The Baboon Show, Kafvka, 12.05.2016 in Münster, Gleis 22 - Bericht von Fö, Kiki, Sackabreisser
The Baboon Show, 12.05.2016 in Münster
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Ich folge heute der Einladung meines Bruders nach Münster, er hat the Baboon Show noch nie gesehen, fand das letzte Album aber ziemlich gut und hat deswegen ein paar Karten besorgt. Ich habe die Schweden das letzte Mal glaub ich auf dem Ruhrpott Rodeo gesehen und kann mich an keinen schlechten Auftritt erinnern. Gerade der Auftritt auf dem Bierschinken Festival im FZW, bei dem Sängerin Cecilia hochschwanger komplett steil gegangen ist, ist mir gut in Erinnung geblieben. Wir kommen pünktlich zum Einlassbeginn am Gleis 22 an, vor dem schon einiges an Volk abhängt. Nachdem mir die letzten Shows mit immer gleichem Programm und auch recht ähnlicher Songauswahl der Schweden etwas schwerer runtergingen als zu Beginn der Band, hatte ich mit der Baboon Show eigentlich schon halb abgeschlossen. Das grandiose neue Album "
Ich finde Hip Hop mit Band statt Beats ja echt besser, aber bei Crossover kommen noch diese Dicke-Hose-Nuancen hinzu, da wkrieg ich echt zuviel!
Als ich im Vorfeld gelesen habe, dass die Vorband mit Crossover beschrieben wurde, hab ich schon die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Crossover ist ja mehr eine Beleidigung als eine Bezeichnung für Musik. Zudem ist der Bandname KAFVKA mal so richtig scheiße und hört sich schon nach Hipster-Kacke an. Zum Thema unnützes Zeug labern...das machen außer den Shitlers ja auch viele Hip Hop Bands. Wenn man da ne Gitarre zu spielt hieß das früher mal Crossover.
Ich bin zwischen fremdschämen und mit dem Fuß wippen hin und hergerissen. Der Sänger oder Rapper macht seinen Job eigentlich ganz gut. Ist aber überhaupt nicht meine Tasse Tee. Ich frage mich auch, wie die Band ins Vorprogramm von Baboon Show passt und komme zu dem Schluss: gar nicht! KAFVKA aus Berlin rappen zu Gitarrenmusik. Das ist ziemlich 90er. Aber irgendwie schon wieder so retro, dass es etwas amüsant wirkt. Besonders wenn man vor nahezu leerer Location den Animationsclown spielt.
Man versteht nur nicht wirklich viel von den Texten, in einer der Ansagen höre ich raus das es gegen Suff-Punks geht. Ich muss bei dem Ganzen sehr an Such a Surge denken. Super, die fand ich schon immer scheiße und hatte sie bereits gerade erfolgreich verdrängt. Zielpublikum: Leute, die so jung sind, dass sie nicht wissen, dass sowas früher schon nicht ernst genommen wurde. Mich erinnert das an ne Mischung aus H-Blockx und Kraftklub mit nem Schuss Berliner Hipster-Tum. Diese Art von Hipster, die so hip sind, dass sie über Hipster lästern.
Die Texte über beispielsweise Flüchtlinge oder Gentrifizierung wirken immerhin nicht ganz so von der Stange wie bei den ähnlich gelagerten Swiss & Die Anderen, und das Scherben-Cover "Rauch-Haus-Song" mit neuem Text gibt auch noch nen Schuss Credibility, aber so wirklich warm werde ich damit nicht.
Ein Scherben Cover hätte es von der Antilopen Gang nicht gegeben die warfen Ton Steine Scherben in einem Interview im Neuen Deutschland mal "Deutschtümelei" vor. Das nur mal so am Rande. Aber coole Punker (auch Quotenpunker) hören meiner Meinung nach eh keine Antilopengang ; ) Texte "fresh" und auf den Zeckenrap hörenden Quotenpunker (Hallo Antilopengang!) abgestimmt. Nett, aber nichts berauschendes.
In einem Song geht es um Kokain in der Kleinstadt und darum was man macht wenn keiner etwas hat? Klare Sache, in eine andere Stadt fahren und dort Koks kaufen oder andere lustige Drogen nehmen. Einfach mal über den Teller oder Spiegelrand schauen. Oder ist das alles nur doppeldeutig gemeint. Ich weiß es nicht, wenn nicht diese lärmende Metal-Musik im Hintergrund wäre könnte ich auch etwas verstehen.
Der Abturn am Ende (ich hoffe es war Ironie!): "Ihr könnt uns diesen Sommer bei Rock im Park, Rock am Ring usw. wieder sehen...."Ja, wenn ich zuviel Geld übrig hab und morgens um 11 Uhr schon vor der Bühne stehen würde, dann könnte ich das tun.
Schon der erste Song "Class War", einfach mal Quasi-Acapella dargeboten, zeigt: Da wurde mal wieder an der Bühnenshow gefeilt!
Geht ja gut los, starten gleich mit einem der besten Songs des neuen Albums. Die BABOON SHOW. Beginn mit fettem Intro. Eigentlich schon geil, dieser Rock Scheiß! Bei den SchwedInnen, die eigentlich immer in voll korrekten Läden und auf coolen Fetsivals spielen, kommt das einfach noch geil rüber.
