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Naive, Nord, Karlsson, 20.02.2016 in Düsseldorf, AK47 - Bericht von Fö

Naive, 20.02.2016 in Düsseldorf

Alternativen heute: rar gesäht. Man könnte nach Münster fahren und Fäkalbands gucken, oder nach Düsseldorf und Bands gucken, deren Namen mit N anfängt. Die Entscheidung fällt auf Letzteres, weil N ein schöner Buchstabe ist und ein Date mit Nat winkt, deren Namen ebenfalls mit N anfängt, und außerdem kommt Nils auch mit, dessen Namen, welch Wunder, mit N anfängt. Nanu!
Geht los mit NNNNORD. Wobei sie selbst die Betonung, glaube ich, auf das O legen. Kaum haben sie angefangen, flüstert Nat mir "Hipster" ins Ohr und verlässt den Raum. So habe ich mir das Date nun auch nicht vorgestellt.
Also date ich ab sofort nur noch Andreas Holz, dessen Name zwar nicht mit N beginnt, aber der immerhin in der Band Nord singt. Andi ist heute sichtlich gezeichnet von Leben, Krankheit und Nüchternheit. Auch nicht unbedingt beste Voraussetzungen für ein Date...
Holz erntet heute Szenenapplaus dafür, dass er erstmalig in seiner Geburtsstadt auf einer Bühne steht sowie dafür, dass er erstmalig nüchtern auf der Bühne steht. Ansonsten schaut er den ganzen Auftritt über irgendwie gequält, als würde ihm der Anblick des Publikums irgendwie körperliche Schmerzen zufügen. Diese arme, geschundene Seele!
Im AK gibt's ja wieder dieses lustige Schwarzlicht, cool! Lenkt aber irgendwie ab, wenn man während des Auftrittes damit beschäftigt ist, die im Schwarzlich grell leuchtenden Fussel von seiner Jacke zu pflücken. Nunja, genug der Reinlichkeit.
Der Auftritt von NORD: Okay. Gefielen mir zuletzt besser, auch wenn mir die Lieder mittlerweile eigentlich immer besser reingehen. Aber Holz lässt einfach zu wenig den Exzentriker raus, das kann die Band, obwohl sie, wie man munkelt, im Gegensatz zu ihm geprobt hat, einfach nicht retten.
Insgesamt: Okay. Für nen Opener ziemlich gut, für ne Band die man schon ein paar mal gesehen hat eher dürftig. Das Ding mit der Erwartungshaltung, ihr wisst. Habe ich schon erwähnt, was für Musik NORD machen? Nee? Dann lass ich's auch.
Megageiles Poster! Alle hin da!
Nächste Band. KARLSSON. Mir bisher kein Begriff. Interessieren mich auch nicht so wirklich, weil der Name nicht mit N anfängt. Narlsson wäre doch nun wirklich der schönere Name. Klingt nach fettem skandinavischem Doom-Crust, während KARLSSON eben ein typischer Indieband-Name ist.
KARLSSON machen übrigens Indie mit Hang zum Poprockpunk. Deutsche Texte. Vor 15 Jahren hätte mich das vielleicht noch begeistert, aber heute bin ich eher gelangweilt. Passiert eher selten, dass ich vorzeitig aus dem Raum gehe, aber heute habe ich einfach nicht die Muße, mir KARLSSON komplett zu geben.
Musik lässt sich ja manchmal ausblenden, aber es gibt Sachen, auf die reagiere ich allergisch. Zum Beispiel, wenn der Gitarrist den Fuß seitlich auf die Monitorbox stellt und so voll abrockend posiert. Nein, nicht er hier links, der trägt Zeitstrafe, der kann bleiben. Der andere, von dem ich keinen Bock hatte ein Foto zu machen. Nennt mich oberflächlich, aber, äh, ich gehe jetzt lieber.
Wieder rein zu NAIVE! Die fangen mit N an, kann also nur gut werden. Zuletzt gesehen im Klapperfeld zu Frankfurt, weswegen mich das Bühnenbild heute etwas irritiert. Wo ist die große breite Säule, die unweigerlich den Blick auf die Hälfte der Band versperrt? Achja, wir sind ja im AK, hier passt die Säule nicht rein. Muss mich trotzdem an den Anblick gewöhnen. Was bin ich doch ein Gewohnheitstier.
Trotz fehlender Säule gefallen mir Naive heute sogar noch ne Spur besser als "damals". Heute ist ja auch so ne Art Releaseparty für ihr Debütalbum, da muss man ja schließlich abliefern. Besagtes Album gibt es als LP am Merchstand oder als Download bei Bandcamp. Gebt euch das mal!
Musik ist so postiger Krams. Wave-Punk oder wie auch immer man das betiteln mag. Ein Genre, das ja derzeit gefühlt ne kleine Renaissance durchläuft und Musik, die ich mir vor 15 Jahren vermutlich noch nicht gegeben hätte. Dafür stellt hier keiner seinen (oder ihren) Fuß auf die Monitorbox.
Es schwingt ein leichter Hauch von düsterner Schwernis mit, der sich aber im lockeren und nahezu leichtfertig-tanzbaren Gesamtkonstrukt angenehm zurückhält. Trotz Schwarzlicht also keine Gruftie-Party heute!
Schöner Gitarrensound auch. Scheint, als könne der Gitarrist mit den Tretminen umgehen, die da vor seinen Füßen scharf geschaltet sind. Sehr halliges, aber stimmiges Geklimper. Gefällt mir, guter Auftritt, nix zu meckern!
Anschließend? Mein Date ist weg und die Band Nnnnord hat Platz im Bus. Ich bin mir noch unsicher, ob man im RE1 oder im Nord-Bus tiefer in die Abgründe menschlicher Betrunkenheitsstadien blicken kann, wird also Zeit für ein wenig Charakterstudie auf der ausufernden Fahrt. Aber dass Nord tatsächlich allen Ernstes auf der Rückfahrt von einem Punkkonzert in Düsseldorf ausgerechnet die Toten Hosen hören, verschlägt mir doch glatt den Atem. Wat sind das denn für Pseudos?

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