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The Bones, Vier Promille, Rogers, 25.09.2015 in Essen, Zeche Carl - Bericht von Schlossi

The Bones, 25.09.2015 in Essen

Früher war alles besser. Man traf sich vor dem Konzert mit zwei Flaschen Billig-Wein zum Vorglühen und fuhr dann, bereits leicht angesäuselt, mit Bus und Bahn zum jeweiligen Veranstaltungsort, wo man textsicher in der ersten Reihe stand und seine Helden abfeierte. Nachdem man zehn Minuten lauthals nach der dritten Zugabe gerufen hatte, ging's noch schnell den Merchstand plündern und dann verschwitzt und glücklich mit Wegbier nach Hause, wo man in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank und am nächsten Morgen verkatert und ohne Stimme aufwachte. Damals machten die BONES auch noch gute Platten. 
Heute kommen wir standesgemäß zwanzig nach Acht an der Zeche Carl an, okkupieren den letzten freien Parkplatz und haben nicht nur bereits THE ELECTRIC OVERDRIVE, sondern auch die Hälfte des Sets der ROGERS verpasst. Ist das hier 'ne Matinée-Show, oder was?! Pank ist das jedenfalls nicht.
Mensch, das ist ja eine hervorragende Überleitung zu den ROGERS, die haben mit Pank auch nur am Rande zu tun. Klingen eher nach (Stadion-)Rock und würden gut ins Vorprogramm der Toten Hosen passen. Was ja gar nichts schlimmes sein muss.
Begeistern können sie jedenfalls, da tummeln sich eine ganze Menge Leute vor der Bühne, die die Band abfeiern und jede Zeile mitsingen. Ich frag mich die ganze Zeit, in welchem kleinen Zeitfenster die eigentlich so bekannt geworden sind...aber laut einer streng geheimen Kiki, äh Quelle, ist das ja eine von diesen uralten Düsseldorfer Punkbands. Die Jungs scheinen echt gute Gene zu haben. Vielleicht baden sie aber auch nur regelmäßig in Jungfrauenblut, wer weiß das schon.
Spielfreude und modische Frisuren sind den vier Rogers aber nicht abzusprechen und so kann ich das gern als gelungenen Auftakt abnicken.
Die Welt braucht mehr SchlagzeugerInnen-Fotos!
Was die Welt sicherlich auch braucht, sind Auftritte von VIER PROMILLE. Da ich mit der Welt aber selten d'accord bin, geh ich einfach mal raus. Oi! und die damit einhergehende Attitüde sind einfach nicht mein Ding.
Ich unterhalte mich lieber im Foyer bei Stauder alkoholfrei und Rhabarbar-Schorle über Kinder und Karriere. Untermalt von leiser Musik. Danach stelle ich mich gern gefühlte zwanzig Minuten an die Theke, um meinen Plastikbecher gegen einen Euro zu tauschen. Ihr lieben Menschen von der Zeche Carl, warum stellt ihr bei doch recht gut besuchten Veranstaltungen, wie dieser hier, nur zwei Leutchen hinter die Bar?
Während meiner Wartezeit bekomme ich eine Nachricht von der Fahrerin des heutigen Abends, die da lautet "Immer noch 4 Promille". HaHa! Kein Witz ist mir zur flach!!!
Zugegeben, in dem Moment fand ich's tatsächlich lustig.
Egal. Weiter im Text. Die Pfandbecheraktion macht meinen Plan, wenigstens noch die letzten paar Minuten von VIER PROMILLE  mitzubekommen, leider zunichte. Schade. Weiter mit den BONES.
Die sind bühnendekomäßig schonmal über jeden Zweifel erhaben. Blöderweise erhasche ich kurz danach einen Blick auf die Setlist. Es ist ja momentan bei diversen Bands schwer angesagt, auf ihrer Tour nur die Lieder eines bestimmten Albums zu spielen. Find ich generell doof, bei den BONES fänd ich das super. Spielt doch einfach nur Sachen von 2000 bis 2002. Plus zwei, drei von mir handverlesene Hits der beiden darauffolgenden Alben.
Nein, machen die nicht. Die Säcke. Könnten ja mal bisschen Rücksicht auf so Ewig-Gestrige wie mich nehmen. Aber gut, geht's halt los mit "The Compadres" vom neuen Machwerk "Flash the leather".  Dicht gefolgt von diesem unsäglichen Titten-Lied von der "Bigger than Jesus". Ja, ich wollte was Altes hören, aber nicht das.
Beef Bonanza trägt übrigens eine lustige Hose mit kleinen, blinkenden Lämpchen. Und ich komme nicht umhin, mir das in Kombination mit der Hasselhoff'schen Glühlampenjacke vorzustellen. Aber das nur am Rande. Zurück in den Meckermodus. (Memo an mich selbst: weniger subjektiv schreiben, sonst wird das nichts mit dem Rolling Stone. Naja, nächstes Mal...)
Was'n da los bei den BONES?! Seit wann ziehen die so ein Publikum? Bierzelt meets Hooligan, na, herzlichen Glückwunsch. Da wird nicht nur ein bisschen geschubst und gerempelt, da fliegen die Leute auch schonmal quer durch den Saal. Glücklicherweise werden sie von ein paar orientierungslos umhertorkelnden Zombies im Vollsuff abgefedert. Oder von unbeteiligt am Rand stehenden Menschen, die einfach nur das Konzert sehen wollen.
Ich hab kein Problem damit, wenn Leute feiern, Pogo tanzen, oder wild im Kreis rennen und ihr Bier verspritzen. Alles schick. Aber diese ultra-aggressive Mackerscheiße geht mir einfach derbe auf den Sack. Ich find's nicht geil, unter euren verschwitzen, schlecht tätowierten, nackten Oberkörpern begraben zu werden und ich steh auch nicht drauf, wenn man mir das Bier aus der Hand schlägt, oder ich vom Geschehen auf der Bühne nichts mehr mitkriege, weil ich ständig aufpassen muss, dass mir so'n mit 180km/h herandüsender Kampfkoloss versehentlich sämtliche Knochen bricht.
Ey, wenn ihr euch unbedingt beweisen müsst, was für krass harte Typen ihr seid, geht doch einfach in den Zoo und legt euch mit 'nem Gorillamännchen an. Danke. Ansonsten schlagt vielleicht mal das Wort "Rücksicht" im Duden nach. Aber das ist euch wahrscheinlich zu schwul, wa?
Was war noch? Achja, die BONES. Viel Neues, wenig Altes...warum bin ich doch gleich hier? Aus nostalgischen Gründen. Weil ich auf Konzerten der vier Schweden immer viel Spaß hatte. Jetzt hab ich gerade überhaupt keinen Bock mehr und hoffe auf ein schnelles Ende. Man muss wohl auch loslassen können. Die BONES 2015, immer noch 'ne geile Live-Band, aber das Publikum hat's ruiniert. Sorry.

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Coco
(Coco)
01.10.2015 11:54
Danke Schlossi, fürs subjektive Gemecker. Wäre Bierschinken wie das Rolling Stone, würde ich es nicht lesen.

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