Stalking The Neighborhood, Breed Of Bacchus, Fuck'it'Head, Nihilatör, Acromatopsy, 21.02.2015 in Bochum, Wageni - Bericht von Fö & Zwen
Stalking The Neighborhood, 21.02.2015 in Bochum
Ja, da haben die Leute im Wageni endlich mal wieder richtig einen rausgehauen. Längere Zeit hörte man ja eher wenig von dem Schuppen und jetzt so ein Punk-und Metal-Knaller. Zugegeben: Angehört habe ich mir im Vorfeld bis auf Fuck'it'Head deren Proberaumaufnahmen gar nichts. Ein Konzert, bei dem man keine Band kennt? Wahnsinn! Sowas passiert mir sonst nur, wenn das alljährliche Frost Punx Picnic stattfindet. Haha! Oh, ups, das findet ja sogar zufällig dieses Wochenende statt. Aber da hab ich keinen Bock drauf. Zwen auch nicht. Also auf ins Wageni! Hier mussten wegen Planungsüberschneidungen zwei Konzerte zusammen gelegt werden, einmal Metal und einmal Punk - Quasi eine Art Mini-Festival. Cool!
Als wir ankommen, spielen gerade ACROMATOPSY. Der Name verspricht schonmal Metal. Die Musik auch. In der Subgenre-Zuordnungs-Maschinerie bin ich nicht so bewandert, aber es ist zumindest grindig und growlig und gar nicht mal so weit vom Punk entfernt. Und vor allem: Unterhaltsam!
Ich finds ja schon interessant, dass die einzige Band, die von wirklich weit weg kommt (nämlich ausm Osten) als erstes spielen muss. Aber die Organisation mit den zwei Bands aus denen dann versehentlich fünf wurden, spricht von vornherein schon sehr für sich. Aber Acromatopsy mit ihrem Gesang, der sich anhört wie ein Gorilla beim Geschlechtsakt, finde ich auch gut. Ich möchte mich übrigens für die ganzen Tiervergleiche entschuldigen, aber ich bin wie Fö nicht so ganz drin in der Grind/Death-Szene. Apropos Tiervergleiche: Im nächsten Song geht es um Sperma, von welchem man im obigen Bild eine kleine Skizze sieht. Hübsch!
Sperma und Geburt scheint übrigens ein richtig großes Thema im Metal zu sein. Man könnte auch sagen, was für Punk Deutschland ist, das ist für Metal halt der Embryo und seine Entwicklung
Ja, das war ganz schön krass. Gut, dass ich noch ein paar Yu-Gi-Oh!-Karten in der Tasche hatte um die Kids zu besänftigen. Im Vorfeld wurde mir übrigens gesagt, dass diese Band so verdammt gut sein soll. Nächste Band FUCK'IT'HEAD. Punk (merkt man ja schon am Namen). Scheint ne recht neue Band hier ausm Dorf (Bochum) zu sein und dies ihr erster "offizieller" Auftritt. Wie sich das für den ersten offiziellen Auftritt einer aufstrebenden jungen Punkband gehört, haben sie ihre gesamte Schulklasse zum Feiern mitgebracht.
Die Stimme des Sängers gefällt mir auch am besten. Meiner Meinung nach ist das Vorbild da ganz klar Johnny Rotten. Die Musik ist ganz nett, hat so nen gewissen 80er Deutschpunk-Charme - also so, wie es immer geklungen hat, wenn 80er Deutschpunkbands auf englisch gesungen haben. Ist ja immer sehr speziell, das. Der Sänger hat ne schön angeätzte Gesangsstimme -ähnlich Dicken auf der ersten Slime-Platte, bloß dass es hier etwas gekünstelt wirkt.
Schlimm ist das Aufrufen zum Mitmachen, aber die Band hat, wie fürs Wageni üblich, einen schönen Pogo direkt vor sich.
Und, wie hier im Bild zu sehen, zwei Gastsängerinnen. Die man zwar nicht hört, aber dabei ist alles. Schlimm sind die Songs mit Ska-Einfluss zwischendurch. Aber die muss man bringen, wenn man im Deutschpunk-Klischee bleiben will.
Ach, die Jungs haben Spaß und für den ersten Auftritt ist das eigentlich schon richtig gut. Es muss wohl auch ein absolutes Klischee-Lied gecovert werden - und wer hätte es gedacht - es ist Sham 69 - If the Kids Are United. Wofür man extra diesen Typen mit dem bunten Iro auf die Bühne holt. Gut, dass passt sicher zum heutigen Abend und auch zur Band, aber ist irgendwie naja...für mich kam das nicht so...keine Ahnung. Was von den Sex Pistols wäre vielleicht zum Abschluss cool gewesen.
