Beach Slang, Petal, 02.02.2016 in Münster, Sputnikhalle - Bericht von Fö & Schlossi
Beach Slang, 02.02.2016 in Münster
Mein Plan für dieses Jahr ist, mir möglichst nur Bands anzuschauen, die ich nicht schon drölftausend Mal gesehen habe. Gut, dass ich BEACH SLANG auf dem Groezrock verpasst hab, so muß ich meine Vorsätze nicht schon im Februar über Bord werfen. Nachdem wir Beach Slang letztes Jahr beim Groezrock aus Gründen um ein paar Minütchen verpasst haben, nun wieder die Chance! Außerdem war ich schon echt lange nicht mehr in Münster. Was eigentlich nicht schlimm ist. Aber ist mir grad so aufgefallen. Und ich war, was mir auch erst heute auffällt, noch nie im Sputnik-Café, immer nur in der Halle, weswegen ich auch etwas Angst hatte, der Laden sei etwas überdimensioniert (zumal in der Ankündigung auch von "Sputnikhalle" die Rede war), aber hier isses nett. Man kommt rein und es riecht angenehm nach Knoblauch. Wie wäre das wohl, wenn man den Pizzaofen an das andere Ende gebaut hätte und dafür das Klo neben den Eingang? Naja, egal.
Geht los mit PETAL. Petal ist diese junge Dame hier, zumindest ist sie das auf dieser Tour, da sonst eigentlich auch ne Band dazu gehört. Heute also "nur" ne Soloshow. Irgendwie ganz nett, aber irgendwie auch ziemlich unspektakulär. Mich packt das nicht so wirklich
Als ich Fö was von Soloshow faseln höre, gerate ich in Panik. Wenn da jetzt so'n weinerlicher Typ mit Akkkustikgitarre auftritt, der tieftraurige Lieder darüber singt, wie schlecht es ihm geht, muß ich brechen.
Pankseidank! Es ist eine Frau. Und die Gitarre ist nur halbakustisch und verkabelt. Die Texte sind bestimmt auch total positiv und selbstermächtigend und so. Auf jeden Fall ist ein Cover von Prince dabei. Ich find's ganz gut, vielleicht liegt das aber auch nur an meiner unendlichen Erleichterung, mir jetzt keine jammernden Männer anhören zu müssen.
Am Ende gibts dann doch noch ne halbe Band, als Teile von Beach Slang sich an Schlagzeug und später Bass gesellen. Das find ich schon besser. Ich bin so intolerant. Aber plötzlich, so mit Band dabei, klingen die Lieder direkt ganz anders und ich entdecke sogar sowas wie Melodien.
Den Hype kann ich nicht ganz nachvollziehen, sicher ist "The things we do..." ein gutes Album, aber es ist ja nicht so, als hätten BEACH SLANG einen noch nie da gewesenen Sound kreiert. Dann: BEACH SLANG! Die flossen ja im vergangenen Jahr eifrig durch die Hype-Gazetten des Landes, irgendwie auch ein wenig zu Recht, zumindest gibt es Schlimmeres. Und ganz so "fett" sind sie glücklicherweise noch nicht. Ist trotzdem ganz gut gefüllt hier.
Mir hat der Gesang auf Platte gar nicht mal so gut gefallen, daher bin ich ganz froh, dass live weitestgehend auf Effekteschnickschnack verzichtet wird. Klingt auch gleich viel besser. Das erste, das mir an Beach Slang auffällt: Die "Frisur" des Sängers. Das zweite: Die Stimme. Die hat nämlich plötzlich viel weniger Hall als von Platte - muss man sich dran gewöhnen. Aber dachte ich vorher, gerade der Hall würde den "eigenen" Sound von Beach Slang ausmachen, bin ich mir nach dem Liveerlebnis gar nicht mehr so sicher, das war nämlich auch formidabel!
