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Fitches, Rivershores, Travels & Trunks, 03.06.2015 in Dortmund, Domicil - Bericht von Fö & Schlossi

Fitches, 03.06.2015 in Dortmund

Fö: Bäumchen wechsel dich! Ein trendy hippes Partyformat mit altbekanntem Konzept: Einmal Eintritt zahlen und dann durch alle Clubs ziehen dürfen. Ich find's schon anstrengend, nur durch einen Club zu ziehen, deswegen fand ich solche Konzepte schon immer komisch. Man kann doch eh nicht in mehreren Clubs gleichzeitig sein (und auch mit diesen "neumodischen" Virtual-Reality-Brillen wird das nicht möglich), also erlebt man doch im Grunde nicht mehr oder weniger Party als wenn man nur in einem Club mit wechselnden DJ's bleiben würde. Oder? Oder, um das auf ein Terrain auszuweiten, auf dem ich mich lieber bewege: Festivals, die sich an "aber hier spielen doch 100 Bands" hochgeilen, finde ich ähnlich komisch; wenn doch eh 10 Bühnen zeitgleich bespielt werden und man somit eh nur 10 Bands zu sehen bekommt, hat man von der bloßen Zahl nix. Wie bei diesen neuen Postern zum Dortmunder Nightlife: "324.480 Songs, 33 Clubs" etcetera pipapo steht da drauf. Was hab ich als Einzelperson davon, dass hier 33 Clubs stehen, von denen mich eh nur 2-3 interessieren? Vielleicht denke ich da einfach nur zu quantitativ, wer weiß. So ne Clubnacht ist immerhin ne gute Möglichkeit, auch mal die 31 Clubs (heute: 10) zu sehen, die man sonst nicht unbedingt frequentiert. Ich bin, wie erwähnt, eh kein Clubgänger, ist nicht meine Welt, also liegt es mir auch fern, darüber urteilen zu wollen, und deswegen bringe ich diese Gedankengänge jetzt auch nicht zum Schluss, denn der Veranstalter hat uns netterweise "akkreditiert", und nem geschenkten Gaul, ihr wisst schon.
Das "Gaul" enthielt in dem Falle noch einen Chip für nen Gratis-Jägermeister sowie einen Samen, um ein Bäumchen zu pflanzen. Ersteres ist nett für die Saufmeute als Zielpublikum, zweiteres cool für die Hipstermeute als Zielpublikum, also schonmal alles bedient, zack, passt, geil! Das konservative Konzertgängerpublikum (in Klammern: wir) wird in der diesjährigen Ausgabe des Festivals auch bedient: Indem die Pottzilla-Leute die kleine Bühne im Domicil mit Bands bepacken können. Cool! Hin!
Schlossi: Der einzige Club, der mich momentan hinter dem Ofen hervorlockt, ist dieser Anarchistenverein aus Charming...aber auf den verzichte ich heute mal und supporte die lokale Punkrockszene.
Fö: Wir sind tatsächlich gemeinsam mit einem weiteren Besucher die ersten Gäste des Abends und ich hab leichte Sorge, dass das so bleibt, weil ich keine Ahnung habe, wie rege der Interessens-Austausch zwischen Club- und Konzertgängern so ist. Um mal vorweg zu greifen: Es wird tatsächlich noch voll! Yeah!
Fö: Aber voll, das wird's erst später. TRAVELS & TRUNKS eröffnen vor 15 Leuten, die immerhin ungefähr das Alter der Band haben, was ihnen anscheinend auch nicht oft passiert, glaubt man den Ansagen von Sänger Julius.
Schlossi: Das Alter der Band? Wie alt sind die denn?? Bei diesen Vollbartträgern kann ich das immer so schlecht schätzen. Zwischen 20 und 50 ist da ja irgendwie alles möglich.
Fö: Vollbart und Holzfällerhemd, da geht einem ja schon das Herz auf, aber diese kurze und hochgekrempelte Hose fasziniert mich ungemein. Ich muss mal den Stylesheriff fragen, ob das noch over- oder underdressed ist und ob Chuck Ragan das auch so tragen würde.
Schlossi: Um letztere Frage zu klären, besucht doch einfach die Instagramseite "Chuck Ragan macht unheimlich männliche Dinge". Fischsuppe kochen und so.
Fö: Den Auftritt find ich ganz cool. Irgendwie stimmiger als damals beim Bierschinken-Festival, vielleicht ist man ja als Band etwas mehr zusammen gewachsen, wovon auch die neuen Songs zeugen.
Fö: Musikalisch ist das natürlich kein Punk, auch wenn Sänger Julius das tief in seinem Herzen gerne so hätte (stattdessen sagt er "nicht so schnell!" zum Drummer), sondern gute alte erdige Rockmusik mit Hang zum folkig-schmissigen Highway-Soundtrack.
Schlossi: Highway-Romantik auf der A40. Wunderschön.
Fö: Geht fluffig rein, und fluffig ist ein schönes Wort. Kann man prima zu mitwippen und sich freuen über sanfte Melodien und so ein bisschen Lebensweisheiten-Weltschmerz von U30-Musikern (U40? U50?). Fluffig - und knuffig!
