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No Respite, Go For It, Random Hate, 31.01.2015 in Dortmund, Atomic Attic - Bericht von Zwen & Fö

No Respite, 31.01.2015 in Dortmund

Fö: Heute mal wieder das gefürchtete Überangebot. Weil ich keinen Bock habe, mich zwischen ungefähr 1000 lohnenswerten Veranstaltungen zu entscheiden, stecke ich den Kopf in den Sand und bleibe zuhause. Beim Müllrausbringen vernehme ich aber Lärm aus der Nachbarschaft, also gehe ich dahin, um mich zu beschweren, beim Müllrausbringen brauche ich Stille und Idylle, ihr Penner!
In irgendnem Hinterhof, den ich noch nie zuvor gesehen habe, tummeln sich diverse dunkle Gestalten, Autoschieberbanden, Straßengangs, Menschenhändler, wie das halt so ist in Hinterhöfen. Eine unscheinbare dunkle Tür führt zu einer unscheinbaren dunklen (aber baufälligen) Treppe, an deren Ende einen eine dunkle Baustelle wartet sowie eine weitere unscheinbare dunkle Tür, hinter der Menschen Bier trinken und Musik hören. Hier also versteckt sich der revolutionäre Widerstand!
Zwen: Also eigentlich  wollte ich ja ins AZ Mülheim, da hätten eigentlich zwei Rock'n'Roll-Bands spielen sollen. Die eine finde ich gut und die andere sollte nach Aussage, der einen Band auch gut sein. Das Konzert fiel dann aber aus. Deshalb dachte ich mir, dass sich der Samstag-Abend eh mehr dazu eignet eine Rhetorik-Analyse zu Angela Merkels Reden zu schreiben. Diese war jedoch schon innerhalb von fünf Minuten fertig. Was sollte ich also den Rest des Abends tun? Ein gewisses "soziales" Netzwerk, welches vor kurzem seine ABGs zur Sicherheit der Mitglieder geändert hatte, empfiehl mir dann ein Konzert in Hörde, da ich danach noch auf einen Geburtstag noch Barop wollte und nach meinen Geografie-Kenntnissen Barop und Hörde nur durch eine 1,20 Meter große Mauer getrennt sind, war das natürlich praktisch. In Hörde angekommen freue ich mich trotz mangelnder Ortskenntniss direkt in der richtigen Straße gelandet sein. Irgendwo auf der linken Seite hier soll es sein. Links: Eine Tanzcafe und ein wenig Vertrauen erweckender Hinterhof. Hoffnungsvoll steuer ich erst das Tanzcafe an. Nee, alles zu, alles dunkel. Also der Hinterhof: Hier werden gerade Autos auseinander gebaut und ich bin irgendwie froh mit dem Zug angereist zu sein.
Fö: Wir betreten den Raum pünktlich zur ersten Band, deren Namen man hinten auf dem Banner lesen kann: Genau, AC/DC. Heute unter ihrer Geheimidentität als RANDOM HATE.
Fö: Ne Band aus Bonn. Hardcore-Punk. Da hatte ich im Vorfeld mal kurz reingehört, aber direkt wieder ausgemacht, keinen Bock auf den Krach, aber live ist das echt ne andere Liga, sehr geil das!
Zwen: Ich frage Freddy Mercury (links) nach dem Konzert, ob man sich seine Band auch irgendwo anhören kann. Er verneint und gibt mir als kleinen Trost Buttons und Aufkleber. 
Fö: Gefällt vor allem, weil eine angenehme Brücke zum Schweinerock geschlagen wird. Wobei "Rock" hier zu ersetzen ist durch, sagen wir mal, Thrash-Punk-Hardcore. Meine Assoziationen wechseln zwischen Gallows, Nihil Baxter und K'e-K'e-M. Großartig!
Zwen: Jau, guter Auftritt. Der Bassist hätte etwas mehr singen können. Zumindest hat mich seine Stimme schon sehr an guten US-Hardcore-Punk erinnert, aber is' halt kein Wunschkonzert, nech?
Zwen: Mercurys Stimme gefiehl mir dann doch bei Queen etwas besser, aber man wird wohl auch älter mit den Jahren. 
Fö: Ansage des Abends: "Wir sind in Bonn bekannt für unsere langweiligen Ansagen". The Show must go on und so.
Fö: Nächste Band. Laut Banner immer noch AC/DC oder Random Hate, sie nennen sich aber GO FOR IT! Habe ich schonmal irgendwann gesehen, kann mich aber null dran erinnern und bin deswegen etwas überrascht, als uns Hardcore-Punk mit Sprechgesang serviert wird.
Zwen: Habe ich genau wie von der ersten Band weder was von gesehen, noch was von gehört.
Fö: Ist aber nicht immer Sprechgesang, geschrien wird auch mal, und das kommt sogar ziemlich gut. Bis auf ein paar Momente, die mich etwas zu sehr an Such A Surge erinnern. Letzteres könnte übrigens auch daran liegen, dass die Texte weitestgehend auf deutsch vorgetragen werden.
Zwen: Pluspunkt: HC bei dem man die Texte versteht. Ich meine, wann ist das denn schon mal bei unbekannten HC-Bands der Fall?
