Captain Planet, Havarii., 24.10.2014 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö
Captain Planet, 24.10.2014 in Dortmund
Beginn dann doch nicht pünktlich 20 Uhr, was Zeit gibt, die zahlreichen anwesenden bekannten Fressen zu begrüßen. Hätte ja offen gestanden nicht damit gerechnet, heute soo viele Leute zu treffen. Insbesondere nicht solche, die sich sonst eher auf schimmligen 5-Euro-Konzerten rumtreiben (oder bei DJ Bobo).
Erste Band: HAVARII. Oder, wie sie sich selbst schreiben, "havarii." - kleingeschrieben und mit Punkt dahinter, weil das ja so hip ist. Alleine für die Schreibweise möchte man die Typen doch mit Ignoranz strafen. Mir ein Begriff, weil ich irgendwann letztens nen Sampler besprochen habe mit dem Hinweis, der Vorteil reiner Download-Sampler sei, dass man die nervigen Songs einfach aus der Playlist löschen kann. Havarii verschwanden damals ziemlich schnell aus meiner Liste.
Das wiederum hat den unwiderlegbaren Vorteil, dass mich die Band live eigentlich gar nicht enttäuschen kann, da ich ja mit schlimmsten Erwartungen vor der Bühne stehe. Muss auch zugeben, dem live mehr abgewinnen zu können. Da sind ein paar härtere Passagen mit ordentlicher Soundwand, die ganz gut reingehen. Und auch der Mann-Frau-Wechselgesang ist mal was anderes, wird aber eher spärlich eingesetzt - den Großteil singt die Bassistin.
Ansonsten bleibt es halt Postrock-Indie-Emo-Punk mit bedeutungsschwangeren Texten und ebensolcher Mimik. Lieder, bei denen selbst die sicherlich vorhandene Komplexität ermüdend und eintönig wirkt und die Stücke gefühlt 10 Minuten dauern.
Als auf die Frage, wo man denn nach dem Konzert noch trinken gehen könne, keine Antwort aus dem Publikum folgt, übe ich mich in Ursachenforschung und komme auf folgende mögliche Optionen:
1. hier säuft keiner
2. hier kommt keiner aus Dortmund
3. hier will keiner mit der Band saufen.
...nach 5 Minuten kommt dann aber von Kai ein zaghaftes "hirsch-q..."
1. hier säuft keiner
2. hier kommt keiner aus Dortmund
3. hier will keiner mit der Band saufen.
...nach 5 Minuten kommt dann aber von Kai ein zaghaftes "hirsch-q..."
So, nu aber. Zeit für CAPTAIN PLANET! Eigene Schreibweise übrigens, zumindest bei manchen Quellen, "Captain PlanET", was ich nie verstanden habe, hat vielleicht was mit dem Film ET zu tun, aber ET habe ich auch nie verstanden, halte ihn gar bis heute für den gruseligsten Film den ich je gesehen habe. Und so gruselig sind Captain Planet doch gar nicht.
Das FZW ist zwar nicht unbedingt der perfekte Laden für ein intimes kuscheliges kleines Konzertchen, aber heute stört das irgendwie gar nicht. Der Club ist optimal gefüllt (nicht zu leer, nicht zu voll - wobei, einige schon), alle gut drauf, toll. Ich brauche so 2-3 Lieder zum warm werden, kriege aber dann das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Irgendwie schon lange kein Konzert mehr erlebt, das mir durchweg so gute Laune bereitet hat. Das letzte war Andrew Jackson Jihad vor gut zwei Wochen. Echt lange her also.
Wer auch gut drauf ist: Die Band. Macht zumindest den Anschein, vielleicht sind's ja auch einfach nur verdammte Profis, wer weiß das schon. Auch die Kapitäne fragen übrigens nach der Kneipe danach, schlagen aber direkt die "Bunte Kuh" vor. Ist doch schon ziemlich nah dran!
Gespielt werden nur Hits, selbstredend. Wenn ich mich recht erinnere, sogar ein neuer Song! Das lässt ja hoffen. Gerüchteweise werden Details zu einem eventuellen neuen Album aber erst rausposaunt, wenn dieser Pulli ausverkauft ist. Zeitstrafe weiß halt, wie man Geld scheffelt!
Meine persönlichen Highlights, so songtechnisch: "Ohne Worte", "Spreu vom Weizen" und "120 Sachen", was, wie mir auffällt, alles Stücke vom Debütalbum "Wasser kommt Wasser geht" sind - ich wusste gar nicht, dass ich so ein konservativer alter früher-war-alles-besser-Sack bin. Aber damals war eben noch alles gut. Die echten die-hard-Fans schwören natürlich auf "Baumhaus" als besten Song aller Zeiten, aber für mich ist der bestenfalls Durchschnitt. Oder, hahaha, unterm Durchschnitt. Ahahaha.
Das Publikum ist soweit ganz andächtig und durchaus begeisterungsfähig, insgesamt aber mehr so Stundentenklientel - mir fehlen einfach die pöbelnden Suffpunker. Immerhin versucht Robert eifrig, dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Soweit also alles geil, nahe dran an einem perfekten Konzert - bis zur Zugabe. Kommt Sänger Arne doch tatsächlich mit dem Trikot dieses drittklassigen Erstligavereins auf die Bühne! Das ist so ekelhaft triefende Anbiederei, da wird einem doch direkt schlecht! Irgendnen Kreisliga-Holzpfosten-Verein hätte ich noch verstanden, auch ein Schalke-Trikot wäre aus Systemfickerungs-Aspekten gerade noch okay gewesen, aber das hier?! Junge Junge.
Okay, vielleicht ist er ja tatsächlich (Erfolgs?-)Fan, aber die Anbiederungs-Theorie erscheint mir plausibler. Oder, auch möglich, vielleicht war das Überstreifen des Trikots auch nur eine Reminiszenz an die ganz Großen des Showbiz, schließlich hat das Anni-Frid Lyngstad beim ABBA-Konzert 1979 in der Westfalenhalle ebenfalls getan. Ja, wenn ich näher drüber nachdenke, wird es wohl das sein. Captain Planet, die ABBA Deutschlands.