Operation Semtex, Muckrackers, 30.04.2016 in Schwerte, Rattenloch - Bericht von der Redaktion
Operation Semtex, 30.04.2016 in Schwerte
Ich freue mich heute besonders auf die durchaus mutige Bandzusammenstellung und hoffe, dass die MUCKRACKERS nicht schon wieder vor leeren Haus spielen. Sonst stehen heute ausschließlich Kumpels auf der Bühne, was einen feuchtfröhlichen Abend verspricht. So hab ich beim Warm Up einige Biere vorgelegt und ein schönes Pfeifkonzert mit einem 5:1 Heimsieg auf der Südtribühne erlebt. Im Rattenloch eingetroffen haben MUCKRACKERS schon aufgebaut, so dass ich direkt mit dem Soundcheck beginnen kann. Man kann ja von den antifaschistischen Oi!-Punks von Operation Semtex halten, was man möchte, aber wenn die im Rattenloch spielen, ist mit Abriss definitiv zu rechnen. Deswegen nichts wie hin, mal schauen, was der Abend so bringt.
Der Sound ist gecheckt und pünklich zu Beginn legt sich jemand mitten ins Rattenloch. Genaueres werde ich im Folgenden noch ausführen. Rattenloch in a nutshell. By the way: Es ist gerade mal 19.45 Uhr und die Ersten pennen natürlich schon wieder.
Irgenwann trifft es ziemlich gut. Hätten wir nicht vorne Bescheid gesagt, wäre so Manchen nicht aufgefallen, das im Rattenloch schon ne Band spielt. Die meisten standen im Eingangsbereich oder folgten der Musik aus der Konserve. Das nicht schlafende Publikum findet sich jedenfalls irgendwann im Bühnenraum ein und guckt sich die MUCKRACKERS an.
Ähnlich wie Dortmund / Ruhrpott war das Elsass / Lothringen für seine gute Braukunst und die höchste Dichte an Brauereien in Frankreich bekannt. Auch hier befinden sich heutzutage nur noch monopolisierte Konsumbraustätten, die zu Weltkonzernen gehören. Scheinbar bilden die von Zwen und mir herausgearbeiteten Gemeinsamkeiten einen guten Nährboden für Punkmusik. Die kommen aus Frankreich und sind in ihrer Region sehr vom Strukturwandel geprägt worden. Ähnlich wie bei uns im Ruhrpott haben da nämlich auch die ganzen Zechen zugemacht, was Arbeitslosigkeit und Sozialabbau zur Folge hatte. In Frankreich hat die Bevölkerung bei sowas aber bekanntlich mehr Feuer, als im verknöcherten Deutschland und genau davon ist die Musik des Trios inspiriert.
Die MUCKRACKERS bezeichen ihre Musik als Harschpunk und sind demnach im Genre Punk zu verorten. Auch für mich ist das eine sehr willkommene Abwechslung. Vom Genre her ist das Industrial mit Metal-Einflüssen. Geil, das kriegt man hier wirklich nicht so oft zu hören. Zugegeben, ich bin auch nicht so der Fan von Industrial, habe mich aber mal mit der Theorie dahinter auseinander gesetzt und freue mich heute auch mal was anderes hier im Pool zu hören.
Ganz cool ist auch, dass ich am Anfang dachte, dass mir das spätestens nach 10 Minuten zu eintönig wird und ich dann den Saal verlasse. Aber nichts da, irgendwie ziemlich fesselnd.
Schön finde ich, dass sie im Pool spielen. Beamer und Bühnenshow, die Performances mit Einlagen, die das Benutzen von Eisenketten und das Einschlagen auf eine Feuertonne beinhalten, tun ihr übriges.
Trotzdem hat sich das Rattenloch gut gefüllt. Witzig ist der Blick in die Menge. Der Großteil ist wohl doch wegen Operation Semtex hier und starrt jetzt entsetzt und verständnislos auf das Geschehen im Schwimmbecken.
Eins, zwei, drei Oberköper frei und los gehts mit OS. Der Schläfer hat sich trotz der harten Klänge der MUCKRACKERS nicht von der Stelle bewegt. Während dem Umbau hatte ich Mühe nicht ständig über ihn zu stolpern. Zumindest thematisch bleiben wir beim Thema Zechen: OPERATION SEMTEX sind dran. Ich muss leider sagen, dass ich den Großteil des Auftritts verpasse, weil ich Thekenschicht habe. Ist aber eigentlich auch egal, sehe ich die Band ja nun wahrlich nicht zum ersten Mal.
Gespielt werden auch ganz neue Songs, deren Namen ich vergessen habe, aber gut ins Ohr gingen. Sonst wurde als gespielt, was der Punker so kennt. Als ich reinkomme bekomme ich noch "Tach Chef", "Ruhrpott-Romantik", "Maschinengewehr" und noch ein oder zwei von den neueren Songs mit.
Während meiner Thekenschicht kommt übrigens ein Punker mit total zermatschter Nase an. Da war der Pogo doch wohl ziemlich rigoros. Karlotta steckt ihm kurzer Hand zwei Tampons in das blutige Irgendwas zwischen seinen Augen und dem Mund. 1A Problemlösung!
Der Schläfer liegt immer noch im Weg rum. Auf der Bühne liegt irgendwie ein Stiefel. Gerade als ich mich frage, wie dieser dahin kommt, kommt irgendein Sauerländer mit nur einem Schuh an den Füßen auf die Bühne getorkelt und greift sich den hier im Bild liegenden Schuh.
So langsam spieln SEMTEX ihre letzten Akkorde und siehe da ... der Schläfer wacht auf. Seitdem habe ich ihn auch nicht mehr gesichtet. Zwei geile Bands verschlafen und dafür noch Eintritt gezahlt. Guter Mann. Nicht das das noch zum Trend wird. 5€ sind ernorm günstig für einen Schlafplatz in einer Weltstadt wie Schwerte.