The Sentiments, Folivora, 26.11.2016 in Dortmund, Unten LinX - Bericht von Zwen & Fö
The Sentiments, 26.11.2016 in Dortmund
Die Sentiments hab ich mal irgendwann im Rattenloch gesehen und für ziemlich okay befunden. Kann man sich also geben! Von der anderen Band des Abends, Folivora, hab ich hingegen noch nie was gehört. Was auch cool ist, ich freu mich ja immer über neue Bands. Sentiments...da hatte ich doch mal was von aufm Tisch liegen. Ach ja,
Die Blicke waren echt gleichzeitig böse und total leer, als würde ihm der Ausfluss schon das Bein runterlaufen. Herrlich! Ich glaube der Sänger von den SENTIMENTS hat auch Magen-Darm. Anders kann ich mir diesen Gesichtsausdruck nicht erklären. Trotzdem zieht er den Auftritt tapfer durch. Kann aber auch nicht still halten und bewegt sich durch den Raum. Außerdem wirft er böse Blicke ins Publikum. Sucht wohl den, der ihn angesteckt hat.
Ging mir ähnlich! Schön rauer Vortrag und die Eingängigkeit ging trotzdem nicht flöten. Da der Herr aber nicht fündig wird, flüchtet er sich in Rock'n'Roll und Bier. Scheint auch zu helfen. Vorneweg hatte ich etwas deutlich poppigeres erwartet. Unten Linx-Sound und die raue, laute Stimme des Sängers schmeißen aber stattdessen ganz schön mit Dreck um sich. Gefällt mir!
Außerdem trägt er ein weißes Shirt der 80er Jahre-Hardcore-Punkband "Jeansintelligence". Die dürfte heutzutage wohl keiner mehr kennnen, aber damals neben den Dead Kennedys sicherlich die Band mit den politischen Texten und Aussagen. Me gusta mucho! Ebenfalls gefallen tut mir der Look des Bassisten. Der Bassgurt ist optisch ja mal perfekt auf die Hosenträger abgestimmt.
Wie der Drummer hier und da mal einwirft, ist sogar ein neues Album in Planung. 12 Jahre nach dem letzten wird das ja wohl auch irgendwie mal Zeit!
Von Veranstalter-Fee Micha bekomme ich leider kein vernünftiges Foto hin. Dieser schwebt durch's Untenlinx, fragt die Bands beständig, ob sie noch Bier brauchen, schmeißt sich dann vor die Musiker und macht Handyfotos. Die Sentiments werden sogar einfach mal aufgefordert für ein Bild geil zu posen. Sollte ich mir vielleicht auch mal angewöhnen.
Rattenlocheske Szene. Kurzweiliger Auftritt, will sagen, ziemlich schnell vorbei, so dass sich, erst zaghaft und dann fordernder, das übliche Zugabe-Gebrüll entfacht. Der Drummer sagt mehrfach bestimmt "nein", aber muss dann trotzdem wieder aufbauen.
Nächste Band: FOLIVORA. Tja, was soll ich zu denen sagen...als unser Gesprächsthema im weiteren Verlauf auf den potenziell schlechtesten Auftritt des Jahres kam, tauchte der Name jedenfalls wieder auf.
Auch wenn das denen wahrscheinlich nicht so wirklich gerecht wird, denn: Sie geben sich ja Mühe! Die Songs fangen auch meistens mit nem ganz coolen Intro an, werden dann aber schnell eintönig und von einem ziemlich abartigen Grölgesang überlagert.
Die Herren Musikanten kommen mir ein wenig so vor wie die Schülerband beim ersten Auftritt in der Aula, will sagen, noch etwas unbeholfen und viel mit sich selbst beschäftigt. Und auch ihr mitgebrachtes Publikum hält sich an die internationalen Statuten für Schülerband-Auftritte. Da darf ich also gar nicht so kritisch sein, der Nachwuchs will ja gefördert werden.
Also, ich fand's nicht so schlimm wie du, aber Westfalenhalle ist da definitiv ein gutes Stichwort. Der Broilers-Aufkleber, das Feine Sahne Fischfilet-Shirt und die Kurzhaarfrisuren deuten ja schon an in welche Richtung es gehen "soll". Stadionrock ole. Dass jedoch weder der rumplige Vortrag der Band, noch das Untenlinx so einen Sound auch nur ansatzweise produzieren kann, sollte klar sein. So wird es dann doch ein unverständliches Rumgerotze. Wobei, das habe ich auch schon mal viel schlimmer gesehen. Andererseits scheint es die Band schon länger zu geben, zumindest kristallisiert sich das irgendwie aus den Ansagen heraus. Ach, komm, ich werd einfach nicht warm damit. Wenn ich stumpfes Gegröle hören wollen würde, wäre ich gestern in die Westfalenhalle gegangen.
Ich sage ja: Tote Hosen oder Broilers. An sich ganz korrekte Attitüde (Wenn ich das richtig verstanden habe, betreiben die engagierten Jugendlichen ein Flüchtlingsheim in Waltrop), aber ein kläglicher Versuch Stadionrock zu machen. Selbstverständlich gab es viel gegröhltes "Woho", einen Mitklatschpart und Sauflieder! Aber es gibt auch klare Ansagen gegen Nazis, für die Flüchtlingshilfe, und vor allem für Freibier, das die Band anscheinend freimütig verteilt, weil da wer Geburtstag hat oder so. Na dann Glückwunsch!
Das "Save Tonight"-Cover finde ich ganz gut, der Löwenzahn-Durchfall-Vergleich passt. Norovirus lässt grüßen. Zum Schluss noch irgendein mieses Radiosong-Cover bei dem die Band mehr abgeht als bei ihrem eigenen Material - und ein Lied namens "Schluss mit Lustig" mit der Löwenzahn-Melodie. Was ja schon irgendwie witzig ist, bloß dass besagte Melodie eher nach Durchfall klingt, wenn sie gegrölt vorgetragen wird.