Free and Easy Festival Tag 1: Atlas Losing Grip, Misconduct, Jaya The Cat, Ghost Brigade, Noopinion, 24.07.2014 in München, Backstage - Bericht von Gerdistan
Free and Easy Festival, 24.07.2014 in München
Denn hier legen sogleich Noopinion aus Garmisch-Partenkirchen los, das sind diese tätowierten Herren hier auf der Bühne.
Das Set beginnt genau wie das Album "No Chains for Change" mit einem Sample aus dem Film Network von 1976, das hätte live jetzt nicht unbedingt sein müssen, aber nunja. Witzigerweise befindet sich beim ersten Song noch niemand am Mischpult und der Gesang ist ziemlich weit runtergedreht, was dazu führt, dass die drei Leute mit Mikro total perfekt und synchron anfangen, in dieselbigen reinzubölken, man davon aber keinen Ton hört.
Aber das ist schnell behoben und ab da geht es dann auch voll auf die Zwölf, der nur unwesentlich über der 60-Sekunden-Grenze liegende Song "All Hope dies last" fliegt uns um die Ohren. Geile Nummer!
Er hier hat ein Shirt von Straightline an, die aus München kommen und sich musikalisch recht ähnlich wie die Akteure auf der Bühne anhören, wenn ich das richtig verstanden habe, standen einige Mitglieder jener Band auch direkt davor.
Es folgt Kracher auf Kracher in einem etwa halbstündigen Set, besonders bei "Burn All The Flags" gehen auch im Publikum die Arme in die Höhe und es darf nach Lust und Laune mitkrakeelt werden, was vereinzelt sogar passiert. Es ist auf jeden Fall schon deutlich mehr los als bei meinem letzten Besuch hier, aber der hat ja auch Eintritt gekostet.
Als Zugabe werden dann ein paar Instrumente getauscht und der ehemalige Gitarrist gibt "Alcohol" von Gang Green zum besten. Ein schöner Abschluss eines gelungenen Auftritts! Ich weiß echt nicht mehr, warum ich das Album damals als nur mittelmäßig bezeichnet habe, mittlerweile hör ich das doch recht gerne. Sorry sorry, normales Rezensieren, normales Rezensieren.
Wir waren früh genug da, um auch das zweite Bändchen für die große Halle zu kriegen (irgendwann wird halt keiner mehr reingelassen, auch wenn es umsonst ist. Um das zu umgehen kann man sich aber dann trotzdem Tickets kaufen, wenn man möchte). Also spazieren wir mal rüber, wenn mich nicht alles täuscht müssten das hier dann Ghost Brigade aus Finnland sein.
Hier nochmal in Blau. Ghost Brigade machen so Zeitlupenmetal, ich denke mir so "einen Song noch, dann gehste wieder zurück" und stehe dann noch 10 Minuten rum. Kurze Zeit später stehe ich dann im Club, wo sich keine Sau an den Zeitplan hält, und gucke Misconduct beim Soundcheck zu. Auch nicht viel spannender.
Misconduct (betont man übrigens auf der zweiten Silbe) sah ich ja schon vor einem halben Jahr in Oberhausen (was lustig ist, weil ich heute durch Augsburg-Oberhausen gefahren bin). Wie auch damals betreten sie zum Imperial March aus Star Wars die Bühne und bieten dieselbe Art von hymnischem Skatepunk, der mir in Erinnerung geblieben ist, allerdings klingt der Sound heute etwas dünn, was daran liegen könnte, dass der zweite Gitarrist Vater geworden ist und deshalb ausfällt.
Weiterhin erinnert man sich natürlich an die Frisur des Bassisten, die von den BWL-Prolls hinter mir in breitestem bayrisch eher despektierlich (und homophob) kommentiert wird - direkt danach versucht man, sich damit zu profilieren, dass man es auf ein Foto mit dem Sänger der Satanic Surfers geschafft hat ("I HOB A SELFIE GMOCHT MIT DEM!")... hach ja, München. Schön hier. Die Band ist ihrerseits damit beschäftigt, zu betonen, wie weit sie gereist sind, wie lieb sie alle haben ("one big family") und wem der nächste Song dedicated wird.
Aber eigentlich ganz cool, es wirkt alles etwas einstudiert, vor allem weil sie auch alle drei dasselbe Shirt tragen und das auch noch ihr eigenes ist, aber summa summarum war es ein ganz netter Auftritt, kann man sich echt nicht beschweren. Außer vielleicht über so Sperenzchen wie hinten auf seine Gitarre mit Klebeband STAGE DIVE draufzuschreiben. Jungejungejunge. Macht natürlich trotzdem keiner. Bandpause, ich gönne mir noch eine schmackhafte Paulaner Spezi und wir spazieren mal weiter.
