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Refuse Open Air: Total Chaos, Bambix, F*cking Angry, Auweia!, Rasta Knast, The Restarts, E-Egal, Pflasterstein, 30.07.2016 in Peine, UJZ - Bericht von Fö

Refuse Open Air, 30.07.2016 in Peine

Eigentlich hatte ich geplant, nach dem Spastic-Fest mal schön gepflegt nen Lauen zu machen und mich ausschließlich mit den Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten des Älterwerdens zu befassen. Das aber eigentlich nur, weil irgendwie in letzter Zeit die Fanzines voll sind mit Schreibern, die darüber schreiben, wie alt sie sind. Was ist da los, Leute? Wo bleibt der Nachwuchs? Kann die Jugend nur noch in Emojis und maximal 140 Zeichen schreiben? Nicht dass das qualitativ nen Unterschied zum Status Quo machen würde.
Egal, wo war ich stehen geblieben? Achja, beim "eigentlich". Es fährt ein Auto zum Refuse Open Air in Peine, in diesem Auto ist noch ein Platz frei, also spring ich rein.
Seit ich schreiben kann, warte ich darauf, endlich mal den Satz "Peine, Perle Niedersachsens" schreiben zu können. Das war eigentlich auch der einzige Grund, warum ich mal hier hin wollte. Oh Peine, Perle Niedersachsens.
Idyllisch hier, nech? Das Refuse Open Air hieß früher mal UJZ Peine Open Air und findet statt hinterm UJZ Peine. Es gibt einen überschaubaren und gemütlichen Campingplatz, auf dem wohl gestern schon gut vorgetrunken wurde, und auch das eigentliche Festgelände macht einen guten Eindruck.
Vom ganzen Drumherum bin ich ziemlich begeistert. Kein überflüssiges Kontrollieren am Einlass, Eintritt mit 18 Euro mehr als erschwinglich und Flaschenbier gibt's für 1,50. Auf mein Nachfragen wird sogar noch extra ne Pulle Alkoholfreies aus der hintersten Ecke des Kühllasters zutage gefördert. Sehr nett!
Erste Band: E-EGAL! Den Namen hab ich schonmal hier und da gelesen, aber nicht weiter beachtet, weil ich dachte, es sei lediglich die Begleitband von E-Aldi. Aber Pustekuchen, damit hat die Truppe nix zu tun. Ist eher die Begleitband von Plautzenotto. Kommen wohl aus der Gegend und machen so Deutschpunk mit allerlei Gedöns drin. Kürzlich haben sie ein Album veröffentlicht, kann man sich hier anhören.
Zum Auftakt ganz unterhaltsam, und auf den Mund gefallen sind sie auch nicht. Kann man machen. Der Sänger verteilt fleißig benutzte Taschentücher, falls wer am Montag nen gelben Schein braucht. Nett von ihm. Anscheinend ist er etwas verschnupft, kriegt die Texte aber noch ziemlich gut hin.
Hängen geblieben ist bei mir ein Lied über jemanden, der besoffen "Revolution" an seine Wand geschrieben hat und später einen Schrank davor gestellt hat, woraufhin da nur noch "Relution" stand, denn, Obacht, Refrain: "Du hast voll den kleinen Schrank". Ein Hit!
Noch eine Ansage ist mir im Gehör geblieben: "Hast du deine Kutte extra ausgezogen, damit dich deine Crustie-Freunde nicht erkennen wenn du zu Ska tanzt?"
Ja, es gab tatsächlich mal so Offbeat-Passagen und sogar Leute die (ohne Kutte) dazu getanzt haben. War aber noch okay. Also, für Offbeat.
Weniger Ska, mehr Wut. F*CKING ANGRY dürfen nun auf die Bühne! Ich bitte, ein besonderes Augenmerk auf die Shirts zu richten, die Bandmitglieder haben nämlich tatsächlich durchweg helle T-Shirts an. Das ist im Punkbereich ein absolutes Novum und geradezu revolutionär. Auf die Aufschrift von Chris' Shirt weise ich nicht extra hin, weil ich dann eventuell Freunde verliere. Oder zumindest er.
F*cking Angry begeistern jedenfalls wieder auf ganzer Linie. Ungefähr so muss Hardcore-Punk klingen, damit es mir gefällt.
