Freiburg, Nord, 31.10.2015 in Dortmund, Unten LinX - Bericht von Fö
Freiburg, 31.10.2015 in Dortmund
Den Auftakt machen bei Glockenschlag 20 Uhr: NORD. Oder, Eigenschreibweise, NO°RD, eine geradezu diabolische Schreibweise, die ich fast noch gruseliger finde als den Bandnamen selbst. Wir sind alle gespannt, was für ein Outfit sich der dunkle Priester diesmal überlegt hat! Es ist dann aber relativ enttäuschend, wie man sieht geht er als Holz. Wo ist der Anzug?
Immerhin bringt er, als Hommage an den Großen Kürbis, einen kleinen Kürbis mit - da im Hintergrund zu erahnen. Die darin enthaltene Kerze ist sehr praktisch, ist sie doch ein Indikator dafür, wie viel Sauerstoff in diesem Höllenloch noch zur Verfügung steht. Denke ich mir so, als die Kerze plötzlich erlischt. Naja, etwas Nervenkitzel ist immer...
Die euphorische Fanbase der Nord-Boyz steht dicht gedrängt, aber keiner leidet an Schnappatmung, und Jungfrauen werden auch nicht geopfert, irgendwie ist das doch etwas unspektakulär hier. Als dann nicht einmal ein Bild von der Wand fällt, will ich schon enttäuscht den Raum verlassen, bin dann aber doch zu faul, mich durch die Menschenmassen zu quetschen.
Achja, NORD, die Band, die macht auch Musik. Und die gefällt mir außerordentlich gut! Halt so deutschsprachiger Indie-Punk, kennt man ja, hat aber von musikalischer Seite her ganz gut Pfeffer, während der Gesang, naja, sagen wir mal, etwas an der Akustik im Raum scheitert. NORD haben kürzlich ihr Debütalbum aufgenommen und spielen einige neue Songs. Und fragen, ob jemand nen Albumtitel vorschlagen kann. Die Antwort "Nein!" wird aber leider nicht ernst genommen. Vielleicht will man auch nicht zu sehr EA80 kopieren.
Oh, das sind aber sehr gruselige Lichtschlieren, die des Zeremoniemeisters Haupt da umschwirren! Da zeigt sich doch wohl eindeutig, dass er nicht Herr seiner selbst ist, dass er besessen ist von einer fremden Macht, dass er komplett unzurechnungsfähig ist! Wenn man seinen Namen dreimal in einen Spiegel spricht, stirbt irgendwo ein Kind!
Anschließend: Die kleinen Teufel von FREIBURG. Eine Band, mit der ich in der Vergangenheit nie wirklich warm geworden bin, aber auch nicht wirklich sagen kann, woran das liegt. Das aktuelle Album "Brief & Siegel" finde ich aber doch ganz annehmbar, die zugewonnene Härte tut der Musik echt gut, so dass ich mal gespannt bin, wie sich das live bemerkbar macht.
Zunächst mal bemerke ich: Deutlich besserer Sound als zuvor bei Nord. Mag aber daran liegen, dass ich diesmal nicht direkt vor der Box stehe. Die Box ist nämlich verflucht (jaja, lange keine Halloween-Anspielung mehr gemacht). Und sonst so? Heutige Premiere für mich: Erstmalig finde ich Freiburg so richtig gut. Ui!
Schön treibend, flotter Punkrock, zwischendurch auch mal Geschrei (insbesondere, wenn der Gitarrist sich ans Mikro gesellt). Dazu das nötige emotionale Grundfundament, das bei solcher Musik natürlich nicht fehlen darf. Geht ganz gut in die Gliedmaßen, auch wenn es für Bewegung hier im Raum einfach zu eng ist. Pf. Linda Blair hätte das auch nicht gestört!
Der Raum lässt immerhin noch genug Bewegung zu, dass sich ein Gastsänger ans Mikro quetschen kann. War, glaube ich, der Tobi-Neumann-Part von "Sommer, Roggen und Er". Oder? Jedenfalls live ohne Tobi Neumann. Trotzdem guter Song. Ansonsten kann ich zur Setlist eher wenig sagen, freue mich aber, dass das aktuelle Album ausführlich gewürdigt wird.
Der Versuch eines Schlagzeugerfotos endet in diesem verwischten Chaos. Da geht doch irgendwas nicht mit rechten Dingen zu! Das satanistische Schlagzeugspiel entbehrt nicht einer gewissen hypnotischen Wirkung, wie Peitschenschläge im tiefsten Höllenschlund.