus Nürnberg sein werden. Ja, das soll klingen wie Dreck am Stecken! Hier geht es etwas punkiger zu, von der Band selbst wird angemerkt, dass das Publikum beim Coversong (es war "Six ways til Sunday" von Rise Against) am meisten abgeht, aber nunja, so ist das manchmal halt.
Das Festival wurde u.a. mit den Phrasen "Kein Schatten" (was bei 30° glücklicherweise die Unwahrheit war, überall Bäume und so!) und "Keine Dixis" beworben, Dixis gab es wirklich nicht, dafür ein echtes Klohäuschen mit gemauerter Pissrinne, Andreas K. wäre stolz.
Dann die erste Band von weiter weg: Face the Fax haben den weiten Weg aus den Niederlanden auf sich genommen, um hier beim Konrad 48 Fest zu sein. Und sie spielen... Skatepunk! Relativ geil!
Da aber der Lokalbonus fehlt, im Vergleich mit den vorherigen beiden Bands, ist etwas Platz vor der Bühne, den der Sänger auszunutzen weiß. Einen Teil des Gigs habe ich leider wegen Saufen verpasst, das war nämlich auch sehr schön.
An der Theke wird tatsächlich der gute Tavernello ausgeschenkt! Das ist astreiner Wein... aus dem Tetrapack.
In der untergehenden Sonne nun ein absolutes Highlight: DEAD NECK aus irgendwo in UK. Der Sänger trägt keine Unterhose sondern nur eine sehr unterhosig aussehende kurze Hose. Obwohl sie nur zu dritt sind, kriegen sie ein astreines Geballer aus ihren Instrumenten, das mich stark an A Wilhelm Scream erinnert, ohne zweite Gitarre eben.
Der mittlerweile fünfte Gitarrist, sie scheinen da gewisse Fluktuationen im Lineup zu haben. Als erstes wurde direkt "Oriental I" verheizt, zu dem Song gibt es auch ein schönes Video bei Youtube. Die Hälfte der Aufnahmen sind in, vor oder neben der Ballonfabrik Augsburg entstanden, in der ich am 30.4. leider nicht zugegen war, als Dead Neck da die Hütte abgerissen haben. Asche auf mein Haupt!
Wichtig, besonders bei einem so schönen Bart: Das Schlagzeugerfoto. Ich traf ihn später hinter der Bühne (also wirklich hinter der Bühne, Backstage gab es nicht, hinter der Bühne war der Campingplatz) und auf meinen Hinweis, dass er etwas in seinem Bart hängen hätte, reagierte er sehr resigniert mit "I probably do, I always do". Hat eben nicht nur Vorteile, so ein Bart. Aber genug abgeschweift, Dead Neck, einfach geil, im Oktober wieder auf Tour, guckt euch die an, wenn ihr die Chance bekommt!
Hier nicht zu erkennen: Ein Stagediver mit noch längerem Bart als der Drummer von Dead Neck, der sich uns als Carl The Beast vorstellte. Ein sehr fröhlicher Mensch!
Nächste Band, hat man in Teilen auch schon auf der Bühne gesehen: Money Left To Burn aus (Überraschung) Nürnberg! Ich frage mich ja immer noch, wo dieser Name herkommt. Meine erste Assoziation war Kettcar, aber ich hoffe nicht, dass diese Band sich nach einem Lied von Kettcar benannt hat. Aber Google weiß auch nichts dazu beizutragen. Egal, Band, Musik und so!
MLTB spielen jedenfalls keinen weinerlichen Indiepop, sondern astreinen 90er Jahre Skatepunk mit geilen Mitgrölrefrains. Und wenn das noch nicht genug wäre, spielen sie auch noch einen Coversong, und zwar Wright & Rong von Cigar. Von Cigar! So ner dreiköpfigen Skatepunkkapelle aus Oregon, die nur ein Album im Jahre 1999 veröffentlicht hat. Was haben die ein Glück, dass da tatsächlich jemand im Publikum stand, der sowas zu würdigen weiß! Ich! Ich war allerdings so ergriffen von der Situation, dass ich es gar nicht wahrgenommen habe, dass der Sänger mir im Refrain das Mikro hinhielt. Passiert. Insgesamt: Geile Nummer!
Dieser Zweimetermensch mit diesem sehr hübschen T-Shirt stand bei irgendeiner Band mal vor mir. Das kommt sogar fast an das "DER WETTER KANAL"-Shirt eines gewissen C. Lüer heran.
Ach guck, da isser ja wieder. Das ist also der Sänger der Band "Venturas", die einzigen heute hier, die schon einen Eintrag in der Bierschinken-Datenbank haben. Und ganz faul zitiere ich mal aus ihrem anderen Bericht: "Meine Fresse, ist das tatsächlich Skatepunk, was die da spielen?! Ich fühl mich gleich 15 Jahre jünger, allerdings hab ich da auch schon keinen Skatepunk gehört. Kiki ist aber ganz angetan, wahrscheinlich denkt er gerade daran, wie er früher, als rebellischer Teenager, mit seinem Skateboard alte Omas umgefahren hat, oder so."
