This Side Out, DIE BAND, The Cradley Heath, Sledgehammer Dismemberment, Royal Phoenix, My Diary, 29.11.2014 in Dortmund, Jugendzentrum Scharnhorst - Bericht von Zwen
Hausbandkonzert Vol. 6, 29.11.2014 in Dortmund
Gerüchte, ich sei einfach ein fauler Mensch und wäre mal wieder zu fein die Odyssee zum Rattenloch aufzunehmen, wo vor allem der Rückweg, je nach Wohlwollen der Busfahrer bzw. Höhe des Alkoholpegels, schon mal an die drei Stunden (oder sogar noch mehr!) dauern kann, sind natürlich eine bodenlose Unverschämtheit.
Nichtsdestotrotz habe ich hier von Tür zu Tür gerade mal einen Weg von 15 Minuten. Zu Fuß versteht sich.
Unterwegs kommt mir ein riesiger Autokonvoi entgegen, der -so wird mir später zumindest berichtet- ausgelassen das 2. Konzert von DIE BAND feiert. Aber noch spielt keine einzige Band, trotzdem sind immerhin schon ein paar Leute da, die sich mit mir wie verrückt auf die erste Band aus der bunten Überraschungstüte mit dem Namen MY DIARY freuen.
Ach ja, der Eintritt kostet schmale drei Euro, dafür gibt es das Bier ausschließlich in 0,3 Flaschen. Die zwei Seiten eines städtischen Jugendzentrums, aber das nur so am Rande. Also erste Band:
MY DIARY, das klingt ja schon etwas nach Teenie-Mädchen-Band. Teens sind die beiden Frontfrauen wohl ganz knapp nicht mehr, ansonsten wird das ganze doch mit ziemlich poppiger, schnulziger Mädchen-Stimme vorgebracht.
Und damit nicht genug: Pokerface, Schrei nach Liebe usw. vor mir steht doch tatsächlich eine typische Party-Cover-Band. Och nö.
Highlight des Gigs ist dann, als einer der Securitys die Bühne entert, sich bei allen für die coole Veranstaltung bedankt und dann mit der Band Paranoid von Ozzy Osbourne performt. Das ist wirklich mal was Neues und habe ich so auch noch nicht gesehen. Cooler Typ!
Weiter geht es dann mit ROYAL PHOENIX, die machen PARTY-COVER?!! Nein! Euer Ernst!! Und diesmal sind es auch noch Typen Mitte 30, die sich da in ein Jugendzentrum stellen und Red Hot Chillipeppers covern und Eisgekühlter Bommerlunder und We will Rock You spielen. Das Publikum wird aufgerufen mit zu machen und ich möchte im Boden versinken.
Nicht mal ein halbwegs passables Foto will mir von dieser Truppe gelingen, deshalb frage ich Benta, wie das hier weiter gehen soll. Sie schlägt vor, mit THE CRADLEY HEATH nach draußen zu gehen, Bier zu trinken und das was sich drinnen abspielt ganz schnell zu vergessen.
Es klappt nur leider nicht so ganz, weil hin und wieder die Tür aufgeht und Grauenhaftes heraus dringt. Doch da jede Band nur 25 Minuten Spielzeit hat, erklingen irgendwann auch die letzten Töne von All Sommer Long. Endlich! Nun spielen THE CRADLEY HEATH, denen ich schon das Werfen von Gegenständen angedroht habe, falls sie es wagen sollten, auch nur einen einzigen Coversong zu spielen.
Tun sie auch nicht. Puh! Glück gehabt. Die Jungs haben richtig Bock! Jung und noch unverbraucht gibt es ein Brett an ja was eigentlich? Rock'n'Roll? Punk? Stoner Rock? Grunge? Schwer zu sagen, aber mir gefällts. Geht gut nach vorne und ist wirklich sehr gut zu hören.
Hier hat man noch Spaß und nimmt sich nicht zu ernst. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Auftritt zunächst noch aus festen Songs besteht und dann mehr und mehr in eine Jamsession übergeht. Ganz sicher bin ich mir aber nicht.
Während des Auftritts verabschiedet sich dann einfach mal die Fußmaschine, weshalb der ultra-junge Drummer wütend auf die Basedrum eindrischt, während der Rest einfach ungestört weiterjammt. Ganz großes Kino und es könnte noch Stunden so weiter gehen, aber die Spielzeit, die Spielzeit...
