Adam Angst, Kmpfsprt, Smile And Burn, 10.03.2015 in Köln, Underground - Bericht von Fö
Adam Angst, 10.03.2015 in Köln
Smile And Burn eröffnen den Abend! Ursprünglich mal irgendwann angedacht und noch auf den Tickets stehend war ne andere Band, Abba oder so, aber stattdessen halt die aufgedrehten Typen von Smile and Burn. Was nicht die schlechteste Wahl ist, meine Begleiterinnen sind gar ausschließlich wegen denen hier.
Und ich muss mal wieder feststellen, was für eine unfassbar gute Liveband die Berliner doch sind! Da sitzt irgendwie alles. Nicht nur die Hemden, auch die Tönchen. Und dieser Bewegungsdrang, stark, da haste wat zu gucken! Spring, wirbel, wumms, alles geil! Mikro geht kaputt? Scheißegal, weiter springen, wirbeln, wummsen!
Wenn ich die Band "von Platte" höre, bin ich ja immer etwas zwiegespalten, irgendwie werden die von Album zu Album glatter und vorhersehbarer - was, wie mir grad so einfällt, ein weiterer Punkt ist, den sie mit den oft als Referenz genannten Beatsteaks gemeinsam haben. Bloß, bei Smile And Burn ist noch deutlich mehr Luft nach unten. Harhar!
Die Boys haben erst vor etwa nem Monat hier gespielt, damals als Support von Atlas Losing Grip. An die vier einsamen Seelen, die sich outen, da ebenfalls vor Ort gewesen zu sein, wird die Frage gerichtet, ob es schlimm sei, das gleiche Set zu spielen. Gitarrist Sören fügt hinzu, dass das Set zwar total einstudiert und immer gleich sei, bei den Ansagen aber totale Anarchie herrsche.
Kann man wohl so unterschreiben. Auf den Mund gefallen sind sie jedenfalls nicht. Und ich hab echt Respekt davor, mit was für nem Elan die heute ihre Show runterzocken. Wohlgemerkt sind sie grad erst aus Berlin angereist und fahren anschließend zurück. Mal so eben.
Außerdem können sie tolle Grimassen ziehen. Sören als Wiesel, Sänger Phil als Hamster. Was der Schlagzeuger (Schlagzeuger haben keine Namen) darstellen soll, weiß ich nicht. Vorschläge?
Und sonst so? Starker Auftritt, echt. Bisschen zu viele neue Stücke. "We're still not getting anywhere" hätte ich gerne gehört. Oder "Second to none". Gab dann immerhin noch "50 Frags Win The Match". Ansonsten halt viel vom neuen Album "Action Action", wie den Titeltrack, zu dem es dieses unglaublich gute Video gibt.
Danach: Raus, quatschen, Leute treffen, Pipapo. KMPFSPRT spielen dann bereits, als wir den Laden wieder betreten. Stört mich nicht groß, irgendwie hat sich die Band bei mir eh etwas totgedudelt, so dass ich auch darauf verzichte, anständige Fotos zu machen, und lieber Hinterköpfe von Konzertbesuchern ablichte. Die sind ja auch abwechslungsreicher als die Show von Kmpfsprt.
Wir kommen immerhin pünktlich rein, um noch Felix' Gastauftritt bei "Musikdienstverweigerer" mitzukriegen. Geht raus gegen Pegida und andere Idioten, voll am Zahn der Zeit also
Insgesamt aber doch ein besserer Auftritt als erwartet, nachdem ich sie zuletzt beim KAZ Open Air eher semi fand. Vielleicht zünden Kmpfsprt in Clubs mit überschaubarer Größe einfach besser als in der freien Luft. Vielleicht brauchen sie einfach diese Bühnen, die zu klein für ihr Banner sind, um sich etwas zu erden.
Ziemlich abartig: Ihre Coverversion von Münchner Freiheits "Ohne Dich". Da schüttelt es mich! Nach eigener Aussage heute die exklusive Weltpremiere - ich kann aber nicht beurteilen ob sie das wirklich noch nie live gespielt haben oder ob das eine von diesen einstudierten Ansagen war, vor denen Smile And Burn uns zuvor gewarnt haben.
Und sonst so? Mehr kann ich zum Auftritt eigentlich nicht zu Papier bringen. Achja, sie haben nen neuen Schlagzeuger, der wird ganz herzlich empfangen. Insgesamt ganz okay, der Auftritt.
