Punk im Pott 2015 Tag 2: The Brewers, Schrottgrenze, Killerpilze, Zaunpfahl, Rantanplan, Turbostaat, P.I.Y., El Fisch, Mann kackt sich in die Hose, ZSK, 27.12.2015 in Oberhausen, Turbinenhalle - Bericht von der Redaktion
Punk im Pott Tag 2, 27.12.2015 in Oberhausen
Schatz und Hase....die Stimmung kochte! Und zwar nicht im positiven Sinne! Warum merken Menschen nicht, wann sie nerven? Warum gibt es so viele unendlich dämliche Leute? Was die beiden da in ihrer heilen Welt abgezogen haben spottete jeder Beschreibung! "Hase" und "Schatz" fielen in JEDEM verdammten Satz! Gefolgt von Gibbeln und Gabbeln. Wahrscheinlich nur weil sie schon längst ihre Vornamen vergessen hatten. Ich war kurz davor sie zu bitten, ob sie eventuell aus dem Fenster springen möchten oder vielleicht ein Konzert der Killerpilze besuchen wollen! Selbst meine durchaus deutliche Anspielung" Hase, ich muss gleich kotzen!" in ihre Richtung verhalf zu keiner Verbesserung der Situation! Kann man sich in einer Bahn voller Menschen nicht LEISE unterhalten? Oder besser noch gar nicht? Und ich konnte nicht mal aus Ärger ein Bier trinken, weil mein Auto noch in Oberhausen steht! Totaler Hass!
Unsere Anreise geht deutlich früher los: Zur besten Punkrockzeit (9.30 Uhr) klingelt der Wecker. Wir schälen unsere Körper gegen 10.30 Uhr in Richtung Bahnhof (Mülheim-Ruhr) und kommen gegen 11.15 Uhr in der Turbinenhalle an. Ob sich das lohnt? Ich schreib jetzt einfach mal hier oben weiter, da ich keine Fotos der ersten Bands habe. Generell ist das so ein Tick von mir: Ich schreibe gerne Berichte, bin jedoch zu faul zum Fotografieren. Als wir die Halle betreten, sehen wir einen Typen, der nur noch eine einzige Dreadlocke hat. Er steht eine Dreiviertelstunde völlig desillusioniert rum und dreht sich im Kreis. Ab und zu läuft er zwei Schritte vorwärts oder zur Seite. Eine Dame tut ihm irgendwelche Brösel aus dem Bart. Prosit Neujahr. Ob es sich gelohnt hat so früh aufzustehen? Definitiv. Denn der Headliner ist bereits um 12.00 Uhr dran! EL FISH von den Lokalmatadoren, solo mit Akustikgitarre. Wenn man mit dem Hit "Schneckenalarm" anfängt, kann man eigentlich nur gewinnen. Doch es gibt nicht nur die Knaller der Lokalmatadore (Barbara, Watt will der Sack da, König Alkohol, Viva Lokalmatador und Erika - letzteres hat uns sehr gefreut, siehe dazu den Bericht von gestern) auf die Ohren, sondern auch Songs der anderen Bands des Sängers (irgendwas mit einer vollen Autobahn ist mir in Erinnerung geblieben). Geil auch, dass der recht unbekannte Song "Pfand" der Ruhrpottkanaken gespielt wird. Fast keine Ansagen, Hit Jagd Hit. 40 Minuten, die zu schnell vorbei sind - hätten gerne 80 sein können. Ganz groß und aufgrund der interessanten Songauswahl für mich sogar großartiger als Auftritte der Lokalmatadore, einfach weil der Überraschungseffekt da war. Schon jetzt besser als die Bands des gesamten ersten Tags.