Zwischendurch erzählt er auch immer wieder kleine Anekdötchen aus dem Tourleben, zum Beispiel, dass man wenig isst und viel trinkt, was ihn kurz darauf auf die Idee bringt, ein Diätbuch auf den Markt zu bringen. Vor allen Dingen einfach "punkiger" als wie von Platte. Dazu gehört auch, dass hier keine standard durchgeprobte Rock-Show serviert wird (wenn doch, fänd ich das eigentlich noch witziger), weil Sänger James nun wirklich nicht auf den Mund gefallen ist und mit zunehmendem Ablauf des Abends gesprächiger wird. Könnte auch an der Literpulle Bier liegen, die er sich da rein zieht.
Außerdem stellt er fest, dass er mit seiner Samtjacke und der Frisur aussieht wie eine Kreuzung aus Marc Bolan und Harry Potter. Very entertaining. Aber so oft, wie BEACH SLANG zwischen den einzelnen Songs ihre Instrumente stimmen, ist es vielleicht auch ganz gut, einen Frontmann zu haben, der gut quatschen kann.
Heul doch, du Lutscher! Ein halbes Sprungfoto. Die Fotografin hat es vorgezogen, keine Kamera mitzunehmen, also zog ich es vor, nur halbe Fotos zu machen. Fair, oder?
Nun zu meiner Lieblings-Disziplin: Dem mündigen Leser erläutern, was Beach Slang für Musik machen. Uhuhuhu! Nachdem man ja neuerdings aufs Maul kriegt, wenn man unangemessene Bandvergleiche bringt, weiß ich gar nicht was ich da sagen soll. Es ist natürlich schon irgendwie Punkrock, aber mit nem gewissen Indie-Post-Touch und einem Hang zu ausgeprägten Hymnen.
Oder keine Freunde haben. Oder keine Arme! Stell dir das mal vor! Ausgeprägte Hymnen unterschreib ich sofort. Wer bei Textzeilen wie "the night is alive, it's loud and I'm drunk" nicht das Bedürfnis hat bierselig seine Freunde zu umarmen und mit in die Luft gerecktem Zeigefinger laut mit zu gröhlen, der muß innerlich tot sein. Oder noch Auto fahren.
Dem Gitarristen sagt man nach, er könne auf Zuruf jedes existierende Gitarrenriff spielen, man muss ihm nur einen Song nennen. Witzig. So wirklich viele Songnennungen kamen nicht, aber die paar hat er echt ganz souverän gedeichselt.
Zum Ende hin scheiden sich die Geister. Die einen bemängeln die fehlende Ernsthaftigkeit und finden das Konzert zu lang, die anderen freuen sich über ein wenig dummes Rumgealber und dass die Band sich eben nicht allzu ernst nimmt. Ich zähle mich da eindeutig zu den Letzteren.
Gut, dann mach ich halt die Spaßbremse. Obwohl James Alex ein durchaus unterhaltsamer Typ ist, war es mir dann doch irgendwann zu viel des Guten, ich bin wohl eher von der "Halt's-Maul-und-spiel"-Fraktion. Zwei Zugaben, ein freundliches "Thank you, you've been a wonderful audience." (obwohl wir alle wissen, dass das gelogen ist) hätten für mich völlig ausgereicht.
Hits Hits Hits. Beach Slang haben ja nur Hits. Ein paar Coversongs streuen sie aber auch noch ein (Replacements "Bastards of Young", Jawbreaker "Boxcar" und noch irgendwat).
Und das "Boxcar"-Cover ist für mich auch das einzige, was den andauernden JAWBREAKER-Vergleich rechtfertigt. Nichts gegen BEACH SLANG, aber die klingen doch nicht wie JAWBREAKER. Niemand klingt wie JAWBREAKER. So!
Der Sänger merkt an, dass das hier ja unsere gemeinsame Bühne sei und wir doch auch mal was präsentieren könnten. Herr Bartträger hier folgt den Rufen, hält eine bierselige Predigt und endet mit synchronem Tusch der Band.