...und schon solche asozialen, selbstverliebten Rockstars <3. Insgesamt: Ganz nett. Die Schulklasse feiert ganz gut, die Band selbst findet sich auch ganz geil, ich finds "okay". Ziemlich unterirdisch fand ich das Gehabe am Schluss, sie müssten jetzt UNBEDINGT noch ne Zugabe spielen, weil die Fans das doch so wollen. Kann man machen, wenn man alle Zeit der Welt hat, aber bei dem heutigen knappen Zeitplan ist das einfach ziemlich unhöflich den nachfolgenden Bands gegenüber. Noch schlimmer als Zugaben spielen ist ja die überflüssige Zugabenpause, die locker ausgereicht hätte, um noch nen weiteren Song zu spielen. Naja, sie sind ja noch jung...
Ich habe den Sänger zuerst gar nicht wahrgenommen, denn der steht die ganze Zeit gebückt im Publikum und growlt sich die Stimme ausm Leib. Ziemlich geil! Danach NIHILATÖR. Metal, wie man bereits am Namen feststellen kann. Den ersten Teil des Auftrittes verpassen wir, was ich etwas bereue, weil das, was da geboten wird, echt ganz geil ist. Als wir reinkommen, growlt gerade ein "Goreminister" betitelter Gastsänger unkoordiniert ins Mikro. Wunderschön. Balsam für die Ohren.
Die Band selbst: Irgendwie mehr Punk als alle heutigen Punkbands zusammen. Sowohl musikalisch (könnten auch aufm Frost Punx spielen), als auch von der versifften Optik her, und auch sonst stimmt das Gesamtbild. Der Sänger hat ne fett blutende Beule an der Stirn, offensichtlich haben wir ein paar Kopfnüsse verpasst. Stark!
Gesang wie mit Salzsäure gegurgelt, alles schön dreckig. Die Gitarre kommt manchmal etwas rock'n'rollig rüber, was dem Ganzen nen dezenten Motörhead-Touch gibt. Brät gut was weg, die Band!
Zum Schluss gibt es noch eine eigenen Interpretation von Today Your Love, Tomorrow The World von den Ramones und die ist echt der Oberhammer! Richtig schön nach vorne gerotzt. Könnte ich mir echt in der Dauerschleife anhören.
Antiker Metal, ich mag sowas. Hier wird wirklich ordentlich dem Gott des Weines gehuldigt. Anschließend BREED OF BACCHUS. Wieder Metal, wie der Name verspricht. Und wieder ganz amtlich! Metal ist ja eigentlich eh ein wenig wie Punk, weil 80% der Bands total scheiße sind. Heute hat aber jemand ein gutes Händchen bei der Bandzusammenstellung gehabt.
Jau, ich mag das generell, wenn Sänger -egal welches Genre- ein geiles Tripletiming machen. Dieser Kollege hier spielt da echt ganz großes Tennis. Auch die Weinjünger bewegen sich gar nicht mal so weit vom Punk weg, vielleicht sagt mir das ja deswegen so zu. Ich würds mal als Grindcore bezeichnen, erinnert immer mal an die Japanischen Kampfhörspiele und Konsorten, insbesondere wenn der Sänger anfängt, in atemberaubender Geschwindigkeit seine Texte runter zu rotzen.
Ich habe sogar einzelne Wörter verstanden und wage zu behaupten, dass die richtig gute Texte haben. Texte auf deutsch und auf englisch, wobei er selbst anmerkt, dass das ja egal sei, weil man eh nix versteht. Haha! Aber Pustekuchen, es gibt tatsächlich ein paar Leute, die mitsingen! Ansonsten schön konsequent Vollgas, die Texte scheinen auch total schön zu sein (es ging um heile Welt und so).
So gut war das! Man war das gut! "Unter den Blinden ist der Einäugige König" heißt wohl ein Song, hier versinnbildlich durch des Sängers Kopfschmuck. Cool. Ich mag Metalbands mit Humor. Man stelle sich nur mal vor, der Typ vom Mayhem würde so ne lustige Mütze tragen. Naja, wie auch immer.
Ich hör's mir grad auf Bandcamp an. Geht auch. Ich habe mir übrigens überlegt eine CD von dieser Band zuzulegen und mich nach langem Überlegen dagegen entschieden. Beim Schreiben dieser Worte bereue ich das gerade wirklich.
Die letzte Band: STALKING THE NEIGHBORHOOD. Ihr erkennt es am Namen: Das wird eher ne Punkband sein. Genauer gesagt ordne ich das mal als Skatepunk ein. Auch cool, ist aber nach der Grindcore-Walze von vorhin eher ein Dämpfer. Nunja, wat solls.
Klar, war Klischee, aber gut erfüllt und ein runder Abschluss des Ganzen. Cool finde ich das aber trotzdem. Keine Balladen, immer schön treibend, durchaus melodische Ansätze, und wie um das Klischee zu erfüllen gab's auch nen Song übers Skaten.
...und ein runder Abschluss des Ganzen!!!!! Für den abschließenden Coversong verpassen wir dann unseren Zug: "Silly Girl" von den Descendents. Kann man machen. Hat mich aber nicht sonderlich berührt.