Zweite "Band": PUNKROCKKARAOKE: Konzept: Es liegt ein Flyer mit Songs aus, die vom Publikum gebellt werden können, eine Live-Band spielt dazu. Auch der Autor dieses Berichtes lässt sich zu einer Version des Motörhead-Klassikers "Ace Of Spades" hinreißen und zwar vorgetragen im "Ursprung-Buam"-T-Shirt. Weitere dargebotene Songs: "Quadrat im Kreis" von Wizo von zwei recht jungen Nachwuchspunkern, "Schrei nach Liebe" und "Good Night White Pride" von einem Punker der Band "Wegbier", "No Cigar" von Millencolin von einem Typen, der vermutlich nicht mehr wusste wie er selbst heißt und das Lied nicht mal kannte. An "Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland" erinnere ich mich noch und El Fish hat eine Version von "Seek And Destroy" zum besten gegeben. Das klingt alles sehr thrashig, ist es auch, aber irgendwie war's auch kurzweilig und für 40 Minuten echt ganz unterhaltsam.
Highlight folgt auf Highlight: Ich sehe zum ersten Mal "MANN KACKT SICH IN DIE HOSE" und feiere das bedingungslos ab. Zwar 15 Minuten kürzer als auf der Running Order, aber einfach geil: Ansagen teilweise länger als die Lieder, dann folgt 30-60 Sekunden Geknüppel. Wie gesagt, gefällt mir ausgesprochen gut, in der Halle bebt die Stimmung leider nicht wirklich. Aber: Trotz den hyperschnellen, aggressiven Songs ist das recht gut gespielt. Die Breaks sitzen, genauso wie der teils dreistimmige Gesang. Unbedingt live anschauen!
Alarmsignal ignoriere ich gekonnt - dies liegt einerseits daran, dass mir die Band musikalisch nie sonderlich zusagte, auch wenn ich ihre Attitüde und Einstellung zur Szene absolut lobenswert finde. Andererseits mussten wir zwei "Punk-im-Pott-Neulinge" abholen, die den Weg in die Halle gewiesen bekommen wollten. Daher geht es jetzt unten bei den Bildern weiter:
Aufgrund meines späten Erwachens, verpassen wir leider EL FISH, MANN KACKT SICH IN DIE HOSE, ALARMSIGNAL und alle anderen, die mir gerade nicht einfallen. So heißt die erste Band für mich THE BREWERS. Kennichnich. Machen aber ganz flotten Ramones-Punk. Vor ungefähr 30 Zuschauern, der Rest asselt lieber auf dem Parkplatz rum. Ey, ihr! Nicht immer nur ALARMSIGNAL abfeiern, guckt euch gefälligst alle Bands an!! Ich muss...äh...mach das ja auch!
Der einzige Vorteil wenn man am Vortag nicht zu viel trinkt ist, dass es einem am nächsten Tag (also heute) nicht total scheiße geht! Hallo Rilrec :-)!
THE BREWERS sind übrigens die einzige Band, welche noch keinen Bericht auf Bierschinken hatte. Diese Lücke ist hiermit auch geschlossen! Mittlerweile bin ich übrigens von allen guten Rilrec-TV-Geistern verlassen und beschließe heute einfach mal Fotos für die Konkurrenzpostille zu machen. Irgendwie muss ich meine Anwesenheit auf dieser Veranstaltung ja rechtfertigen.
Wenn alle Mitglieder in anderen Bands spielen, die einen Bezug zu den Ramones haben ist es nicht besonders verwunderlich, dass es schicken Ramonessound zu hören gibt. Das Ganze sogar in gar nicht so langweilig. Perfekter Einstieg in den heutigen Nachmittag. Ich kannte die Brewers auch nicht, finde aber, dass deren Sound gut reinlief. Schöne Nachmittagsunterhaltung im 1-2-3-4-Stil.
Coole Band, die ich mir gerne wieder anschaue, wenn sie wo in der Nähe spielt. Schade, dass so wenig los war.
Der Drummer spielt, ebenso wie die beiden anderen Bandmitglieder, sehr schön schnell. Der Vergleich mit den Ramones fiel ja schon mal, ich sage, dass noch eine Prise Toy-Dolls dabei war.
Normalerweise verabscheue ich Indierock. Warum ist das bei SCHROTTGRENZE nur anders? Vielleicht weil in der Frühschaffensphase der Band 2-3 wirklich gute Alben das Licht der Welt erblickt haben? SCHROTTGRENZE - haben mich bisher immer interessiert, habe sie seit der Auflösung aber leider nicht mehr gesehen. Drum freut es mich besonders, dass es heute mal klappt.
