Slime, Mann kackt sich in die Hose, Rogers, 14.11.2014 in Bochum, Bahnhof Langendreer - Bericht von Fö
Slime, 14.11.2014 in Bochum
Heutiges Ziel ist der Bahnhof Langendreer, wo das alteingesessene Dortmunder Label "People Like You" sein 15-jähriges Bestehen feiert und dazu neben Mann kackt sich in die Hose auch noch Slime und Rogers eingeladen hat. Vor Ort erfahren wir dann zum Beispiel, dass wir einen ausverkauften Laden zu erwarten haben, dass die Rogers mit eigenen Physiotherapeuten und Schnürsenkelzubinder angereist sind, und dass unser Kontingent an Backstage-Bier bereits vor dem Auftritt zur Neige geht. Na Glückwunsch!
Ganze 30 Minuten Spielzeit wurde MANN KACKT SICH IN DIE HOSE einberäumt, was sie mit bestem Willen versuchen zu erfüllen, ihr Set aber lediglich auf 21 Minuten zu strecken vermögen. Na, immerhin! Der Laden ist schon gut gefüllt und Maz' Fähigkeit, Wodkamischgetränke quasi direkt in unterhaltsame Ansagen umzuwandeln, sorgt für erste Lacher.
Ansagen gehen meistens gegen Bochum oder Opel-Mitarbeiter oder sowas. Kennt man ja. Ein Konzertbesucher ruft daraufhin "Du Fettsau" gen Bühne, es ist aber etwas unklar, wen genau er meint. Vielleicht den Schlagzeuger, den Maz mit "Wir sind auch bei Facebook, besonders Timm" vorstellt und der daraufhin total süß winkt. Süß war im Übrigen auch das Publikum, aber das ist ne andere Sache.
Es wird sogar getanzt! Vielleicht auch nur gemeinschaftliches Torkeln, so genau kann man das ja manchmal nicht auseinander halten. Es gibt außerdem auch eine Person, die Texte mitsingen kann, sowie eine Person, die Kackschlacht kennt. Das ist doch schon mal ein ganz guter Schnitt.
Bald soll ja ne neue EP rauskommen (als Bandcamp-Download natürlich, weil das die Zukunft ist), also gibt's auch neues Material zu hören. "Nowosibirsk" nennt sich ein neuer Song und klingt, als hätte der Mann nach Jahren der Hosenbesudelung endlich doch einmal daran gerochen.
Danach runter von der Bühne. Die Leute sind so begeistert, dass direkt 2 Shirts und 2-3 Platten verkauft werden. Und das, obwohl unser Merchstand nur etwa ein Zehntel der Fläche einnimmt, den die ROGERS nutzen! Kann man ja mal als Erfolg verbuchen. Achja, Rogers spielen nun.
Die Rogers sind mir eigentlich nur ein Begriff, weil sie mal von der Punkrocködnis gefeatured wurden. Außerdem kriegen wir hier bei Bierschinken regelmäßig Emails von Leuten, die uns Unsummen für unser Rezensionsexemplar vom Album der Vorgängerband "Jolly Roger" anbieten.
Viel vom Auftritt habe ich mir eigentlich nicht angeschaut. Was daran liegt, dass die Jungs so im privaten Umgang eigentlich ganz nett waren und ich keinen Bock hab, mir diesen positiven Eindruck zu verwässern, indem ich der übertriebenen Rockstar-Show länger als nötig beiwohne.
Mal abgesehen davon, dass mir die Musik nicht liegt (Toten-Hosen-Broilers-Massendefekt-Düsseldorf-Einheitsbrei), ist der Auftritt nämlich auch noch ziemlich dicke Hose. Okay, zugegeben, dicke Hose hatte die erste Band des Abends auch, aber die wenigstens mit Inhalt. Überlasse ich den Platz vor der Bühne lieber Leuten, die damit was anfangen können - das sind nämlich tatsächlich einige.
