Red City Radio, Pears, Brutal Youth, 24.02.2015 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö & Schlossi
Red City Radio, 24.02.2015 in Dortmund
Wieso kennst du denn "Spaß am Dienstag"? Ich denke, du hattest keine Kindheit?...oder war's keine Jugend? Ey, wenn das mal keine Killer-Überleitung zur ersten Band des Abends ist!
Jetzt musste ich das googlen. Ich dachte vorher tatsächlich, "Spaß am Dienstag" sei so eine niedliche Wochentags-Umschreibung, die Hobbyalkoholiker nutzen um unter der Woche einen Grund fürs Trinken zu finden. So wie das Richtfest am Mittwoch oder das Vizewochenende am Donnerstag. Oder waren das auch Kindersendungen? Da haut das FZW aber mal einen raus! Spaß am Dienstag mit Red City Radio und Pears, als Sahnebonbon rutschen kurzfristig noch Brutal Youth mit rein. Find ich gut.
Rein da. Is natürlich trotzdem noch das FZW, wenn auch im Club aber selbst der will erstmal gefüllt werden. BRUTAL YOUTH ist eine von diesen Bands, die auf kleiner Bühne vermutlich den total Abriss liefern, auf großer Bühne aber nicht minder zu begeistern wissen.
Das Album "Stay Honest" bekam kürzlich den zustehenden Deutschland-Release via Gunner Records, ne neue EP kommt wohl die Tage raus, wie sie verkünden. Kann man sich ja mal geben.
Stimmt. Wirklich beeindruckend. Ich hatte für sowas mal acht Wochen Krankenschein...aber Rock'n'Roll ist halt kein Lehnstuhl. Laut eigener Aussage hat er sich diese Verletzung zugezogen, als die Band von Kanada hierher geschwommen ist. Der enthusiastische Sänger mit Beinschiene (oder wie heißt dieses Teil?) - was nicht heißt, dass er auch nur eine Sekunde still steht. Man bekommt so eine leichte Ahnung davon, wie er abgehen könnte, wenn er denn könnte.
Manchmal mach ich mir fast ein bisschen Sorgen...aber er steht immer wieder auf. Ziemlich widerstandsfähig, diese Jugend von heute. Aber warum machen die vor jedem Lied die Ansage, dass sie noch "two more Songs for you" hätten. Das ist doch falsch. Ich verstehe das nicht. Das auf der Bühne, das scheint er auch irgendwie ohne Rücksicht auf sich selbst zu machen. Gelegentlich flucht er mal ein "aahh fuck", wenn er mal wieder zu kräftig auf den Boden gestampt hat. Manchmal fällt er auch einfach um.
Dann könnte es dich ja auch genauso gut an Sonic Youth, Youth of today, oder Youth Brigade erinnern.
Solang's nicht Tigeryouth ist. Die Musik: Rasanter Punk mit leichten Anleihen an Hardcore und Melodycore. Kurze knackige Dampframmen-Songs. Erinnert mich irgendwie an die Youth Avoiders. Könnte aber auch am Namen liegen.
Ich muß zwischendurch immer wieder an Abfukk denken, die haben ja auch einen ziemlich extrovertierten Sänger, der sich gerne mal das Mikro vor den Schädel schlägt und auch musikalisch geht's in dieselbe (oder die gleiche?) Richtung: schnell, räudig, angepisst. Ach, da wird mir irgendwie ganz warm ums Herz, ein schöner Start in den Abend.
Weniger begeistert bin ich von der Frisur desselben. Weiter geht der wilde Reigen mit PEARS. Heiliges Kanonenrohr, was ne abgedrehte Band! Gibt's die echt erst seit letztem Jahr? Ich bin ja schon ein wenig begeistert von dieser personifizierten Eskalation, die sich Sänger nennt.
Musik: Mal wieder so Punk und Hardcore und Melodie und sowas. Kennt man ja. Is am heutigen Abend ja nix ungewöhnliches. Pears bringen aber noch ein paar Passagen rein, die eher son bisschen technisch-sphärisch rüber kommen. Kann anstrengend zu hören sein, ist es aber definitiv nicht.
Ähm...theatralische Yoga-Mucke? Für mich klang das eher nach satanischen Versen, aber ich hab ja keinen Plan, was du so hörst, während du den nach unten schauenden Hund turnst. Die Band geht sogar so weit, zwischen den Songs Einspieler laufen zu lassen mit so theatralischer Yoga-Mucke. Danach wird dann wieder volle Möhre ausgebrochen. Ein sehr schöner musikalischer Kontrast.