Selbst einige Balladen wirkten nicht gänzlich unplatziert. Und das auf diesem Festival. Ich bin besonders Fan des Albums "Das Ende unserer Zeit" und freue mich daher, dass mit "Belladonna", "Fernglas" und "Kreuzfahrt ins Nichts" immerhin drei Lieder davon vertreten sind.
Bei "Reibung" als letzten Song wurde im Publikum sogar regelrecht gerockt. Super Ohrwurm! Auch Klassiker wie "Reibung, Baby" und "Lila will heim" sind dabei. "Am gleichen Meer" und "Fotolabor" wurden darüber hinaus gespielt.
Ist ja auch kein Punk. Trotzdem eine sehr gelungene Abwechslung im Programm. Ein sehr toller Auftritt. Die Band hat Bock und ist super eingespielt. Um mich rum murmelt man "Das ist doch kein Punk mehr!" Aber dazu später mehr im Fazit.
Prosecco und Schnittchen gefällig? SCHROTTGRENZE haben mich bisher nie interessiert, heute find ich die aber tatsächlich ganz gut. Liegt vielleicht am Rahmenprogramm.
Wo fang ich an...habe vor knapp 10 Jahren selber n paar Mal die "Ehre" gehabt mit meiner damaligen Band die Killerpilze zu supporten. Damals spielten sie noch Musik, die fast in die Richtung Skatepunk ging. Mittlerweile ist davon ja nichts mehr zu hören - böse Zungen behaupten, das ist eine Entwicklung wie bei Schrottgrenze oder gar Turbostaat. Harhar.
Neee...scheisse bleibt scheisse..und Punk bleibt Punk oder watt? Mit der Nominierung der KILLERPILZE hat der Herr Schwers definitiv für die Überraschung dieses PiP gesorgt. Im Anschluss dann die wohl kontroverseste Band des Line-ups, meine Damen und Herren: die KILLERPILZE!!! Sie sind wieder da! Vielleicht waren sie auch nie weg, ich hab das nicht so verfolgt.
Ich habe gar keine Fans gesehen. Generell ließen sich die Leute in der Halle in drei Kategorien unterteilen: Kategorie 1: Punker, dem scheißegal ist, was da gerade spielt, Pogo tanzt und feiert (knapp 1%). Kategorie 2: Punker, der sich übertrieben aufregt, Bier schmeißt, "Buh"-ruft und lieber Schleimkeim hören würde (ca. 20%). Kategorie 3: Mensch, der das Treiben aus Schaulustigkeit recht passiv aufnimmt, sich zwar nicht traut zu klatschen, aber auch nicht durch provokantes Verhalten auffallen will (knapp 80%).
Dochdoch, da waren Fans. Die haben sogar mitgesungen. Aber vielleicht sollte das auch nur eine übetriebene, ironisch gebrochene Darstellung eines Teenie-Fanboys/Fangirls sein. Jedenfalls machen sie sich mit ihrer Rockstarshow erstmal nicht so wirklich viele Freunde. Außer den Fans der ersten Stunde in der ersten Reihe. Wie alt waren die wohl zu den Hochzeiten der KILLERPILZE? Acht? Irgendwie sehen die immer noch so minderjährig aus...oder bin ich inzwischen einfach so alt, dass alles unter dreißig minderjährig aussieht?
Genau das ist es, was mir persönlich auf den Sack gegangen ist. Ich hätte den Jungs zugetraut, dass sie dem Publikum heute zeigen, dass sie auch Punk können. Die Songs zu spielen ohne diese ganze Scheiße wäre gut gewesen. Denn es gab beim Punk im Pott dieses Jahr definitiv unpunkigere Musik.