Das hier, ganz hinten, sind dann Jaya The Cat auf der mittelgroßen Bühne, welche "Halle" heißt. Sollten eigentlich gleichzeitig mit Atlas Losing Grip stattfinden, aber ALG haben sich ja inzwischen den Ruf erspielt, deutlich verspätet anzufangen und dann pünktlich aufzuhören. Es ist jedenfalls drüben noch nicht mal Soundcheck und hier spielen Jaya schon, aber es ist sauvoll und die Songauswahl irgendwie dürftig, so dass ich nach nicht allzu langer Zeit in den Club abwandere.
Nun kommt aber erstmal das, was das Publikum schon mit ausgestreckten Armen erwartet: Atlas Losing Grip, die Verfechter des 90er Jahre-Skatepunks aus Schweden mit Rodrigo Alfaro von den Satanic Surfers am Gesang. Der wie immer in derselben Pose steht und dasselbe Shirt anhat.
Und obwohl hier niemand STAGE DIVE auf seiner Gitarre stehen hat, kommen die Leute von ganz alleine auf die Idee, und das auch gar nicht selten.
19 Years, 3 Chords and one hell of a bloody trail. So oder so ähnlich steht es auf diesem verdammten Antiseen-Shirt, das der Mann immer trägt. Vielleicht hat er gar kein anderes? Egal.
Gustav, die Blondine links im Bild, ist für die Stadionrockansagen und Mitmachspielchen zuständig. Das nervt etwas, ist man von denen aber mittlerweile gewohnt, und bei dem Hitfeuerwerk, das nebenbei abgefeuert wird, ist es auch durchaus verzeihlich. Immerhin mussten wir uns nicht hinsetzen!
Er hier hat hinten auf seinem Bass auch was in Klebebandschrift draufstehen, allerdings einfach nur "LOSER -->", damit zeigt er gerne auf seine Bandkollegen, wenn die Ansprachen darüber halten, dass man nicht rauchen sollte, weil ein entfernter Verwandter vor vier Jahren an Krebs gestorben ist.
Zwischendurch werden neben den mittlerweile zu Klassikern gewordenen Stücken wie Numb, Unrest, Logic, All in a Day's Work, Different Hearts Different Minds auch ein paar neue Sachen eingestreut, die wirklich Vorfreude aufs neue Album erzeugen. Die State of Unrest ist aber doch gerade erst drei Jahre alt!
Da wird auch tatsächlich mal gelacht auf der Bühne, trotz der eher ernsten Themen der Texte haben die viel Spaß an ihrer Musik. So soll es doch auch sein!
Hier nochmal Getümmel und alles. Das Publikum frisst der Band aus der Hand, Singalongs gibt es sowohl in den Songs als auch im Publikum genug. Ich hab Atlas Losing Grip ja nun schon echt oft gesehen, bis auf diesen einen etwas merkwürdigen Auftritt beim Wilwarin 2013 war es meistens auch ganz geil.
Am Ende gibts noch ne Zugabe und dann ist Schluss, ist auch schon irgendwie 00:00 oder so, also ab ins Auto und auf die A8.
Man kann ja vom Backstage halten was man will (hier sind schon diverse fragwürdige Grauzonenbands aufgetreten), aber das Free and Easy ist einfach ne gute Sache. Dass man sich Tickets im Vorverkauf kaufen kann, ist auch ein netter Service, etwas verlogen wirkt allerdings die Erklärung, dass man nur Gebühren bezahlen würde und den Rest des Geldes in Form eines Freigetränks zurückkriegt, wenn die Tickets für die große Halle dann teurer sind.
Aber dem geschenkten Gaul soll man ja keine Endoskopie verpassen. Am Montag darauf war ich schon wieder vor Ort, dieses Mal stand Ska auf dem Speiseplan und es haben Destination Failure (sehr poppiger Ska-Punk mit furchtbaren Ansagen), The Prosecution (Skacore, ganz geil) und die Mad Caddies gespielt. Fotos habe ich leider nicht, weil es so unendlich heiß in der Halle war, dass alles beschlagen und nichts zu erkennen war.
Über die Mad Caddies hab ich ja sicher hier und anderswo genug Senf abgesondert, sie waren wie erwartet eher lahm, wobei ich sie schon deutlich schlechter gesehen habe. Ein paar alte Kracher haben sie noch ausgepackt, inklusive Weird Beard und einem endlosen All American Badass zum Abschluss, also für etwa 7 Euro (NUR GEBÜHREN!!) kann man das mal machen. Bis zum nächsten Mal, euer Gerd