Und so langsam werden sie ja auch etwas bekannter, zumindest tummeln sich ein paar feiernde Gestalten vor der Bühne. Jemand spricht Jochen und mich an, die Band sei ja noch so richtig "underground". Wir stellen dann aber fest, dass die Band nichtmal ebenerdig spielt, sondern auf erhöhter Bühne, womit sie eigentlich "overground" oder "aboveground" sind. Kurze Zeit später springt Sängerin Beckx für einen Song auf den Boden und ist somit "ground".
Geht weiter mit AUWEIA! Die sieht man ja alle Jubeljahre mal auf diversen Punkkonzerten, so wirklich vom Hocker hauen will mich die Musik aber nicht. Vielleicht, weil ich mit dem Liedgut nicht so wirklich vertraut bin. Ich muss aber zugeben, dass "Dat is Punk das raffst du nie" der Band schon frühzeitig Legendenstatus verpasst hat.
Unterhaltsam auch Sänger Ullah, der ein wenig wie für die Bühne gemacht wirkt, so wie er da rumstolziert und kiloweise Spaß in den Backen zu haben scheint.
Ich nutze die Gunst der Stunde und gönne mir an der "Fettluke" was zum Spachteln. Gute Preise, frisch zubereitet, was willste mehr!
Die Zuschauerzahlen sind, nunja, noch überschaubar. Genug, um das Gelände nicht leer aussehen zu lassen. Dabei ist das Line-Up doch echt ganz geil!
Es folgen TOTAL CHAOS. Das ist dann auch die Band, die mich vom Line-Up am Wenigsten interessiert. Auch schon ein paar Mal auf diversen Festivalbühnen gesehen, sind sie zwar meistens okay, aber irgendwie auch ziemlich gewöhnlich.
Immerhin legen sie Wert auf gutes Aussehen und astreines Abliefern. Letzteres verschafft mir (und euch!) dieses Sprungfoto.
Es folgen BAMBIX aus Holland! Zumindest aus Holland, wenn man Holland geographisch mal etwas weiter fasst als üblich. Aber Grenzen sind ja eh doof. Bambix gehen immer und überall, und so gerate ich auch heute wieder in dieses sinnliche Schwanken, das manche auch als "Tanzen" bezeichnen könnten.
Tolles Set, Hit auf Hit, kaum Pausen. Und dabei relativ ungeprobt, ist Drummer Caddy doch grad frisch vom Haifischstreicheln heimgekehrt. Aber er scheint immer noch zu wissen, an welchem Ende man die Sticks anpacken muss. Die Stücke kommen knackig und fast ohne Pausen - bis auf ein paar niederländische Sätze von Caddy und deutsche Sätze von Wick. Irgendwie hat die Band noch keine gemeinsame Sprache gefunden.
Im Hintergrund zu sehen: Der Typ, der da aufm Drumpodest sitzt und grinsend auf sein Mobiltelefon stiert. Dies tat er so ziemlich bei jeder Band des heutigen Tages und fand da enormen Gefallen dran. Anstatt ihn runter zu jagen, wird ihm ab und zu mal über den Kopf gestreichelt. Nettes Festival.
Und die anderen Gäste? Tanzen fleißig Ringelreih und erfreuen sich des herrlichen Liedguts von der Bühne. Ab und zu werden sich auch Lieder gewünscht, aber die Setlist lässt das eher selten zu.
Beste Szene aber eigentlich, als die Band nach dem Auftritt für eine Zugabe zurück auf die Bühne kommt - aber der Tonmensch anscheinend mal kurz Bratwurst essen ist und alle Regler runtergefahren hat. So müssen Bambix mal eben ein paar Minütchen blöd grinsend rumsitzen, bis wieder Saft auf den Kabeln ist.
Nach kurzer Pause weiter mit RASTA KNAST! Das nächste Highlight des Abends. Ebenso wie zuvor Bambix hab ich die eigentlich schon oft gesehen, kann sie aber immer wieder feiern. Tolle Hymnen, tolle Chöre, tolle Typen.
Zeit, ein wenig das zu machen, was sich bei Punkkonzerten ja anbietet: Grölend den Punkrockfinger in die Luft strecken. Andere zelebrieren ihre Begeisterung mit fleißigem in-andere-Leute-hineinrennen. Auch schön. Bei manchen Leuten bin ich mir allerdings nicht sicher, ob das Hineinrennen nicht doch eventuell alkoholinduziert sein könnte. Ist aber nur ne Vermutung.
Der Auftritt von Rasta Knast: Eigentlich wie immer. Man wechselt munter die Sängerposition, begeistert mit (O-Ton) "älteren älteren und neueren älteren Stücken", zwischendurch gibt's nen Schluck aus dem Trinkhorn eines Festivalbesuchers, von dem ich schon 3 Stunden zuvor dachte, er würde nicht mehr lange durchhalten. Peinenser scheinen sehr ausdauernd zu sein