Die sahen genauso geleckt aus (Sorry Gesa!) wie befürchtet. Die Musik fand ich stinkelangweilig, halt beliebig..nichtmal richtig schlecht. Aber die Show....manmanman. War doch wohl klar, dass ich mir damit hier nicht viele Freunde mache Wie dem auch sei. Die drei Jungs (am Bass übrigens der junge Patrick Swayze) haben keine Angst vor großen Gesten und lassen keine Rock'n'Roll Peinlichkeit aus. Von "Zeigt mir eure Hände", über Mitsingspielchen bis zu diesem albernen Hinhocken und Aufspringen ist alles dabei.
Ich zähle mich übrigens zur "Kategorie 3" und schau mir das Treiben wie ein Gaffer ohne Publikumsbeteiligung an. Hier liegt für mich auch das etwas Widersprüchliche an diesem Gig: Jeder regte sich im Vorfeld auf und pöbelte rum. Warum ist die Halle dann so gesteckt voll? Das war viel mehr als bei allen Bands vorher an diesem Tag. Warum sollte man solche Bands dann nicht mehr buchen, wenn die Meute zuschaut? Falls die Band so uninteressant sein sollte, bleibt doch aus der Halle draußen und sauft, wie bei Bands, die scheinbar Punk sind (siehe Brewers), dann aber vor fast leerer Hütte spielen müssen. Und natürlich auch das beliebte Partyspiel "Wall of death".
Kabl hat das ganze Spektakel schon sehr korrekt zusammmengefasst -allerdings ist das Ganze halt auch wie der berühmte Unfall auf der Autobahn. Einfach schrecklich, aber man muss trotzdem hingucken. Ich werde das Bild nicht vergessen, wie der Sänger auf seinem Gitarrenkoffer durchs Publikum surfen will, auf dem Weg zum Mischpult den dritten Becher Bier voll in die Fresse bekommt und dann einfach fallengelassen wird. Sämtliche Mitglieder von MKSIDH sitzen oben auf dem Balkon und halten sich erschrocken die Hände vors Gesicht :-) Soooo geil!
Sehe ich ähnlich. Der Auftritt hat dem Jo (Sänger) sicherlich ordentlich Stress bereitet. Bier in die Fresse, vom Stage-Dive runtergeprügelt, ständiges Gepöbel. Aber er zieht die Rockstarshow durch. Immerhin konsequent, wenn auch zu diesem Anlass, ich erwähnte es bereits, meiner Meinung nach etwas deplatziert. Ich könnte auch einfach rausgehen, aber irgendwie ist dieses Schauspiel zu faszinierend und ich überlege die ganze Zeit, ob ich das jetzt extrem peinlich, oder arschcool finden soll. Denn obwohl die Band eine Bierdusche nach der anderen abbekommt, ziehen sie ihr Ding souverän durch, ohne sich verunsichern zu lassen. So manche gestandene Showgröße hätte wahrscheinlich schon beleidigt die Bühne verlassen.
Der Lacher schlechthin: Der Kollege hier macht deutlich was er von der Band hält indem er schön blank zieht: Der Sänger aber recht schlagfertig ebenfalls die Buxe fallenlässt..man möge mir bitte Popcorn reichen...was ne geile Show!
Dem kann ich mich nur anschließen. Mich hat die Widersprüchlichkeit der vollen Halle und damit die "Pöbel- und Gafferfraktion" auf jeden Fall mehr gestört als die Band selbst. Der Erfolg gibt Alex Recht, weiterhin solch kontroverse Bands zu buchen. Fazit: Die Musik ist bei mir weiterhin unter "langweiliger Weichspülpoprock" abgespeichert und wird niemals den Weg in meinen Plattenschrank finden, aber live war das hier bei PUNK IM POTT auf jeden Fall unterhaltsam.
Trotz meiner Aversion gegenüber ihrer Musik möchte ich den KILLERPILZEN meinen tiefsten Respekt für ihren Auftritt aussprechen. Das hätten nicht viele durchgezogen, sich 30 Minuten bepöbeln, bewerfen und ausbuhen zu lassen. Alex hat mit der Einladung echt Eier bewiesen und zumindest gewisse Reize beim Publikum gesetzt. Gute Aktion!
