Nord Open Air Tag 1: The Toy Dolls, H2O, Ryker's, Crushing Caspars, Rogers, The Crimson Ghosts, Red City Radio, Gustav & Gerlinde, 24.07.2015 in Essen, Nord - Bericht von Zwen
Nord Open Air Tag 1, 24.07.2015 in Essen
Musikalisch lässt sich das Ganze als Punkrock mit sehr hohem Stadionrockfaktor klassifizieren. Die ROGERS kann man meiner Meinung nach super in eine Schublade mit Bands wie Massendefekt, Die Toten Hosen usw. stecken.
So, und nun zur eigentlichen Kritik; eigentlich dachte ich im Vorfeld, dass ich die Band in Grund und Boden schreiben würde. Mach ich aber nicht, denn das wäre nicht fair. Schließlich steht schon zu früher Stunde Publikum vor der Bühne, welches auch ordentlich feiert und immer wieder mitsingt und klatscht und es sogar schafft einen Pogo zu bilden.
Ne, da kann man echt nicht meckern; ist zwar Stadionrock, aber dieser zündet halt schon zu früher Stunde ganz gut.
Als nächstes spielen dann die CRUSHING CASPARS, welche ich bis jetzt einmal auf dem Resist To Exist-Festival in Berlin gesehen habe und sie dort wirklich richtig geil fand. Also habe ich mir auch die Alben geholt, welche ich auch noch mal richtig gut finde. Nichtsdestotrotz gab es ja im Vorfeld auch ein paar Misstöne bezüglich dieser Band zu hören, welche ich aber bis zum heutigen Tag nicht verstehen konnte.
Heute spielen die Caspars als zweite Band und da nach Rogers einige Leute den Rückzug antreten, ist es sehr leer vor der Bühne. Dies scheint Snoopy aber gar nicht zu merken, macht er doch immer Ansagen wie "Circlepit!" und ruft zu anderen Mitmach-Aktionen auf. Die fünf Leute, die vor der Bühne stehen, gucken sich beständig mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Scham an.
Des Weiteren sind Crushing Caspars heute nicht gut drauf. Irgendwie klingt alles total unrund und ständig verzockt sich wer. Den Bass hört man gar nicht, was zum Glück irgendwann bemerkt wird.
Worauf immerhin dieser gewechselt wird. Das macht den Sound einen Tacken besser; der Rest bleibt aber bescheiden. Das kann ich mir nicht mehr geben. Traumatisiert gehen wir zum nächsten Kiosk. Ich will diesen Mist hier gerade einfach vergessen und dafür den Resist-Auftritt in guter Erinnerung behalten.
Immerhin komme ich am nächsten Büdchen direkt auf andere Gedanken. Dieses ist nett dekoriert und deshalb gut zu finden. Also schnell eine Flasche Pils-Brause geholt, diese runtergestürzt und ab zu Bühne, denn dort spielen ja gleich H2O.
Einige - mich eingeschlossen - freuen sich dann aber doch sehr über die Band. Zumindest ist es jetzt auch schon trotz der frühen Stunde schon richtig gut gefüllt. Apropos frühe Stunde. Warum spielen H2O eigentlich so früh? Ich glaube die müssen heute noch woanders hin. Tourleben halt.
Trotzdem wirken H2O alles, nur nicht gestresst. Hier wird einfach mal direkt mit einem Hitfeuerwerk ("Nothing To Prove", "Family Tree", "Faster Than The World", "Heart On My Sleeve" und vielen anderen) gestartet. Wahnsinn! Da kommt so eine Geschwindigkeit und so ein Druck von der Bühne, dass ich meine Füße einfach nicht still halten kann.
Der Pogo macht auch extrem viel Spaß. Nicht zu weich und nicht zu hart, genau wie ich es mag. Auf der Bühne sehe ich indes den Drummer der Crushing Caspars.
Gut, denke ich mir, hier können die Jungs mal sehen, wie eine richtige Hardcore-Show geht. Das Publikum ist nämlich total aus dem Häuschen und geht inklusive mir total steil.
Außerdem habe ich totalen Respekt für den Sänger, dieser gibt natürlich alles und wirkt dabei gleichzeitig so tiefen-entspannt und macht häufiger mal ein Späßken. Hier weiß er noch nicht so genau, was er mit dem riesigen Bühnenhandtuch anfangen soll und treibt mit diesem Unsinn. Auch die Ansage "Hey, fuck the setlist" nach gerade mal zwei Songs finde ich toll.