Man sieht, es ist dunkel geworden! Wird also Zeit für den Scheiterhaufen, der auf keinem neuzeitlichen Punkfestival fehlen darf. In Peine weiß man halt noch, wie man richtig scheitert.
Nun aber weiter mit dem Headliner des Abends: THE RESTARTS! Auch hier gilt: Immer wieder gut. Energiegeladener Auftritt, packende Songs, brachiale Stimmgewalt aus zwei Goldkehlen. Und natürlich auch jede Menge politischer und sozialer Anspruch, was sich auch in den Ansagen bemerkbar macht.
Ich muss aber zugeben, dass die Engländer von Platte nicht ganz so bei mir zünden, weswegen ich mit dem Output der Band nicht ganz so vertraut bin. Live läuft das tatsächlich alles wunderbar rein, wird lediglich auf Dauer etwas eintönig.
Spaß hat die Band auch mit unserem Drumpodestsitzer - er wird als neues Bandmitglied vorgestellt, dessen Aufgabe es ist, faul zu wirken. Schafft er. Aber man wirft ihn dann doch aus der Band, als er sich mit einer Besucherin anlegt. Och.
Nun aber weiter mit dem Headliner des Abends! Oh, das schrieb ich ja grad schon. Aber was soll ich bloß zu PFLASTERSTEIN zu Papier bringen? Die Band kannte ich vorher gar nicht, aber als mir Gerüchte zugetragen werden, es handele sich um eine Schlachtrufe-BRD-Coverband mit Allerweltsliebling Bäppi am Gesang, bin ich dann doch sehr gespannt.
Tatsache, was für eine großartige Party! Da darf sogar der Rollstuhlfahrer ein paar Runden über unseren Köpfen drehen. Pflasterstein spielen den Soundtrack dazu und liefern einen Kultklassiker nach dem Nächsten. Großartig!
Dritte Wahl, Buttocks, Rawside, Wizo - unvergleichliche Liedauswahl, ich komm aus den Feiern gar nicht mehr raus. Terrorgruppe ist sogar zweimal dabei und ich erwische mich dabei, selbst bei Bands mitzusingen, bei denen ich heutzutage lieber verschämt wegschaue, sowas wie The Pig Must Die oder Dödelhaie.
Was hat vier Buchstaben und kann nicht zählen? ICH!
Etwas aus der Reihe, weil auf keinem Schlachtrufe-Sampler vertreten: EISENPIMMEL! Aber "Schwarzfahren und Saufen" passt einfach thematisch zu gut zum Wochenendticket, da wollen wir das mal durchgehen lassen. Zumal die Quoten-Bärbel (oder Quoten-Siggi?) den Gastgesang hervorragend meistert.
Das Geilste aber am Schluss, als die vereinten Punker sich in den Armen liegen und Aufbruchs "Abend in der Stadt" säuseln, dann und wann unterbrochen von Pennywise ihrer Bro Hymn, was sich irgendwie wunderbar ergänzt.
Zwischendurch noch ne Gasteinlage durch den original Schleimkeim-Sänger (oder so), bevor wieder das Schlachtrufe-Aushängeschild Pennywise dran glauben muss. Und zwar so lange, bis nun wirklich keiner mehr Bock hat. Was Alkohol so alles bewirken kann, Kerkerker!
Apropos Ker. Lars muss noch kehren, und zwar den Rilrec-Stand, weil er mit Maks irgendeinen Deal gemacht hat, den keiner versteht. Und so fragt uns Lars am nächsten Morgen höflich, ob wir ihn nicht beim Abbau helfen mögen. Unisono antworten unsere 4 Stimmen "Nein", und wir fahren heim.
Fazit: Das Refuse Open Air ist mal echt nen Besuch wert. Sehr sympathische Veranstaltung, schön gemütliche Größe, und wie man feiert weiß man hier auch. Definitiv in die Liste der coolen Festivals aufgenommen.

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UJZ Peine

03.08.2016 19:51
Haha..großartig :D
Da wir alle entweder zu beschäftigt/ zu betrunken / zu vergesslich den Fotoapparat mitzunehmen waren, würden wir uns über mehr von euren Fotos echt freuen! Hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr! Euer UJZ
knox

16.08.2016 09:30
liebes UJZ Peine
ich hab mehr Fotos grins
gucks du hier
http://www.knox-rotzloeffel.de/viewtopic.php?f=3&t=30953&p=198479#p198479

gibt sogar auch videos

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