Was passiert sonst so? Mann kackt sich in die Hose sind mittlerweile Mann trinkt sich ins Delirium, wir verkaufen keine weiteren Shirts weil die Shirt-Tasche weg ist und erst am Ende des Abends wieder auftaucht, als sie urplötzlich mitten im Raum steht. Außerdem gibt es Essen, was gut tut, aber das von herkömmlichen AZ-Konzertstätten antrainierte Lob an den Küchenchef wird abgetan mit einem "naja, kommt vom Chinamann". Okay. Naja, dann mal gucken was SLIME noch so können.
Ich sach ma: Einiges! Ich bin ja nicht mit großer Erwartung hergekommen, nachdem das letzte von mir beigewohnte Clubkonzert der Hanseaten vor 2 Jahren in der Zeche Carl doch eher ernüchternd war und mir Slime nach der Reunion lediglich auf Festivals gut reingingen. Aaaber: Heute macht das echt Laune! Eigentlich kein Wunder, ausverkaufter Laden und so. Aber die Band ist gut drauf, das Publikum ebenso, hier stimmt die Chemie!
Außerdem hat die Band ja Unmengen an Hits zu bieten! Direkt am Anfang wird geil losgebrettert: ACAB, Legal Illegal Scheißegal, Schweineherbst, Alle gegen Alle, Alptraum, Störtebecker - da geht einem doch das Deutschpunk-Herz auf! Zumal Dicken ne ganz gute Frontfigur macht, da kommt die Wut in den Texten auch durchaus beim Auftritt rüber. Hat man ja auch nicht immer.
Gespaßt wird auch. Über den Namen des Labels, über die Mitmusiker, und über die neu gegründete Vereinigung "St.-Pauli-Salafisten gegen Hooligans". Läuft doch! Die Zuschauer sind begeistert. Auch wenn einige davon nicht einmal mehr stehen können, weil sie vermutlich seit den 80ern nicht mehr solch Unmengen an Bier in sich reingeschüttet haben. Aber hey, da machste nix.
Zur Mitte des Sets gab's nen kleinen Durchhänger. Zu viele neue Sachen, zu viele Coversongs, zu viele langsamere Lieder. Aber ich glaub das ist bei Bands einer gewissen Größenordnung Kalkül: Am Anfang Hits, am Ende Hits, und dazwischen die Sachen die man eben noch nicht schon 200mal gespielt hat. Das Erinnerungsvermögen des Konzertbesuchers wird trotzdem später sagen: "Waren doch nur Hits!"
Und so schlimm war der Mittelteil nun wirklich nicht! Ein Bob-Wayne-Cover mit eingedeutschtem Text ("Fick das Gesetz") beispielsweise, oder "Massenhysterie" von Elfs alter Band Targets, deren Material kürzlich rereleased wurde. In der Zeit kann sich Dicken dann gemütlich ins Sauerstoffzelt zurück ziehen, oder was man sonst so hinter der Bühne macht. "Duschen", sagt Elf.
Auch die "neuen" Songs kamen ganz gut an. Ich muss ja sagen, das Album "Sich fügen heißt lügen" hatte so seine Startschwierigkeiten bei mir, was irgendwann umschlug in "nee, kann ich mir nicht anhören" - mir sind die Texte, Mühsam hin oder her, irgendwie zu konstruiert, da kann die musikalische Umsetzung noch so gut sein. Aber zumindest "Sich fügen heißt lügen" sowie "Rebellen" sind echt gute Songs, die auch live herrlich zünden.
Nunja. Am Ende wird's dann aber Zeit für weitere Hits. Mit "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" wird das reguläre Set abgeschlossen, bevor in der Zugabe mit "Brüllen zertrümmern und weg" sowie "Deutschland muss sterben" und "Linke Spießer" der finale Todesstoß serviert wird.
Fazit: Gelungene 15-Jahres-Feier von People Like You! Ehrlich guter Auftritt von Slime, kurzweiliger Auftakt von Mann kackt sich in die Hose, und Rogers, ach naja, die waren ja auch nett. Anschließend besteht unsere Zeit aus doof rumlungern - was zumindest auf mich zutrifft, der Rest trinkt sich artig in Rage und wenn alle betrunken sind, haben sich alle lieb. Große Verbrüderungsszenen im Backstage, bis ich schließlich irgendwann die Meute einsammeln und heim kutschieren darf. Gute Nacht.