Witzig, "traditionell-konservativ" wollte ich auch schreiben! Allerdings habe ich auch Zaunpfahl bisher immer ignoriert und auch nach diesem, durchaus sympathischen Auftritt werde ich mir wohl keine Platte von ihnen kaufen. Ich mag einfach keinen Deutschpunk. Was mache ich dann ausgerechnet hier? Siehe Tag 1. An dieser Stelle nochmal schöne Grüße an Lars und Maks! Jetzt aber wieder eine ganz traditionell-konservative Deutschpunkband: ZAUNPFAHL. Ich mag ihre Lieder und schaue mir den Auftritt daher gerne an. Es ist tatsächlich voller als bei den Killerpilzen.
ZAUNPFAHL ist eine dieser Bands, die ich mir nie solo angucken würde, die aber auf jedem Festivalauftritt beweist, dass sie für 40 Minuten immer ein recht hohes Hitrepertoire am Start hat. Hit jagt Hit. "Tote tanzen keinen Pogo", "Polizisten", "Baum gepflanzt", "Das Leben ist schön", "Musik" und wie sie alle heißen.
Ja, sympathische Herren. Übrigens ist nur noch Goethe von der alten Besetzung dabei, warum das so ist, weiß ich auch nicht, wohl persönliche Gründe. Egal - die drei haben großen Spaß an dem was sie da oben machen und das Publikum feiert jede Silbe.
Word! Halle mittlerweile übrigens richtig gut gefüllt. Absolut solider Auftritt der drei Herrschaften. Guter Gig ohne besondere Überraschungen von ZAUNPFAHL.
RANTANPLAN next on stage! Bis vor ein paar Jahren einer meiner Favoriten in Sachen Ska-Punk. Dann folgten das ein oder andere doch recht schwache Album. Die Toleranz gegenüber Ska sank zunehmend, so dass ich die Band irgendwann einfach aus den Augen verloren habe. Mal gucken, was sie heute Abend so anbieten.
Den ein oder anderen Hit kramen sie noch aus der Mottenkiste, ebenso wie eine wirklich gekonnte Show. Leider sind aber auch immer jede Menge Lückenfüller am Start, so dass ich den Auftritt allenfalls als ok bezeichnen würde. Natürlich rein subjektiv gesehen. Achja...RANTANPLAN. Hm, was soll ich sagen...ich mag einfach keinen Ska.
Was aber zugegebenermaßen ein verdammter Hit ist! Komme zum letzten Lied rein und das ist tatsächlich das einzige das ich kenne und auch recht gut finde. Hamburg 8 Grad Regen.
Korrekte Leute machen korrekte Musik, die aber einfach ein paar Jahre zuviel drauf hat. Danke, nächste Band bitte!
Gefällt nicht nur gut. Der Stil der Husumer hat ja auch zahlreiche andere hervorragende Bands beeinflusst uns gute Musik zu bescheren. Von daher immer wieder gern gesehen. Dann TURBOSTAAT. Wieder ne Band die mir sehr gut gefällt. Vor allem das erste Album "Flamingo" ist genial, davon wird heute leider nichts gespielt.
Äh, wie bitte? Roducheln? Und was ist ein "Harm Rochel"? Ein Husumer Slangausdruck, oder muß ich da die Buchstaben umstellen und es ergibt Sinn?
Weißt du jetzt warum ich dir die Liedernamen nicht nennen konnte? Kann sich doch kein Mensch merken, der kein Germanistikstudium inne hat. Dafür andere Hits wie "Ja, roducheln!", "Schwäne" oder "Harm Rochel". Gänsehaut wie immer bei "Husum, verdammt"!
Waren ja bestimmt kleine Biere...hatten wir schon die Statistik? 0,3 L Krombacher 2,50 Euro. Wieder hat man in der Halle den Eindruck, dass die Band vielen zu "unpunk" ist. Dennoch wird vorne gut getanzt. J. Ude, meine Begleitung, schläft im Stehen bei seinem 15. Bier ein.
Souveräner Auftritt mit ordentlich Druck, wobei ich mir n paar andere Songs gewünscht hätte. So ist das wohl. Macht dennoch immer wieder Spaß die Husumer zu hören.
