Egotronic, Bug Attack, Kippen, Kenny Kenny Oh Oh, 14.02.2015 in Braunschweig, Nexus - Bericht von Schlossi & Coco
10 Jahre Nexus Festival, 14.02.2015 in Braunschweig
Schlossi will Valentinspralinen haben? Uh-ha. Das ist höchstwahrscheinlich eine Nachwirkung der Tiefkühltruhe, in der wir die letzte Nacht verbracht haben... Du hast in der Aufzählung den sehr guten Sound vergessen.
Ja, diese Tiefkühltruhe hat wahrscheinlich mein bisschen Resthirn eingefroren. Schnapspralinen wären auch okay, aber ich bin ja kein Känguru. Ach, und der Sound war wirklich hervorragend. Achja, wie schnell sich die Dinge im Lauf des Tages doch ändern können. Morgens noch völlig verfroren in einer Hamburger Bruchbude aufgewacht, steht mensch abends schon im schönsten AZ Deutschlands. Das Nexus feiert zehnjähriges Bestehen mit einer zweitägigen Festivalsause. Es gibt lecker Essen für kleines Geld, Festivalbändchen und einen funktionierenden Heizkörper, aber leider keine Pralinen in herzförmigen Schachteln, was ein bisschen schade ist.
Bug Attack - der absolute Wahnsinn in Tüten. Wer mit einer Hand gleichzeitig Gitarre schrammelt UND dabei auf ein Becken eindrischt, ist nicht ganz bei Trost und verdient meinen vollen Respekt. Erster Äct des Abends: Bug Attack. Bisher hab ich's irgendwie immer geschafft, den zu verpassen, aber heute kommt mir tatsächlich mal nichts dazwischen. Bin bei so "One-Man-Shows" ja meistens schnell gelangweilt, aber was der Typ hier mit seiner Gitarre und den Trömmelschen abzieht, ist doch ganz unterhaltsam. Noch spaßiger ist es wahrscheinlich, wenn man die Texte kennt.
Ich frage mich, ob der Herr Käfer Attacke wohl einen exorbitanten Verbrauch an Gitarrensaiten hat? Denn wenn man mit der Gitarren-Schrammel-Hand immer noch dazu mit so viel Wums auf die Becken haut, müssen die Saiten den Wums ja auch abbekommen...
Leider kann Bug Attack am Ende keine Zugabe geben, da er, laut Eigenaussage, "im Arsch" sei. Das ist sehr schade! Aber wir haben dafür natürlich vollstes Verständnis. Ich mach übrigens extra wenig Fotos. Offizieller Grund: Ich muß den Akku schonen. Inoffizieller Grund: Müssen wir uns an weniger erinnern, um den Bericht hier mit Inhalt zu füllen. Glücklicherweise macht Coco sich Notizen. Sehr vorbildlich.
Wir dürfen heute einem besonderen Ereignis beiwohnen, da Kippen eigentlich schon Geschichte sind und nur extra für den heutigen Abend noch einmal auf der Bühne stehen. Der Auftritt stand wohl auch auf der Kippen, äh Kippe, hahaha. Aber es hat geklappt und wir freuen uns, sie heute das erste Mal - und sehr wahrscheinlich auch das letzte Mal - sehen zu können. Pünktlich zu Kippen dann Nebel. Nebel ist der Feind eines jeden professionellen Fotografen, also ab jetzt nicht nur wirscher Text, sondern auch noch miese Fotos. Is' halt Pank, ne. Wenn ihr investigativen Hochglanzjournalismus wollt, lest halt die Gala. Oder geht einfach selbst auf ein Konzert, dann braucht ihr dieses dilettantische Geschreibsel nicht zu lesen. Ha! Und schon wieder jede Menge Platz mit inhaltslosem Blabla gefüllt.
Das erste Lied gefällt mir spontan gut. Das zweite ist mir zu schnulzig und ich bemängele den Tocotronic-mäßigen Gesang. Aber im Verlauf der Darbietung gewöhne ich mich an den Gesang und die Musik gefällt mir auch prächtig. Die Gitarre hat sehr was von Love A, und das finde ich bezaubernd. Aber Moment, wer weiß, eventuell haben Love A ja was von Kippen und nicht umgekehrt. Ich weiß nicht, wie da die Gründungsjahre liegen...
Der Melissengeist wird, wie ich hörte, nur noch NACH dem Auftritt serviert. Vorher war wohl irgendwie ungesund. Kippen ist übrigens die andere Band von Thimo von Kackschlacht (keine Klarnamen, bitte!). Schön, dass auch mal ein Adeliger unter uns weilt.Werden uns beschrieben als intelligenter Indie-Punk. Bisschen Love A, bisschen Turbostaat, ihr wisst Bescheid. Der Bassist dreht uns die ganze Zeit den Rücken zu, erst als er zur Gitarre wechselt, bekommen wir auch sein Antlitz zu sehen. Irgendwie klingt das jetzt pervers. Apropos pervers: Gerüchten zu Folge trinkt die Band im Laufe des Konzertes immer ein Gläschen Klosterfrau Melissengeist. Heute aber wohl nicht, oder es ist im Nebel untergegangen.
Nee, nicht der Prosecco war schuld (der ist nie schuld!), auch mir kam es irgendwie flotter vor, nachdem Bass- und Gitarren-Mensch die Instrumente tauschten. Interessanterweise klingt die Musik nach dem Instrumentenwechsel von Gitarrist und Bassist gleich viel flotter. Oder es liegt daran, dass ich mittlerweile von Bier auf Prosecco umgestiegen bin. Kann auch sein.
