Officer Down, Revenge, 08.08.2014 in Dortmund, Proberaum - Bericht von Fö
Officer Down, Revenge, 08.08.2014 in Dortmund
Soweit zur Anreise. Erste Band: REVENGE aus Schweden! Geilo! Als der (natürlich identitätslose) Veranstalter im sozialen Verschwörungs-Netzwerk nach einer lokalen Vorband fragte, wusste ich ja nicht, dass er seine Finger soo weit auszustrecken gedenkt. Revenge hätten heute eigentlich ihre Mini-Tour in Düsseldorf gestartet, aber da der dortige Veranstalter sowie die Vorband im Krankenhaus liegen (ich rieche schon wieder Verschwörung!), passiert der Tourauftakt halt spontan in nem Dortmunder Proberaum. Cool!
Spontan heißt übrigens: Heute nacht bestätigt, nun schon auf der "Bühne". Starke Nummer! Revenge kommen aus der Inzest-Suppe Schwedens, genauer gesagt aus Malmö, und bestehen aus Leuten von Venerea, Enemy Alliance, Satanic Surfers, Sista Sekunden, Intensity, Skitkids und was euch sonst so in den Sinn kommt. In den Sinn kommt beim Aufzählen dieser Bands vermutlich auch direkt der dargebotene Musikstil: Skatepunk mit starker Affinität zum Hardcore-Punk.
Also die gute alte 90er Ausrast-Mucke. Weniger Nasalgesang-getriebener Melodycore, sondern eben die harte Kante. Schönes Ding! Knallt gut, die Band hat auch viel Spaß, das Publikum muss noch ein wenig warm werden. Muss also der Sänger für Bewegung sorgen, indem er einfach mal grob die ausgestreckten Arme durch die Menge fliegen lässt, woraufhin sich die frohe Kunde von "oh, hier werden Menschen geschubst" wie ein Lauffeuer verbreitet und kurz darauf alles fröhlich vor sich hin schubst.
Bald fliegen hier Fäuste, Jutebeutel und Bierflaschen, die Temperatur steigt rasant an und die Band haut einen Kracher nach dem nächsten raus. Knappe halbe Stunde Spielzeit, mit euporisch geforderter Zugabe, passt. Knackiges Set mit viel Tempo, viel Melodie, und, wenn man denn die Texte könnte, bestimmt auch viel Singalong-Faktor. Nur zu empfehlen!
Es könnte sich bei dieser Verschwörung auch um eine okkulte Sekte handeln. Hier wird der Sektenguru gerade auf Händen zum Altar getragen.
Nächste Band: OFFICER DOWN! Die kommen aus England und legen ebenfalls ne ordentliche Dampframme aufs Parkett. Musikalisch, nunja, Punk und Hardcore stimmt hier auch, als weitere Parallelität zu Revenge mache ich die Vorliebe für gezeichnete Totenschädel auf dem Plattencover aus. Allerdings gehen Officer Down ansonsten eher den Weg des gepflegt-melodischen Whoho-Punkrock.
Erinnert dadurch an eine räudige HC-Straßenköter-Variante von Hot Water Music und Konsorten. Geiles Tempo, oft mehrstimmige Refrains, Mitgrölpotential - ich kenne allerdings die Lieder nicht. Einige andere im Raum anscheinend schon, oder sie tun nur so, jedenfalls wird hier und da arhythmisch mitgebrüllt.
Die drei Jungs scheinen sogar sowas wie nen eigenwilligen Humor zu haben. So betonen sie, wie kalt es hier doch sei, aber dass man doch gleich Pullis bei der Band kaufen könne, um sich warm zu halten. Das ist ja so nett, und so fürsorglich! Macht Laune. Also, nicht nur die Sprüche, sondern auch die Musik.
Bewegung gibts auch! Der Sänger stellt sogar extra das Mikro zur Seite, um etwas Platz zum Rumspringen zu haben. Vielleicht stellt er es aber auch weg, weil er nicht mehr singen will. Zumindest bittet er beim letzten Song und offensichtlichen Hit der Band "We are not the enemy", darum, dass Textkenner doch bitte singen wollen.
Also? Alles geil. Zwei verdammt gute Bands gesehen, das Drumherum stimmte auch, nur die Luft, naja, die war halt einfach irgendwann nicht mehr vorhanden. Anschließend gibt's Champagner, was ja bekanntermaßen das traditionelle Getränk aller Hochleistungsverschwörer darstellt. Quasi das Äquivalent zu den Christen, die ja irgendwie das Blut von Jesus trinken, die alten Kannibalen. Da find' ich die geheimnisvollen Riten der Proberaum-Verschwörer um einiges humaner. Gute Nacht.