Nicht eingeloggt - Login [Registrieren]
Login X

Passwort vergessen?
Officer Down, Revenge, 08.08.2014 in Dortmund, Proberaum - Bericht von Fö

Officer Down, Revenge, 08.08.2014 in Dortmund

Konspiration bedeutet in der Sprache der Geheimdienste, ?die Zusammenarbeit mehrerer Personen unter einheitlicher Zielsetzung und bewusster Ausschaltung fremden oder öffentlichen Einblicks?, wodurch ihr Ziel und ihre Identität verborgen bleiben (frei nach Wikipedia und den dort angegebenen Literaturquellen). Läuft. Heute mal ein Konzert unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Deswegen laufe ich ausnahmsweise mal ohne Pressemütze rum und mische mich ganz unauffällig unter den Pöbel. Zum Proberaum gelangt man, indem man vier in Pfeilform geordneten Schitzeln folgt, bis man schließlich auf drei dunkel gekleidete Typen trifft, die mit englischem Akzent in der Stimme fragen, wie denn das Wetter morgen werde. Ohne zu stocken, ist zu antworten "Grau, aber gelegentlich präferiere ich Kirschnektar". Daraufhin wird eine Bodenklappe geöffnet und es geht über ein paar rostige Sprossen ungefähr 20 Meter in die Tiefe, wo einen erneut drei dunkel gekleidete Typen (darunter eine Frau) erwarten, denen man Handy und sämtliche Waffen aushändigen muss, im Austausch dafür enthält man eine Marke mit fortlaufender Nummerierung. Ich hatte die Nummer 567. Weiter geht es durch einen dunklen Gang, den Leute mit meiner Statur lediglich in leicht gebückter Haltung durchlaufen können. Am Ende angelangt, trifft man auf ein Bücherregal. Zweite Reihe, viertes Buch von links, kurz dran ziehen, dann öffnet sich die Geheimtür direkt hinter euch (also dort, wo zuvor noch der Gang war) und der Blick fällt auf eine Wendeltreppe mit Holzgeländer. Auf dieser geht es wieder hoch, etwa 92 Stufen, und dann ist man schon fast am Proberaum angekommen, erkennbar an den vielen Gestalten, die dort rum lungern und einen kritisch beäugen. Jetzt bloß nicht nervös werden! Einen Euro in die Spendenkasse geworfen und ein Bier genommen, um ja nicht aufzufallen. Natürlich nur zur Tarnung, das Bier schmeiße ich später in einem unauffälligen Moment gegen die Wand. Ich bin ja einigermaßen glücklich, dass bei der Körperkontrolle nicht allzu sorgfältig umgegangen wurde, so hat keiner gemerkt, dass ich am ganzen Körper verkabelt bin - was eh nicht nötig gewesen wäre, weil unsere Mobile Kommandozentrale vor der Tür steht und die Proberaumwände so dick sind, dass die Drahtlosverbindung dorthin eh nicht klappt. Bin ich also ganz auf mich alleine gestellt und meine gelegentlichen Rufe "Zugriff! Zugriff" in den halb geöffneten Handballen rufen lediglich weißes Rauschen hervor. Unauffällig versuche ich, mit den Verschwörern ins Gespräch zu kommen. "Und, wird dein Wetter morgen auch so kirschig? Ha-ha-ha", ich ernte aber zunächst nur unverständliches Stieren. Einige Wortfetzen später erkenne ich, dass meine vermeintlichen Gesprächspartner lediglich schwedisch sprechen, so dass ich es bei einem höflichen "hej hej" (drei Jahre Intensivkurs in europäischem Sprachgebrauch haben sich bewährt gemacht!) belasse und ein wenig die Wand angucke, auf der Suche nach versteckten Botschaften.
Soweit zur Anreise. Erste Band: REVENGE aus Schweden! Geilo! Als der (natürlich identitätslose) Veranstalter im sozialen Verschwörungs-Netzwerk nach einer lokalen Vorband fragte, wusste ich ja nicht, dass er seine Finger soo weit auszustrecken gedenkt. Revenge hätten heute eigentlich ihre Mini-Tour in Düsseldorf gestartet, aber da der dortige Veranstalter sowie die Vorband im Krankenhaus liegen (ich rieche schon wieder Verschwörung!), passiert der Tourauftakt halt spontan in nem Dortmunder Proberaum. Cool!
Spontan heißt übrigens: Heute nacht bestätigt, nun schon auf der "Bühne". Starke Nummer! Revenge kommen aus der Inzest-Suppe Schwedens, genauer gesagt aus Malmö, und bestehen aus Leuten von Venerea, Enemy Alliance, Satanic Surfers, Sista Sekunden, Intensity, Skitkids und was euch sonst so in den Sinn kommt. In den Sinn kommt beim Aufzählen dieser Bands vermutlich auch direkt der dargebotene Musikstil: Skatepunk mit starker Affinität zum Hardcore-Punk.
Also die gute alte 90er Ausrast-Mucke. Weniger Nasalgesang-getriebener Melodycore, sondern eben die harte Kante. Schönes Ding! Knallt gut, die Band hat auch viel Spaß, das Publikum muss noch ein wenig warm werden. Muss also der Sänger für Bewegung sorgen, indem er einfach mal grob die ausgestreckten Arme durch die Menge fliegen lässt, woraufhin sich die frohe Kunde von "oh, hier werden Menschen geschubst" wie ein Lauffeuer verbreitet und kurz darauf alles fröhlich vor sich hin schubst.
Bald fliegen hier Fäuste, Jutebeutel und Bierflaschen, die Temperatur steigt rasant an und die Band haut einen Kracher nach dem nächsten raus. Knappe halbe Stunde Spielzeit, mit euporisch geforderter Zugabe, passt. Knackiges Set mit viel Tempo, viel Melodie, und, wenn man denn die Texte könnte, bestimmt auch viel Singalong-Faktor. Nur zu empfehlen!
Es könnte sich bei dieser Verschwörung auch um eine okkulte Sekte handeln. Hier wird der Sektenguru gerade auf Händen zum Altar getragen.
Nächste Band: OFFICER DOWN! Die kommen aus England und legen ebenfalls ne ordentliche Dampframme aufs Parkett. Musikalisch, nunja, Punk und Hardcore stimmt hier auch, als weitere Parallelität zu Revenge mache ich die Vorliebe für gezeichnete Totenschädel auf dem Plattencover aus. Allerdings gehen Officer Down ansonsten eher den Weg des gepflegt-melodischen Whoho-Punkrock.
Erinnert dadurch an eine räudige HC-Straßenköter-Variante von Hot Water Music und Konsorten. Geiles Tempo, oft mehrstimmige Refrains, Mitgrölpotential - ich kenne allerdings die Lieder nicht. Einige andere im Raum anscheinend schon, oder sie tun nur so, jedenfalls wird hier und da arhythmisch mitgebrüllt.
Die drei Jungs scheinen sogar sowas wie nen eigenwilligen Humor zu haben. So betonen sie, wie kalt es hier doch sei, aber dass man doch gleich Pullis bei der Band kaufen könne, um sich warm zu halten. Das ist ja so nett, und so fürsorglich! Macht Laune. Also, nicht nur die Sprüche, sondern auch die Musik.
Bewegung gibts auch! Der Sänger stellt sogar extra das Mikro zur Seite, um etwas Platz zum Rumspringen zu haben. Vielleicht stellt er es aber auch weg, weil er nicht mehr singen will. Zumindest bittet er beim letzten Song und offensichtlichen Hit der Band "We are not the enemy", darum, dass Textkenner doch bitte singen wollen.
Also? Alles geil. Zwei verdammt gute Bands gesehen, das Drumherum stimmte auch, nur die Luft, naja, die war halt einfach irgendwann nicht mehr vorhanden. Anschließend gibt's Champagner, was ja bekanntermaßen das traditionelle Getränk aller Hochleistungsverschwörer darstellt. Quasi das Äquivalent zu den Christen, die ja irgendwie das Blut von Jesus trinken, die alten Kannibalen. Da find' ich die geheimnisvollen Riten der Proberaum-Verschwörer um einiges humaner. Gute Nacht.