Das Gleis 22 ist übrigens extrem voll. Ab Mitte des Ladens kann man die Protagonisten nur noch erkennen wenn man auf die Sitzbänke links klettert. Da ist aber zuwenig Platz für alle. Zudem sähe es wohl auch doof aus, wenn mehrere 100 Personen auf drei Bänken tanzen würden.
Wir befinden uns irgendwo in der Mitte und sehen in der Tat nur wenig von der Band. Tatsächlich bringt das neue Album auch live frischen Wind. Neues Set, neue Song-Variationen, saugut!
Ich glaube man nennt es "Traverse". "Alte verbogene Stahlrohre" trifft es aber auch. Immer wieder gut kommt im Gleis 22 die an der Bühne verlaufenden Streben der Licht-Aufhängung (wie heißt denn sowas?) an der Sängerin Cecilia oft herum turnt. So bekommt man sie dann auch mal in der Mitte zu sehen.
Die neuen Songs passen nahezu perfekt ins Programm, das zwar immer noch viele Mitklatschparts aufweist, allerdings doch sich auf das Wesentlich beschränkt: Ne richtig gute Rockshow abzuliefern. Die BABOON SHOW ist auch eine von den Bands die einfach immer Bock auf spielen hat.
Das Gleis 22 ist echt ein geiler Laden! Schön klein und kuschelig, zumindest vor der Bühne - wo sich so viele Leute quetschen und tummeln wie es der geringe Platz zulässt. Und wie da gefeiert wird! Auch die neuen Songs. Was ist "Working All Night And Day" denn bitte für ein Live-Kracher?
Am Besten gefiel mir sein "Rubbish Spanish". Wenn ich mal irgendwann wen brauche, der ne Revolution durch den Dschungel führt, werde ich Hakan anrufen.
Den passenden Bart und die passende Mütze für einen Guerillero hat er ja auch schon. Hakan beweist heute mehrfach seine Spanischskills...die Kubatour scheint Spuren hinterlassen zu haben
Im Gepäck haben sie übrigens auch ihre neue Platte in der limitierten Ausgabe mit der in Kuba aufgenommen "Havanna Sessions". Ist aber mehr etwas für Sammler, da es fast ausschließlich veröffentliche Songs enthält, denen Backgroundgesang und Percussions hinzugefügt wurden.
Aber auch "tonight" mit dem einprägsamen Gittarenlauf und dem coolen Solo am Ende. Die neuen Lieder fügen sich gut in das bestehende Set. Meine Favoriten sind "me, myself and I" und "work, work, work".
Sängerin Cecilia ist zum Ende hin ordentlich nass geschwitzt, da sie mal wieder auf der Bühne abgeht wie ein Flummi. Aber auch im Publikum macht sich so langsam eine dezente Feuchtigkeit breit.
Is ja auch warm da auf der Bühne...
Kurzer Fremdschämmoment, fand ich etwas zu Rockstar mäßig. War irgendwie "too much". Cecilia surft mal kurz auf einen Club Mate zum Tresen
So ist der Fremdschämmoment für mich auch schnell wieder vorbei und wir müssen wenigstens nicht warten bis sie mit ihrer Mate wieder an der Bühne ist. Während Cecilia ihre Flüssigkeitsreserven auffüllt, kann Håkan auch mal wieder ans Mikro und "Dig On" singen.
Und am Ende nochmal bei "Gareth" bei dem er den mittleren Teil des Lieds singt. Das
Disco Lied erinnert mich etwas Marilyn Manson meets Franz Ferdinand, weiß gar nicht warum. Ist das einzige Lied auf dem neuen Album was irgendwie nicht richtig rein läuft. Auch live wirkt es etwas deplatziert.
Ich bin ja immer etwas neidisch auf Niclas grandiose Kopfbedeckung. Mit der würde ich bestimmt ordentlich Eindruck beim Bäcker, Bewerbungsgespräch oder der nächsten Beerdigung schinden. Freunde wenn ihr das lest, wisst ihr was ihr mir zu nächsten Geburtstag schenken könnt. Jeder kriegt seinen Moment: Niclas am Keyboard für "The Hermit". Bisschen Disco-Sound für die Masse!
Ein paar Zugaben gibt es wie lautstark gefordert auch noch. Leider ist das schreckliche "Heidi Heidi Ho Ho" dabei, das mir mit seinem Partyzelt-Refrain und dem stumpfen AC/DC Gitarrenriff immer die Fußnägel hochrollen läßt. Das sieht dann wieder Tage lang scheiße aus und stört total beim Socken anziehen, deswegen mach ich mich auf den Weg zur Theke und zum Klo.
Geile Band, mit mal wieder richtig guter Show. Finde sie live immer noch ein wenig besser als auf Platte. Kenne momentan nur wenig Bands die so ein energiegeladenes Rock-Konzert spielen und dabei so demaßen sympathisch rüber kommen. Vollprofis mit Spaß an der Sache. Danke dafür! Bis demnächst! Was soll ich sagen: Schon oft gesehen und trotzdem immer wieder gut. Garant für nen erstklassigen Abend sindse allemal, vielleicht einfach nur jedes zweite Konzert mitnehmen. Dann macht die exzellente Show auch wieder viel mehr Bock! Heute wars mal wieder richtig gut!