Lulu & die Einhornfarm, Rattenscheiße, 03.09.2016 in Berlin, Kastanienkeller - Bericht von Philriss
Lulu & die Einhornfarm, 03.09.2016 in Berlin
Auf den kurzen Schock gibt es erst einmal einen Hopfensmoothie, wie die Jugend von heute zu sagen pflegt. Das Sterni für 1 Euro, das Berliner für 1,50 Euro - damit kann die Schmach schnell vergessen werden. Wer hätte damit gerechnet, dass Mädchen so hart hauen können. Rattenscheiße müssen ebenfalls gehauen worden sein. Sie bringen sich gleich einen ganzen Kasten mit auf die Bühne.
Relativ schnell wird klar, dass es sich dabei jedoch um Teil des ausgeklügelten Bandkonzepts handelt. Das Trio trinkt auf der Bühne zehn Bier und zwischendurch spielen sie immer einen Song. Warum ist da noch keine andere Band drauf gekommen? Thematisch orientieren sich die Texte zudem an der Hauptbühnenperformance: biertrinken.
Rattenscheiße haben sogar Fans dabei, die zum Biertrinken und Rasselschwingen mit auf die Bühne dürfen. Die Musik ist ausgefeilt, die Ansagen sind ekstasisch und das Publikum versucht mit dem Bierkonsum mitzuhalten. Das sind interessante und äußerst unterhaltsame 30 Minuten. Entweder man hasst sie danach oder man ist verliebt.
Aus diesem Grund passen sie auch so wunderbar zum heutigen Hauptact, Lulu & die Einhornfarm. Liebe scheint nunmal eines der Hauptthemen des neuen Albums "Ihr seid alle Scheiße" zu sein. Und damit wird auch dem Publikum sehr viel Liebe entgegen gebracht.
Das Album macht wirklich Spaß. Tenpints hat ja eine - ich sach mal - interessante Rezension verfasst, die durchaus Neugierde auf die Titel weckt. Daher habe ich mir die Scheibe noch kurz vor meiner Abfahrt angehört und bin begeistert: knackige Textpassagen und mitreißende Schrammelmucke ergeben einfach sehr viele Hits.
Natürlich habe ich das Album nicht nur zum Selbstzweck gehört. Vor dem Konzert durfte ich Lulu und Fabi zum Interview bitten. Dieses findet ihr schon sehr bald exklusiv hier bei Bierschinken. Seid gespannt.
Lulu hat wie gewohnt die Bühne und das Publikum im Griff. Viele der Anwesenden sind bereits textsicher, einigen werden Songs gewidmet. Und dann wieder entwidmet. Applaus gibt es vermehrt für Lulus Mama. Diese wurde erst vor kurzem 60, sieht aber aus wie 50 und schaut sich das Spektakel von der Empore dieser Kellerlocation an. Ja richtig. Es gibt hier einen Empore.
Obwohl sich die Boys meistens dezent im dunkleren Teil der Bühne bewegen, soll ihnen mit diesem Foto Tribut gezollt werden. Astreine Performance. Echelmeyer darf sogar das ein oder andere mal bei den Ansagen einen Hinweis geben. Wortführerin bleibt allerdings die Frontfrau.
Es wird gehüpft, getanzt, gelacht, geschunkelt. Nur eine Polonaise findet nicht statt. Die Luftballons tanzen durch den Raum. Bier wird getrunken, geworfen, wild verteilt und auf die Empore geschmissen. Wild.
Ein gewohnt sehr guter Auftritt und ingesamt ein tolles Konzert. Zwei Bands, wie sie bessere Unterhaltung auf engstem Raum kaum bieten könnten. Meinem Ohr geht es mittlerweile ebenfalls besser. Vermutlich hilft laute Musik eben doch.
Zum Abschluss entern Rattenscheiße nochmal die Bühne, spielen Lulus Zugabe und bedanken sich dann auch artig in deren Namen. Gut erzogen sind die Jungs also auch.
Für solche Konzerte kann man schon mal seine normale Nachbarschaft verlassen. Der Kastanienkeller hat sehr viel Spaß gemacht und ist eine großartige Konzertlocation. Davon sollten sich in Zukunft ruhig mehr Leute persönlich überzeugen. Rattenscheiße sind super, hoffentlich gibt es noch mehr solcher Konzerte. Und wer "Ihr seid alle Scheiße" noch nicht hat, der ist scheiße.