Kommentar eintragen:

Gerdistan
(Gerdistan)
11.08.2014 12:12
"Knappe halbe Stunde Spielzeit, mit euporisch geforderter Zugabe, passt." <- Hihi, du hast Po gesagt.

(Fö)
11.08.2014 13:37
der EU-Po ist ein Po, der den von der neuen EU-Po-Verordnung geforderten Maßen entspricht
Kiki

11.08.2014 14:09
Apfel oder Birne?

Kommentar eintragen - Anmerkung, Kritik, Ergänzung

Name:

e-Mail:

Kommentar:
Deine Eingaben werden bis auf Widerruf gespeichert und für Nutzer der Seite sichtbar.
Die Angabe der Email-Adresse ist freiwillig und sie bleibt nur sichtbar für eingeloggte Nutzer.
Weitere Infos in unserer Datenschutzerklärung.

Weitere Infos zu den Bands: Revenge, Officer Down
Zu den meisten Berichten werden nur ausgewählte Fotos verwendet.
Falls du mehr oder größere Bilder haben willst, wende dich an den Autor () oder nutze das Kontaktformular.
Dort kannst du dich auch melden, falls du mit der Veröffentlichung von Fotos, auf denen du zu sehen bist, nicht einverstanden sein solltest oder dich gar die Kommentare persönlich verletzen...
part of bierschinken.net
Impressum | Datenschutz