Fö: Gute Akustik übrigens hier in diesem miefigen Proberaum, wollte ich noch anmerken.
Fö: Und wo wir gerade bei Vortrag sind: In den Ansagen (und vermutlich auch den Texten) wird ziemlich klar Stellung bezogen. Gegen Tough-Guy-Scheiße, gegen Pegida-Idioten, gegen Pay-To-Play-Szeneverräter, sowas halt. Find ich gut! Ist zwar etwas verwirrend, weil beim letzten Bierschinken-Bericht der Band selbst ebenjene Mackermentalitäten vorgeworfen wurden, die sie hier kritisieren, aber wahrscheinlich bin ich nicht der einzige, der sich null an den damaligen Auftritt erinnern kann. Bleibt festzuhalten: Die Message passt.
Zwen: Schön ist bei sowas auch immer, wenn man voll die guten Ansagen raushaut, das Publikum auf seiner Seite hat, und dann wieder irgendwer in der Band noch nicht fertig ist. Dann tritt doch wieder diese peinlich Stille ein. Brüder im Geist, mein Freund! 
Fö: Die Musik ist, nunja, weniger meins, live kommt das aber ganz geil. Ziemlich kraftvoll das alles, gut aufgelegte Band, und die Fuchsmaske als spontane Verneigung vor den Absoluten Beginnern kommt auch gut. Ziemlich 90er-lastig, der heutige Abend!
Zwen: HipHop und Hardcore; das kann geil sein, muss aber nicht. Hier wurde gut gemischt und viel getrunken.
Fö: Abschließend noch ne Frage: Was haben Go For It! gemeinsam mit Bands wie Madsen, Egotronic, Fertig Los, Fotos, Marteria, We Butter The Bread With Butter, Frau Mansmann, Kickstern, Plemo, Pohlmann, Rotfront, Elendstouristen, Mambo Kurt, Silbermond und zig weiteren? Ja richtig, die halten es alle für originell, "Remmidemmi" von Deichkind zu covern. Da bounce ich aus Prinzip nicht.
Zwen: Ach, das haben die gecovert. Ich hab mich schon gefragt, was das war.
Fö: Apropos bouncen: Wie erwähnt, liegt der Raum nicht ebenerdig sondern im ersten Stock eines baufälligen Gebäudes. Was in Kombination mit dem bei Tanzeinlagen doch stark wackelnden Boden doch für etwas Nervenkitzel sorgt. Aber ich finde das gut: Seit ich nicht mehr trinke, komme ich ja eher selten in die Gelegenheit, auf Konzerten zu schwanken.
Zwen: Ich kenne ja auch eher Konzertlocations, die im Keller sind, wo dieses vielleicht, wenn mehr gebounct und gejumpt wäre, sicher auch geendet hätte.Wahrscheinlich wären wir aber weich gelandet auf einem großen Haufen Koks, oder sehr hart auf einem großen Haufen Autoteile. Vielleicht doch eher letzteres.
Fö: Nächste Band NO RESPITE. Die feiern heute Release ihrer selbstbetitelten CD. Von der Band hört man ja in letzter Zeit öfters, spielen gefühlt an jedem Mülleimer, live gesehen hab ich sie trotzdem noch nie. Hatte halt immer was "Besseres" zu tun.
Zwen: Ja, aber auf Dauer ist es wohl echt schwieriger die Band nicht zu sehen, obwohl es für mich selbst auch erst das 2. Mal ist.
Fö: Die Musik ist gar nicht mal sooo einfach zu umreißen. Jedenfalls ein recht wilder Mix von Typen, die tatsächlich mit ihren Instrumenten umgehen können, das klingt dann mal nach Rage Against The Machine, dann wieder wie System Of A Down und irgendwann plötzlich fühle ich mich eher an Millencolin erinnert.
Zwen: Meiner Meinung nach klingt das wegen dem Gesang, wie Raised Fist, aber die können echt was, und das was sie können, ist richtig druckvoll.
Fö: So als Dachgenre würde ich auch durchaus auf Skatecore tippen, nur eben versetzt mit so nem bisschen Mucker-Gefissel der härteren Gangart. Ganz cool. Nur leider haben sie in der Wahl ihrer Vorbands nen Fehler gemacht, die fand ich nämlich beide besser. Tja.
Zwen: Echt? Ne, ich finde die haben alles richtig gemacht, und hier kann man schon etwas von einem dramaturgischen Höhepunkt sprechen. Einzig die "Oh! Sind die Bullen jetzt da?!"-Ansagen des Sängers haben mich auf Dauer ein bisschen genervt. Wahrscheinlich proben die Samstag eh immer um diese Uhrzeit und Bullen kommen da sowieso nicht hin, weil sie dann von der Mafia aufs Korn genommen werden. 
Zwen: Ansonsten wars doch echt eine gute Release-Party und für lau soll man ja eh nicht meckern. Alle hatten Spaß und Steve Urkel war auch da, wie es sich für einen anständigen Hardcore-Gig so gehört.
Fö: Jau, alles geil, kann man machen. Wir sind sogar lebend wieder aus dem Hinterhof rausgekommen!

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