Ja, hier wird feinster Wermelskirchner Skatecore geboten, klingt wie Satanic Surfers mit dem Sänger von Propagandhi, oder so ähnlich. Geiles Ding auf jeden Fall, außerdem machen sie sich über Süddeutschland lustig. Das wurde aber auch mal Zeit, dass das jemand tut! Auf die Frage ihrer Herkunft sagte man mir später "Nähe Köln", das mit WK habe ich erst später rausgefunden, dabei hätte ich doch bestimmt damit angeben können, dass ich sogar schon mal im AJZ Bahndamm war.
Zeit, wieder das Bierglücksradspiel auszupacken, dieses Mal tritt Andy von Dead Neck an. Wer gewonnen hat, weiß ich leider nicht mehr, weil ich auch ohne dieses Spiel ganz gut am Glas dran war.
Die nächste Band trägt Pappteller mit Namen drauf vor dem Gesicht und hat ausschließlich Stöcke als Instrumente dabei. Es handelt sich hierbei um eine Tributeband für Konrad 48, die Namensgeber des Festivals, die die ersten zwei Jahre hier noch selbst gespielt haben und sich dann auflösten, dementsprechend läuft Mucke von Konrad 48 vom Band. Ein Scherzkeks vor der Bühne fordert lautstark "Mehr Stock auf den Monitor!"... zugegeben, das war ich. Hihihi.
Nächste Band dann: Darko, Labelkollegen von Dead Neck bei Lockjaw Records, geht auch in ne ähnliche Richtung, auch aus England. Auf CD in Ordnung, live der absolute Abriss. Alle tragen Vollbart und alle gehen ab wie Schmidts Katze. Das hat die Welt noch nicht gesehen... vielleicht war auch Alkohol im Spiel. Am Schlagzeug ein alter Bekannter: Der Drummer von Dead Neck.
Hier so die Setlist. Seaward gab es als Teaser zum kommenden Album schon im Internet, Chewbacca mag auch jeder und hinter "Kansas" verbirgt sich ein Cover von "Carry On My Wayward Son" der Band Kansas, in der mindestens dreifachen Geschwindigkeit runtergebolzt. Herrlich!
Carl The Beast beim Stagediven, selbstverständlich nicht, ohne dabei aufzuhören, Gitarre zu spielen. Er kann es halt.
Er hier mit dem Bad Religion-Shirt, ich glaube einer von MLTB, verstand sich darauf, mit einem Bündel Zweige in einer Papprolle das Zentrum des Circle Pits zu spielen.
Darko, welch ein Abriss. Hoffentlich bald wieder in Deutschland auf Tour und dann in der Ballonse, ich kann es nur empfehlen.
In einem klitzekleinen Abstellraum neben dem Toilettenhäuschen wird sich warmgetrommelt, es gab also wohl doch so etwas wie einen Backstagebereich, auch wenn da hauptsächlich Grillkohle abgestellt wurde.
Ah, das waren dann wohl eben der Headliner Rebuke aus Schweden in dem kleinen Kabuff. Aus Schweden ist hier relativ, der Drummer ist der Bassist von Dead Neck und der Bassist wohnt wohl mittlerweile in Österreich.
Auch wenn ich mich damit als jemand oute, der sich für professionelles Darts-Werfen interessiert: Der Sänger sieht aus wie Simon "The Wizard" Whitlock! Ansonsten aber ein ganz patenter Kerl, der auch den Gang ins Publikum nicht scheut.
Nicht mal wenn das Publikum nackt ist. Mittlerweile sind auch gar nicht mehr soo viele Leute da, ca. die Hälfte waren auch Leute von den anderen Bands. Egal! Rebuke geben Vollgas, auf meinen Wunsch hin wird sogar noch "Mörda Regeringen" gespielt, eine schwedische Version von "Murder the Government" von NOFX. Das absolute Sahnehäubchen. Am 1.8. gucke ich mir die nochmal an, da das in Nürnberg stattfindet, werde ich wohl einige bekannte Gesichter wiedertreffen. Freu ich mich schon drauf!
Hier noch ein geklautes Bild von allen Bands zusammen auf der Bühne. Was für ein geniales Festival und das auch noch für umsonst! Campen im Wald, sogar Schatten aufm Zelt, also echt mal. Nach Rebuke bin ich sternhagelvoll in mein Zelt gekippt und da auch erst mal liegen geblieben. Ganz starkes Ding, Konrad! Bis zum nächsten Mal, euer Gerd