Ich bin schon etwas traurig, dass sie nur noch einen "sehr kurzen Song" spielen dürfen. Ein langer wäre mir lieber gewesen, da lang bei den Jungs wahrscheinlich eine Stunde ist.
Es folgt nun ein musikalischer Beitrag von der Band DIE BAND, die musikalische Atombombe der Partei DIE PARTEI. Ich bin schon leicht erregt und freue mich, dass der Bassist und der Gitarrist drei Minuten bevor Cradley Heath aufgehört haben durch die Tür getorkelt kommen.
Die beiden waren nämlich zuvor bei den HoGeHo (Hooligans gegen Hooligans) und haben wohl bei irgendeinem Drittligaspiel an der Ostsee noch kräftig Randaliert. Das nenn ich Einsatz!
Ebenfalls am Start ist Ute die Stute, die Helge auf dem Weg nach Scharnhorst noch schnell im Sauerland einem Bauern entwendet hat. Ute hat abgesehen von Botox alles da und demontiert im Bewegungswahn auch erstmal das Bühnenbild.
Das erste Bier wird übrigens verschüttet, kaum dass DIE BAND auf der Bühne steht. Auch ansonsten ist es eine feuchtfröhliche Punkrockparty, die mit jedem Verspieler ein Stückchen großartiger wird. Es werden Lieder gespielt wie Koksfick Bob, Scheibenwischer, Sellmann wurde Betrogen, Das Bier entscheidet die Wahl und noch ganz viele großartige Hymnen mehr.
Alles in allem ein super Auftritt, aber macht doch in Zukunft mehr eigene Lieder und covert nicht so viel! Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist hat jetzt nicht so gezündet.
Trotzdem eine Band mit sehr hohem Unterhaltungsfaktor und wenn Helge weiterhin aussieht, als würde er beim Bass spielen ausgepeitscht, sehe ich da großes Potenzial. Ich überlege nach DIE BAND zu gehen, da mir Böses schwant, entscheide mich aber zu bleiben.
Nach den nächsten 20 Minuten weiß ich gar nicht so Recht, ob ich diese Entscheidung bereue, oder nicht. Es betritt nämlich der SLEDGEHAMMER DISMEMBERMENT die Bühne. Band sucht man vergeblich, ebenso wie verständliche Texte, aber das soll wohl bei einem Genre wie Brutal Slam Death Metal auch gar nicht sein.
Die Musik kommt vom Band und Sledge selber klingt mal wie ein sterbendes Pferd, mal wie ein aussterbender Dinosaurier und mal wie ein angestochenes Schwein.
Publikum hat er tatsächlich auch und die betreiben sich sogar hin und wieder im Schattenboxen. Ich gebe mir das ganze fünf Minuten, dann flüchte ich mich wieder nach draußen. Da stehen dann ungefähr so viele Leute, wie vor der Bühne, die alle ebenfalls geflüchtet sind.
Aber irgendwann ist auch der mit Abstand musikalisch "härteste" Act des Abends vorbei, und ich und andere Zartbesaitete können beruhigt wieder reingehen. Naja, nicht ganz beruhigt, denn THIS SIDE OUT spielen ja auch noch.
Die sagen von sich, dass sie Melodic Hardcore machen und das Madball-T-Shirt des Gitarristen beruhigt mich dann doch schon etwas. Genau wie die Tatsache, dass Steven (2. Gitarrist) auch ab und an mal Dropkick Murphys hört.
Trotzdem geht das ganze musikalisch doch etwas in Richtung Metalcore, aber auch wieder nicht so ganz, was ich sehr gut finde. Ja, und Melodie haben sie auch.
Die Jungs sind übrigens alle (?) Straight Edge, was wahrscheinlich auch der Grund ist, weshalb sie zu dieser Stunde noch wie verrückt über die Bühne hüpfen, während der Rest entweder schon zu Hause ist, oder völlig fertig in irgendeiner Ecke sitzt.
Auftritt gut, Stimmung versuchen sie auch zu machen, aber der Circle Pit will dann doch nicht so gelingen. Trotzdem wars gar nicht so übel.
Ich bin übrigens sehr zufrieden. Ich wollte einfach nur ein paar junge Bands sehen, wenig Geld ausgeben und einen netten Abend mit wenig Heimweg haben. Alles erfüllt und noch mehr. Musikalisch waren ganz klar The Cradley Heath Favorit, während bühnenshowtechnisch DIE BAND zu beeindrucken wusste. Des weiteren eine sehr nette Atmosphäre, die ich mir auch gerne wieder geben würde.