Es ist die Rede von den Menschen in den Städten in ihren Schuhkartons. Von denen, die Tabletten und Burger fressen. Und: "Ich will mich nicht bewerben auf viel zu wenig Zeit!"
Und der Protagonist wird gefragt, ob er sein Konzept fertig habe? - "Ich habe noch nicht angefangen. Hab den Tag damit verbracht, kleine Herzchen auf Papier zu malen..."
Seufz, das trifft meinen Nerv. ich würde ja jetzt Fan von Kippen werden, aber nein, leider schon aufgelöst. Das ist gemein! Ich schnappe sogar was von den Texten auf, und auch die begeistern mich.
Dritte, oder auch vorletzte Band des Abends ist Kenny Kenny Oh Oh. Vor kurzem schonmal gesehen, als Vorband von RVIVR. Ich zitier jetzt einfach mal Fö " Es gibt ziemlich rasanten garagigen Punk zu hören. Eigentlich ganz okay." Und nochn Zitat aus dem Publikum "Da müssen erst Frauen kommen, um die Leute zum Pogen zu bringen", ich lass das jetzt einfach mal unkommentiert stehen...
1. Endlich wieder eine Mädels-Band, davon gibt es viel zu wenige.
2. Die Gitarre gefällt mir außerordentlich gut.
3. Der NDW-Einschlag gefällt mir außerordentlich gut.
4. Der Gesang wird erträglicher, je öfter man ihn hört.
5. ... Ich habe mir vorgenommen, heute nur positive Sachen über Kenny Kenny Oh Oh zu schreiben.
Als letztes spielen dann noch Egotronic zum Tanze auf. Das ist ja eine der wenigen Elektrobands, mit denen ich was anfangen kann. Mittlerweile mit Band unterwegs, was ich auch beim Zuschauen spannender finde, als wenn da nur paar Typen auf der Bühne stehen und irgendwelche Knöpfchen und Tasten drücken. Geht auch gleich ganz gut los mit der Hedonisten-Hymne "Was soll's".
Hm. Irgendwie wirkte Torsun auch schon mal frischer. Liegt das jetzt an den ganzen Jungspunden, die da mit ihm auf der Bühne stehen?...oder einfach nur schlecht geschlafen?
Mich begeistert, wie sehr sich Egotronic den Gegebenheiten anpassen. In Duisburg auf einem großen Uni-Festival wussten sie die Massen zu begeistern und bei Laune zu halten. Hier, in beschaulicherer Atmosphäre, sind sie irgendwie die nette Band zum Anfassen von nebenan. Ich finde sie heute so sympathisch wie noch nie.
Nach dem Auftritt werde ich leider von Chrü, seines Zeichens Gitarrist bei Egotronic, als Bierschinkenjournalistin enttarnt und jetzt fühl ich mich irgendwie genötigt, mein persönliches Fazit möglichst diplomatisch zu gestalten. Oder, um Chrü zu zitieren "Egotronic=scheiße". Nee, so schlimm war's nicht. Aber, ich muss gestehen, ich fand's tatsächlich etwas langweilig. Naja, vielleicht bin ich auch nur knatschig, weil sie nicht die Lieder gespielt haben, die ich hören wollte. Den restlichen Anwesenden scheint es ganz gut gefallen zu haben.
Also ich hab nichts zu meckern und stehe kopfnickend auf der Treppe. Ich mag Egotronic, zumindest live, den Rest kann ich nicht beurteilen.
Trotz schönen Live-Bands ist das Lied des Abends (und der Wochen danach) aber dieser Disco-Hit hier.
Ein Überhit sondergleichen!
Mein Lied des Abends war Slayer. Wie sagten Duesenjaeger? Da sind wir also wieder, und keiner singt die Lieder, die wir hören wollen. Kann mir hier nicht passieren, denn ich kenne gar nicht so viele Lieder, dass ich irgendwas ernsthaft vermissen könnte. Mir gefällt, dass anstelle der Party-Kracher eher ruhigere, melancholischere Töne angeschlagen werden. Das steht der Band gut und passt auch gut in diesen Rahmen.
In unserer Unterkunft wohnt ein Faultier <3. Leider gibt es auch hier keine Pralinen in herzförmigen Schachteln. Aber wer braucht die schon, wenn es dafür Haselnußschnaps gibt. Und Nudeln. Und Waffeln. Und einen funktionierenden Heizkörper.
Danke an den tapferen Hermie und sein Gefährt!
Der Hobbit dankt außerdem seinen Hobbit-Freunden für die Gastfreundlichkeit, das viele gute Essen (Hobbits wissen das sehr zu schätzen, haha!), die warmen Worte, die Liebe und überhaupt. Braunschweig ist das Auenland, auch wenn es dort nicht so ausschaut. Außer im Gasthaus Zum Tänzelnden Pony...ähh Nexus drinne! =Hobbithöhle. Da gibt es eine schöne Tapete. Und eine Kuckucksuhr an der Wand. Und einen Hirschkopf, natürlich vegan. Geht alle mal gucken und lasst alle eure Goldtaler im Nexus! Wenn das kein schönes Schlusswort ist! Danke ans Nexus und meine Reisegruppe für diesen unterhaltsamen Abend!