Warten auf ADAM ANGST. Eine in meinen Augen viel zu lange Umbaupause (dafür dass die anderen Bands sich so punktgenau an den Zeitplan gehalten haben...). Und ein pickepackevoller Laden mit teils ungewohntem Publikum. Also, für mich ungewohnt. So Leute, die sich tatsächlich aufregen oder sich extra schwer machen, wenn man mal an ihnen vorbei will. Ich muss dann immer hämisch grinsen in der Vorstellung, dass genau dort, wo diese Subjekte stehen, in Kürze der von Smile and Burn bereits angekündigte Todesmosh startet. Hihihi.
Besagte Subjekte sind aber vermutlich auch mit Schuld daran, dass das Debütalbum von Adam Angst "gechartet" ist, was cool ist, gibt schließlich deutlich schlimmere Sachen in den Charts. Das Album finde ich ja auch ganz geil, könnte nur für meinen Geschmack etwas geradliniger sein. Nunja. Mal gucken was das live so kann. Aber da mach ich mir keine Sorgen, schließlich spielt immerhin der Frisurenkönig von Schrappmesser mit (soviel Namedropping muss sein!).
Geht nach einem großartigen Intro los mit "Jesus Christus", es folgt das komplette Album (nein, nicht in originaler Reihenfolge). Braucht bei mir ein wenig, um zu zünden - was aber anderen im Publikum ähnlich zu gehen scheint. Erstmal kritisch beäugen, das Ganze. Sind eingespielte Kirchenchöre Punk? Darf Felix die theatralische Jesus-am-Kreuz-Geste machen? Ist dieses ganze dunkle arroganter-Adam-Angst-Konzept geil oder scheiße?
Hm, eigentlich habense mich direkt mit der ersten Ansage. Mit breitem Grinsen lädt Felix die Gästelisteninhaber ein, doch etwas mehr an den Rand zu rücken und den Zahlenden Platz zu machen. Gästeliste scheint Felix' großes Feindbild zu sein, die kriegt heute noch öfters ihr Fett weg. Anfang des Jahres haben Adam Angst ja so Vorsätze bei Facebook gepostet, darunter auch dass Felix auf keiner Gästeliste stehen wird. Ich hab mir damals vorgenommen, Felix auf jede Gästeliste zu schreiben, auf die ich Einfluss nehmen kann, egal ob er kommt oder nicht. Ich bin ein kriminelles Genie.
Mal wieder Respekt vor Felix' Gesang! Ich hätte ja gedacht dass gerade in den Refrains fette Backing-Unterstützung von der Band kommt, aber meistens brüllt er das alles ganz alleine raus und zeigt beneidenswertes Stimmvolumen. Dauert ein wenig, bis David sein Mikro auch mal in Beschlag nimmt. Oder hat der etwa auch die Grippe?
Verhältnismäßig junges Publikum. Stimmung okay, direkt vor der Bühne wird gut gefeiert und mitgesungen, weiter hinten fällt das rapide ab. Da stehen wahrscheinlich die Gästelistenleute und beschweren sich, wenn sich mal jemand an ihnen vorbeidrängelt. Hm. Ich bin ja auch Gästeliste, ich hoffe hier vorne merkt das keiner!
Königsdisziplin unter den Livekonzertfotografiemotiven: Ein Schlagzeugerfoto! Hat man ja auch nicht alle Tage!
Konzert: Soweit cool! Ich brauch allerdings ein wenig, um reinzukommen, irgendwie wirkt da einiges, sowohl von Publikum als auch von der Band, noch zu distanziert und verkrampft. Oder es liegt nur an mir, weiß ich nicht. Auch ungünstig: Nach jedem Lied ne Pause machen. Aber mit nur einer Platte im Hintergrund muss man ja irgendwie Zeit schinden...
Dafür spielen sie aber auch keine Coversongs, nicht einmal von vorherigen Bands des Sängers. Hätten sie es doch getan, hätte ich aber auch sehr intensiv mit der Stirn gerunzelt.
Ich habe stattdessen intensiv mit der Stirn gerunzelt, als übereuphorische Konzertbesucher auf die Idee kamen, sowas wie ne Wall of Death zu inszenieren. Ein weiterer Punkt auf meiner Liste "einfach nicht meine Welt". Im Club Scheiße wär dat nich passiert!
Insgesamt geben Adam Angst aber eine durchaus amtliche Releaseparty in der Heimatstadt von immerhin einem Fünftel ihrer Bandmitglieder. Gitarrist Roman wird dafür auch fleißig mit Sprechchören abgefeiert. Aber dass Lokalpatriotismus in Köln voll angesagt ist, weiß man ja.
Zur Zugabe noch "Splitter von Granaten", was ja eh, so ganz unter uns, einfach der beste Song des Albums ist. Live intensiviert sich das vor Allem gen Ende, als die Bandmitglieder den Gang ins Publikum wagen und dort minutenlang Soundwände basteln. Highlight des Konzertes!