Schlossi: Hm, meine lokale Punkrockszene kann ich hier wohl nicht unterstützen, aber die Musik ist trotzdem ganz nett. Ich würde Fö's Beschreibung noch "ehrlich" und "handgemacht" hinzufügen, dann haben wir, glaub ich, alle Klischee-Schlagwörter untergebracht. Chuck Ragan hätte kurz bei Holz hacken inne gehalten und wohlwollend genickt.
Fö: Auch in der nächsten Band trägt man kurze Hose, mit Fransen oder ohne, und man hat einen Julius, dem mit aufmunternden Worten ("auch DU bist eine Punkband") zugesprochen wird, dass sein Job als Aushilfe gar nicht mal so schlecht absolviert wird. RIVERSHORES heißt die Kombo.
Fö: Eine von diesen vielen jungen Bands, die versuchen, den Flair der amerikanischen Melodic-Punkrock-Hardcore-irgendwas-Schiene auf deutsche Autobahnen zu bringen. Ist okay, zwar fünf Jahre zu spät, aber okay.
Schlossi: Aber der Sänger/Gitarrist ist ein wenig chuckraganesk. Das gibt Authentizitätspunkte.
Fö: Wir sind ja eh nicht hier, um Trends auszuloten. Sondern eigentlich nur, damit Schlossi sich als Fotokünstlerin verwirklichen kann. Well done.
Schlossi: Ich danke Ihnen vielmals.
Fö: Ich hab ja in den vergangenen Monaten öfter mal versucht, mir die Debüt-EP der Rivershores schön zu hören, aber irgendwie blieb da nicht wirklich was hängen. Geht mir beim Konzert ähnlich. Schade. Wobei, Moment, die ersten 25 Sekunden von "28:06:42:12" sind verdammt hitverdächtig. Solltet ihr mal ein Bestof-Album rausbringen: selbst wenn da nur ein Song drauf ist, es sollte dieser sein.
Schlossi: Keine Ahnung, wie das auf Platte klingt, aber live find ich die Musik ganz gefällig. Scheinen auch ein paar Fans mitgebracht zu haben, im Publikum wird fleissig getanzt.
Fö: Kann man sich mal geben. Machste nix mit falsch. Aber eine Frage hätte ich noch: Wer ist jetzt eigentlich dieser Saibel, von dem immer alle reden?
Fö: Es kommen übrigens konstant neue Leute in den Raum. Ich glaube, am Vollsten war es, als FITCHES ihren Auftritt starteten, wobei die Zuschauer es vorzogen, sich vor der Theke in Menschenwärme zu ergießen, während man sich vor der Bühne schon etwas exklusiver fühlte.
Fö: Die Fitches sind ja son Fall von "ey, daaas Ding, Leude", auch wenn keiner so wirklich erklären kann, warum. Bluesrock ist vermutlich, so wie Punkrock, einfach nicht tot, riecht nur mittlerweile ähnlich.
Fö: Aber muss man ja auch erstmal können: Blues auf eine Weile spielen, dass selbst uns hartgesottenen Crustpunk-Hörern die Ohren flattern. Geile Soundwand! So von der Musik her hab ich bei der Band nix zu meckern.
Fö: Es gibt da lediglich so ein paar Bestandteile der Bühnenshow, die ebenso wenig in meine kleine Scheuklappenwelt passen wie Clubnächte mit gratis Jägermeister: die volle Rockstar-Show inklusive irgendwo drauf klettern, zum Mitklatschen und Mitsingen auffordern, sowas halt. Das wird hier nämlich ziemlich ironiefrei runter gebetet, wie aus dem Rock'n'Roll-Lehrbuch und auch durchaus souverän, aber irgendwas in mir sperrt sich dagegen, dazu jetzt begeistert Purzelbäume zu schlagen.
Schlossi: Hm, was soll ich sagen. Musikalisch nichts zu meckern, auch wenn's nicht unbedingt meine bevorzugte Richtung ist, aber diese Publikumsanimation...naja, wer's mag. Billy der Mechaniker bringt es aber, wie schon erwähnt, recht souverän rüber, da kann mensch mal ein bis drei Augen zudrücken. Und das Hemd hätte Chuck Ragan bestimmt auch gut gefallen.
Fö: Wie auch immer. So insgesamt: Deutlich besserer Konzertabend als befürchtet. Alle Bands, obwohl eher aus dem lokalen Spektrum, echt hochwertig. Zuschauer sehr zahlreich vertreten und durchaus begeisterungsfähig, kann nicht meckern. Ich vermute sogar fast, hätten diese drei Bands für 0 Euro hier gespielt, wär weniger los gewesen. Vielleicht konnten so ja doch mal ein paar Clubgänger auf die gute Seite der Macht gezogen werden. Jedenfalls: gerne wieder!
Fö: Anschließend: Unsere Ausgeh-Freiheit in Form dieses Festivalbändchens bis zum Erbrechen ausreizen - oder ins Bettchen fallen? Ich lasse es auf den Versuch ankommen, schrecke dann aber vor der 5 Meter zu langen Schlange vorm Tanzcafé zurück und beschränke mich aufs Absacker-Getränk in der Hirsch-Q. Also, darauf, dieses Absacker-Getränk kritisch zu beäugen. Gute Nacht.

P.S.: Bruce Springsteen ist viel mehr Working Class als Chuck Ragan. Oi!

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