DosenKlang Festival: Knochenfabrik, Fahnenflucht, The Escalator Haters, Team Sondermodelle, 29.10.2016 in Wetzikon (CH), Kulturfabrik - Bericht von Fö
DosenKlang Festival, 29.10.2016 in Wetzikon (CH)
Aber zunächst mal die Fahrt hinter uns bringen. Kaum passieren wir die Grenze zur Schweiz, bieten sich uns herrliche Panoramen auf die hiesige Bergwelt. Warum hab ich bloß meine Wanderschuhe nicht eingepackt! Aber dafür bleibt ja eh keine Zeit...
Die Kulturfabrik ist ein wunderschöner Komplex mit diversen Wohneinheiten, Bauwagenplatz und natürlich dem namensgebenden Kulturbetrieb. Alleine für die Führung über das Gelände hat sich die Anreise gelohnt.
Nach leckerer Speisung erwartet uns die erste Band: TEAM SONDERMODELLE. Was, wer? Die waren doch gar nicht angekündigt! Eigentlich sollten unsere Freunde von Missstand spielen, auf deren dumme Gesichter ich mich sehr gefreut hatte. Sie mussten aber leider wegen Krankheit kurzfristig absagen. Dafür nun diese heitere Kombo.
Team Sondermodelle kommen aus der Nähe, nämlich aus Winterthur, und machen so Oi!-Musik. Viel Ohoho-Gegröle, Lieder über Saufisaufi, und ein paar Coversongs. Hätte uns schlimmer treffen können, aber Oi ist nunmal weniger mein musikalisches Steckenpferd.
Keine Ahnung was so gecovert wurde, dazu stecke ich zu wenig in der Materie. Aber an die Misfits kann ich mich erinnern, das kam ganz gut. Wenn auch nicht ganz so erfrischend wie gestern. Scheint derzeit in zu sein, Misfits zu covern, oder?
THE ESCALATOR HATERS haben nicht nur einen voll tollen Namen, sondern gehen auch musikalisch besser rein. So 77er Punk. Bisschen Powerpop hier, bisschen Garage da, echt ganz schön!
Einziges Manko: Da ich kein Lied kenne, klingt das für mich alles irgendwann ziemlich gleich, da fehlt mir die Abwechslung. Die Ansagen werden in Schwyzerdütsch dargeboten, was es auch nicht einfacher macht, dem Treiben zu folgen.
Aber soweit ne runde Sache! Allzu lange verweile ich eh nicht vor der Bühne, ich hol mir lieber noch nen O-Saft und widme mich dem Merch-Stand.
Ein harter Job, hier am Merch. Die von uns feilgebotenen Devotionalien sind eh ziemlich dezimiert und gegen das gigantische Arsenal vom Fahnenflucht-Stand sehen wir aus wie ein Bauchladenverkäufer in der Mittagspause. Dafür geht es hier ganz witzig zu.
Leider befindet sich der Merchstand in einem anderen Flügel des weitreichenden Gebäudes und der ohnehin auf einem angenehmen Level gepegelte Sound schafft nur schwer den Lauf durch die Gänge, so dass wir nur mit Mühe und Not hören können, ob überhaupt gerade ne Band spielt.
Natürlich schleiche ich mich trotzdem kurz rüber, um der KNOCHENFABRIK zu lauschen. Claus erzählt gerade, dass er seine Stimme verloren hat und ich bekomme tatsächlich Angst, dass er jetzt auch noch anfängt, auf jedem Konzert das gleiche zu erzählen (siehe gestern).
Aber Pustekuchen, das war der Wahrheit! Seine Stimme ist tatsächlich ziemlich dünn und krächzig. 1-2 Becher Bier später geht's dann aber wieder. Ein Glück! Dafür hapert's hier und da mal an Textkenntnissen, aber wer will denn kleinlich sein.
Zurück am Merchstand tauchen diverse verrückte potenzielle Käufer auf. Irgendwas muss hier in der Schweiz doch im Trinkwasser sein! Nicht nur, dass man so schon nichts versteht, weil sie betrunken sind und zudem einen schwer verständlichen Dialekt pflegen, sie scheinen auch immer genau das Gegenteil von dem zu meinen, was man glaubt zu verstehen.
Lieber wieder zurück zur Bühne, hier versteht man wenigstens wieder die Welt. Da hier keiner Manfred Krug zu kennen scheint, finden Achim und Claus ein anderes Thema - und outen sich als große Krokus-Fans. So versuchen sie ein ums andere Mal, die Schweizer mit einem Coversong aus der Reserve zu locken. Klappt so leidlich, die Knochenfabrik-Stücke scheinen dem Publikum geläufiger zu sein.
Zudem wird Claus mit Bier und einem Zollstock beworfen - beides Sachen, mit denen er so einiges anfangen kann. Eine Gitarre bauen beispielsweise. Man merkt, ein ziemlich ausuferndes Knochenfabrik-Konzert, das lediglich durch den Zeitplan etwas gebremst wird.
Ein Typ am Merchstand will die EP zunächst gegen seinen Ausweis und später gegen eine tragbare Festplatte tauschen. Ein anderer ist ganz erstaunt, dass die EP eine Schallplatte ist, weil er so kleine Schallplatten noch nie gesehen hat. Dann wär da noch der Typ, der schwankend seinen vollen Bierbecher über der Auslegware balanciert und sauer wird, weil ich auf einen 200-Franken-Schein nicht wechseln kann. Was man nicht so alles erlebt!
Eine Band spielt noch: FAHNENFLUCHT! Mir fällt auf, dass ich die Band echt lange nicht mehr gehört, geschweige denn live gesehen habe, so dass mir das Material nicht ganz so vertraut ist - schade eigentlich. Aber dafür feiert der Rest des Publikums ganz gut.
Solider Auftritt, der mir lediglich etwas zu runtergespult vorkommt, als wäre jeder einzelne Move zuvor im Proberaum geübt worden. Professionalität ist der Punk sein Tod, Leute!
Ansonsten hab ich aber nicht wirklich was zu meckern. Wortgewaltiger Deutschpunk mit der nötigen Portion Härte und Wut, so prangert man diverse Missstände an (aber nicht die Band Missstand, obwohl sie abgesagt haben) und auch sonst wird ganz gut ausgeteilt.