Ich, für meinen Teil, fand die Einspieler eher überflüssig, machte so'n bisschen den Eindruck, als wollte die Band Zeit schinden, was bei nur einem Album mit circa 20 Minuten Spielzeit ja schon wieder irgendwie legitim ist. Überhaupt, Album. Gutes Stichwort. Ich find "Go to prison" ja verdammt großartig und live machen PEARS auch keine Gefangenen (blödes Wortspiel: check!). Aber so ganz werden meine Erwartungen nicht erfüllt.
Liegt aber, wie so häufig, eher am FZW. Im kleineren, weniger sterilen Rahmen macht das hier sicherlich mehr Spaß. Zeitgleich mit dem Konzert, findet in der Bar des Freizeitzentrums übrigens irgendwas mit Ball statt. Muss denn sowas sein?
Uarghs...du hast das fiese Wort gesagt! Dafür halt (mal wieder) ein Wirbelwind von Sänger. Windet seinen Körper in sämtliche Richtungen, schmust mit dem Boden, wirft sich durch die Gegend und wagt auch mal den Gang vor die Bühne. Astrein. Da haste wat zu gucken.
Danach RED CITY RADIO. Von denen wusste ich ja schon vorher, dass sie ne fantastische Liveband sind. Das ist dann nicht so überraschend wie bei Brutal Youth und Pears. Dem kann man getrost und beruhigt entgegen sehen. Da weiß ich, dass ich schon während der ersten Tönchen den Verstand verlieren werde, weil die so gut sind.
Und haben nicht 30 Minuten lang "Toni Schumacher" gespielt. Ein klarer Pluspunkt.
Ach komm, wenn sie's getan hätten, wärst du auch begeistert gewesen. Ich kann ja schonmal vorweg nehmen: Bestes Konzert seit langem, bestes Konzert des Jahres sowieso, und das obwohl ich dieses Jahr schon zweimal Knochenfabrik gesehen habe. Das.muss.man.erst.mal.schaffen. Aber sie hatten ja auch die perfekten Vorheizer.
Red City Radio bringen diese ganze Suppe mit dem melodischen Hymnen-Hardcore-Punk einfach auf ein anderes Level. Da stimmt irgendwie alles. Songs nahe an der Perfektion, fette und großartige Singalongs, und trotzdem kommen sie so nett und sympathisch und betrunken wie immer rüber. Wobei, diesmal wirkten sie recht nüchtern. Buh.
Das FZW ist gut gefüllt, aber ein wenig geht es mir doch auf den Zeiger, dass die Band so gut ist: Teile des Publikums sind doch irgendwie nervig und vermutlich aufm Ballermann besser aufgehoben. Diese Szenen, wenn mehrere Männer sich an den Schultern fassen und zu ner Art betrunkenen Ringelpietz-Sirtaki ansetzen, brrr. Passt hier nicht ins Bild.
Stimmt. So ist der Laden tatsächlich ganz erträglich und verschwitze Männer, die sich vor der Bühne volltrunken in den Armen liegen gehören bei diesen Holzfällerhemd-Vollbart-Bands doch zum Standard, also stell dich nicht so an! Dafür riecht es im Club nach Bier wie schon lange nicht mehr. Wunderschön.
Andere Leute besinnen sich auf die Tugenden des Punkrock und versuchen so Sachen wie Pogo (ja, das gibt's tatsächlich noch! Tränchen im Auge!) oder von einer Ecke zur anderen laufen (das muss dieses Hardcore sein, von dem immer alle reden). Highlight aber unsere Linda, die von Sänger Garret zur "president of crowdsurfing" gekürt wird. Yeah! Hail to the chief!
Auch von Red City Radio gibt' ja ne neue EP, zwar nur zwei Songs, aber wat solls. Trotzdem gut. "In the Meantime" wird gespielt und wird, wenn ich das richtig verstanden habe, auch auf dem kommenden Album vorhanden sein. Live ist der Song ein Kracher. Naja, wie eigentlich alle Songs des Abends.
Publikum ziemlich textsicher. Das muss auch sein, es werden ja Singalongs am laufenden Band serviert, was wären Singalongs ohne Leute, die along singen? Tja!
Zur Zugabe "An Introduction of Sorts", bei dem Song krieg ich immer Gänsehaut. Heute allerdings nur, weil mich tatsächlich son Typ in den Ringelreih einreihen will. Ahhhh!
Tja. Mehr fällt mir auch nicht ein. Bin gerade ein wenig sprachlos, hatte irgendwie gar nicht mehr auf dem Schirm, wie unfassbar gut Red City Radio live sind, da jagt echt eine Hymne die nächste und zum Schluss covern sie tatsächlich mein persönliches Lieblingslied von Green Day, "Pulling Teeth". Wie großartig ist das denn?!