Bernd Begemann, 25.11.2016 in Dortmund, Sissikingkong - Bericht...

Das erste Mal hatte ich mit Bernd Begemann zu tun, als mich das von ihm produzierte erste Superpunk Album wegfegte wie das Laubgebläse eines gewissenhaften Straßenkehrers einen Haufen bunter herbstlicher Laubblätter. Randnotiz, dachte ich, dann heißt der Produzent halt Bernd. Dann las ich einen Verriss in einem unsympathischen Indiepopmagazin aus Dortmund über ein Album von Bernd Begemann und seiner Band DIE BEFREIUNG. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab mich noch nie wirklich mit Bernd Begemann beschäftigt bis zu diesem Konzert, zu dem ich mitgenommen wurde. "Wird dir gefallen, wenn dir das nicht gefällt fress' ich einen Besen". Zum Glück hab ich das sehen wollen und kam mit.

Zum Glück wollte auch mein Chef ein Häkchen auf seiner To-Do-Liste des Lebens hinter "Bernd Begemann live sehen" machen und so begab es sich, das er mir anbot ein paar Fotos für diesen Bericht zu schießen. Währenddessen im Keller des Sissikingkongs: Begemann betritt unter tosendem Applaus die Bühne.

Erster Song kommt aus der Konserve und er singt ein wenig drüber. Der Soundmann pegelt ein und ich versteh kein Wort, stehe aber außerordentlich auf die Art und Weise wie sich der rundliche Anfangfünfziger bewegt. Showmastermove, Powermove, Zeigefinger, Hüftschwung und Bellydance, Alles vom Feinsten.

Das SissiKingKong ist ein schlauchförmiger Kellerbereich in schwarz und schlicht. Oben im Laden steht eine filmreife Bar und es gibt die Möglichkeit Essen zu bestellen wie ein waschechter Hipster. Rucola an Grünkerngnocchi mit Salbeitartar. Ich kanns nur empfehlen.

Empfehlen kann ich aber auch den Künstler. Er scheint die Lieder mit dem Gesicht zu spielen. Da zucken die Augenbrauen, Mundwinkel und eigentlich alle Zellen im vorderen Kopfbereich jeden Einzelton der WahWah Gitarre mit. Ab dem zweiten Song gibts eigentlich hauptsächlich Begleitung der Stromgitare, zwischendrin macht Bernd immer mal wieder seinen MP3-Player an und singt ein bisschen Halbplayback. Großartig!

Die Lieder tragen so Namen wie "Wir sind gut im Bett, leider nirgendwo anders", "lila Twingo" oder "Fernsehen mit deiner Schwester". Manche Songs spielt Begemann auch nur an und bricht dann ab um irgendeinen Bullshit zu erzählen. Ich versuche O-Töne zu sammeln, es sind aber zu viele Genialitäten. Alles vorgetragen mit der Stimme des Kerls der in den frühen 00er Jahren die ganzen US-Dauerwerbesendungen auf Deutsch synchronisiert hat. Ach doch, ein wenn auch mittelmäßiger O-Ton: "Wenn ihr einen glücklichen Mann jetzt alt machen wollt, gebts mir normal, Ruhrgebiet" Den ersten Teil kann man sich mal merken find ich.

Ja so geht das stundenlang weiter. Begemann ist sich sicher, das die Onkelz neben an in der Westfalenhalle nicht ausverkauft haben, so wie er das SissiKingKong. In Hinblick auf dieses Großereignis mit Kevin spielt er den jazzy funky Gassenhauer "Nazi Tattoo Papa". Video davon finden Sie hier.

Nach drei Stunden Programm, in denen zum Glück noch ausgiebig über die behämmerte Walking Dead Serie abgelästert wird, pennt meine Begleitung auf der Treppe neben dem Klo ein. Ein besorgter Herr im Anzug weckt sie und fragt ob denn alles ok sei. Sie merkt an, beim letzten Mal wäre der Saal bestuhlt gewesen und das wäre ihr gut bekommen. Heute geht das nicht, sagt der Mann, denn es ist ausverkauft und der durchschnittliche Bernd Begemann Fan ist beleibter im Ganzen und brauch daher den Platz der Bestuhlung für sich selbst. Kompliziert, aber ok. Mir tut der Rücken aber auch schon bisschen weh. Tschüss Bernd, wir machen polnischen Abgang.

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