Beim Schlagzeuger (endlich mal ein gutes Drummerbild!) fallen mir zwei Dinge auf: Erstens spielen TURBOSTAAT immer mit super viel Hall auf den Drums. Hört sich gut an! Zweitens hat er eine wunderschöne Pläte im Laufe der Jahre bekommen. Wie alle werden nicht jünger :-)
Und immer wieder TURBOSTAAT. Ich weiß nicht, zum wie vielten Mal ich die Band jetzt sehe. Und immer unfreiwillig. Keine Ahnung, warum ich mit denen nicht warm werde, sonst mag ich diesen melancholischen Punk mit verschwurbelten Texten meistens sehr gern. Ich find auch so ungefähr jeden sogenannten Turbostaat-Klon gut, aber mit dem Mutterschiff komm ich nicht klar.
Reicht auch! Um 7 schellt der Wecker! Leider/Glücklicherweise muss meine Mitfahrgelegenheit morgen arbeiten, so dass wir uns nach knapp vierzig Minuten TURBOSTAAT auf den Heimweg begeben.
Hätte ja liebend gerne noch die DRITTE WAHL gesehen. Aber davor wären die Auftritte von ZSK (GÄHN!!) und SONDASCHULE (UFFTA; UFFTA! GÄHN!) gewesen, was nüchtern leider nicht tolerabel zu sein scheint. Genau wie am ersten Tag eine dezent falsche Slotauswahl im Line.up. Aber das mag ja jeder selber für sich entscheiden.
Nach Turbostaat gönnen wir uns noch 5-6 Lieder von ZSK, einer Band, die bisher immer relativ an mir vorbeigegangen ist. Die Halle platzt mittlerweile aus allen Nähten, der wilde Tanz geht bis zum Mischpult. Unglaublich, was hier gerade für eine Energie frei gesetzt wird.
Als dann zwei mir bekannte Stücke direkt in Folge gebolzt werden ("Küsst die Faschisten" und "Kein Mensch ist illegal") ärgere ich mich, dass ich nach mittlerweile doch 10 Stunden Turbinenhalle etwas kaputt bin. Das ist auch der Grund, warum wir es vorzeitig packen. ZSK waren in jedem Fall großartig.
Wir verpassen daher noch geschickt "SONDASCHULE" - aber, wenn ich Blasmusik hören will, dann fahr ich eher aufs Summer Breeze. "DRITTE WAHL" sah ich bereits im November in Augsburg und weiß, wie gut die Band vor allem live ist. Bleibt also das obligatorische Fazit. Großartige, mir lang im Gedächtnis bleibende Auftritte lieferten ab: MONSTERS OF LIEDERMACHING, EL FISH, MANN KACKT SICH IN DIE HOSE und SCHROTTGRENZE. Souverän, cool und sehenswert waren darüber hinaus: DIE SKEPTIKER, SLIME, THE BREWERS, ZAUNPFAHL, TURBOSTAAT und ZSK. Interessant und aus soziologischen Zwecken wertvoll fand ich die KILLERPILZE und das PUNKROCK-KARAOKE. Enttäuscht haben mich: DIE BULLEN, KOTZREIZ und DIE SUURBIERS. Nicht gesehen habe ich die restlichen. Meine Highlights waren also diesmal Menschen mit Akustikgitarren, eine Emopopband und eine Hardcore-Knüppel-Band. Ergo: Ich komm bei solch einer Bandauswahl nächstes Jahr gerne wieder! Es war ein sehr erfrischendes Festival!
Fazit? Eines der besten, weil abwechslungsreichsten PiP der letzten Jahre. Für jeden was dabei. Alex hat gemerkt, dass zwei Tage Deutschpunk in Dauerschleife auch dem besoffensten Irokesen irgendwann auf den Sack geht und holt sich jedes Jahr "auch mal andere Sachen" ins Haus. Bravo, sehr gut! Bin gespannt was er nächstes Jahr aus dem Hut zaubert! Mein Fazit: auch wenn das hier vielleicht nicht so rüberkommt, letzten Endes war es gar nicht so schlimm.