The Bronx, Frank Carter & The Rattlesnakes, 11.07.2016 in Dortmund, FZW - Bericht von Schlossi & Fö
The Bronx, 11.07.2016 in Dortmund
Wenig geschlafen, bin total kaputt, das Wetter macht mich träge und dann auch noch Konzert. Ohman. Was für ein wunderbarer Tag! Alle noch offenen Rezensionen abgearbeitet, naja fast alle, endlich mit dieser nervigen Facharbeit angefangen und abends spielen THE BRONX im FZW. Läuft bei mir.
Die Bühne, auf der vor wenigen Tagen noch FRANK KREMER gesichtet wurde! Bevor die Jungs aus dem sonnigen Kalifornien die Bühne entern, gibt sich aber erstmal FRANK CARTER aus dem kalten England die Ehre.
Vor ein paar Jahren hat er schonmal hier gespielt, damals noch mit seiner alten Band GALLOWS. Von denen hat er sich ja wegen unüberbrückbarer musikalischer Differenzen getrennt, war dann kurz mit PURE LOVE unterwegs, scheint jetzt aber mit den RATTLESNAKES zu seiner schlechten Laune zurückgefunden zu haben.
Zumindest musikalisch, auf der Bühne gibt Mr. Carter den charmanten Entertainer. Bis zum Hals tätowiert und in ein ansprechendes Blumenmuster-Ensemble gekleidet. Kann auch nicht jeder tragen.
Damals spielte er mit Gallows im Vorprogramm von Razorlight. Kann ich mich noch dran erinnern, ich bin nicht hingegangen, weil ich den Fehler gemacht hab, vorher bei Razorlight reinzuhören. Ein wenig hab ichs später bereut. Mehr noch, als Frank Carter heute erzählt, der Razorlight-Frontmann sei damals im Circle Pit mitgelaufen. Das Dortmunder Publikum hat also einiges wieder gut zu machen...
Clubs mit Kapazitäten unter 500 sind Himmel. Damit hat er mich. Unter anderem erzählt er eine Geschichte zu seinem Trinkverhalten. Nach längerer Zeit der Abstinenz hat er damit vor einigen Jahren wieder angefangen, hat's aber nicht so ganz im Griff..."after two drinks god-status, after four drinks, I'm in hell."...kommt mir bekannt vor. Daraufhin sinniert er noch darüber, ob der Club im FZW eventuell das ewige Fegefeuer ist.
Achja, Musik machen Frank und seine Klapperschlangen zwischendurch übrigens auch. Ziemlich angepissten Hardcore-Punk, allerdings kann Frank Carter nicht nur wütend schreien, sondern beherrscht auch ruhigere Töne, so zum Beispiel bei "Beautiful Death", das er dem verstorbenen Vater seiner Frau widmet.
Groezrock letztens, aber Club-Shows sind ja eh immer besser. Und heute zeigt sich das FZW von seiner besten Seite. Gut gefüllt, guter Sound, keine unangenehmen Zeitgenossen, geht doch ey!
Wat soll ich sagen, die Rattlesnakes und ihr agiler Frontmann jagen mich mit vollstem Anlauf aus meiner Lethargie. Charisma, Musik, Show, alles vom Feinsten. Toppt auch den Auftritt beim
Das neue Album ist wohl fertig aufgenommen und eine Veröffentlichung für Januar anvisiert. Man darf gespannt sein! Scheint wohl doch ein längerlebiges Projekt zu sein als zuvor Pure Love. Zum Schluß gibt es noch einen Song mit dem wunderschönen Titel "I hate you". Ich bin hin und weg.
Warum hat mir denn niemand gesagt, wie großartig der Typ ist, dann hätte ich ihn mir auf dem Vainstream schon angeschaut. So bin ich nur kurz an der Bühne vorbei getorkelt, sah aus dem Augenwinkel irgendwas geblümtes und torkelte irritiert weiter.
Was ein grimmer Blick! Frank Carter und die Rattlesnakes legen schonmal ziemlich gut vor. Kann mir momentan kaum ne bessere Vorband für The Bronx wünschen. Da passt mal echt was zusammen!
Nach diesem fulminanten Opener geht es nach kurzer Verschnaufpause weiter mit THE BRONX. Zeremonienmeister Matt Caughthran geht erstmal direkt ins Publikum und gibt vom ersten Moment an Vollgas.
Da bleibt er auch direkt mal die ersten Songs und ist fortan als glatzköpfiger Felsen im Sturm der attackierenden Pogowütigen auszumachen.
Als erstes fällt mir auf, dass er heute seine Langhantel nicht dabei hat, naja, wahrscheinlich hat er vorher bereits in der Fight Lounge ausgiebig trainiert. Dafür kommen wir heute in den Genuss des zweiten Gitarristen, der es diesmal offensichtlich rechtzeitig zum Flughafen geschafft hat.
Hervorragende Songauswahl auch diesmal, von "Heart Attack American" und "White tar" über "Shitty future" bis "Too many devils" ein guter Querschnitt durch sämtliche Alben.
THE BRONX ist so eine Band, wo man einfach nicht still stehen KANN. Schon bei den ersten Tönen verfalle ich in ein tranceähnliches Voodoozucken, irgendwo zwischen Krampfanfall und Schattenboxen, aus dem ich auch erst nach dem letzten Lied wieder aufwache.
Ich möchte kurz anmerken: es ist Montag. Das FZW ist rappelvoll, man munkelt gar was von ausverkauft und die Leute tanzen und rennen und stagediven, als hätten sie sich am Wochenende geschont und nur auf diesen Moment gewartet. Großartige Stimmung und erfreulicherweise keine dummen Mixed-Martial-Arts-Pogo-Asis am Start.
Ohja. Alles super. Insbesondere auch die Besucher, selten erlebt man solch ein zuvorkommendes Publikum! Leute, die zwar wild brüllend und fuchtelnd mit voller Körpermasse ins Chaos stürzen, gleichzeitig aber auch diejenigen in Ruhe lassen, die einfach nur gemütlich mitwippen wollen. Unter Zeremoniemeister Matt sind wir eben alle Brüder und Schwestern.
So langsam wird es auch recht warm und gerade als ich überlege, warum man sich bei der ohnehin schon miesen Luft auch noch ne Zigarette anzündet, werde ich freundlich gefragt, ob mich das störe. Ich unterdrücke ein reflexartiges und an dieser Stelle völlig unangebrachtes "Es würde mich nicht mal stören, wenn ihr brennt" und beschränke mich auf ein knappes "Nö.". Heimlich freue ich mich darüber, dass von allen Umstehenden offensichtlich ausgerechnet ich autoritär genug aussehe, um um Erlaubnis gefragt zu werden.
Zwischendurch einfach mal die Perspektive wechseln, kurze Ansprache ans Volk, bestimmt irgendwas mit Liebe und Frieden und so und weiter ausrasten.
Hätte nicht gedacht, dass THE BRONX die Show vor drei Jahren im Skaters Palace noch toppen können, aber sie schaffen es mit Leichtigkeit. Anwärter für das beste Konzert des Jahres!