Wie ich schon erwähnte, ist sowohl die gute Laune des Sängers, wie auch der komplette, sehr druckvolle Auftritt nicht nur auf mich ansteckend und spätestens als Toby Morse mit dem Spruch "Hey, this is fucking Grand Canyon over here" in den Graben springt und auf Tuchfühlung geht, kann wirklich keiner mehr die Füße ruhig halten.
Zum Schluss gibt's dann noch ein kleines Medley mit Bro Hymn, Metallica und einigen anderen. Das ist zwar nicht so originell, aber eigentlich eine lustige Idee um noch mal schön die Stimme zu erheben.
Dann kommt -wie könnte es anders sein- "What Happened?" und dann ist leider auch schon Ende. Schde, schade, definitiv der Tagessieger. Ich werde mal schauen, dass ich die bald mal auf einer Clubshow erwische.
Danach geht es dann weiter Biertrinken. CRIMSON GHOSTS habe ich schon ein paar Mal gesehen und schenke ich mir heute.
Zum Mittagessen gehen wir dann in den Panic Room, denn dort gibt es ein Punkrock Menu, bestehend aus einem Chili con carne oder sin carne (vegan) mit einem Astra für 5 Euro. Das Chili schmeckt; genau wie das Bier, aber da wir danach noch etwas rumdudeln, verpassen wir noch ein paar Bands.
Ein wenig schade finde ich nur, dass "We are the sons and daughters of Woody Guthrie" nicht gespielt wurde, aber man kann halt nicht alles haben.
Danach teste ich mal das Dixi, diese Jahr gibt es mehr von diesen, was dazu führt, dass es selten eine Schlange gibt. Außerdem sind die Dixis sehr sauber und gut ausgestattet. Die Herren haben es sowieso etwas einfacher, da diese einfach zu den Pissoirs durchgehen können. Alles in allem gut geregelt.
Wir schleichen dann noch eine Runde durch Essen. Nun ist es auch vor dem Gelände richtig voll. Hier trifft man viele Bekannte und die meisten Leute hier sind auch wirklich nett. Stimmung ist also generell heute in Essen sehr gut.
RYKER'S haben wir dann auch verpasst, dafür spielen vor dem Gelände GUSTAV & GERLINDE. Die haben eine Posaune und ein Instrument, das ich nicht kenne, es aber mal als Keyboard-Trompete bezeichnen würde.
Auftritt ganz gut, kann mich aber nicht zum Austehen bewegen. Gecovert werden auch ein paar Songs, welche vom Publikum angemessen mitgeschmettert werden, aber vielleicht hätten wir uns doch lieber RYKER'S angucken sollen; zumindest ist das, was von denen rüberkommt, echt nicht schlecht.
Naja, irgendwann ist dann auch der Auftritt dieses Duos vorbei und wir begeben uns auf den Weg, um TOY DOLLS zu sehen.
Hier bin ich sehr froh die drei Engländer nicht zu verpassen, machen sie jedoch wie gewohnt tollen Funpunk vor einem vollen Nord Open Air-Platz.
Gut einstudierte Bühnenshow mit viel Rumgehüpfe, lustigen Showeinlagen und vielem mehr. Man muss dazu sagen, dass Olga meiner Meinung nach vielleicht der beste Punkgitarrist aller Zeit ist. Heute spielt er, wie gewohnt, alles einwandfrei und mit einem lockeren Grinsen im Gesicht runter. Echt stark!
Stimmung im Publikum beschreibe ich mal an folgendem Beispiel: Ich habe mir hier gerade ein Bier geholt, als Toy Dolls anfangen, "Nelly The Elephant" zu spielen. Ich stehe relativ weit hinten und bin wirklich bemüht, dass das Bier in großen Teilen im Becher bleibt, habe aber keine Chance!
Also, Toy Dolls (wie eigentlich immer) super. Danach machen wir uns dann mit Umwegen auf den Weg in Richtung Dortmund. Am Bahnhof möchte ein übereifriger Polizist dann noch einem nichts ahnenden Punker den Stuhl klauen. So eine Frechheit! Haben die denn keine eigenen auf der Wache? Nach einer Diskussion gibt sich der Polizist fürs Erste geschlagen, schreibt sich aber Name und Anschrift des Betroffenen auf. Wahrscheinlich versucht der Ordnungshüter es jetzt doch auf dem legalen Weg und ist wohl gerade dabei ein Angebot zu formulieren. Warum denn nicht gleich so?