Ein gutes Pferd // Teenage Hate, 29.10.2016 in Hamburg

"Es gibt Leute, die sind nicht treu; Ich bin treu!"
Der Chef dieses Saftladens hier stellte vor einigen Tagen auf einer überregionalen Social-Media-Plattform sein Bedürfnis zur Schau, dass sich irgendwer gefälligst dazu genötigt fühlen soll, Samstags nach Hamburch zu gurken, um sich EIN GUTES PFERD und TEENAGE HATE im Störke reinzuziehen, beschissene Fotos zu machen und dann auch noch irgendwelchen Szenezombies zu erzählen, wat man davon hält, ohne dass irgendwer gefragt hat.
Der, die, das Brain und ich waren so doof wirklich hoch zu fahren, sogar schon einen Tag früher, um uns entsprechend vorzubereiten. Zu allem Überfluss und aus Integritäts-Gründen, schreibe ich diesen Bericht tags drauf aus einem renommierten Hamburger Tattoo Studio. Alles nur,damit der Chef mir nicht den dritten Monat in Folge meinen Lohn vorenthält, obwohl die Doitschland GmbH immer pünktlich zahlt.

Los gehts mit EIN GUTES PFERD um sympathische 22:30 Uhr. Klar, bei nur zwei Bands ergibt das natürlich Sinn. Im Allgemeinen bin ich ja sowieso der Meinung, dass Punk den Kampf um Nachwuchsmenschenmaterial nur dann gewinnen kann, wenn endlich verstanden wird, dass Konzerte viel, viel später anfangen müssen und auf jeden Fall auch nicht vor Mittag des drauf folgenden Tages enden dürfen.

EIN GUTES PFERD spielen sich mit ziemlich angenehm abwechslungsreichen Songs durch ihre beiden bisherigen zwei Alben "Konferenzder Verwirrten" und "Robotertauben". Leider versteh ich nicht viel von dem was textlich passiert, musikalisch sagt mir das hier aber absolut zu. Is insgesamt auf jeden Fall immer wieder schön zackig, weswegen ich das "emo" in der Selbstbezeichnung"emo-flavoured Punkrock" nicht all zu hoch hängen würde.
Einziger Minuspunkt ist für mich mit über 45 Minuten einzig die Länge der Darbietung, was vielleicht aber auch an meiner Aufmerksamkeitsspanne liegen mag. Der, die, das Brain fands auch zu lang.

Als zweites spielen TEENAGE HATE.Wollte den Hamburger Vierer schon mal im März im Linken Zentrum in Düsseldorf mit 'Krank' und 'Abfukk' sehen. War eines der beschissensten Konzerte auf dem ich je war. 'Abfukk' sind kurzfristig gar nicht erst angereist, und 'Krank' und TEENAGE HATE haben zusammen gewürfelt zwei super kurze Sets gespielt, weil aus beiden Bands irgendwelche Leute krank (Thaah!) waren und so irgendwie die ganze Zeit die gleichen Leute auf der Bühne standen. Der, die, das Brain fands auch furchtbar.

Auch heute scheints nicht so richtig gut zu laufen. Nach vier Songs ist gefühlte sechs Mal die Gitarre ausgefallen und mit zunehmendem Verlauf gibt auch das Mikro mehr und mehr seinen Geist auf, bzw. das Kabel. Gut daran: Sänger Sepp scheints nicht wirklich zu bemerken. Kann sein, dass mich das alles negativ beeinflusst, aber ich kann zumindest der ersten Hälfte des Sets nicht viel abgewinnen. Auf irgend eine Art wirken TEENAGE HATE heute nicht wirklich so als wenn sie Bock hätten, was ich komisch finde, zumal das hier ihre allerletzte Show ist.

Im Störte ist es mit mittlerweile über 160 Menschen proppevoll, aber bis auf einen stetig motiviert Konfetti-werfenden Besucher, kommt nicht so richtig Stimmung auf. Ich hole mir mein letztes 1312 Sabotage Pils, was mir (noch) nicht schmeckt, aber so geil aussieht, dass ich nicht die Finger davon lassen mag. (Achtung: unterstützenswert!)

Gegen Ende scheinen sich TEENAGE HATE besser eingespielt zu haben und bieten eigentlich ganz ansprechenden, schnellen, roughen Hardcore-Punk mit rotzig-nöligem Gesang. Ich erinner mich,dass ich in den letzten 2 Jahren immer mal wieder reingehört habe, aber nie groß was hängen blieb. Trotzdem keine unsympathische Vorstellung, zumal das Ganze dann doch auch mit der nötigen Ironie genommen wird. Dem aufstrebenden Tattoodude hier im Shop ist noch wichtig zu erwähnen, dass der Gitarrist"extrem cute" ist. Tschüss Hamburch; Chef, Kohle her!

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